598) Hektik in der Notdurftzentrale

Am 31.12.2024, pünktlich abends zur Silvester Party, gab es zeitweise kein Wasser mehr aus dem Hahn.

Da guckt die Party erst mal etwas dumm aus der Wäsche. Denn auch wenn der Balkon ausreichend mit Kaltgetränken bestückt ist, müssen die ja nach reichhaltigem Genuss ja auch irgendwo entsorgt werden und das geschieht in Deutschland meistens „untenrum“ und mit der Hilfe von Trinkwasser (was an sich schon irre ist).

Und während man nur noch verhalten am Glas „nippt, kommt man etwas ins Grübeln und fragt sich:

Ist nur diese Wohnung oder der Aufgang betroffen? Dann würde das Problem mit Sicherheit nicht mehr im alten Jahr erledigt werden, aber man könnte notfalls Flüssigkeiten beim Nachbarn entsorgen. Wenn der mitspielt und die Partygesellschaft durch seine Bude zum Klo marschieren lässt.

Ist der ganze Stadtteil ohne Wasser? Dann gäbe es ordentlich „Druck“ (im wahrsten Sinne), dann würden entsprechende Notdienste aktiviert, aber beim Nachbarn braucht man in den nächsten Stunden auch nicht klingeln, denn dem steht die Suppe ja auch bis ans Augenlied.

Irgendwann wurde dann klar woran es lag, ein Wasserrohrbruch im Bezirk Wedding, wodurch mehrere andere Stadtteile vom Frisch-Wasser abgeschnitten waren. Das Problem wurde recht flott gelöst (Lob an dieser Stelle). Nach zwei Stunden lief das Wasser wieder, is’ noch mal jut jejangen.

Aber jetzt mal angenommen, der Schaden wäre nicht so schnell reparabel gewesen. Lass mal mehrere Berliner Bezirke ohne Wasser sein, auf … zwölf  Stunden oder so … wat‘n dann?

Treffen die Männer sich dann auf der Straße und schauen sich die Bäume mal detaillierter an? Spülen die Damen ihr Geschäft mit bestem Aperol Spritz  runter? Und was, wenn das Essen schlecht war und alle Gäste unter Erbrechen und Durchfall leiden? Herrlich, da kommt Stimmung in die Bude. Das vergisst man wohl nie.

Alles in allem kein Drama, aber mal ganz interessant zu spüren, wie es denn so wäre, wenn in einer Großstadt Strom, Wasser oder andere Selbstverständlichkeiten ausfallen.

An dieser Stelle sei wieder mal die Kurzgeschichte „Schöne Scheiße“ vom guten Andreas Eschbach empfohlen. Genau das passiert dort nämlich und alle Menschen können wunderbar mit Maus und Tastatur umgehen, aber keiner kann mehr einen Abfluss reparieren.

Oder ihr schaut mal die ersten Minuten von „Slumdog Millionär“, da gibts auch ne nette Szene in der Slum-Latrine.

In diesem Sinne

Wasser imarsch


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8 Kommentare zu „598) Hektik in der Notdurftzentrale

  1. Puh, nochmal gut gegangen. Ich hatte davon gelesen.
    Das erinnert mich an einen Wasserausfall aufgrund einer Havarie an einem Abend im vergangenen Jahr. Mein Mann und ich waren wegen eines Termins auswärts essen (und konnten dort aufs Klo), da rief die Tochter den Vater an und teilte mit, dass sie duschen wolle, und er solle das doch mal sofort klären. Sie war so aufgebracht und wollte auch nichts von Katzenwäsche mit Feuchttüchern und Zähneputzen mit Mineralwasser hören. Der Papa solle SOFORT für Wasser sorgen, der klärt doch sonst immer alles, mit eigenem Geschick, mit Beziehungen, mit Geld. Er fühlte sich geehrt, aber lachen mussten wir trotzdem. PS: Später am Abend war das Wasser wieder da. Sie hat überlebt. Und was gelernt fürs Leben.

  2. Ich muss mal nach der Geschichte von Eschbach tauchen. Eigentlich habe ich viel von ihm gelesen, aber da klingelt gerade nichts.

    Ansonsten war ich mal in einer Pilgerherberge, in der es schon zwei Tage kein Wasser gab und auch nicht in Aussicht stand, dass wieder welches kommen würde. Die Herbergsdrachin bot mir an, meine Trinkflaschen aufzufüllen. Aber mal in ihr Haus, das gegenüber stand, zur „Notdurft“ zu gehen, das konnte sie natürlich nicht zulassen. Die nächste Bar war 2 km weg. Da musste man also rechtzeitig losgehen ***lach*** Leider bin ich damals (noch) nicht auf die Idee mit der Katzenwäsche gekommen (warum, weiß ich auch nicht; das „Konzept“ war mir durchaus damals schon bekannt) und habe mich die ganze Nacht mit den getrockneten Schweiß-Salz-Krümeln auf der Haut geplagt. Inzwischen kann ich mich aber auch gut auf einer öffentlichen Toilette grob säubern…

    1. Herbergsdrachin … schönes Wort. Ja, hör dir mal diesen Eschbach an, ist etwas ungewöhnlich … aber auch sehr kurz. Hörbuch dauert eine Stunde.

      Ich fange jetzt mit die „Abschaffung des Todes“ an, das klingt mir auch sehr „verlockend“

      1. Vielen Dank. Steht direkt auf der To-Read-Liste 🙂

        Sag mal, das „andere“ gibt es nur als Hörbuch? Ich bin doch Hörbuchanalphabet 😉 Das wäre dann ja tatsächlich sch… sch….

      2. Mhm gute Frage, selbst bei den Amazonen gibt es nur als Hörbuch. Dauert aber nur 50 Minuten und ist von David Nathan gesprochen. Immer ein Ohrenschmaus und stimmgewaltig 😉

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