420) Buchstabensuppe mit Alles – 2

Als man sich vor langer Zeit den Kopf zerbrach, welcher Monat kürzer sein soll als all die anderen, hat man sich für den Februar entschieden. Gute Wahl. Kaum auszuhalten, wenn der Februar 30 oder 31 Tage hätte.

Und was hilft da am besten. Eine warme Suppe.

Buchstabensuppe:
Nach den ersten Kommentaren zu dieser neuen Beitrags-Serie, kann ich feststellen, dass  „Buchstabensuppe“ im Allgemeinen positiv besetzt ist. Eine gute Entscheidung, dass ich nicht „Rosenkohl“ für das Format gewählt habe. Für manche ist Buchstabensuppe mit Kindheit verbunden, andere versuchen immer noch, sich ganze Wörter auf der Zunge zurechtzulegen. Danke an Clara Himmelhoch für den Tipp und das Kopfkino. Allerdings sind Buchstabennudeln irgendwie auch aus der Zeit gefallen. Sie wurden bestimmt von alten weißen Männern erfunden und müssen dringend überdacht werden. Warum? Zum einen sind sie in der Regel weiß, was ja überhaupt nicht mehr geht. Hinzukommt, dass man die Worte nicht korrekt gendern kann. Es fehlen Doppelpunkte und Schrägstriche in der Tüte. Auch Mitbürger mit Migrationshintergrund fühlen sich komplett ausgeschlossen. Es gibt keine Umlaute und Akzente, wie sollen sich Menschen mit türkischem oder slawischem Background hier jemals heimisch fühlen? Und wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Weltbevölkerung indisch oder chinesisch ist, wäre es dann nicht angebracht Buchstabensuppe in Mandarin, Hindi, Kannada und Tamil anzubieten? Geht das technisch überhaupt? Oder gibt’s die vielleicht schon? Am besten Mal den Herrn Scholz fragen, wenn er aus Indien zurück ist.

Dachschaden:
Das Haus gegenüber wurde neu bedacht. Seit 2021 arbeitet man dran. Schon letzten Sommer fiel mir auf, dass über einem Dachfenster eine halbe Ziegel fehlt. Aber die werden schon wissen was sie tun, dachte ich mir. Da wird schon einer dran gedacht haben. Wer bin ich denn, dass ich Deutschen Edel-Handwerkern mit Fachkräftemangelhintergund einen Ratschlag erteilen kann. Nun wird die Jahrhundertbaustelle langsam aufgelöst, Mensch und Material ziehen weiter und was soll sich sagen? Mein Verdacht hat sich bestätigt, die halbe Ziegel fehlt immer noch und der Mieter, der da jemals einzieht, wird schnell Stockflecken an der Decke haben. Aber er ist froh, dass er nicht obdachlos ist. Könnte mir eigentlich egal sein, ist ja nicht mein Dach. Aber ich schaue nun mal auf dieses Dach. Jeden Tach. Und ich sehe die Lücke. Und sie schaut mich an. Fragt sich wer hier eigentlich einen Dachschaden hat. Das Haus oder ich. Also was mache ich lieber netter Onkel von gegenüber? Ich recherchierte den Verwalter des Objekts und habe ihn mit einer e-Mail bedacht. Die Firma dankt und leitet das weiter. Derweil ziehen immer mehr Bauarbeiter ab. Ich ahne schon wo das endet. Europaweite Ausschreibung, Hubschraubereinsatz und ich muss es dann noch zahlen.

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Frust:
Vor ein paar Tagen war ich beim Doc. Ein Routine-Check und eine gute Gelegenheit, mit der  Schwester zu quatschen, während ich da auf der Liege sitze. Auf die Frage wie es denn so läuft, klagt sie, dass die Patienten immer lauter, gereizter und pampiger werden. In 2023 wohlgemerkt, nicht in in 2021 und 2022, als die Stimmung teilweise sehr aufgeheizt war. Was macht die Leute so aggressiv? Was haben die falsches gegessen? Und warum lassen die ihren Frust an Krankenschwestern aus?

Aber ich will den Beitrag nicht so negativ enden lassen. Denn wenn man so auf die Titelseiten schaut, gehts uns doch eigentlich ganz prima hier, im Land der Lichter und Banker.

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417) Buchstabensuppe mit Alles – 1

Der Februar ist fast geschafft, die Tage werden länger. Sehr gut. Und so viel ist schon wieder geschehen, was noch verarbeitet werden muss. Ich gieße das mal mit etwas Instantbrühe auf und reiche meinen ersten Teller „Buchstabensuppe mit Alles“.

Beben
In der Türkei und Syrien zerstört ein Erdbeben Städte und Familien, die Anzahl der Toten liegt aktuell wohl bei 45.000, von den Verletztenzahlen mal gar nicht zu reden und wann das alles jemals wieder aufgebaut werden kann auch nicht. Und ganz besonders die Menschen in Syrien, was die aushalten müssen. Krieg, Naturgewalt. Furchtbar. 2015 habe ich mal einen Erdbebenausläufer vom Himalaya in Delhi erlebt. Bei weitem nicht so heftig wie nun Anfang Februar, aber im Hotel pendelten Lampen und Türen. Gruselig. In dem Moment wird einem klar, wie klein und hilflos man ist. Da helfen keine Sandsäcke, Wassereimer oder vernagelte Fenster. Auch keine Smartphones mit vielen Apps drauf.

Wiederholungswahl
In Berlin wurde am 12.02.23 die letzte Landtags-und Bezirksverordnetenwahl wiederholt. Ein paar kleinere Pannen gab es wohl auch diesmal, aber Wahlbeobachter der OSZE mussten nicht extra anrücken und wir werden auch nicht unter Sonderverwaltung von Markus Söder gestellt. Na ein Glück. Färbt man die Bezirke nach den Farben der stärksten Parteien ein, ergibt sich ein interessantes Bild. In der Stadt-Mitte im Wesentlichen grün und rot, in den Außenbezirken, vollends schwarz. Und ein wenig blau …aber das kann auch eine Störung meines Displays sein.

ChatGPT
Ein Chatbot, der Texte generieren kann, der erklimmt gerade die Bühne und wird heiß diskutiert. Erwachsene und Arbeitsminister fürchten um die Jobs, Schüler freuen sich über Hilfe beim Schreiben von Aufsätzen. Lehrer glauben, sie könnten den Hype beenden, wenn sie keine schriftlichen Hausaufgaben mehr aufgeben, nutzen ChatGPT aber selbst heimlich zu Vorbereitung des Unterrichts … und schaffen sich damit auch ab. Das ahnen sie nur noch nicht. Na bloß gut, dass das Ding noch nicht mit dem Internet verbunden ist und sich seine Informationen daher holt. Denn dann würde ChatGPT irgendwann ja nur noch seine eigenen Texte finden und die dann wiederkauen. Guten Appetit.

In eigener Sache
Nach längerem Zaudern, Überlegen und Prokrastinieren habe ich meinen Homeoffice-Arbeitsplatz aus einer Ecke ohne natürlichem Licht an ein Fenster verlegt. Das war mit größeren Baumaßnahmen verbunden, aber es hat sich gelohnt. Nun habe ich ein Höhlen-Office mit Tageslicht … und immer noch viehischen Muskelkater. Aber es hat sich gelohnt!

Bis bald mal wieder zu einem Teller „Buchstabensuppe mit Alles“

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<— Buchstabensuppe mit Alles – 0

416) Buchstabensuppe mit Alles – 0

Kennt ihr das? Eigentlich habt ihr Appetit, aber genauso eigentlich, habt ihr auch gar keine Lust euch zwei Stunden in die Küche zustellen? Ich denke schon. Dann gibt‘s was auf die Schnelle, ein paar Nudeln, eine Suppe vielleicht oder ihr checkt mal, welche Reste sich noch so zusammenfegen lassen. Im übertragenen Sinne natürlich.

Genauso gehts mir bei vielen Entwicklungen unter der Woche. Gern möchte ich die Dinge aufgreifen, mal meinen Senf dazugeben, aber da ich mit meiner Zeit haushalten muss, kämen die Beträge erst sehr verzögert raus. Also muss ein neues Format her. Kurz und knapp. On the go. To take away und mit wenig Tiefgang. Da Tischmanier und Esskultur bei China-Pfanne, Döner und Pommes rot/weiß eh schon leiden, wird diese neue Beitragsreihe sicher auch keine Pulitzer-Sterne ernten, aber sie gibt mir die Möglichkeit, ein paar Gedanken zu „entsorgen“.

Und dann muss natürlich noch ein Name für das Format her:

  • Leipziger Allerlei … Berliner Allerlei? … mhm … versteht keiner. Erst recht niemand im Ausland.
  • Ein Kessel Buntes? … ach nee … es soll ja eben genau kein Kessel werden. Für mich nicht und für die Leser/Innen nicht.
  • Boulette mit Mischgemüse? Auch nicht. Zu fleischlastig heutzutage. Geht nich‘ mehr.

Ich nenne das jetzt erst einmal „Buchstabensuppe mit Alles“. 

Der erste Teil „Buchstabensuppe“ weil ich die ganz gern mag (und zwar mit Chili-Sauce) und das ja auch ganz gut zum Thema passt. Den zweiten Teil „mit Alles“, hänge ich hinten dran, weil es so wunderbar nach Berliner Dönerbude klingt und kompakt ausdrückt, dass man gefälligst nimmt was man kriegt und nicht herummäkelt. Schluß mit „ohne Zwiebel, Tomaten und Rotkraut“. Hier wird gegessen was auf den Tisch kommt!

… außerdem gibt’s diese Phrase bei Google noch nicht 😉

Ma‘ kieken was draus wird… 

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412) 99 Luftballons … schon wieder?

Kaum war am 25.01.2023 die Lieferung von 14 Deutschen Panzern zugesagt, da war mal einen Moment Ruhe in der Raubtierabteilung des Medien-Zoo‘s. Die Puma‘s, Leoparden und Füchse hatten kurz Sendepause. Aber die hielt nicht lange an. Denn ein oder zwei morgendliche Zahnbürsten später, wurden im Radio bereits die nächsten Informations-Haubitzen in den Äther geschoben.

Welches Land denn wohl bereit wäre, Kampfflieger zu schicken, welche nicht und welche das zumindest mal „nicht kathegorisch ausschließen“. 

Hah! Dies mal bin ich ganz vorn dabei. Von Tag 1 der öffentlichen Diskussion. Ich bin ein Early Adopter, ein Front Runner, ein Pionier sozusagen. Diesmal renne ich der Entwicklung nicht hinterher und schaue doof zu, diesmal werde ich mich vorab informieren und „Schritt halten“. 

Kompanieeeeee. Vorwärts!

  • Ich gucke mal im Spielzeughandel ob ich da nicht solche Quartettkarten mit Kampfjets finde. Dann kann ich die mit dem Stammhalter spielen und wissen wir bestens Bescheid übers fliegende Gerät. Flügelspannweite? Geschwindigkeit? Gewicht? Fähigkeiten? Waffensysteme? Hah, das wird ein Spaß.
  • Wir bestellen ein Modell eines schicken Tarnkappen-Bombers, den basteln wir zusammen, während wir den Soundtrack von Top Gun hören und Pop Corn knabbern.
    „Highway to the Danger Zone
    Ride into the Danger Zone“
  • Ach toll, da baut sich das Kriegsgerät gleich viel beschwingter auf, man bekommt gar gute Laune bei der Aufrüstung des Kinderzimmers. Eine Miniatur-Mig könnten wir eigentlich auch noch bestellen, aber bloß kein neues Modell, denn da verdient der Putin bestimmt an Lizenzen mit. Besser wir organisieren etwas „second hand“ über einen Dritthändler.
  • Am Abend verkleiden wir uns und ziehen uns dann noch beide Top Gun-Filme rein, um zu bestaunen wie wendig die Flieger im Himmel doch sind. Und Tom Cruise und Kelly McGillis unter der Bettdecke noch waren. „Take my breath away.“ Großartig.
  • Und dann schwelge ich in Erinnerungen, mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich nur daran denke, wie romantisch es doch als Kind war, auf einer Tribüne zu sitzen und hinter sich einen Senkrechtstarter in die Luft gehen zu hören. Oder wie sie uns am Tag der offenen Tür in ihre Panzer krabbeln lassen haben. „Wollt’ da mal anfassen?“.Und selbst heute noch, wenn man über die Mecklenburger Seen paddelt und plötzlich ein Eurofighter im Tiefflug über die Köpfe donnert und der Gegend dort endlich einen Sinn gibt.

Ach und jetzt bin ich gerade so in Schreiblaune, ich versuche mich mal einem Drehbuch für Top Gun 3. In der Deutschen Fassung. Elyas M`Barek spielt den „Maverick“, Karoline Herfurth wird die Ausbilderin „Charlie“ übernehmen. Den neuen Verteidigungsminister übernimmt Heino Ferch … der muss dafür nicht mal in die Maske. Für den Bundeskanzler dachte ich kurz an den Lauterbach … also den Heiner … aber der scheint mir für die Rolle zu draufgängerisch. Mal sehen wer den Job übernehmen will.

Aber eins ist schon klar. Ich übernehme Nick „Goose“ Bradshaw. 

Top!

411) Im Kontext

Gestern erreichten mich über den ganzen Tag einzelne Nachrichten und Info-Fetzen, da hätte man schnell denken können, alles hängt zusammen und jemand dreht aber mächtig an den Knöpfen des Weltgeschehens, wie an einem Mischpult sozusagen.

Aber seht selbst:

  • Bangalore hat Fieber und Rückenschmerzen
  • Keine Flüge vom Berliner Flughafen
  • Weltweite Störung bei Microsoft
  • Attacke in Schleswig Holstein
  • Deutsche Panzer an die Ukraine
  • Kein Strom in Florida
  • Thüringen ohne Heizung und Warmwasser

Bevor sich Herzinfarkt, Massenpanik und Verschwörungstheorie entwickeln, sollte man aber im Kontext lesen und auch die Worte davor und danach mitnehmen …

Und dann liest sich das schon anders:

  • Mein Kollege in Bangalore hat Fieber und Rückenschmerzen, er meldet sich krank
  • Warnstreik bei Verdi am am 25.01.23, Keine Flüge vom Berliner Flughafen
  • Weltweite Störung bei Microsofts Online Diensten Teams gegen Mittag behoben
  • Messer-Attacke in Schleswig Holstein-er Regionalexpress
  • 14 zugesagte Deutsche Panzer an die Ukraine frühestens Ende März
  • Nach Wintersturm teilweise Kein Strom in Florida
  • Ein Hotel in Thüringen ohne Heizung und Warmwasser

Jede Nachricht für sich natürlich nervig, unangenehm, enttäuschend, sogar tragisch und traurig, aber eben ohne Zusammenhang.

402) Nachbesprechung 2

Wann immer eine Straftat oder ein Unfall geschieht, geht es in den Nachrichten zunächst um die Basics. Was ist geschehen? Wieviele sind betroffen? Wo ist es passiert?, Wann?… usw … ihr kennt das, ähnlich den 5 W-Fragen wenn man einen Notruf absetzt. Und dann kommt in letzter Zeit recht bald eine sechste Frage hinzu. Nicht gleich sofort, denn man will ja nicht vorurteilen oder eine Stimmung schüren. Aber sie kommt. Da kann man sicher sein.

Die Frage lautet: Woher kommen die Täter? 

Und damit meint man nicht aus welchem Ort sie stammen, sondern man zielt auf ihren Hintergrund ab. Auf Ihre Herkunft. Obwohl das ja erst einmal überhaupt keine Rolle spielt.

Als ich meinen Beitrag >Nachbesprechung am 02.01,23 um die Mittagszeit schrieb, stellte ich mir die Frage nicht, sondern stopfte die Täter in eine große Schublade. Bestimmt aus Berlin, jung, besoffen, zugedröhnt, selbstüberschätzt, orientierungslos, unzufrieden … und auch hirnlos, weil sie ja ggf ihre eigenen Retter attackieren. Meine Vermutung wurde noch in den Abendnachrichten bestätigt, es wären „überwiegend junge Männer“ gewesen

Am 03.01.23 hieß es dann schon detaillierter, 145 Personen wurden festgenommen, 45 mit Deutscher Staatsbürgerschaft, die anderen stammen aus 17 „weiteren Nationen“. Aber 17 zu 145, dachte ich, das geht ja noch. Die feine Formulierung kann man schon mal schnell überhören, wenn man noch im Hangover hängt.

Heute am 04.01.23 sprach man im Morgen-Radio bereits von „ein Drittel deutscher Herkunft“ und „zwei Drittel anderer Nationen“. Oh ha. Die News-Salami wird also in Scheiben aufgeschnitten und es ist nicht das erste Mal. Im Laufe des Tages wurden die „zwei Drittel anderer Nationen“ deutlicher in 21 Syrer und 27 Afghanen vorsortiert. Und mir wurde klar, dass ich in meinem Beitrag zu früh geurteilt habe. Ich habe unsere armen, desorientierten, drogenabhängigen, minderjährigen Bio-Deutschen verdächtigt, stattdessen waren es mehrheitlich „Ausländer“ 😉

Ob die nun unter Drogen standen weiß ich nicht, orientierungslos waren sie sicher, sonst wären die einfach früher abgehauen. So wie die deutschen Krawallos mit entsprechender Ortskenntnis. Denn nur die Festgenommen wurden ja schließlich gezählt, nicht die Krawallos die insgesamt unterwegs waren.

Und selbst, wenn das Mengengefüge so war, fragt man sich nun hoffentlich nicht nur, wie man die Polizei aufrüsten kann, sondern auch was die jungen Männer dazu getrieben hat. Wieso ticken junge Leute, die Flucht und Vertreibung hinter sich haben, so aus und lassen ihren Frust an Feuerwehr und Polizei ab? Das kann man sicher nicht nur mit Taliban, Assad oder „anderem Kulturkreis“ erklären, denn sie haben in den letzter Zeit ja „hier“ gelebt und nicht „da“.

Mir fehlen da noch ein paar mehr W-Fragen:

  • Wo hausen die junge Männer hier? Was hat man getan, um sie unterzubringen?
  • Was treiben sie den ganzen Tag, wie können sie ihre Potenziale einsetzen?
  • Welcher Tätigkeit gehen sie nach, um dann abends noch so viel Energie zu haben?
  • Womit können sie ihren Unterhalt verdienen, wie können sie sich eine Zukunft aufbauen?
  • Wie können sie sich aus-und weiterbilden, um in tristen Tagen Beschäftigung und Sinn zu finden?

Also, ums noch mal klarzustellen: Weder will ich das nur den Menschen mit „Migrationshintergrund“ anlasten, noch will ich das Geschehene verteidigen. Noch weniger glaube ich an nur „Ein Drittel“ deutscher „Bio-Masse“ im Krawallgeschehen. Kann mir keiner erzählen, dass die alle artig bei Erdbeer-Bowle auf der heimischen Couch saßen.

Neue Body-Cams für Polizisten, härtere Gesetze und mehr Einsatz-Personal werden das Problem sicher nicht lösen. Das hat es bei früheren Krawallen (1. Mai, G20) ja auch nicht. Junge Menschen brauchen Obdach, Zukunft und Beschäftigung und wir brauchen händeringend junge Leute.

Alles nix neues eigentlich.

<— Nachbesprechung 1

 

383) Klebegeister

Folgt man der echauffierten Diskussion um die Prima-Kleber, könnte man meinen, wir befinden uns im Sommerloch oder im Kindergarten.

Natürlich kann man über die Form des Protestes diskutieren und wenn man in einem solchen Stau steht, ist das in dem Moment vielleicht nicht lustig. Aber es wird ja so getan, als gäbe es sonst überhaupt keinen Stau in der Stadt und als würde hier nicht jeden Tag für oder gegen etwas demonstriert. Und wenn eine Feuerwehr einer 4-Millionen-Stadt nicht in der Lage ist, einen Stau zu durchfahren, dann liegt das doch bitte an der inkompetenten Verkehrsführung oder an den Autofahrern, die zu blöd sind, eine Rettungsgasse zu bilden. Man will mir doch wohl nicht im Ernst erzählen, dass eine handvoll Klima-Aktivisten, die an einer Brücke hängen, die Bundeshauptstadt lahmlegen! Da muss ich mir ja echt Sorgen um mein Leib und Wohl machen.

Jetzt wo Berlins Polizeipräsidentin angeblich eine „extreme zusätzliche Arbeitsbelastung“ durch die Klebeproteste beklagt, dann sollten wir besser wegziehen. Denn es steht schlecht um die Hauptstadt der Jammerlappen. Hier braucht man 14 Jahre um einen Flughafen zu bauen, man kann nicht mal eine Bundestagswahl ordentlich durchführen und dann ist man ist solchen Klebegeistern hilflos ausgeliefert und kriegt das große Heulen.

Wenn neben B.Z., BILD & Co dann noch öffentlich-rechtliche Medien solch einen Stuss zitieren und das Geschehen noch anheizen, ist das sicher nicht hilfreich

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/11/berlin-polizei-polizeipraesidentin-klimaproteste-mehrarbeit.html

Besetzt Greenpeace in der Nordsee ein Ölplattform, dann finden wir das großartig, wenn sich aber Menschen dem Berliner Autoverkehr entgegensetzen, dann kriegen die Leute in den Autos einen Tobsuchtsanfall, auch wenn vermutlich zwei Drittel der Fahrer/innen echt nicht auf‘s Auto angewiesen wären.

Und dann kann sich sogar halb Deutschland drüber aufregen, egal ob es vor Ort überhaupt eine nennenswerte Kreuzung oder Brücke, geschweige denn ein Gemälde gibt. Dann quasselt man von Gewalt, von Nötigung, gar von Terror. Ich geh‘ kaputt.

Also wenn sich der deutsche Angstbürger da schon in die Hosen macht, dann will ich mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn es hier mal zu ernsthaften Klima-oder Energiebedingten Ausfällen in der Infrastruktur kommt.

Wie sollen wir als Gesellschaft, all die dicken Bretter bohren, die da vor uns liegen, wenn uns so etwas schon an den Rand der Verzweiflung bringt. Den Deutschen muss man gar nicht dem Gashahn oder Atomkrieg drohen, es reicht schon, wenn sich ein paar Typen auf der Straße festkleben und wir machen uns selbst fertig.

Ich bin entsetzt … und enttäuscht.

Die Jungs von „Lage der Nation“ haben das in Folge 311 ab Minute 1:11:30 mal juristisch auseinandergenommen. Hörenswert!

https://lagedernation.org/podcast/ldn311-lindner-zu-tempolimit-bereit-interview-hoffnung-bei-us-midterms-wirtschaftsweise-fordern-steuererhoehungen-rechtslage-klima-blockaden-300-mio-verpulvern-fuer-konnektoren-synopsen-auf-bu/

368) Absolute Ereignislosigkeit

In der letzten Woche habe ich den Jungs von „Alles gesagt?“ zugehört, während sie Rezo im Gespräch hatten (Aufnahme von 2019). Nach 8,5 Stunden bin ich zwar kein großer Rezo-Follower, aber es war schon mal interessant zu hören, wie der so denkt und wie die Welt von YouTube, Facebook, Insta, Tik Tok … Bacefook, KnickKnack, FickFuck, TipTop … so tickt und rockt.

Am Rande ging es kurz um den Begriff „Absolute Ereignislosigkeit“ und die drei Jungs machten eine kurze Reise ins Mittelalter. Einer Zeit ohne Strom, Medien und künstlichem Licht. Dafür aber reich an Arbeit, Dreck, Krankheiten und nur von kurzer Lebenszeit für die Menschen.

Sie wurden mit dem Tageslicht oder dem Hahnenschrei wach, machten sich irgendwie frisch, um dann den ganzen Tag zu schuften. Nach der Arbeit für den Fronherren wurde dann vermutlich zu Hause weitergearbeitet. Essen machen, Wäsche waschen, Reperatur- und Näharbeiten usw. im Licht von Öllampen, Fackeln oder Herdfeuer. Vielleicht sangen sie noch was oder erzählten Geschichten. Spielten ein Instrument, tanzten, beteten aber das war es dann auch schon. Auf keinen Fall wischten sie auf einer Glasplatte herum und folgten Ereignissen irgendwo auf der Welt. Kein Bling, kein Plop. Es gab für sie schlichtweg kaum Einflüsse von außen. Außer Hexenverbrennungen und Ritterspielen, gab es auch keine „Events“, wo man sich mal ein paar coole „vibes“ abholen konnte. Außer dem Kopf des Delinguenten „smashte“ da aber so gar nichts „Digga“. Die „Influencer ihrer Zeit waren der Leibherr, vielleicht kannten sie noch den Namen des Fürsten oder den vom Papst. Ihre „News“ erhielten sie über‘s Hörensagen auf dem Marktplatz und wenn sie nicht auf dem Scheiterhaufen landeten war dann mit circa 40 Jahren eh meist Schluss. 

Ich wäre also vermutlich schon unter der Erde, die Kirche hätte mich gegrillt. Beidseitig, so viel ist sicher.

Vor ein paar Jahren habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, mich für ein paar Tage/Wochen allein auf einer schwedischen Insel einzuquartieren. Solche Objekte gibts dort. Insel, Haus, Boot. Das war’s. Als es konkreter wurde, habe ich dann aber Muffensausen bekommen. 

Denn was passiert, wenn man tagelang disconnected und ohne Aufgaben ist? Spricht man dann nur noch mit sich selber? Kommt einem irgendwann die große Eingebung, die im Alltag nicht durchdringen kann? Oder dreht man dann einfach durch, nascht giftige Beeren und dann ist halt Schluss. 

„Lagom är bäst“, wie der Schwede zu sagen pflegt?

Die bekannte Datenkrake findet für den Begriff „Absolute Ereignislosigkeit“ nur 91 Treffer. Wundert mich nicht. Aber nun sind es immerhin 92 😉

Ich schließe den Beitrag mit ein paar Zeilen aus „Too many friends“, von Placebo, live gespielt am am 06.10.22 in Berlin. Großartig.


This is my last communique
Down the super highway
All that I have left to say in a single tome

If I could give it all away
Will it come back to me someday?
Like a needle in the hay or an expensive stone

360) New Dress (2022)

Die aktuelle Nachrichtenlage erinnert mich doch sehr an den Song „New Dress“ von Depeche Mode. Damals, im Jahr 1986, zitierte die Band diverse Schlagzeilen aus den News und schloss die Strophen jeweils mit „Prinzessin Diana trägt eine neues Kleid“ ab.

Hier ein Auszug:

Sex jibe husband murders wife
Bomb blast victim fights for life
Girl thirteen attacked with knife
Princess Di is wearing a new dress

Jet airliner shot from sky
Famine horror – millions die
Earthquake terror figures rise
Princess Di is wearing a new dress

Wenn ich heute den Nachrichten lausche, hat sich nicht viel verändert:

Ein AKW gerät außer Kontrolle
In New York gibts wieder Polio
Deutschland erwartet kalten Winter
In Ukraine verschwinden Menschen
…und Queen Elisabeth wird 10 Tage lang verabschiedet

Nicht falsch verstehen liebe Windsors, ich respektiere die Lebensleistung der Dame und natürlich hat die Queen einen würdigen Abschied verdient. Keine Frage.

Aber 10 Tage Trauerfeierlichkeiten und Dominanz in den Nachrichten, plus Übertragung der Krone an Prinz Charles, scheinen mir irgendwie nicht mehr in unsere schnelllebige Welt zu passen. Sowohl in UK, als auch auf dem europäischen Festland gibt es so viele Dinge zu tun und zu besprechen, da ist mir das irgendwie ein bisschen too much. Sorry.

Gestern in der Tagesschau unterlief dem Off-Sprecher ein „Patzer“, vielleicht war es aber auch gewollt. Es ging sinngemäß um eine Trauerfeier an der Gäste aus Politik und anderen Königshäusern teilnehmen werden, zu der aber auch ein Teil „normaler Bürger“ (O-Ton) eingeladen sind. Jup. Genau das.

Ich schließe den Beitrag mit dem Refrain von New Dress ab:

You can’t change the world
But you can change the facts
And when you change the facts
You change points of view
If you change points of view
You may change a vote
And when you change a vote
You may change the world

Schönes Wochenende

298) Mit Zettel und Stift 7

Ich brauche mich gar nicht weit von meinem Höhlen-Office zu entfernen und schon finde ich neue Mitteilungen an Wänden, Bäumen und anderen Flächen im Kiez. Egal ob auf dem Weg zum Jogging, bei Besorgungen oder beim zum Ritual gewordenen Corona-Freigang, es gibt immer etwas Neues zu entdecken, wenn man mit offenen Augen durchs Viertel geht.

Hier ein paar Schnappschüsse seit der letzten Ausgabe im November:

Die ersten tragen noch eine sehr hohe Viruslast mit sich.

Bei diesem ersten Statement in blau, fragte ich mich schon, wie man solche Gedankengänge zusammenspinnen kann. Aber nun wurde der Verfasser zum Sohn einer „Sexarbeiter:In (m/w/d)“ erklärt und jemand anders pappte einen Regenbogen-Peace-Aufkleber drauf. Verkehrt herum, oder? Hat so‘n bisschen was von Wandzeitungsredaktion oder Kreativ-Werkstatt. Ich bin gespannt was noch kommt.

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Bei dem hier, hat man anscheinend unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Während der erste Schreiberling nach der Impfung nichts mehr „zu Stande“ brachte, erfreut sich der Zweite wiedererstarkter Manneskraft. Ich vermute, der hat das Pfizer-/Biontech-Präparat bekommen. Ein Blick in die Packungsbeilage macht Hoffnung: „Kann Spuren von Viagra enthalten“

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Das nächste Photo soll für heute mal das letzte Bild mit Covid-Bezug sein. Ich wäre dafür, dass man für Tattoo-Stecher und Graffiti-Sprayer eine mobile Rechtschreibprüfung entwickelt. Und dann aber noch eine zweite Rechtschreibprüfung für die erste Rechtschreibprüfung. Und dann noch eine dritte Rechtschreibprüfung für die zweite Rechtschreibprüfung. Sicher ist sicher.

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Hier noch was zum Graffiti-Problem in Berlin. Der hier hatte immerhin Humor. „Ha, Ha, Ha“, es war aber auch nicht unsere Häuserwand. Aber immerhin stärken Beseitigungen von Graffiti und Reparaturen von demolierten Wartehäuschen bei Bus und Bahn das Deutsche Bruttoinlandsprodukt und sichert langfristig Arbeitsplätze. Also dann, weiter machen!

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Und hier ein nettes Beispiel für Beschriftungen, bei denen ich im Vorbeihuschen etwas ganz anderes lese, als da eigentlich geschrieben steht. Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig.

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Das nächste Bild ist leider typisch für den Kiez. Jemand stellt vor lauter Altruismus (… oder Faulheit) seinen Krempel als „zu verschenken“ vor die Tür. Bei genauerem hinsehen, gilt das aber nicht für den Karton, denn den will er/sie zurückhaben. Ich wage mal die Behauptung, dass das kein gebürtiger Berliner war, sondern eher ein Arbeitsmigrant aus Südwestdeutschland. „Ned älles, was zwoi Backa hat, isch a Gsicht.“

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Kommen wir so langsam zum Krieg in der Ukraine. Dieses infantile Kunstwerk hatte ich zwar schon in >Stop War – Vol 2 gebracht, aber es hat es wirklich verdient noch einmal zu erscheinen. Immerhin hängt es immer noch an der selben Stelle und wurde auch noch nicht überschrieben … was an sich schon einem Wunder gleicht.

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Auch hier waren die Kids sehr kreativ, finde ich. Die Farben blau und gelb sind aktuell schwer zu kriegen. Das gilt auch für den hart umkämpften Kreidemarkt. Rohstoffknappheit … Spekulation … Lieferketten … Hamsterkäufe … Vergütung in Rubel … ihr wisst schon.

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Den hier fand ich auch lustig. Auch wenn es ganz schön lange dauert, dass Nazis verstehen, dass man Quadrate nicht diagonal stapeln kann. Das geeeeeeeht nicht, man! Nun seht es doch endlich ein!

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So weit für heute, bis zum nächsten Mal!

<— Mit Zettel und Stift 6

–> Mit Zettel und Stift 8