412) 99 Luftballons … schon wieder?

Kaum war am 25.01.2023 die Lieferung von 14 Deutschen Panzern zugesagt, da war mal einen Moment Ruhe in der Raubtierabteilung des Medien-Zoo‘s. Die Puma‘s, Leoparden und Füchse hatten kurz Sendepause. Aber die hielt nicht lange an. Denn ein oder zwei morgendliche Zahnbürsten später, wurden im Radio bereits die nächsten Informations-Haubitzen in den Äther geschoben.

Welches Land denn wohl bereit wäre, Kampfflieger zu schicken, welche nicht und welche das zumindest mal „nicht kathegorisch ausschließen“. 

Hah! Dies mal bin ich ganz vorn dabei. Von Tag 1 der öffentlichen Diskussion. Ich bin ein Early Adopter, ein Front Runner, ein Pionier sozusagen. Diesmal renne ich der Entwicklung nicht hinterher und schaue doof zu, diesmal werde ich mich vorab informieren und „Schritt halten“. 

Kompanieeeeee. Vorwärts!

  • Ich gucke mal im Spielzeughandel ob ich da nicht solche Quartettkarten mit Kampfjets finde. Dann kann ich die mit dem Stammhalter spielen und wissen wir bestens Bescheid übers fliegende Gerät. Flügelspannweite? Geschwindigkeit? Gewicht? Fähigkeiten? Waffensysteme? Hah, das wird ein Spaß.
  • Wir bestellen ein Modell eines schicken Tarnkappen-Bombers, den basteln wir zusammen, während wir den Soundtrack von Top Gun hören und Pop Corn knabbern.
    „Highway to the Danger Zone
    Ride into the Danger Zone“
  • Ach toll, da baut sich das Kriegsgerät gleich viel beschwingter auf, man bekommt gar gute Laune bei der Aufrüstung des Kinderzimmers. Eine Miniatur-Mig könnten wir eigentlich auch noch bestellen, aber bloß kein neues Modell, denn da verdient der Putin bestimmt an Lizenzen mit. Besser wir organisieren etwas „second hand“ über einen Dritthändler.
  • Am Abend verkleiden wir uns und ziehen uns dann noch beide Top Gun-Filme rein, um zu bestaunen wie wendig die Flieger im Himmel doch sind. Und Tom Cruise und Kelly McGillis unter der Bettdecke noch waren. „Take my breath away.“ Großartig.
  • Und dann schwelge ich in Erinnerungen, mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich nur daran denke, wie romantisch es doch als Kind war, auf einer Tribüne zu sitzen und hinter sich einen Senkrechtstarter in die Luft gehen zu hören. Oder wie sie uns am Tag der offenen Tür in ihre Panzer krabbeln lassen haben. „Wollt’ da mal anfassen?“.Und selbst heute noch, wenn man über die Mecklenburger Seen paddelt und plötzlich ein Eurofighter im Tiefflug über die Köpfe donnert und der Gegend dort endlich einen Sinn gibt.

Ach und jetzt bin ich gerade so in Schreiblaune, ich versuche mich mal einem Drehbuch für Top Gun 3. In der Deutschen Fassung. Elyas M`Barek spielt den „Maverick“, Karoline Herfurth wird die Ausbilderin „Charlie“ übernehmen. Den neuen Verteidigungsminister übernimmt Heino Ferch … der muss dafür nicht mal in die Maske. Für den Bundeskanzler dachte ich kurz an den Lauterbach … also den Heiner … aber der scheint mir für die Rolle zu draufgängerisch. Mal sehen wer den Job übernehmen will.

Aber eins ist schon klar. Ich übernehme Nick „Goose“ Bradshaw. 

Top!

411) Im Kontext

Gestern erreichten mich über den ganzen Tag einzelne Nachrichten und Info-Fetzen, da hätte man schnell denken können, alles hängt zusammen und jemand dreht aber mächtig an den Knöpfen des Weltgeschehens, wie an einem Mischpult sozusagen.

Aber seht selbst:

  • Bangalore hat Fieber und Rückenschmerzen
  • Keine Flüge vom Berliner Flughafen
  • Weltweite Störung bei Microsoft
  • Attacke in Schleswig Holstein
  • Deutsche Panzer an die Ukraine
  • Kein Strom in Florida
  • Thüringen ohne Heizung und Warmwasser

Bevor sich Herzinfarkt, Massenpanik und Verschwörungstheorie entwickeln, sollte man aber im Kontext lesen und auch die Worte davor und danach mitnehmen …

Und dann liest sich das schon anders:

  • Mein Kollege in Bangalore hat Fieber und Rückenschmerzen, er meldet sich krank
  • Warnstreik bei Verdi am am 25.01.23, Keine Flüge vom Berliner Flughafen
  • Weltweite Störung bei Microsofts Online Diensten Teams gegen Mittag behoben
  • Messer-Attacke in Schleswig Holstein-er Regionalexpress
  • 14 zugesagte Deutsche Panzer an die Ukraine frühestens Ende März
  • Nach Wintersturm teilweise Kein Strom in Florida
  • Ein Hotel in Thüringen ohne Heizung und Warmwasser

Jede Nachricht für sich natürlich nervig, unangenehm, enttäuschend, sogar tragisch und traurig, aber eben ohne Zusammenhang.

383) Klebegeister

Folgt man der echauffierten Diskussion um die Prima-Kleber, könnte man meinen, wir befinden uns im Sommerloch oder im Kindergarten.

Natürlich kann man über die Form des Protestes diskutieren und wenn man in einem solchen Stau steht, ist das in dem Moment vielleicht nicht lustig. Aber es wird ja so getan, als gäbe es sonst überhaupt keinen Stau in der Stadt und als würde hier nicht jeden Tag für oder gegen etwas demonstriert. Und wenn eine Feuerwehr einer 4-Millionen-Stadt nicht in der Lage ist, einen Stau zu durchfahren, dann liegt das doch bitte an der inkompetenten Verkehrsführung oder an den Autofahrern, die zu blöd sind, eine Rettungsgasse zu bilden. Man will mir doch wohl nicht im Ernst erzählen, dass eine handvoll Klima-Aktivisten, die an einer Brücke hängen, die Bundeshauptstadt lahmlegen! Da muss ich mir ja echt Sorgen um mein Leib und Wohl machen.

Jetzt wo Berlins Polizeipräsidentin angeblich eine „extreme zusätzliche Arbeitsbelastung“ durch die Klebeproteste beklagt, dann sollten wir besser wegziehen. Denn es steht schlecht um die Hauptstadt der Jammerlappen. Hier braucht man 14 Jahre um einen Flughafen zu bauen, man kann nicht mal eine Bundestagswahl ordentlich durchführen und dann ist man ist solchen Klebegeistern hilflos ausgeliefert und kriegt das große Heulen.

Wenn neben B.Z., BILD & Co dann noch öffentlich-rechtliche Medien solch einen Stuss zitieren und das Geschehen noch anheizen, ist das sicher nicht hilfreich

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/11/berlin-polizei-polizeipraesidentin-klimaproteste-mehrarbeit.html

Besetzt Greenpeace in der Nordsee ein Ölplattform, dann finden wir das großartig, wenn sich aber Menschen dem Berliner Autoverkehr entgegensetzen, dann kriegen die Leute in den Autos einen Tobsuchtsanfall, auch wenn vermutlich zwei Drittel der Fahrer/innen echt nicht auf‘s Auto angewiesen wären.

Und dann kann sich sogar halb Deutschland drüber aufregen, egal ob es vor Ort überhaupt eine nennenswerte Kreuzung oder Brücke, geschweige denn ein Gemälde gibt. Dann quasselt man von Gewalt, von Nötigung, gar von Terror. Ich geh‘ kaputt.

Also wenn sich der deutsche Angstbürger da schon in die Hosen macht, dann will ich mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn es hier mal zu ernsthaften Klima-oder Energiebedingten Ausfällen in der Infrastruktur kommt.

Wie sollen wir als Gesellschaft, all die dicken Bretter bohren, die da vor uns liegen, wenn uns so etwas schon an den Rand der Verzweiflung bringt. Den Deutschen muss man gar nicht dem Gashahn oder Atomkrieg drohen, es reicht schon, wenn sich ein paar Typen auf der Straße festkleben und wir machen uns selbst fertig.

Ich bin entsetzt … und enttäuscht.

Die Jungs von „Lage der Nation“ haben das in Folge 311 ab Minute 1:11:30 mal juristisch auseinandergenommen. Hörenswert!

https://lagedernation.org/podcast/ldn311-lindner-zu-tempolimit-bereit-interview-hoffnung-bei-us-midterms-wirtschaftsweise-fordern-steuererhoehungen-rechtslage-klima-blockaden-300-mio-verpulvern-fuer-konnektoren-synopsen-auf-bu/

369) Störsender

Seit ein paar Tagen stört eine höhere Macht meine Bluetooth-Kopfhörer. Und zwar immer dann, wenn ich joggen bin. Auf einmal beginnen die Kopfhörer zu rattern und zu hämmern, man versteht nichts mehr und ich muss sie neu starten. Das dauert und nervt.

Also wer oder was steckt dahinter?

  • Eine Verschwörung? Hat das was mit dem Kreuz aus den zwei den Chem-Trails am Himmel zu tun? Liegt ja wohl auf der Hand. Wer das nicht sieht, ist doch ein Schlafschaf 😉
  • Hat das vielleicht politische Hintergründe? Auffällig ist ja schon, dass das mit dem 8-stündigen Podcast über Rezo begann und nun mit dem Hörbuch von Maja Göpel so weiter geht. Das kann doch kein Zufall sein ?!
  • Bin ich irgendwem auf den idiologischen Schlips getreten? Tappe ich Morgen vielleicht in eine Pfütze Nitschewok und dann is‘ für imma‘ Doswidanja?
  • Oder bin ich einfach nur einem Lausbubenstreich (geiles Wort oder …?) zum Opfer gefallen? Ist eher unwahrscheinlich, denn diese Lausbuben treiben sich für gewöhnlich nicht im Morgengrauen hinter irgendwelchen Hecken rum. Die liegen noch im Bett, völlig müde von der Zockerei am Vorabend.
  • Auffällig ist schon, dass es i.d.R. nach 07:00 Uhr passiert und nur in der Woche, nicht am Wochenende. Und das ringsherum neue Baukräne aufgestellt wurden, die ungefähr um diese Zeit die Arbeit beginnen. Vielleicht stören die meinen Empfang? Ok, dann glaube ich mal daran und „denke“ halt beim Laufen vor mich hin, statt anderen „zuzuhören“.

Soll mir auch recht sein.

Aber es erinnert mal ganz eindrücklich, wie es denn so wäre, wenn eine Macht dich permanent stört, während du Bücher, News, Podcasts oder Sender hörst, die ihr gegen den Strich geht. Und da bin ich doch aktuell insgesamt recht froh, diesseits der Oder zu leben. Oder etwas nicht?

Viele Grüße vom ST.örsender

Andere verschwörerische Beiträge:

368) Absolute Ereignislosigkeit

In der letzten Woche habe ich den Jungs von „Alles gesagt?“ zugehört, während sie Rezo im Gespräch hatten (Aufnahme von 2019). Nach 8,5 Stunden bin ich zwar kein großer Rezo-Follower, aber es war schon mal interessant zu hören, wie der so denkt und wie die Welt von YouTube, Facebook, Insta, Tik Tok … Bacefook, KnickKnack, FickFuck, TipTop … so tickt und rockt.

Am Rande ging es kurz um den Begriff „Absolute Ereignislosigkeit“ und die drei Jungs machten eine kurze Reise ins Mittelalter. Einer Zeit ohne Strom, Medien und künstlichem Licht. Dafür aber reich an Arbeit, Dreck, Krankheiten und nur von kurzer Lebenszeit für die Menschen.

Sie wurden mit dem Tageslicht oder dem Hahnenschrei wach, machten sich irgendwie frisch, um dann den ganzen Tag zu schuften. Nach der Arbeit für den Fronherren wurde dann vermutlich zu Hause weitergearbeitet. Essen machen, Wäsche waschen, Reperatur- und Näharbeiten usw. im Licht von Öllampen, Fackeln oder Herdfeuer. Vielleicht sangen sie noch was oder erzählten Geschichten. Spielten ein Instrument, tanzten, beteten aber das war es dann auch schon. Auf keinen Fall wischten sie auf einer Glasplatte herum und folgten Ereignissen irgendwo auf der Welt. Kein Bling, kein Plop. Es gab für sie schlichtweg kaum Einflüsse von außen. Außer Hexenverbrennungen und Ritterspielen, gab es auch keine „Events“, wo man sich mal ein paar coole „vibes“ abholen konnte. Außer dem Kopf des Delinguenten „smashte“ da aber so gar nichts „Digga“. Die „Influencer ihrer Zeit waren der Leibherr, vielleicht kannten sie noch den Namen des Fürsten oder den vom Papst. Ihre „News“ erhielten sie über‘s Hörensagen auf dem Marktplatz und wenn sie nicht auf dem Scheiterhaufen landeten war dann mit circa 40 Jahren eh meist Schluss. 

Ich wäre also vermutlich schon unter der Erde, die Kirche hätte mich gegrillt. Beidseitig, so viel ist sicher.

Vor ein paar Jahren habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, mich für ein paar Tage/Wochen allein auf einer schwedischen Insel einzuquartieren. Solche Objekte gibts dort. Insel, Haus, Boot. Das war’s. Als es konkreter wurde, habe ich dann aber Muffensausen bekommen. 

Denn was passiert, wenn man tagelang disconnected und ohne Aufgaben ist? Spricht man dann nur noch mit sich selber? Kommt einem irgendwann die große Eingebung, die im Alltag nicht durchdringen kann? Oder dreht man dann einfach durch, nascht giftige Beeren und dann ist halt Schluss. 

„Lagom är bäst“, wie der Schwede zu sagen pflegt?

Die bekannte Datenkrake findet für den Begriff „Absolute Ereignislosigkeit“ nur 91 Treffer. Wundert mich nicht. Aber nun sind es immerhin 92 😉

Ich schließe den Beitrag mit ein paar Zeilen aus „Too many friends“, von Placebo, live gespielt am am 06.10.22 in Berlin. Großartig.


This is my last communique
Down the super highway
All that I have left to say in a single tome

If I could give it all away
Will it come back to me someday?
Like a needle in the hay or an expensive stone

360) New Dress (2022)

Die aktuelle Nachrichtenlage erinnert mich doch sehr an den Song „New Dress“ von Depeche Mode. Damals, im Jahr 1986, zitierte die Band diverse Schlagzeilen aus den News und schloss die Strophen jeweils mit „Prinzessin Diana trägt eine neues Kleid“ ab.

Hier ein Auszug:

Sex jibe husband murders wife
Bomb blast victim fights for life
Girl thirteen attacked with knife
Princess Di is wearing a new dress

Jet airliner shot from sky
Famine horror – millions die
Earthquake terror figures rise
Princess Di is wearing a new dress

Wenn ich heute den Nachrichten lausche, hat sich nicht viel verändert:

Ein AKW gerät außer Kontrolle
In New York gibts wieder Polio
Deutschland erwartet kalten Winter
In Ukraine verschwinden Menschen
…und Queen Elisabeth wird 10 Tage lang verabschiedet

Nicht falsch verstehen liebe Windsors, ich respektiere die Lebensleistung der Dame und natürlich hat die Queen einen würdigen Abschied verdient. Keine Frage.

Aber 10 Tage Trauerfeierlichkeiten und Dominanz in den Nachrichten, plus Übertragung der Krone an Prinz Charles, scheinen mir irgendwie nicht mehr in unsere schnelllebige Welt zu passen. Sowohl in UK, als auch auf dem europäischen Festland gibt es so viele Dinge zu tun und zu besprechen, da ist mir das irgendwie ein bisschen too much. Sorry.

Gestern in der Tagesschau unterlief dem Off-Sprecher ein „Patzer“, vielleicht war es aber auch gewollt. Es ging sinngemäß um eine Trauerfeier an der Gäste aus Politik und anderen Königshäusern teilnehmen werden, zu der aber auch ein Teil „normaler Bürger“ (O-Ton) eingeladen sind. Jup. Genau das.

Ich schließe den Beitrag mit dem Refrain von New Dress ab:

You can’t change the world
But you can change the facts
And when you change the facts
You change points of view
If you change points of view
You may change a vote
And when you change a vote
You may change the world

Schönes Wochenende

294) Wahrheiten

Folgt man den aktuellen Entwicklungen in Ukraine und Russland, dann kommt man zwangsläufig bei den Themen Pressefreiheit, Kontrolle des Internets und Verbot von unabhängigen Medien raus. Ich glaube, die meisten Menschen bei uns, können sich nicht vorstellen, wie das ist, NUR gelenkte Medien vorgesetzt zu bekommen. Viele Ex-DDR-Bürger können sich dran erinnern, aber selbst da gab es je nach Wohnort noch Zugang zu „Westfernsehen“ oder „Westradio“, denn Funkwellen machten ja nun mal nicht an der Grenze halt. Aber selbst wenn man solch „andere Nachrichten“ empfing, hieß das ja noch lange nicht, dass man die auch als „Wahrheit“ verstand. Das war halt eine „andere Betrachtungsweise“ und die Obrigkeit tat alles dafür, diese Nachrichten als „Lüge“ zu deklarieren. Lange mit „Erfolg“, aus deren „Perspektive“.

Lebte man dagegen in einem Tal oder weitab des nächsten Senders, wurde das schon schwieriger. Da ging es dann nur von Mund zu Mund, über Weitergabe verbotener Zeitschriften oder vielleicht mit Handzetteln. Twitter, Facebook und Telegram waren noch nicht erfunden, man konnte quasi nur drucken und flüstern, aber immerhin. Heute, mit Kabel-TV und Internet, sieht das ganz anders aus. Schnipp, disabled. „Error 404. Page not found“. Dunkel. Ahnungslos.

Und dann hören wir dieser Tage, wie kreativ russische Oppositionelle und Bürgerrechtler doch werden, wenn sie „Wahrheiten“ anderweitig verstecken und so ihren Lesern spontan zugänglich machen. Das finden wir dann gut, vollkommen richtig, nachvollziehbar und vor allem auch „wahr“.

Oder am Montag, als eine Journalistin hinter der Nachrichtensprecherin des russischen Staatsfernsehens mit einem Poster in der Hand ihre „Wahrheit“ verkündete. Riskant. Meine Hochachtung!

Und weil es solch mutige Menschen gibt, macht uns das dann Hoffnung und wir gehen davon aus, dass das russische Volk, die „Wahrheit“ dann doch bald zu Gesicht bekommt. Denn das kann „man“ ja nicht mehr übersehen, „glauben“ wir dann. Das erzeugt ja mindestes mal „Zweifel“, oder? Aber so einfach ist das nicht! 

Warum?

Das kann jeder für sich selbst überprüfen:

    1. Erinnern wir uns an die Corona-Hochphase. Die großen Medienhäuser in Deutschland (egal ob öffentlichrechtlich oder privat) berichteten im Prinzip dasselbe. Inzidenz, Krise, Einschränkungen etc. Stolperte ich in dem Kontext ungewollt über „andere“ Nachrichten in Social Media, dann waren die Verfasser eher zweifelhafte Schwurbler und Unruhestifter.
    2. Oder wir gehen auf eine Demo, mit dem Hauptanliegen der Veranstaltung sind wir im Prinzip fein, aber dann stecken uns „komische Typen“ irgendwelche Zettel zu, wo alternative „Meinungen“ draufstehen.
    3. Und dann stellen wir uns mal vor, eine Aktivistin hüpft heute Abend hinter den Sprechern des Heute Journals, der Tagesthemen, oder bei n-TV und RTL mit einem Plakat vor die Kamera, auf dem dann stünde so etwas wie …

„Klimawandel = Lüge“
oder
„Impfen macht impotent“
oder
„NATO ist Schuld“

Dann würden wir das vermutlich nicht automatisch für „wahr“ halten, oder? Vielleicht sogar für etwas irre?

Genau darum.

Eine Nachricht oder Auffassung wird noch nicht zur Wahrheit, weil sie gegen den Mainstream ankämpft. Das gilt im Guten wie im Bösen. Zumal ja „gut“ und „böse“ auch abhängig von der jeweiligen individuellen und mehrheitlichen Auffassung sind. Schwindelig?

Also, ja … mir ja.

(Titelbild: Deckblatt Berliner Morgenpost 12.03.22, von mir manipuliert und der Realität angepasst)

260) Framing

Es wird viel diskutiert über den Einfluss von „den Medien“ und den häufig aus dem Zusammenhang gerissenen, stark verkürzten Wiedergaben von Statements öffentlicher Personen. Da werden dann zusätzlich noch Umfragen zitiert, Statistiken und wissenschaftliche Untersuchungen herangezogen, die man als „Otto Normalverbraucher“ kaum nachprüfen kann. Und fertig ist „die Nachricht“ und eine nette Geschichte drumherum.

Ich will mit dem Beitrag heute gar keine Mega-Diskussion starten, ganz und gar nicht. Stattdessen möchte ich nur ein völlig harmloses Beispiel aus der Berliner Morgenpost (27.11.2021) bringen. Völlig unpolitisch und Corona-frei kommt die Nachricht daher, zeigt schnell die Diskrepanz zwischen Überschrift und Inhalt. Und sie macht sensibel darüber nachzudenken, was wir lesen, wie wir die Informationen aufnehmen und welche Thesen im Kopf letztlich hängen bleiben. Ob der Text nun Substanz hat oder nicht.

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Und gemerkt?

Zunächst kommt eine saloppe Headline, die lädt zum Verweilen ein und provoziert den Leser etwas. Dann folgt textliche Spachtelmasse, gefolgt von etwas Datensalat, um den Beitrag zu untermauern. 2.000 Führungskräfte, 11 Länder … LinkedIn … ui ui ui … mein lieber Scholli … da muss ja was dran sein.

Da „befürchten“ also 37% der Chefs „negative Auswirkungen“. Sind das die deutschen Chefs? Und welche Auswirkungen denn? Auf was? Und der „Durchschnitt liegt bei 30%“. Sind das die anderen 10 Länder? Also sind die Deutschen 7% skeptischer oder verstehe ich das falsch? Das hätte ich auch vorhersagen können, ohne 2.000 Chefs zu nerven, denn der Deutsche ist von Hause aus mehr Schisshase und Bundesbedenkenträger

Und überhaupt, was hat das alles mit der Headline zu tun? Wurde in der Umfrage überhaupt nach Vertrauen und Bummelei gefragt oder ist das nur eine Behauptung des Verfassers. Wir wissen es nicht und ich verstehe auch, dass man in der Kürze nicht die ganze Umfrage abdrucken kann. Aber genauso, hätte man den Artikel auch weglassen können. Denn er hinterlässt keinen Wert, sondern lässt mich nach knapp zwei Jahren Dauerhomeoffice und Milliardengewinnen in der Branche nur die Augen und den Mausarm reiben.

Und wieso können sich 2.000 Chefs eigentlich mit so einem Blödsinn beschäftigen? Oder meint die Headline gar nicht „ihre Beschäftigten“, sondern vielleicht …?

Ei, ei, ei … ich ahne.

257) Radio me!

Heute möchte ich den Beitrag >My Radio von Anke weiterspinnen. Sie schrieb über ihr Auto-Radio, welches sie neulich mit dem Vornamen ansprach.

In einer Welt, in der die Menschen immer mehr zum absoluten Unikat streben, zur „personalized user experience“, will ich heute mal über das Radio der Zukunft nachdenken.

Also sieben Ideen, wie ein Radio künftig sein könnte:

  1. Natürlich wird das Radio uns persönlich kennen und ansprechen. Mit Name, Geburtstag und sonstigen Daten, die wir ja freiwillig den Datenkraken in den Hals werfen.
  2. Die Musik ist selbstverständlich voll auf unsere Hörgewohnheiten und Likes in den Streaming-Diensten und Social Media-Plattformen abgestimmt.
  3. Bei den Nachrichten kommen nur Nachrichten ins Ohr, die wir auch „hören wollen“, unbequeme Details werden herausgefiltert, geschnitten und geglättet.
  4. Werbung ist logischerweise voll auf uns zugeschnitten. Unser Radio-Sender hat Zugriff auf unsere Anfragen bei Suchmaschinen und Lieferdiensten. Kennt unsere digitalen Einkaufslisten und Kurznachrichten a la „Kannst du bitte noch Brot mitbringen?“.
  5. Da wir ständig posten, dass wir „gerade losgefahren“ und dann auch „gleich da sind“, begleitet uns das Radio mit Informationen durch die Stadt. „Achtung Ampel-Ausfall in der So-und-So-Straße“ und „Nur noch 32 Brötchen und 7 Brote beim Bäcker nächste Ecke links“.
  6. Die Krankenkassen kaufen sich auf den Radio-Sendern ein und sorgen dafür, dass die Temperaturen grundsätzlich kälter angesagt werden und die Winde böiger.
  7. Die Arbeitgeber lassen unterschwellige Nachrichten an die Empfänger senden, die noch immer offline sind. „Guten Morgen Berlin, ein weiterer Start ins Homeoffice!“ oder „Millionen User-Accounts wurden gehackt, versorgen Sie sich schnellstens mit Updates“.

Wenn man das zu Ende denkt, würde das letztlich zu 80 Millionen Radio-Sendern in Deutschland führen. Kinder und Hochbetagte mal eingerechnet. Das Tuning-Rad am Gerät bräuchte man eigentlich nicht mehr, ebenso keine Speichertasten oder Favoriten, denn jeder hat genau den einen … seinen … Sender. Einfach 80 Millionen Bubbles, quasi.

Aus aktuellem Anlass: Mein Auto-Radio hat sich in die ewigen Äther-Gründe verabschiedet. Es macht nichts mehr, außer die Auto-Batterie leersaufen, was auf Dauer ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt. Als mir die Werkstatt den Preis für ein neues Gerät recherchierte, bin ich fast umgefallen. Soll ich jetzt echt meinen Diesel verkaufen, der noch locker 100.000 km fahren würde wenn man ihn lässt, nur weil sich das elektrische Radio verabschiedet hat?

Mhm … das stimmt mich etwas nachdenklich

Frühere Beiträge zu Radio:

244) Corona-Lektionen 102

Seit einigen Tagen schaue ich wieder regelmäßiger auf die Berliner Corona-Karte. Noch vor kurzem, da lag unser Stadtbezirk weit unter 100-er Inzidenz, um uns herum waren sie schon bei 150. Nun hat unser Streberbezirk auch die 200 geknackt. Yes, we made it!

Schaue ich auf die Deutschlandkarte nähert sich von Süden immer mehr lila. Da wird mir ganz mulmig.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

The News:
Der Virus ist zurück in den Medien. Für ein paar Wochen im Sommer schien er vergessen. Die Infektionsdaten kamen kurz vor Sport und Wetter, manchmal schon gar nicht mehr.

Nun ist Corona wieder der Aufmacher, man will es gar nicht mehr hören. Das eine sind ja die reinen Daten, damit kann ich ja noch leben. Das Andere ist die mediale Ausschlachtung des Themas. Wenn ich schon morgens kurz nach sechs im Bad die ersten Corona-Interviews mit Hinz und Kunz ins Ohr gespült kriege, ist mir das echt zu viel. Und dann gibt es auch noch sehr unglückliche Formulierungen, auch im Öffentlich-Rechtlichen Radio, wo ich mich frage, ob das nun so zweckdienlich ist.

Beispiel: Zunächst eine kurze Nachricht, dass sich die Mehrheit der Deutschen eine Impfpflicht für gewisse Berufsgruppen vorstellen kann. Irgendwie positiv. Unmittelbar danach die Information, dass wohl ein Junge im Zusammenhang mit der Impfung gestorben ist. Das ist natürlich bitter, aber auch nicht gerade förderlich, wenn man mit den Impfungen vorwärtskommen will.

Kleinkinder:
Ich hatte Gelegenheit mit einer Krankenschwester zu quatschen, die nach 1 1/2 aus der Elternzeit zurückkam. Natürlich habe ich sie gleich befragt, wie die ganzen kleinen Menschen mit all dem umgehen, wenn sie ja Fremde eigentlich nur mit Maske kennen. Sie erzählt etwas aus dem Alltag und berichtet, wie fixiert der Sohn auf die Augen des jeweiligen Gegenübers ist. Krass. Ich bin gespannt was aus dieser Generation wohl mal wird. Verhörspezialisten? Immigration Officers?

Masken-Macke:
Neulich eile ich in den Supermarkt, kurz vor der Schiebetür greife mir die Stelle meiner Jake, wo üblicherweise meine Maske ist. Sie war weg. Sch… das kann nicht sein, die ist immer da! Habe ich die auf dem Weg verloren, habe ich eine andere Jacke an? Ich mache kehrt und laufe zurück, Auf der Hälfte des Weges merke ich, dass ich das Ding locker ums Kinn trage. Also ich habe eine Maske … und eine Macke.

Tja, und wie geht’s nun weiter? Schwer zu sagen. Aber wenn man mal davon ausgeht, dass die Infektionen ja bereits alle vor schon vor Tagen stattfanden und man bedenkt, dass ja niemand irgendwelche Maßnahmen (außer Impfen und 2G) im Angebot hat, zeitgleich aber überall die Masken fallen und sich der Bund nun auch noch aus dem Geschehen zurückzieht … oh oh.

Mal sehen wie das so weitergeht 

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