Tja, war etwas ruhig hier in den letzten Tagen, oder? Dabei war ich eigentlich gar nicht abgetaucht, sondern habe mich eine Woche lang um meinen Job und „meinen Inder“ gekümmert. Mehr zu den Hintergründen findet ihr in >Teil 1 der Reihe. Wie angekündigt, möchte ich möchte ich ein paar Erlebnisse der gemeinsamen Reise notieren und dabei geht es gar nicht so sehr um ihn … heute nenne ich ihn hier mal Vinod … , sondern eher um uns Deutsche und unsere Eigenarten.
Los geht’s mit Missverständnissen und Erklärungsnöten:
Ich habe versprochen, ihn am Flughafen abzuholen und habe ihm gesagt, er soll bitte „behind customs“ and „behind glass door“ nach rechts gehen. Da würde ich dann stehen. Damit meinte ich natürlich im Gebäude. So stand ich da, aber ein Vinod kam nicht aus der Glastür. Er schrieb per WhatsApp, dass er mich ungern warten liesse, aber er muss noch auf den Koffer warten. No issue. Wieder kam ein Schwung Menschen aus der Kofferausgabe, auch ein paar Inder waren dabei, aber keiner bog rechts ab. Allerdings bog einer links ab, der Ähnlichkeit mit Vinod hatte und der lief in Eile und mit einem Riesenkoffer auf den Ausgang zu … und stand dann auf einmal bei -1° in der Brandenburger Pampa. Ich rannte ihm hinterher. Wir fielen uns in die Arme und ich schlug vor, dass wir doch besser im Gebäude zum Parkhaus gehen, statt draußen. Das hat er sofort eingesehen.
Kurze Zeit später saßen wir dann in meinem Auto und fuhren die Stadtautobahn in Richtung Neuköln. Vinod zeigte auf all die Schriftzüge an den Schallschutzwänden und fragte, was es mit denen auf sich hätte. Also musste ich ihm erklären, dass mancher unserer Kids einfach zu viel Geld haben und die Kohle dann in Graffiti-Spray investieren. „But what are all those mean?“, „I don’t know Vinod. No clue“. Wir rechneten gemeinsam aus, dass er seine Familie vom Preis einer Sprüh-Dose fürstlich … maharadscha-ich … zum Essen ausführen könnte. Wir verquatschen uns und ich verpasse die Abfahrt nach Treptow, auf einmal waren wir mitten in Tempelhof, später in Kreuzberg, Kottbusser Tor … wem das was sagt und ich komme schon wieder in Erklärungsnöte. In Prenzlauer Berg, zeigt er auf ein gelbes Schild und fragt, um welche Hochzeit es sich denn da handele. Zunächst kapierte ich gar nicht was er meinte, dann nahm ich den Wegweiser in den Stadtbezirk „Wedding“ war.
Ich setzte ihn im Hotel ab, half beim CheckIn und sagte, dass ich ihn 16:30 Uhr wieder „hier“ abholen würde und zeigte dabei auf den Boden. Punkt 16:30 Uhr war ich da, 16:35 Uhr war kein Vinod zu sehen, gegen 16:40 Uhr immer noch nicht. Ist er vielleicht eingeschlafen oder telefoniert kurz mit Gott? Da will ich ja auch nicht stören. Also schrieb ich dann mal vorsichtig eine Nachricht:
Ich: „All good Vinod?“
Er: „Yes, I am ready all when you are“
Ich: „We are here in the Lobby“
Er: „I didn‘t knew. Coming“
Typisch Deutsch, dachte ich.
Eigentlich macht er das genau richtig. Warum soll er sich auch in einer Lobby die Beine in den Bauch stehen, wenn der Abholer vermutlich eh im Bengaluru-Traffic feststeckt.
In den nächsten Tagen erlebten wir einige spannende Momente in deutschen Verkehrsmitteln … aber mehr dazu im nächsten Teil.
<—Besuch aus Indien 3 – Pläne
—> Besuch aus Indien 5 – Realitäten