389) Du … Stefan … du

Neulich habe ich Post von der Online-Bank bekommen, aufgemacht und gelesen.

„Deine neue EC-Karte ist da“, stand dort geschrieben. Da kam ich ins Grübeln. Bin ich da wohl neulich mit dem CEO der Bank in der Kneipe versackt?

Haben wir uns irgendwann in den Armen gelegen? Kann ich mich gar nicht dran erinnern. War das etwa so dolle? Ach du meine Güte, wer weiß, was ich dem alles erzählt habe. Aber muss wohl so gewesen sein, sonst würde der mich ja nicht duzen, oder?

Also gut, … Stefan …, dann sprich mich aber bitte wenigstens mit Vornamen an und nicht mit Liebe*r Kund*in. Dann komme ich mir ja erst recht vor, wie ein Datensatz in eurer Daten … bank.

Ansonsten Danke für deinen „direkten“ Brief mit der neuen EC-Karte drin. Du hast da noch von SR, SR, CX-kompatiblen TAN-Generatoren geschrieben … und von einem tanJack. Oh je. Waren der Tan und der Jack etwa auch in der Runde? Bin ich jetzt mit denen auch per Du? Ich werde die gleich mal googeln, vielleicht erkenne ich die ja wieder. 

Also, dass man mich im Möbel-Haus, an der Bowling-Bahn oder im Kino duzt, stört mich ja gar nicht. Ich duze mittlerweile auch viele Kollegen, die jünger bis gleichalt sind ohne viel zu fragen. Oft gehe ich auch in die Vorlage und stelle mich nur mit Vornamen vor … einfach nur weil ich mir irgendwann nicht mehr merken kann, mit wem ich „per Sie“ oder „per Du“ bin. Weil es mir auch Wurscht ist. Eigentlich.

Aber von Bankern, Polizisten und … sagen wir mal … Fahrkartenkontrolleuren und  Gerichtsvollziehern … will ich nicht geduzt werden.

 

363) Mit Zettel und Stift 9

Wird mal wieder Zeit das Handy von tollen Schnappschüssen aus der Schrift-und Druckkunst zu befreien. Diesmal sind sie dahingehend etwas „besonders“, weil sie doch vor dem Hintergrund der aktuellen Themen um uns herum, schon etwas bizarr wirken.

Also, los gehts:

Das hier habe ich im März in der Berliner U-Bahn (Bernauer Straße) „geschossen“, in einer Zeit in der die Menschen in Kiew in deren U-Bahnen gingen, um dort Zuflucht zu suchen.

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Dass ich es etwas daneben finde, wenn die Bundeswehr mit markigen Sprüchen auf Fahrzeugen des ÖPNV wirbt, habe ich ja in >Tram Camouflage schon geschrieben. Dieser Spruch ist nun irgendwie sehr kreativ und mindestens mal fünfdeutig. Trotzdem irgendwie daneben.

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Das folgende Bild stammt aus Mai 2022, einer Zeit, als die Corona-Regeln zögerlich gelockert wurden. Coronakonformes Festival, Keine Masken, Kein 3G …  na ick‘ weiß nich‘.

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Wenn die Zähne schief stehen, dann gehen die Erlanger gern … zu Doktor… ja … Dr. …

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Mietendeckelung, Wohnungsmangel überall. Fast überall. Nur in einem kleinen Land hinter den Bergen, bei den …

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Und hier wird auch eine prekäre Wohnung aufgelöst … schlimm diese >Armut überall. Ich könnte heulen.

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Und nun zum prima Klima. Mit 600 PS trägt der neue 7er „vorne auch die große Doppelniere“. Kein Wunder. Wenn du von so einem umgefahren wirst, dann können dir auch schon mal gut und gern beide Nieren flöten gehen. Soll passieren. Kannst‘de nix machen.

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Das hier ist auch lustig. Stammt aus‘m Mai. Viel Spaß beim Heizen, Filtern und Pumpen.

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Der Döner-Mann in Brandenburg sollte sich vielleicht mal langsam auf die WM in Qatar vorbereiten? Oder gibt‘s da nur Wiederholungen zum Salat?

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Wer hier schon länger folgt, der weiß durchaus, dass ich Reime mag. Also … aber nur …wenn es sich wirklich reimt.

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Neulich beim Auswärtsspiel des Juniors in Kreuzberg. Also bitte … wie kann man denn dieser Tage mit „Blatt-Gold“ so verschwenderisch umgehen.

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Und wenn man nach knapp 3 Jahren Homeoffice mal wieder ins Office nach München fährt und dann sieht immer noch dieselben pädagogischen Bedienungsanleitungen für‘s Klo … dann weiß ich … Deutschland ist stabil und beständig … uns wirft nix so schnell aus der Bahn.

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Das gibt Halt und Orientierung. Bloß gut 😉

<— Mit Zettel und Stift 8

71) Koffer-Theater

Als wir vergangenes Wochenende mal wieder Erfahrung mit müden Kofferbändern machten, fiel mir so beim Warten (… und Fluchen) eine nette kleine Geschichte ein. Ich glaube, ich habe das Ereignis schon mal am Rande erwähnt, aber ich weiß nicht mehr in welchem Beitrag. Es ist aber auch so herrlich „Deutsch“ irgendwie, die kann man auch gern mehrfach bringen.

Also, ich flog in 2019 von Melbourne nach München, neben mir saß ein gesprächiger Deutscher, sehr schrill gekleidet, irgendwie anders. Alternativ, Friseur, bisschen Punk, sehr bunt, bisschen Queen … eigentlich Wurscht, aber für den späteren Verlauf dann doch wieder irgendwie relevant. Auf dem langen Flug hatten wir etwas geschnattert, nach der Landung in MUC verabschiedeten wir uns für immer … um uns dann am Kofferband wieder zu treffen.

Auch dort dauerte es ewig bis die Koffer ans Tageslicht kamen. Irgendwann spuckte das Förderband erste Koffer aus dem Keller rauf auf das umlaufende Band. Leider wurden die Koffer mit „zu viel“ aber gleichzeitig „zu wenig“ Abstand gespuckt, so dass die Lichtschranke irgendwann verhinderte, dass weitere Koffer aufs Band gewürgt wurden. Weil weitere Koffer ja nicht in die schmalen Lücken passen würden. Meinte zumindest die Lichtschranke. Während das Förderband aus dem Keller bald seine Arbeit einstellte, drehte sich das umlaufende Band weiter und bot fleißig Koffer an. Die wollte aber keiner haben. Denn die Koffer, die dringend erwartet wurden, waren noch unter der Erde. Und da standen wir nun.

Wie ging es weiter?
Der deutsche Durchschnitts-Reisende beobachtete die Situation, schüttelte den Kopf, fluchte, meckerte, drohte mit einem Anwalt und machte ansonsten … nüscht. Außer noch mal meckern. Aber es tat sich eben nichts. Die Koffer, die auf dem umlaufenden Band routierten, interessierten niemanden. Vielleicht waren die sogar von einem anderen Flieger, weiß ich nicht mehr.

Na und dann?
Dann reichte es meinem schrillen Sitznachbar, er wackelte entnervt auf das umlaufende Kofferband zu und griff die fremden Koffer und sortierte sie um.

Unter den Reisenden entstand schnell ein Gemurmel:

Ja, der kann doch nicht einfach …?
Was bildet der sich denn ein …?
Der kann die doch nicht alle …?
Das sind doch nicht seine … ?
Wo kommt der denn her …?
Was macht der da …?
Was fällt dem ein … ?
Darf der das …?

Dabei hatte der schrille Vogel nur die schweren Trümmer verschoben …
damit zwischen den Koffern größere Abstände entstanden …
die es der obersensiblen Lichtschranke erlaubten …
dem Förderband aus der Erde zu genehmigen …
die ersehnten Koffer ans Tageslicht zu würgen …
damit endlich alle nach Hause können.

Und die Moral von der Geschicht?
Pack an, mach‘ was …
und mecker nicht!

In diesem Sinne

PS: Die Like-Funktion bleibt unsichtbar, aus gutem Grunde. Kommentieren dürft ihr gern, nur Einer nicht.

Weitere Beiträge zu Koffer in allen Lebenslagen:

319) Rückkehr ins Büro – Teil 3

In meinen Beiträgen >Rückkehr ins Büro 1 und >Rückkehr ins Büro 2 konnte ich mir noch genüsslich ausspinnen, wie das wohl sein würde, wenn wir JEMALS WIEDER IRGENDWANN ins Büro dürften. Das ging mir locker und flockig von der Hand, denn es war ja noch unendlich weit weg. Es hat mir sogar großen Spaß gemacht, das zu schreiben. Nun ergeben sich möglicherweise Optionen für Reisen und auch für persönliche Meetings.

Und ich muss sagen, dass mich das nach 2,5 Jahren Voll-Homeoffice nicht kalt lässt. Wenn ich morgen irgendwo hinfliegen müsste … ähm dürfte …, um dort auf ein paar Dutzend Leute zu treffen, könnte ich mit Sicherheit kaum schlafen und ich würde mir mein Hirn zermartern, was da wohl alles auf mich warten würde. Ich hätte Sorge, den Zug/Flug zu verpassen und würde mir drei Wecker stellen, zudem müsste ich vom „neuen“ Flughafen BER abfliegen den wir nur einmal ganz kurz im April 2021 besichtigt hatten (> Koffer in Berlin).

Kurz gesagt, das Reisen und Treffen von Kollegen, was für mich vor Corona völlig normal war, macht mich nun schon unruhig

Also werde ich mir „Wiedereingliederungsmaßnahmen“ überlegen, so wie beim Hamburger Modell, wo Menschen nach längerer Zeit wieder in den Arbeitsalltag integriert werden 😉

Maßnahmenplan:

Schritt 1: Nächste Woche fliege ich mit dem Stammhalter nach über zwei Jahren mal wieder mit einem Flugzeug. Rein privat. Aber damit wäre die Flug-Kompetenz schon wieder mal reaktiviert.

Schritt 2: Anfang Juni besuche ich eine kleine Messe hier in Berlin. Das Event geht nur von 09:00 bis 14:00 Uhr, ein softer Einstieg also, mit Option auf vorzeitigem Heimmarsch wenn mir das zu doof wird. Damit würde ich dann mal wieder in einer Business-Situation „live“ auf andere Menschen treffen. Auch erledigt.

Schritt 3: Ende Juni will ich dann mal eine Dienstreise per Bahn nach Franken machen und dort enge Kollegen treffen, mit denen ich quasi jeden Tag virtuell rede, aber dann auf Armlänge nahe komme.

Schritt 4: Anfang Juli will ich nach NRW für einen kleinen Workshop, mit Übernachtung und Teamessen am Abend. Klingt alles völlig banal, ich weiß, aber nach dieser langen Zeit in „Einzelhaft“ wird das schon mal eine soziale Challenge 😉

Schritt 5: Und dann … tja dann ist‘s offen, wie es weitergeht. Entweder bin ich dann wieder „ready to travel“ und kann Reisen ins Ausland ansteuern oder ich muss noch mal in ein Bootcamp mit „Extreme Socializing“.

„Igitt, lasst mich bloss in Ruhe und fasst mich nicht an!!“

Es bleibt spannend, ich werde über meine „Resozialisierung“ berichten.

PS: Danke liebe S. für den Austausch dazu heute

<— Rückkehr ins Büro – Teil 2

—> Rückkehr ins Büro – Teil 4

70) Die Welt da draußen, vor der Höhle

Dass ich immer noch im Höhlen-Office arbeite, brauche ich nicht zu erwähnen. Es gibt zarte Anzeichen für nahende Präsenzmeetings, aber bis dahin verlasse ich die Höhle am Tage maximal zum Lunch oder für Besorgungen, wenn überhaupt. Aber selbst dann bleibe ich im Radius von ca. 3 km zum Höhleneingang. Ich könnte diesen Radius mit Kreisen markieren, vielleicht sogar einfärben, um das zunehmende Lärm-, Stress-, oder Aggressionslevel sichtbar zu machen. 

Gehe ich aus der Tür, folgt bald ein Supermarkt. Kurz dahinter ziehe ich gedanklich mal den ersten Ring bei 100 m. Alles noch recht friedlich, kleinstädtisch fast. 30-er Zone, weniger Autos, Kinder, Fahrräder. Das einzige was an Großstadt erinnert, ist der Mann mit der dunklen Haut, der vor dem Supermarkt um Kleingeld bittet. Und die Schwärme von Gymnasiasten, die in den Pausen dort einfallen wie die Heuschrecken.

Den nächsten Ring ziehe ich bei 250 m, denn da befindet sich die erste große Kreuzung. Mehrspurig ballern die Autos mit Schwung drüber. Die Straßenbahnen kreuzen im Minutentakt, die >Fahrrad-Helden liefern sich ihre Wettrennen, >Imbisse stellen die Fußwege mit Stühlen voll, an den >Spaßkassen-Automaten gehts zu wie im Taubenschlag, beim >Späti gibts Hochprozentiges … und spätestens an der Ampel die ersten Ellenbogen.

Den dritten Ring ziehe ich am nächsten S-Bahnhof bei 500m und da ist dann endgültig Schluss mit Kleinstadt. Matratzen und Decken liegen unter der Brücke, eine räudige Burger-Braterei brät Burger für eilende Bürger und es herrscht ein Fahrrad-und Rollerverkehr, als hätte man gerade zur Evakuierung Prenzlauer Bergs aufgerufen.

Die nächsten 2,5 km überspringe ich mal jetzt, denn die sitze ich in der >Ring-Bahn und da gibt es leider kein stufenweises Herantasten an den Trubel in der Schönhauser Allee mehr. Denn steigt man dort aus der Bahn, hat man bereits alle weiteren Kreise durchflogen und steht mitten im Getümmel.

Hat man sich über die Treppe an die Erdoberfläche gekämpft, gibt‘s sofort Großstadt satt. Menschen hetzen in alle Richtungen, Fahrräder, Lastenräder, Roller, Kinderwagen, Hunde, Bettler, Obdachlose und die hippen Mitbürger mittenmang. Die U-Bahn auf der Hochtrecke über den Köpfen, Feuerwehr, Tram-Gerumpel, Müllabfuhr und Paket-Boten in der zweiten Reihe. Ein Geklingel und ein Gehupe. Rufe wie „Hallo Mia, hiaaaaa bin ich“ oder Schreie wie „Haltet ihn“ oder Geschimpfe wie „Ej, sa‘ ma‘ hast’de keene Oogen in Kopp“?

Dann drehe ich die Kopfhörer ein paar Stufen lauter und stehe maximal 10 Minuten am Straßenrand gegenüber eines Hauseingangs, um dort auf den Stammhalter zu warten und werde in der Zeit 20 mal verscheucht oder angesprochen. „Darf ick mal“ oder „Ick müsste mal an mein Fahrrad“ oder „Haben Sie Pizza bestellt?“ oder „Dit is‘n Radweg man!“ oder „Tschuldigung, hätten `se mal `n bisschen Kleingeld“. Von rechts riecht’s nach Döner, von links nach Eisdiele, von vorn nach Drogerie und von hinten nach Mülltonne. Weil da eine steht. Stand letzte Woche auch schon hier.

Jedes Mal wenn wir dann wieder in der S-Bahn in Richtung unserer Höhle sitzen, macht sich Entspannung breit. Aber auch da trügt der Schein.

Heute schlossen die Türen gerade, als Jugendliche brüllten und rannten.
Die Bahn fuhr an und kleine Kinder fingen im Wagen an zu heulen.
Fahrgäste verlagerten sich in den hinteren Wagenteil zu uns.
Dann folgten Wortfetzen, außerhalb unseres Sichtfeldes.
„Hust, spuck, schnief.“
Was ist passiert?
Geht’s gut?
„Heul, schluchz, rotz“
Braucht ihr Hilfe?
Do you …?
All good? Hello? Are you fine?

Ein Fahrgast greift zum Handy:

Ja, Hallo, hier Kasupke aus der Ringbahn … gerade Schönhauser raus … möchte Zwischenfall melden … Jugendliche … mit Messern … dann Reizgas rein … und weggerannt. Fahrgäste? Ja, so weit ok … die Fenster geöffnet … Bahn fährt noch. Schicken Sie einen Streifenwagen … und so weiter.

Sicher gibt‘s auch noch ganz andere Kreise in unserer Stadt, aber zurück bleiben verstörte Kinder, auffällig schwere Augenlieder und ein latent chemisches Kratzen im Hals.

Und die Gewissheit, dass es mir in meinem Höhlen-Office doch eigentlich ganz gut geht 😉

68) Hintenrum

Keine Sorge, der Beitrag bleibt jugendfrei. Ich will einen Gedanken aufgreifen, den Annuschka mit einem Beitrag bei mir getriggert hat. Es geht um nervige Zeitgenossen, die gern von hinten nerven (sei es auf der Straße oder an der Kasse), aber auch von vorn ein Mega-Hindernis darstellen können.

Zwei Situationen:

Mit der Klima-Diskussion, wachsender Ü40-Vernunft und wertvoller Lebendfracht an Bord, fahre ich auf Autobahnen seit einiger Zeit etwas langsamer. Da mag man jetzt die Schultern heben und fragen, was denn daran so besonders sei. Nun ja vielleicht seid ihr da schon eher zur Erkenntnis gelangt, bei mir hat‘s halt länger gedauert. Insofern ist das für mich schon eine „Entwicklung“. Aber darum geht’s heute nicht. Es geht um das Schauspiel, welches sich dann teilweise hinter mir abspielt, wenn ich flüssig aber eben gemäßigt über die Bahn tuckere. Könnt ihr euch vorstellen. Meine Karre wirkt recht breit und die dunkle Heckscheibe versperrt zusätzlich die Sicht, was solche Nervbacken an den Rand des Wahnsinns treibt, während ich nach meinem Ruhepuls suche 😉

Wo ich einen Tobsuchtsanfall kriege ist, wenn ich zum Beispiel auf einem Supermarktgelände rückwärts ausparke und denn ständig hinter dem Auto irgendwelche Menschen durchhuschen müssen. Ganz schnell noch. Husch, husch! Mit Einkaufswagen, Kindern, Hunden. Am besten von schräg hinten, wo man sie wegen der C-Säule nicht sehen kann. Dann drehe ich mich wie ein Flug-Radar und werfe Augen wie ein Kobold-Maki. Autos hinten links, Menschen hinten rechts, Autos hinten rechts, Menschen hinten link, Blick nach vorn und das Ganze wieder von vorn. Weil diese „Schnellnochvorbeihuscher“ nicht mal eben diese 20 Sekunden Zeit haben, mein Manöver abzuwarten, riskieren sie, dass sich sie aus Versehen anfahre. Schuld hätte ich natürlich, die Verletzung tragen sie aber davon.

Aber natürlich bin ich auch Fußgänger, komme mit vollgepacktem Wagen aus dem Supermarkt und möchte zu meinem Auto. Und wenn ich da sehe, wie ein Kleinwagen rückwärts ausgeparkt wird wie ein XXL-Truck, werde ich auch unruhig und neige zum „Schnellnochvorbeihuschen“ aber ich mahne mich dann zur Ruhe. Manchmal gebe ich dem Fahrer auch einen Wink, damit er sicherer wird (…und sein Aktion schneller über die Bühne bringt). 

Bis ich dann selber von einem anderen „Schnellnochvorbeihuscher“ überholt werde. Kopfschüttelnd fragt der sich, warum ich denn da so doof herumstehe und setzt dann zum Vorbeihuschen am Heck des Kleinwagens an. Dessen Fahrer vertraut aber darauf, dass er für einen Moment freie Bahn hat, was dann dazu führt, dass er den Vorbeihuscher fasst umnietet, der dann wiederum auf die Heckklappe trommelt und sich auf Berliner Art echauffiert.

  • Hey, Tomaten uffe Oogen?
  • Biste blind oda wat?
  • Man, da park ick doch‘n Panza aus!
  • Stell dia nich so an man!
  • Wo hast‘n dein Führaschein jemacht?

Ach, die Welt könnte so schön sein.

Oh, ich muss Schluss machen, der Einkauf wartet.

69) Wortwahl: Ich, Ich, Ich (Nr. 500 ;-)

Et voilà, Mein 500. Beitrag 😉
In 3G! Gedacht, Geschrieben und Gepostet.

Dieses Ereignis kündigt sich für mich schon seit ein paar Tagen an, also überlegte ich, ob ich etwas Besonderes machen sollte. Ein Best-Off? Ein Rückblick in Sepia? Ach, nee … besser nich‘.

Stattdessen will ich zu den Wurzeln dieses Blogs zurück, denn der entstand schließlich im Kontext des >Alltags-Egoismus in unseren Breitengraden. Die anderen >Kategorien (… die mir mittlerweile auch mehr Spaß machen …) kamen erst danach hinzu.

Aber nun zum heutigen Thema:

Vor einiger Zeit kam mir die Wortkonstruktion „Gerechtichkeit“ in den Sinn.

Nein, diesmal kein Schreibfehler 😉 Bewusst so entschieden und mit „ich“ geschrieben.

Aber als ich die Datenkrake danach befragte, musste ich lernen, dass es den Begriff Gerichtichkeit schon gibt, allerdings nur sehr selten und es stand auch kein Trademarkzeichen dahinter, also bin ich mal so frech und reite heute ein wenig darauf herum.

Warum beschäftigt mich nun diese „Gerechtichkeit“?:

Tja, es geht um das kleine gesprochene „ich“, denn das kann ja zwei Intentionen haben.

  • Zum einen, dass man eher sich selber, also das eigene „ich“, als Empfänger, Profiteur oder Nutznießer des Strebens nach Gerechtichkeit im Kopf hat.
  • Zum anderen, könnten wir es ja auch so denken, dass es von uns selber, also vom „ich“ abhängt, ob es gerechter, besser und friedlicher auf der Kugel zugeht.

Das Wort Gerechtichkeit wäre noch exakt das gleiche, es kommt aber darauf an, wie man dieses kleine „ich“ denkt.

Und es gibt noch viel mehr solcher Wörter, über die man mal nachdenken kann:

  • Persönliche Freiheit
  • Bürgerliche Rechte
  • Selbstlosichkeit
  • Chancengleichheit
  • Ausgeglichenheit
  • Unabhängichkeit
  • Impfpflicht, Sicherheit
  • Rücksicht, Nachsicht, Verzicht,

Also Schönen Abend, euer Stammtich-Philosoph!

PS: Alle Schreibfehler sind voll beabsichtigt!

67) Das merkwürdige Verhalten gestörter Großstädter

Ich habe lange nichts mehr über das merkwürdige Verhalten gestörter Großstädter:Innen* geschrieben, fällt mir auf. Woran kann es liegen? Bin ich abgestumpft, habe keine Lust mehr mich daran aufzureiben? Ist schon alles gesagt? Oder sind die Aufregbarkeiten so rar geworden? Keine Sorge, es gibt sie noch.

Drei Situationen aus den letzten Monaten:

  1. Pfingstsonntag um die Mittagszeit, ich freunde mich mit dem Gedanken an, mal für einen Moment die Augen zu schließen. 12:45 Uhr beginnt ein Honk im Haus zu bohren. Mit dem großen Besteck. Weder will ich im Haus den Spießer geben, noch habe ich einen besonderen Draht „nach oben“ an diesem Tag und es fehlt mir auch nicht an eigenen Bohrstellen. Aber ich würde die Maschine nicht um 12:45 Uhr anschmeißen, schon gar nicht an einem Sonntag, schon gar gar gar nicht an einem Feiertag.
  2. Im Sommer sitzen wir auf einer Bank, schlecken unser Prenzlauer-Berg-Bio-Regio-Fair-Vegan-Eis und glotzen dabei auf eine Grünfläche mit alten Eichen direkt vor uns. Weiter links sitzen zwei Frauen, um sie herum wuselt ein kleines Mädchen. Dem Mädchen drückt die Blase, es wird ermuntert, sich doch an die Eiche vor uns zu hocken. Nicht das drumherum genügend Büsche wären. Also entledigt sich die Prinzessin ihrer Klamotten da wo nötig und strullt mir direkt vor mein hippes Kürbiskernöleis. Na lecker. Nachdem ihr Geschäft erledigt ist, wirft sie Sand auf die Fläche, streichelt den Baum und rennt auf unsere Bank zu. Mein Blick war deutlich. „Wehe!“
  3. Ich sitze mit Sohn und Schulfreund im Biergarten. Kühles Getränk, heiße Pizza, alles sehr friedlich. Die Fahrradhelme der Jungs liegen zu unseren Füßen. Auf einmal kommt ein kleiner Bengel angewackelt und interessiert sich merklich für die Helme der Jungs. Er hebt sie auf, dreht sie, setzt sie auf, probiert sie beide sabbernd durch. „Ähhm, was macht der?“ fragen mich die Jungs. „Ähhm, zu wem gehört der überhaupt?“ schaue ich fragend in den Biergarten. Irgendwann bemüht sich ein Struwwelkopf-Kopf-Papa mit Hose unterm Hintern zu uns und dann folgte das, wo ich schnell rot sehe:
    • „Oh, was hast du denn da schönes gefunden Cornelius-Balthasar?“
    • „Hast du die schon probiert, ja? Gefallen sie dir?“ Ja?
    • „Das ist ein Helm, weißt du? H-E-L-M. Ein HEEEEEEEEELM! Sag‘ mal Helm.“
    • „Wollen wir die den Jungs zurückgeben? Wollen wir? Ja?
    • „Neeeeeeeeiiin, meiiiiineee“. Plärr, tropf, lutsch, schnief … corona … schmier“
       —> „Papa, der soll meinen Helm nicht anfassen“, empfange ich über die Vater-Sohn-Leitung. Mit erhöhter Dringlichkeit.

Ich greife zum Handy und stehe auf. „Jungs, ihr müsst jetzt los zum Fußball.“

„ZAAAAAAHLEN!.“

Ähnliche Beiträge:

*) die adulten Vertreter natürlich

231) Corona-Lektionen 99

In dieser Folge mit der Schnaps-Zahl 99, will ich mich gar nicht so sehr auslassen über Infektionszahlen, Impfquoten und Luftfiltersysteme der neuesten Generation (… Fenster). Nein heute soll es mal wieder um uns gehen, was das Virus sonst mit uns macht, auch wenn es uns glücklicherweise bislang nicht ans Bett gefesselt hat. Denn so ist ja die Beitragsreihe hier ursprünglich mal gestartet.

Ein paar Erlebnisse der letzten Tage:

Reisefieber
Vergangenes Wochenende war ich mal verreist. Allein. Zu einer Party. Mit der Bahn. Das allein ist schon etwas Besonderes, denn während ich vor Corona quasi jede Woche „irgendwo“ hingefahren/hingeflogen bin, war ich die letzten 18 Monate nur auf der Kurzstrecke und in der eigenen Corona-Blase unterwegs. Und schon gar nicht für eine Party. Diesmal erwarteten mich 6 Stunden Zugreise, mit Gepäck, Umsteigen und Kaffee-Filter vor dem Gesicht.

Am Abend zuvor fühlte ich ungewohnte Unruhe. Habe ich alles? Was ziehe ich an? Wo muss ich hin? Wieviel Zeit liegt bleibt fürs Umsteigen? Wo sind all die Kabel hin? Und das Aspirin? Und der Ersatz-Akku, das Nackenkissen? Der Sichtschutz für den Laptop? Vor Corona war das alles gar kein Thema. Der Rucksack stand immer einsatzbereit an seinem Platz, voll bestückt, ich hätte jederzeit abhauen und für Tage autark agieren können. Das war mein Rolling Office, incl. Apotheke und Drogerie. Aber nun war ich doch leicht gefordert. 

Bahnfahrt
Die Fahrt war recht unspektakulär. Bis auf veränderte Wagenfolge, defekte Sitzplatzanzeige und dem üblichen Bahner-Jargon gibt‘s nicht viel zu berichten. Ich hockte dort, arbeitete und kämpfe mit der ständig beschlagenen Brille. Und dann bekam ich Hunger und griff zum Baguette. Der Nachbar hatte den gleichen Einfall und griff zu seinem. Ich stockte. Sollten wir jetzt etwa beide oben „blank ziehen“ und zeitgleich beherzt in französische Stangenbrot beißen oder besser doch nacheinander? Oder sollte ich warten, bis der mal aufs Klo geht? Und was, wenn der mit mir ein Gespräch anfangen will? Nach der Einfahrt am Ziel taten mir die Ohren weh, wegen dem straffen Gummi. 

Party
Auf der Fete war ich zu Anfang noch etwas gestört. Manch einer fiel mir um den Hals, andere steckten mir Faust oder Ellenbogen entgegen oder winkten aus der Ferne. So standen wir da nun. Und nun? Hinsetzen. Essen. An meinem Tisch begannen die Gespräche mit Corona, den letzten Monaten, Lockdown, Homeoffice, Zoom, Teams, Jogging-Hose und so weiter. Puhh, eigentlich hatte ich gar keine Lust da drauf, aber ich merkte, dass jeder etwas loswerden wollte, die Zeit abschließen, den Sack zumachen. Und wie geht’s sonst? Was macht die Arbeit? Rückkehr ins Office? Pläne? Reisen? Ich hätte etwas Coaching in „Social Nearness“ gebrauchen können, soziale Wiedereingliederung für einen Höhlen-Worker mit Segelohren.

Aber dann ging es auf die Tanzfläche und wir zappelten die halbe Nacht durch.

Geht noch.
Schön war‘s.
Und so wichtig
Schönen Sonntag
T.

<— Corona-Lektionen 98

228) Corona-Lektionen 97

Die 4. Woche nach den Ferien ist absolviert, die Inzidenzen bei den Kindern stiegen an, halten sich aber stabil. Die Infektionen bei den jungen Erwachsenen nehmen mächtig zu und das liesse sich ja nun relativ einfach verhindern. Unser Regierender Bürgermeister verschickte neulich poppige Postkarten und rief in mehreren Sprachen zum Impfen auf. Ein Versuch ist es wert.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

0G
Habe ich in Beitrag 96 dieser Reihe, noch über alle möglichen G-Varianten philosophiert, hat der Döner-Mann um die Ecke dieses komplexe Regelwerk bereits übersprungen. Während ich mit FFP2 meine „Kantine“ betrat, schauten mich Personal und andere Gäste verwundert an. Sie trugen alle „oben ohne“ und ich gab hinter meinem Kaffee-Filter die Bestellung auf.

Er: „Bitte?“
Ich: „Einen Pöner pitte“.
Er: „Salat alles?
Ich: „Ja, pie immer, Palat allep und scharp/knoblaup“.

Er hatte Schwierigkeiten mich zu verstehen, aber wir hatten in den letzten 18 Monaten ja häufiger das Vergnügen miteinander. Mittlerweile kennt er meine kulinarischen Vorlieben. Und ich winke ihm schon zu, wenn ich mal an dem Laden vorbeilaufe. Mit der Küche sollte man sich immer gut stellen, habe ich gelernt. Das galt schon in Aula und Mensa, auf Klassenfahrten und während einer Pandemie gilt das natürlich erst recht.

Jubiläum
Bald feiere ich Jubiläum. Am 10. September erreiche ich 18 Monate Höhlenoffice. Bis auf Urlaub und Wochenende ganz ohne Unterbrechung. Nix Büro, Nada Dienstreise, Niente „face to face & skin to skin“ mit Kollegen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie lange man doch ohne Chef:In auskommt, oder? Aber zurück zu meinem Jubiläum. Leider können die Kollegen nicht zur Party kommen. Denn die hocken ja auch alle noch zu Hause. Wir werden uns also virtuell befeiern und an die letzten Meetings im Frühjahr 2020 erinnern.

Höhlenoffice
75% meines Höhlen-Teams hier, sind bereits wieder tagsüber unterwegs. Schule und Büro fordern Präsenz. Das gibt mir in der Höhle die volle WiFi-Power zurück, aber ich merke auch, dass wieder mehr „Organisation“ in den familiären Alltag Einzug hält. Elternversammlung, Arbeitswege, Bahn-Streik, Joggen, Arzttermine, Klassenarbeiten, Fußballspiele und so weiter. Und die Straßen sind wieder deutlich voller, es ist wieder lauter geworden und die Menschen sind ruppiger zueinander.

Ist das schon wieder das „old normal“?
Oahhhh nee, bitte nicht!

<— Corona-Lektionen 96

–> Corona-Lektionen 98

Mehr lustig Döner gibts hier 😉