582) Eine Tüte Grünzeugs

Oktober 2024, 28°C, Hurghada/Ägypten, blauer Himmel, Sonne satt.

Mein Hals brennt, als hätte ich ein Fass Batterie-Säure gesoffen. Und das liegt nicht an den >Frei-Getränken hier, sondern vermutlich an einem Mitbringsel von der >Dienstreise nach London. Hinzu kommt das Gefühl, als würde mir jemand Nägel links und rechts unter den Ohrläppchen in den Kopf rammen.

Die Nutzung zur Treppe hinauf zu unserem Zimmer, gleicht einem Aufstieg am Mount Everest. Über die Nordwand.

Ein trauriger Blick in die Reiseapotheke verrät, dass ich wohl doch etwas zu hektisch und optimistisch gepackt habe. Ein paar Basics habe ich dabei, aber damit werde ich dieses Monster in Hals und Brust nicht bezwingen können. Als erste naheliegende Maßnahme, entführe ich den Jahresvorrat an Pfefferminz-und Anistee vom Buffet. In einer gut sortierten Apotheke um die Ecke, ersteigere ich noch Lutschbonbons und Kamillentee. Dieses Biowaffen-Arsenal ließ mich zwar den ersten Tag überleben, aber für einen vierstündigen Heimflug am Samstag muss ich zu anderen Waffen greifen, sonst könnte der  unangenehm werden. Noch einmal schlurften wir in Richtung Apotheke, in der Hoffnung so einen richtigen Knaller der Procter&Gamblelogen zu kriegen. Typisch deutsch standen wir daher um 10:02 Uhr vor der Apotheke, die Türen noch geschlossen. Ein Ägypter kam vorbei und meinte, die Apo wäre geschlossen. Er hätte aber eine „grüne Apotheke“ ein paar Türen weiter. Wenn ein Mann leidet, dann nimmt der das nicht so ideologisch, dann nimmt er auch ne grüne Apotheke, oder gleich zwei. Wir betraten das Geschäft, er gab mir ein Citro-Christallo-Dings-Bums zum Inhalieren. „Für drei Tage bitte einpacken“, röchelte ich. Und dann wäre ich auch schon wieder weg, so mein Plan. Aber ein ägyptischer Geschäftsmann plant anders. Da ich Häufchen Elend nun mal wehrlos auf seiner Couch saß, konnte er mir seine gesamte Kräuter-und Teesammlung  vorstellen. Jeglicher Versuch, dem zu entgehen, schlug fehl. Jammern ob der Schmerzen, das dringende Bedürfnis ins Bett zu müssen und auch der Verweis auf die dünne Brieftasche halfen nichts. „Gesund wichtiger als Geld“, sagte er. Er wühlte in diversen Gefäßen und stellte mir eine wilde Wald-und Wiesenmischung in einer Tüte zusammen. „Kochen Tee, dann alles wieder gut. Machen dann 23 Euro.“ Wenn mir Schlucken nicht so weh tun würde, hätte ich spätestens nun getan.

Gestern übte ich mich nun darin, losen Tee auf dem Hotelzimmer zuzubereiten. Etwas fusselig im Abgang war der Zaubertrank durchaus, aber ich muss sagen, heute geht’s mir schon viel besser.

Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie ich dem deutschen Zoll erkläre, warum ich eine Packung weißes Kristallin im Koffer habe und ne Tüte Grünzeugs. Ich sollte auch nicht zu gesund zurück kommen.

581) Eine Woche mit AI

AI? Ja schon AI, aber nich‘ „Artificial Intelligence“. Ich meine das andere AI, „All Inclusive“. Futtern, Trinken mit einem roten Armband, irgendwo im Nirgendwo.

Hier erste Beobachtungen und Tonaufnahmen aus nächster Nähe. Die restlichen vier Tage laufen vermutlich recht ähnlich ab 😉

Der Eingang zur Lobby wird durch einen Körper-Scanner geschmückt. Keiner der Touristen geht jedoch da durch. Ist ja nur für Terroristen gedacht. Logisch.
„Welcome, Sir“

Typ mit viel zu kleiner Badehose schlurft vor meiner Sonnenliege vorbei.
„Hör uff zu renn‘ Mila, is‘ doch glatt hier, siehst‘de doch.“

Viele große Tattoos auf alternden Körpern. Tattoos wachsen anscheinend mit.
„Hello. How are you? Like Tattoos?“

Drei XXXL-Touris machen sich auf Hockern an der schwimmenden Bar „breit“.
„Hello, alles gut. Friseur?“

Ein Rotwal vom Rhein bestellt zwei Cola-Wodka.
„Hello, Massage?“

Die Dame danach ordert drei Cuba-Libre.
„Hallo, Bootstouren? Mal gucken?“

12:00 Mittags wird die hämmernde Musik am Pool endlich mal abgedreht.
„Du Jason, du gehst auf‘s Zimmer wenn du nich’ Ruhe gibst.“

Ein Pool-Boy fischt die Hühneraugen-Pflaster des Morgens aus dem Becken.
„Hello Sir, Desert Tour? Jeep-Safari?“

Zwei Typen gehen zur Bar, je einen großen Thermo-Becher unter‘m Arm, die Hotel-Becher sind einfach viel zu klein.
„Na, Shuffleboard?“

Eine Pumuckl-Frisur mit Comics auf den Armen, knufft den Barmann an.
„Na mein Süßer, machst `de uns noch `ne Runde?“

Ein einheimisches(?) Paar schnorchelt im seichten Gewässer. Er zeigt mehr Haut als einem lieb ist, die Frau wirkt dagegen wie ein Kampftaucher, schwarz verschleiert, mit Taucherbrille und Schnorchel.
„Volleeeeeeeyballllll. Volleyballll!!!!!“

Komm‘ wir gehen was essen 😉