Ich bin Dänemark, gerade habe ich den Kamin angeschmissen. Mach‘ ich immer so, wenn ich in Dänemark bin. Gehört sich so … und macht mich irgendwie ganz hyggelig. Und dann denke ich hofft an die Mitte der Neunziger Jahre zurück. Mein Azubi-Leben im Berliner Altbau, wenig Kohle auf dem Konto, dafür aber viel im Keller.
Die „Vormieterin“ hat mir die Briketts überlassen, großen Dank noch mal, denn der eine der beiden Außenwand-Gas-Heizer hatte irgendwann den Geist aufgegeben und ich fürchtete auf den Reparaturkosten sitzenzubleiben.
Eine Freundin meiner Großmutter wohnte eine Querstraße weiter, die hatte auch den Keller voller Kohlen, ich müsste sie mir halt „nur“ abholen. Tat ich dann auch, mit Hilfe von Bananenkisten und in meinem viel zu kleinen Anfänger-Auto, waren einige Touren nötig.
Also mangelte es nicht mehr an Kohle und Altholz lag auch genug im Keller, später zersägte ich mit einer Stichsäge eine ganze Schrankwand aus geleimten Press-Holz und emittierte sie in den Berliner Himmel. Sorry, liebe Umwelt, das würde ich heute nicht mehr tun.
Und so lief das dann immer wieder ab. Asche runterschleppen, gebückt in den Keller stapfen, aufpassen dass man sich nicht den Kopf rammelte oder einer Ratte begegnte (… viel Lärm machen). Dann Holz hacken, Briketts halbieren und dann alles wieder hochschleppen, mit Zeitung und Kohle-Anzünder in Brand setzen und warten, bis sich die Wärme langsam im Zimmer verbreitete.
Ein wahrer Genuss war es … aus der Kälte heimzukommen … und sich auf die gusseiserne Abdeckung zu setzen.
Irgendwann platzten die Glasscheiben, die einen Blick ins Ofeninnere ermöglichen und fortan strömte seichtes Kohlenmonoxid durchs Zimmer. Wenn der Stornsteinfeger da war und sein Werk auf dem Dach verrichtetet hatte, hinterließ er eine feine Staubschicht in der Bude. Da ich nun wirklich keinen Bock auf wiederholtes Asche-Putzen da, umwickelte ich beim nächsten Mal das Ofen-Roher an der Nahtstelle zur Zimmerwand mit einem alten Laken. Großartiger Plan, die Wohnung war sauber geblieben, worauf ich wieder den Ofen anschmeißen konnte. Nur 20 Minuten später bemerkte ich, dass das Bettlaken noch immer ums Ofenrohr gewickelt war und Feuer gefangen hatte. Und was tat ich? Ich rupfte das Laken hektisch ab, worauf es wunderbar mit Sauerstoff gefüttert wurde und trug es brennend vor mich her zum nächsten Wasserhahn … nun ja … ich lebe noch und einen Feuerwehreinsatz musste ich auch nicht bezahlen.
Zum Glück auch, denn wie schon gesagt, ich hatte zwar viel Kohle im Keller, aber nur wenig auf dem Konto.
