105) Postkarte von Peloponnes

Die obligatorische Postkarte von der Halbinsel Peloponnes muss schon noch sein, bevor der Alltag wieder losgeht und mich eine Bahnreise nach Hessen erwartet. Auch wenn mir diesmal gar nicht so viel verrückte, skurrile Dinge vor die Kamera gelaufen sind, dafür waren sie aber nachhal(l)tiger. 

Wie schon in > Athen hat auch hier auf Peloponnes die Erde zwischenzeitlich gebebt, zumindest war es über die Nachrichten zu vernehmen. Vor Korinth, da tat sich plötzlich die Erde auf und ich fühlte mich wie John Cusack im Camper des Blockbosters „2012“.

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Die Stadt Korinth selbst, hat es auch dahin gerafft, kaum ein Stein liegt da noch auf dem anderen. Das kriegen die nie wieder aufgebaut, reicht nur noch um Touristen tagsüber zu beschäftigen, aber wirklich leben kann da keiner mehr.

Die Katastropenschutzbehörden haben gigantische Suppenküchen mobilisiert, um die Bevölkerung … und natürlich uns Touristen … satt zu kriegen. Ohne Gyros und Souflaki geht hier nix, das versteht von selbst, sind quasi „ouzos“. Aber bald war alles aufgegessen und die späten Vögel guckten dumm in die Schüssel.

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Das Wasser ist blau-grün verfärbt, besser mal nicht reingehen, bestimmt voll mit Chemikalien. Widerwärtig. Fahrt da bloß nicht hin!

In Olympia habe ich die Damen nach Feuer gefragt, aber die sagten, es läge bereits eine Bestellung vor. Irgendwelche Pariser hätten wohl vorbestellt. Typisch…

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Dafür gibts es kleine gelegte Feuer überall und das ist schon etwas nervig. Die Griechen „Hinzos und Kunzos“ verbrennen auf ihren Grundstücken Laub oder so und das wabert dann durch Berg und Tal. Kein Wunder, dass es auf den Inseln im Hochsommer gern mal brennt.

Toiletten-Humor haben die Griechen auch. Like it.

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Fazit: Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Frühlingshafte Landschaft im April, alles sehr grün und vital, aber eben bei sommerlichen Temperaturen, es gab nicht einen Niederschlag. Die Menge an Touristen war überschaubar, der Straßenverkehr war äußerst stressfrei, dank mobilem Netz, mangelte es nie an Podcast-Nachschub. 1.600 km haben wir in einer Woche gemacht und einen guten Mix aus Stadt, Strand und >alten Steinen gesehen. Ich spüre bei Griechenland ähnliche Schwingungen wie in Portugal. Man ist in der EU unterwegs, mit all seinen Selbstverständlichkeiten, aber die Leute sind nicht so nervig drauf wie im Land der Germanen. Alles geht einen Tick langsamer und damit angenehmer daher, Regeln werden „flexibel“ ernst genommen, sehr charmant. Da können wir uns gern mal zwei Scheiben bei denen abschneiden. Und ein weiterer Kandidat für Pläne zur Winterflucht wurde gefunden und ich fragte mich mehrmals … > Warum nicht einfach … hierbleiben? Aber natürlich, wir waren Anfang April dort, im August kann das schon ganz schön brutzelig dort werden. Sprachlich war alles völlig unkompliziert, alles Wesentliche war in Englisch zu lesen, und wenn mal nicht, dann half etwas Schulrussisch und Google Translate. Kulinarisch war es ober-angenehm, sowohl die Veg-als auch die Non-Veg-Fraktion der Reisegruppe fand immer was zu futtern.

Rückkehr erwünscht. Gern für länger.

536) Von alten Steinen lernen

Gurkt man durch Griechenland (hier speziell Peloponnes) muss man sich schon sehr blöd anstellen, um nicht an ΑΡΧΑΙΟΛΟΓΙΚΟΣ ΧΩΡΟΣ vorbeizukommen. Das ist kein Nationalgericht mit Knoblauch, sondern heisst so viel wie „archäologische Fundstätte“. Akropolis, Korinth, Olympia zum Beispiel. Und da raunt es bereits „Oaaaah neee, wie langweilig, schon wieder alte Steine“. Zugegeben, ich muss alte Steine nun auch nicht jeden Tag haben, aber eindrucksvoll sind die Anlagen schon. Und Minderjährige aus der EU zahlen keinen Eintritt. Juchuuuu, hoch lebe die EU!

Und sie zeigen, zu was Homo Sapiens in der Lage ist, selbst ohne elektrischen Strom, Baumaschinen, Planfeststellungsverfahren, 3D-Druck und WLAN.

Allein schon den Ort für solch eine Stadt auszumachen. Gefälle, Boden, Baumaterial … da scheitern viele Menschen heute schon bei der Wahl des richtigen Camping-Platzes.

Dann die durchdachte Planung für Straßen, Wege, Plätze, Zu-und Entwässerung, Versorgung, Anbau  und Verteidigung.

Und natürlich all die schweren Quader, Säulen … die zuvor irgendwer aus Stein gekloppt hat, der irgendwo aus dem Berg gebrochen, irgendwie dahin gebracht und dann mit irgendwelchen Mechanismen zu Häusern, Tempeln und sogar Badeanstalten gestapelt wurde … und am Ende noch alles zusammenpasste.

Alter Grieche, Respekt!

Es würde mich nicht wundern, wenn man hier in der Gegend noch einen Flughafen ausbuddelt.

Das alles gibt mir Hoffnung, zu was Zweibeiner mit drei Pfund Hirn zwischen den Ohren fähig sind. Gleichzeitig zeigt es aber auch, mit welch Blödsinn „wir“ uns teilweise beschäftigen und womit „wir“ uns vom Finden geeigneter Lösungen für die Herausforderungen der Zeit ablenken.

104) Postkarte aus Athen

„Weiße Rosen aus Athen, sagen dir „komme recht bald wieder, sang einst ist die Nana, die einen Nachnamen trägt, der an ein griechisches Ofengericht erinnert. „7–10: Sonntagmorgen in Spreeathen“ … so hieß mal eine Radiosendung, damals wo in meiner Welt alles noch schwarz-weiß war und das Auto nicht mehr als 100 km/h fuhr. Heute fahren Autos über 100, aber das ist auch wieder doof.

Aber mittlerweile kann man nach Athen fliegen … schäm schäm … ick weiß … aber eine Bahnverbindung habe ich auf Anhieb nicht gefunden. Die Idee, nach Athen zu reisen, hatten andere Menschen auch. Das Internet muss in den letzten Tagen nur so mit Duck Face – Fotos von der Akropolis geflutet worden sein. Hier nich‘. Hier jib‘s heute Fotos (fast) ohne Menschen druff …

Oben auf dem Hügel wird kräftig gebaut, das Ding wird stellenweise abgebaut und zerbröselte Stellen werden wieder auf aufgefüllt. Die Steine werden am Rand zwischengelagert, irgendwer hat da hoffentlich noch den Durchblick.

Und selbst Lego kommt zum Einsatz. Hier der 10-er Block weiß und 5-er Streifen flach in weiß und beige.

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Mit den Verboten nehmen es die Griechen noch genauer als die Deutschen. Nüscht darf man mehr. Nicht sprayen, zelten , grillen … Schildkröten klauen auch nich‘. Man oh man. Am nächsten Tag auf dem Weg zum Panathinaikos Stadium haben wir doch glatt so ein Urviech gesehen.

Das alte Stadion ist schon irgendwie packend, nur warum da unten schwarzer Tartan-Belag kleben muss … ich weiß ja nich‘. Schotter, Sand oder so, hätte ich erwartetet.

Zeitgleich zu unserem Aufenthalt hier, gabs wohl mehrere Erdbeben, haben wir von zu Haue erfahren. Ich habe gut geschlafen, aber die Stadt sah danach schon wirklich übel aus. Kein Stein mehr lag auf dem Anderen, aber die Katastropennschutzbehörden der Stadt stellten umgehend große Kerzen auf.

Ansonsten liegen die Griechen eigentlich nur so rum, zeugen viele Kinder und wenden sich dann genervt ab. Das WLAN im Hotel ist etwas dünn, nix Netflix.IMG_9225

Auch bei der Handwerkskunst beweisen sie „großes“ Geschick und Detail-Versessenheit, wenn es darum geht, Flaschen zu öffnen.

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Athen ist eine Reise wert, hat mir sehr sehr sehr gut gefallen.

Ick‘ komm‘ bestimmt mal wieder.

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78) Wortwahl: Pushback

Während wir hier im Warmen sitzen und uns vor lauter Corona-Panik in die Vegan-gefertigten Unterhosen machen, spielen sich an der EU-Außengrenze zwischen Türkei und Griechenland furchtbare Szenen ab. 

Flüchtende Menschen irren bei Wind und Wetter zwischen den Grenzanlagen hin und her. Kinder sind natürlich auch dabei. Wo sollen die auch sonst sein. Zu Hause bleiben wollten die nicht, denn das „zu Hause“ gibt es nicht mehr.

Verwendet man aber für diesen Vorgang den englischen Begriff „Push Back“, klingt das alles gar nicht mehr so schlimm, oder? Selbst im öffentlich rechtlichen Fernsehen berichtete ein Reporter vor ein paar Tagen, man habe die Flüchtlinge „zurückgepusht“.  Hört sich irgendwie weich und kuschelig an, oder? So wie Puschel, Bommel, Weichspüler oder der Name eines Haustiers. „Pusch Ultra-Soft“ oder „Pusch Sensitive“ oder „Puschel das Mehrschwein“.

Türkei und Griechenland setzen Tränengas und Rauchbombem ein. Das ist gar nichts kuschelig.

  • Vor 30 (!) Jahren erschien 1990 der Film „Der Marsch“ bei dem es um riesige Fluchtbewegungen ging, die nach Europa strömen. Aber das war ja nur ein „Sci-Fi“-Film, eine Dystopie. Nichts reales, nur ein Film. Ein Kunst-Projekt.
  • Vor 2 Jahren dann der Roman „Die Hungrigen und die Satten“. Wirklich lesenswert, hörenswert und sehr unterhaltsam. Durch seine flachgeistigen Hauptdarsteller, verkommt das ernsthafte Thema aber leider zu einer Satirik-Komödie. Die Menschen dort in Kastanies finden das aktuell bestimmt nicht lustig.
  • Nun muss man nicht mehr ins Kino gehen, kein Buch lesen. Das Drama spielt sich vor unseren Augen ab.

Klar, können nicht alle flüchtenden Menschen der Welt in die EU kommen. Das geht nicht. Schon gar nicht, wenn man mit der „EU“ eigentlich „Deutschland“ meint. Aber was sich da abspielt ist zutiefst beschämend. Soll mir keiner sagen, Europa ist durch christliche Werte geprägt. Ich lach‘ mich schlapp! Viele Regierungen sind wohl eher durch „egoistische“ oder „protektionistische“ Werte geprägt. Die EU hat 27 Mitgliedsstaaten. Der Staatenverbund finanziert deren Gehwege, Spielplätze und die heiß geliebten Auto-Bahnen.

Und die Kinder hocken da im Dreck …

Schönen Sonntag noch!

7) Postkarte von Korfu

Korfu ist per Direktflug von Berlin zu erreichen und bietet „Stoff“ für ca. eine Woche. Mitte Oktober erwarten einen dort noch über 20°C, wobei das für Berlin ja neuerdings auch zu gelten scheint. Auf Korfu sollte man sich nach ein paar Tagen Chill Out einen Mietwagen leihen, um keinen Lager-Koller zu bekommen. Die Insel hat durchaus schöne Ecken…

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…und bietet auch einige Skurrilitäten:

Ende Oktober wirkte Korfu wie ausgestorben. Die Saison ging dem Ende zu, täglich verließen Besucher die Insel, verrammelten Gewerbetreibene ihre Shops und Restaurants. Von Tag zu Tag wurde die Insel zur Geister-Insel und die Katzen übernahmen die Oberhand.

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Alles was den Eigentürmern schützenswert erschien, wurde in blaube Plastikmülltüten verpackt. Egal ob Straßen-Lampen, Neon-Reklamen oder Speisekarten-Aushänge. Im nächsten Leben werde ich Plastik-Tüten-Fabrikant auf Korfu.

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Beim folgenden Anblick diskutierte ich eifrig mit meiner Tochter: Haben sie hier  den wachsenden Oliven-Baum so lange ignoriert, bis er schließlich die Mauer spaltete oder hat man die Mauer einfach schlampig um den Oliven-Baum herum gebaut, weil man zu faul war, den Baum vorher zu entfernen.

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Beide Varianten werfen kein gutes Licht auf das grieschiche Bauwesen. Vielleicht gab es ja auch einen anderen „besseren“ Grund.

Grundsatz: Ingenieure für Maschinen-Bau, Energieverteilung, Straßenbau oder Fernmeldewesen sollten im Korfu-Urlaub häufig mal die Augen schließen. Das sieht teilweise schon sehr gespenstisch aus und manchmal könnte man meinen, man fährt durch Indien.

ABER: bei einem Thema gibt es keinen Zweifel und das muss ich hier nennen, auch wenn das der Touristik-Minister dort vielleicht nicht hören will. Korfu hat ein „Müll-Problem“. In den kleinen Orten sieht man schon genug Müll auf der Straße oder in den Büschen liegen. Bei heftigem Regen, wurden die gefüllten Tüten durch die Orte gespült. Aber auch zwischen den Orten bilden sich große Müllhaufen. Auch direkt am Wasser wie auf dem Foto. Bei deren Ausmaßen, können die nicht erst 3 Tage alt sein. Auch „der Wind“ kann dafür nicht verantwortlich sein. Da muss mehr dahinter stecken.

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Wir fragen uns:

1. Ist der öffentliche Dienst vielleicht nicht mehr finanziert. Streiken die Müllwerker wohlmöglich?

2. Gibt es hier gar kein Entsortungsnetzwerk, was den Müll zu Hause abholt? Ist es völlig normal, dass die Leute ihre Tüten einfach am Straßenrand zwischen den Ortschaften stapeln?

3. Wenn Punkt 1 oder Punkt 2 zutreffen, ist das schon schlimm genug für ein Land was der Europischen Union angehört und sich doch sonst so stolz auf die grieschichen Errungenschaften beruft. Aber dann verstehe ich nicht, warum die Einwohner nicht nur ihren Müll, sondern auch ihre alten Autos, Bauschutt oder Gas-Flaschen einfach irgendwo abstellen.

Fazit: Wenn man Mitte oder Ende Oktober mal noch eine andere Tapete sehen will, bevor zu Hause die kalte Jahreszeit beginnt und dafür keine langen Flüge machen will, ist Korfu durchaus eine Option. Man sollte aber mit den Müllbergen klar kommen und dem permanenten Gefühl, den letzten Flieger nach Deutschland zu verpassen.

Frühere Postkarten: