679) Die prompte Zeitung

Auch wenn man auf den Websites konservativer Medienhäuser unterwegs ist, kriegt man oft die kleinen „Widgets“ (kleine Boxen, Fenster) in denen fremder Content eingespielt wird. Man denkt dann, dass kommt vom Haus, tut es aber gar nicht. In denen Boxen sieht man auch immer mehr Bilder, die mit KI gemacht wurden. (Siehe hier ein Screenshot von „Die Zeit“).

Dass KI im Spiel ist, finde ich gar nicht so schlimm, ich hätte es nur gern transparent gemacht. Denn die Fotos auf dem Screenshot sehen durch die Fahnen schon sehr offiziell aus. Ich bezweifle aber ernsthaft, dass es diese Menschen überhaupt gibt, ich habe keinen Check gemacht.

Was mich aber noch mehr interessieren würde ist, ob die Bilder einmalig mit KI erstellt wurden und dann halt an alle Leser gleichartig ausgespielt werden oder ob sie just in diesem Moment des Lesens generiert werden? Denn das ginge ja auch.

Und wenn das so wäre, dann besteht die Zeitung der Zukunft eigentlich nur noch aus leeren Spalten, oder Widgets, die im Moment des Aufrufs mit Content gefüttert werden, passend zu den Bedürfnissen und Wünschen des Users.

Eine quasi durchweg instant generierte „Zeitung“ für den User. Also quasi 80 Millionen Zeitungen, mit jedem Aufruf wieder anders. So ähnlich wie im Beitrag >Ein letzter gemeinsamer Film.

Die Zeitung, die man sich runterlädt, sieht dann tecchnisch ungefähr so aus, Rest geschieht im Anschluss … und der dumme Leser merkt es nicht mal.

Gruselig, aber irgendwie scheinen wir ja schon dahin auf dem Weg.

PS1: Inspiriert von „Die Abschaffung des Todes von Andreas Eschbach“, (in dem es in der Nebensache um eine voll individualisierte, aber noch von Menschen recherchierte Zeitschrift ging) und dem Horx & Horx Podcast, hier speziell die Folge vom Juni 2023 zum Theme Presse, Medien, Bots und Fake News.

PS2: Titelbild via ChatGPT

Nachtrag 15.07.2025: kaum veröffentlicht, hat das Team vom KI Podcast eine neue Folge dazu veröffentlicht. Es geht zwar individuelle Werbung, aber ist im Prinzip eine Vorstufe von „Die prompte Zeitung“

649) Ein letzter gemeinsamer Film

Laut Statista: … „waren im Februar 2025 in Deutschland 5.229 Filme und 2.735 Serien abrufbar – das waren insgesamt 7.964 Inhalte“ … je nach dem, wie man nun die einzelnen Episoden einer Serie zählt, wären es dann locker 30.000-50.000 mehr.

Vorbei die Zeit, als man noch ein DVD-Abo hatte, und man per Post die Unterhaltung für Samstag-Abend zugestellt bekam. Heute wird stattdessen on demand „nett geflixed“, aber auch das ist aufgrund der großen Auswahl gar nicht so einfach. 

Nicht unbedingt jedes Genre sagt einem da zu, manche Filme gibts nur in Original-Ton, andere Movies sind 2,5 Stunden lang, oder es wird zu viel gesungen und getanzt. Und das, was man irgendwo aufgeschnappt hat, gibt‘s sowieso gerade nicht, womit man in den Abo-Fängen eines weiteren Streaming-Anbieters landet.

Damit Netflix den Entertainment-Hunger der Leute stillen und sich unabhängig von der klassischen Film-Industrie machen kann, produziert es mittlerweile wirklich gute Sachen selber. Hut ab.

Aber wenn man das alles zu Ende denkt, führt es unweigerlich zum „eigenen Film“. Just in diesem Moment erschaffen, via AI, für diesen einen Moment, diesen einen Zuschauer und dann wieder weg. So wie Dampf.

Wenn man sich anschaut, wie täuschend echt schon KI-generierte Videos sind (und Menschen schon ohne elf Finger zeigt), ist das alles nur eine Frage der Zeit. Das scheint machbar, ist aber natürlich auch irgendwie erschreckend … weil damit auch der Weg zum eigenst erschaffenen Bundeskanzler, Präsidenten, Propheten oder Heilsbringer vorgezeichnet ist … der jeden Tag die gewünschte Botschaft nach Hause trägt.

George Orwells „Televisioren“ finde ich ehrlich gesagt gar nicht so gruselig. Denn die haben immerhin alles das gleiche erzählt, so wie die das private „Fox News“ in den USA, die „Aktuelle Kamera der DDR“ oder das Staatsfernsehen anderer Staaten. Immerhin haben alle das gleiche gesehen und konnten sich … wenn auch im verborgenen … drüber unterhalten, streiten und gemeinsam Strategien dagegen entwickeln.

Aber stellt euch mal vor, 80-Mio Menschen haben was unterschiedliches gesehen …

Ich habe schon einmal über den Gedanken geschrieben in 480) Jedem seine Bubble? Das ist gerade mal 1,5 Jahre her und da war die Video Creation noch lange nicht so fortgeschritten. Wer es nicht glaubt, kann ja mal „Veo 3 Car Show“ in YouTube suchen

PS: Titelbild via ChatGPT