Wann immer eine Straftat oder ein Unfall geschieht, geht es in den Nachrichten zunächst um die Basics. Was ist geschehen? Wieviele sind betroffen? Wo ist es passiert?, Wann?… usw … ihr kennt das, ähnlich den 5 W-Fragen wenn man einen Notruf absetzt. Und dann kommt in letzter Zeit recht bald eine sechste Frage hinzu. Nicht gleich sofort, denn man will ja nicht vorurteilen oder eine Stimmung schüren. Aber sie kommt. Da kann man sicher sein.
Die Frage lautet: Woher kommen die Täter?
Und damit meint man nicht aus welchem Ort sie stammen, sondern man zielt auf ihren Hintergrund ab. Auf Ihre Herkunft. Obwohl das ja erst einmal überhaupt keine Rolle spielt.
Als ich meinen Beitrag >Nachbesprechung am 02.01,23 um die Mittagszeit schrieb, stellte ich mir die Frage nicht, sondern stopfte die Täter in eine große Schublade. Bestimmt aus Berlin, jung, besoffen, zugedröhnt, selbstüberschätzt, orientierungslos, unzufrieden … und auch hirnlos, weil sie ja ggf ihre eigenen Retter attackieren. Meine Vermutung wurde noch in den Abendnachrichten bestätigt, es wären „überwiegend junge Männer“ gewesen
Am 03.01.23 hieß es dann schon detaillierter, 145 Personen wurden festgenommen, 45 mit Deutscher Staatsbürgerschaft, die anderen stammen aus 17 „weiteren Nationen“. Aber 17 zu 145, dachte ich, das geht ja noch. Die feine Formulierung kann man schon mal schnell überhören, wenn man noch im Hangover hängt.
Heute am 04.01.23 sprach man im Morgen-Radio bereits von „ein Drittel deutscher Herkunft“ und „zwei Drittel anderer Nationen“. Oh ha. Die News-Salami wird also in Scheiben aufgeschnitten und es ist nicht das erste Mal. Im Laufe des Tages wurden die „zwei Drittel anderer Nationen“ deutlicher in 21 Syrer und 27 Afghanen vorsortiert. Und mir wurde klar, dass ich in meinem Beitrag zu früh geurteilt habe. Ich habe unsere armen, desorientierten, drogenabhängigen, minderjährigen Bio-Deutschen verdächtigt, stattdessen waren es mehrheitlich „Ausländer“ 😉
Ob die nun unter Drogen standen weiß ich nicht, orientierungslos waren sie sicher, sonst wären die einfach früher abgehauen. So wie die deutschen Krawallos mit entsprechender Ortskenntnis. Denn nur die Festgenommen wurden ja schließlich gezählt, nicht die Krawallos die insgesamt unterwegs waren.
Und selbst, wenn das Mengengefüge so war, fragt man sich nun hoffentlich nicht nur, wie man die Polizei aufrüsten kann, sondern auch was die jungen Männer dazu getrieben hat. Wieso ticken junge Leute, die Flucht und Vertreibung hinter sich haben, so aus und lassen ihren Frust an Feuerwehr und Polizei ab? Das kann man sicher nicht nur mit Taliban, Assad oder „anderem Kulturkreis“ erklären, denn sie haben in den letzter Zeit ja „hier“ gelebt und nicht „da“.
Mir fehlen da noch ein paar mehr W-Fragen:
- Wo hausen die junge Männer hier? Was hat man getan, um sie unterzubringen?
- Was treiben sie den ganzen Tag, wie können sie ihre Potenziale einsetzen?
- Welcher Tätigkeit gehen sie nach, um dann abends noch so viel Energie zu haben?
- Womit können sie ihren Unterhalt verdienen, wie können sie sich eine Zukunft aufbauen?
- Wie können sie sich aus-und weiterbilden, um in tristen Tagen Beschäftigung und Sinn zu finden?
- …
Also, ums noch mal klarzustellen: Weder will ich das nur den Menschen mit „Migrationshintergrund“ anlasten, noch will ich das Geschehene verteidigen. Noch weniger glaube ich an nur „Ein Drittel“ deutscher „Bio-Masse“ im Krawallgeschehen. Kann mir keiner erzählen, dass die alle artig bei Erdbeer-Bowle auf der heimischen Couch saßen.
Neue Body-Cams für Polizisten, härtere Gesetze und mehr Einsatz-Personal werden das Problem sicher nicht lösen. Das hat es bei früheren Krawallen (1. Mai, G20) ja auch nicht. Junge Menschen brauchen Obdach, Zukunft und Beschäftigung und wir brauchen händeringend junge Leute.
Alles nix neues eigentlich.

