690) Powerbank-Held in Latschen

Noch ein Beitrag aus der Reihe: „Braucht man nicht“, „Kommt alles anders“ und „Meine Güte, was für ein Tag“.

Gestern mussten wir den Mietwagen ein paar Querstraßen vom Hotel entfernt abstellen, näher war nichts frei. Heute Morgen kommen wir von hinten auf den Wagen zu, bereit für einen Ausflug in den Süden von Penang. Da sehe ich, die Heckleuchten sind an. Oh nein. Das ist nicht gut.

Ich lasse mich auf den Fahrersitz fallen, schließe kurz die Augen, verziehe das Gesicht, bete zu >all den Göttern die ich nicht habe und drehe den Schlüssel. Der Wagen macht zwar Startgeräusche, aber das ersehnte Aufbrummen bleibt aus.

Shit! Shit! Shit!
Ich Idiot!

Gestern beim Aussteigen bimmelte irgendetwas, aber ich war wohl abgelenkt. Und jetzt? Zum dritten Mal den Vermieter anrufen? Zuerst der >streikende Motor in den Bergen, dann der >Reifenschaden auf der Autobahn, nun meine eigene Blödheit und eine jämmerlich klagende Batterie? Die müssen mich doch für irre halten.

Immerhin lief auch diesmal alles recht unkompliziert: Erst ein Chat mit dem Vermieter über WhatsApp, dann ein kurzer Austausch mit einem Batterieservice auch per Chat, schließlich der Techniker ebenso mit flinken Tasten, rund 20 Minuten später war er da, auf dem Moped, in Flip Flops, mit einer neuen Batterie zwischen den Oberschenkeln. Brauchen tat er sie nicht, stattdessen zauberte er eine Art Powerbank hervor, mit der er den Wagen wiederbeleben konnte. Zehn Minuten Expressladung und wir hätten unseren Ausflug starten können. Kein Papierkrieg, nicht mal eine Unterschrift. 

Aber da die Rückgabe des Wagens ohnehin für diesen Tag geplant war, habe ich es gleich vorgezogen. Nach drei Überraschungen wollte ich mein Glück nicht weiter herausfordern. Also direkt zum Flughafen, die Kiste dort abgegeben und per Grab alles wieder zurück.

Gegen 14:00 Uhr konnte der Tag beginnen.

Ab morgen geht’s mit dem Bus weiter, das lässt mich ehrlich gesagt viel entspannter reisen.

132) Postkarte aus den Cameron Highlands

Die fünfte Etappe unserer Singapur-Malaysia-Reise führt uns in die Cameron Highlands, ein Hochland, berühmt für Tee-Plantagen, Erdbeer-Anbau und Unterhaltung von Touristen.

Die Gegend ist eigentlich wunderschön grün, mächtig bergig und kurvig. Aber auf den wenigen Quadratkilometern bebaubarem Land wird entweder Agrarwirtschaft unter Plastik-Planen betrieben, Hotellerie in hohen Häusern oder Dideldadeldum für Kleinkinder.

Die Briten hatten hier oben früher wohl ihre Sommer-Häuschen, seitdem ist es immerhin organisch gewachsen und nicht so vollkommen künstlich hingestellt worden, wie das >Halligalli-Land „Mont-Tremblant“ in Kanadas Osten.

In den beiden Orten Tanah Rata und Brinchang gibt es alles, was das touristische Herz begehrt. Shopping-Center, Burger-Bräter, Zoo, Rutschenpark und Schlumpfenland.

Aber wir wollten auch etwas von der Natur sehen, was uns auf die Idee bringt mit dem Auto hoch auf den Mount Brichang und zum Mossy Forest zu fahren. Die Idee hatten natürlich andere Kleinbusse und Jeeps auch,

Also cruisten wir in Reihe die einspurige Straße den Berg hinauf. Stoßstange an Stoßstange, Fuß auf Gas oder Bremse, um bloß die Kette der herauffahrenden Autos nicht abreißen zu lassen. Wer anhält, verreckt am Berg.

Oben, am „Top of Hill“  angekommen, bestätigte die Physik dann natürlich, dass nur eine reduzierte Menge an Autos auf das Plateau passen wird. Wir quetschen uns gerade noch so in die Mitte der Stellfläche und werden schnell umzingelt.

Für die Abfahrt müssen wir uns einen günstigen Zeitpunkt aussuchen, als der rote Pick Up neben uns abfährt, entsteht auf einmal eine Fläche zum Rangieren. Bloß weg hier, sonst sind wir hier noch länger gefangen. Rasant runter, egal, Hauptsache die Kette der herabfahrenden Autos nicht abreißen lassen.

Ich war heilfroh, als die Straße weiter unten wieder zweispurig wurde. Dann ging’s „chillig“ zu Erdbeerfarm und Tee-Plantage.

Den Hunden hier unter der Terrasse ging es nicht so dolle, zu viel Tee oder Erdbeeren, ich kann es nicht auflösen.

Diesen durchaus anstrengenden Tag quittierte das malaysische Mietauto mit einer roten Warnleuchte. Und einem Gaspedal, was ich in einer Kurve ins Leere trat. „Ich nix mehr wollen“ … übersetzt die schlaue KI.

Zum Glück geschah das recht dicht bei unserer Unterkunft. Nachdem ich das Auto erst einmal gesichert, in eine Seitenstraße verfrachtet, und die Mietwagenfirma mit den vier Buchstaben angerufen hatte , versuchten wir es noch einmal mit „Wumms“ und wuchten die Karre mit viel Geräusch den steilen Berg hinauf zum Hotel. Später machen wir noch zwei Testfahrten in der Umgebung, mehr oder weniger erfolgreich. Die Karre werden wir morgen wohl erst einmal wieder den Berg herunterbekommen, die Frage ist nur, wann die rote Lampe wiederkommt und was ich dann tue.

Liebe mitlesende Ingenieure und Maschinenbauer. Leg mal bitte das Telefon auf euer Nachtschränkchen, wir fahren gegen 10:00 Uhr los das dürfte bei euch dann 2:00 Uhr nachts sein.

Bis dann.

Diese Postkarte ist Teil einer Serie aus August 2025:

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