Oktober 2024, 28°C, Hurghada/Ägypten, blauer Himmel, Sonne satt.
Mein Hals brennt, als hätte ich ein Fass Batterie-Säure gesoffen. Und das liegt nicht an den >Frei-Getränken hier, sondern vermutlich an einem Mitbringsel von der >Dienstreise nach London. Hinzu kommt das Gefühl, als würde mir jemand Nägel links und rechts unter den Ohrläppchen in den Kopf rammen.
Die Nutzung zur Treppe hinauf zu unserem Zimmer, gleicht einem Aufstieg am Mount Everest. Über die Nordwand.
Ein trauriger Blick in die Reiseapotheke verrät, dass ich wohl doch etwas zu hektisch und optimistisch gepackt habe. Ein paar Basics habe ich dabei, aber damit werde ich dieses Monster in Hals und Brust nicht bezwingen können. Als erste naheliegende Maßnahme, entführe ich den Jahresvorrat an Pfefferminz-und Anistee vom Buffet. In einer gut sortierten Apotheke um die Ecke, ersteigere ich noch Lutschbonbons und Kamillentee. Dieses Biowaffen-Arsenal ließ mich zwar den ersten Tag überleben, aber für einen vierstündigen Heimflug am Samstag muss ich zu anderen Waffen greifen, sonst könnte der unangenehm werden. Noch einmal schlurften wir in Richtung Apotheke, in der Hoffnung so einen richtigen Knaller der Procter&Gamblelogen zu kriegen. Typisch deutsch standen wir daher um 10:02 Uhr vor der Apotheke, die Türen noch geschlossen. Ein Ägypter kam vorbei und meinte, die Apo wäre geschlossen. Er hätte aber eine „grüne Apotheke“ ein paar Türen weiter. Wenn ein Mann leidet, dann nimmt der das nicht so ideologisch, dann nimmt er auch ne grüne Apotheke, oder gleich zwei. Wir betraten das Geschäft, er gab mir ein Citro-Christallo-Dings-Bums zum Inhalieren. „Für drei Tage bitte einpacken“, röchelte ich. Und dann wäre ich auch schon wieder weg, so mein Plan. Aber ein ägyptischer Geschäftsmann plant anders. Da ich Häufchen Elend nun mal wehrlos auf seiner Couch saß, konnte er mir seine gesamte Kräuter-und Teesammlung vorstellen. Jeglicher Versuch, dem zu entgehen, schlug fehl. Jammern ob der Schmerzen, das dringende Bedürfnis ins Bett zu müssen und auch der Verweis auf die dünne Brieftasche halfen nichts. „Gesund wichtiger als Geld“, sagte er. Er wühlte in diversen Gefäßen und stellte mir eine wilde Wald-und Wiesenmischung in einer Tüte zusammen. „Kochen Tee, dann alles wieder gut. Machen dann 23 Euro.“ Wenn mir Schlucken nicht so weh tun würde, hätte ich spätestens nun getan.
Gestern übte ich mich nun darin, losen Tee auf dem Hotelzimmer zuzubereiten. Etwas fusselig im Abgang war der Zaubertrank durchaus, aber ich muss sagen, heute geht’s mir schon viel besser.
Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie ich dem deutschen Zoll erkläre, warum ich eine Packung weißes Kristallin im Koffer habe und ne Tüte Grünzeugs. Ich sollte auch nicht zu gesund zurück kommen.
