Neulich warf ich zufällig einen Blick auf meinen Personalausweis und stellte fest: Abgelaufen. Panik stieg in mir auf. Nicht, dass ich den sonderlich häufig bräuchte, aber allein die Horror-Nachrichten, die ich schon über die Herausforderungen gehört habe, in Berlin einen Termin beim Amt zu kriegen, riefen in mir pure Verzweiflung hervor.
„Kannst’de vajessen.“ „Jibt keene Tamine“. „Allet uff Wochen ausjebucht“. „Musst‘de anrufen oda vielleicht einfach ma hinjehen“.
Also habe ich es dann heute dann doch mal online probiert. Bis Ende Mai nichts zu kriegen. Alle Tage rot oder weiß. In ganz Berlin. Auf einmal wechselte der 28.Mai von rot auf blau. Systemfehler? Freudenschrei! Konfetti. Lotto-Gewinn. Habe ich am 28. Mai mittags schon was vor? Wo ist mein Kalender? Müsste gehen … also klicken.
„Bitte geben Sie die folgende Zeichenkette bestehend aus Buchstaben und Zahlen ein“. Wie jetzt? Ist Groß-/Kleinschreibung wichtig? Soll das da etwas ein O oder ein 0 sein? Das kann doch keine Sau lesen. „Die von ihnen eingegeben Zeichen sind nicht korrekt“. Neuer Versuch. Zu spät. Der 28. Mai war wieder … rot. Ein anderer Berliner konnte das wohl lesen.
„Es liegt kein technischer Fehler vor, wenn nur rot oder weiß markierte Tage angezeigt werden“ steht in der FAQ des „IKT-Basisdienstes ZeitManagementSystem (ZMS)“ der Berliner Behörden.
Aber vielleicht gibts anscheinend immer mal wieder freie Plätze, weil die Leute am Wochenende vielleicht auch absagen oder umbuchen. Also verbrachte ich die letzten 20 Minuten mit permanentem Refresh der Seite, um noch einmal dieses verlockende Blau zu provozieren. Im Rechenzentrum wird man sich wundern, wieso so viele Anfragen aus Prenzlauer Berg kommen und die Server heiß laufen.
Und auf einmal wurde wieder ein Tag blau. Der 31.05.23 in Berlin Lichtenrade. Habe ich da schon was vor? Ist Lichtenrade nicht ein bisschen weit weg? Scheiß egal. Wat’de hast, hast’de!
Also werde ich am 31.05.23 einen Ausflug nach Lichtenrade machen. Mit der Bahn eine Stunde, mit dem Auto unkalkulierbar. Für ein Dokument, welches der Staat gern bei mir wüsste und wofür ich noch 37 EUR hinlatzen soll. Ich werde ans andere Ende der Stadt gurken, allein um nur einen Satz zu vorzutragen. „Tach, Ick brauch’n neuen Ausweis, Daten sind noch die selben.“ Nur damit der/die Beamte dieses „Begehren“ in einen behördlichen Computer tippt, dann umgehend meine EC-Karte belastet und die Plastik-Karte bestellt. Nur deshalb fahre ich bald nach Lichtenrade. Als könnte ich das nicht selber.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass es dazu noch einen zweiten Beitrag geben wird. Vermutlich am 31.05. oder 01.06. 😉
So, liebe Leser, ich muss Schluss machen. Das große Kind braucht auch einen Termin beim Amt. Ich muss jetzt wieder „refreshen“ gehen.
