Ich nehme im Flieger platz und mache es mir halbwegs „bequem“. Sechs Stunden soll der Flug nach Doha dauern. Irgendwie kriege ich die schon rum. Eine Zeitschrift habe ich mit, Musik, das Tablet und im Bildschirm vor wir währen auch noch Filme im Angebot. Aber ich muss mich noch mal erheben, jemand will auf einen der Mittelplätze, aber dieses kurze Aufstehen kommt mir sehr gelegen, denn nicht der Mangel an Unterhaltung wird die Herausforderung werden, sondern das lange Sitzen. Der junge Mann versucht noch jemanden anzurufen, bis auf ein „Eg“ kann ich nichts verstehen. Das „Eg“ bedeutet „eins“ in Hindi, aber da ich sonst nicht einmal das mir vertraute „Acha“ oder „TK“ höre, kann es kein Hindi sein.
Er beendet das Telefonat, kurze überlege ich, ob ich ihn anquatsche, aber er kommt mir fast zeitgleich zuvor. Woher kommst du? Wo willst du hin? Ich möchte via Doha nach Singapur, er von Doha weiter nach Karachi. Er studiert in Berlin, lernt Deutsch und fliegt für zwei Wochen nach Hause zu seiner Family. Da beiße ich natürlich sofort an.
Und dann haben wir die vollen sechs Stunden geredet, durchgehend ohne Pause, selbst beim Essen. Wie im Podcast „Alles gesagt?“, der erst aufhört, wenn der Gast nicht mehr kann. Um „Gott und die Welt“ geht es dabei (obwohl wir Gott sogar ausgelassen haben), um Pakistan, Indien, Deutschland, USA, Energie, Verkehr, Bildung, Pluralismus, Verwaltung, Bürokratie, Digitalisierung, KI und noch jede Menge mehr. Meistens sprechen wir Englisch, zeitweise wechseln wir ins Deutsche, schließlich will er es ja lernen und das klappt schon ganz gut. Nicht einmal entstand so eine eigenartige Pause wo man sonst denkt, oh jetzt ist vielleicht genug gesagt oder man zieht sich mal für einen Moment zurück. Nein. Nicht ein verstohlener Blick auf die Uhr oder auf die Flugroute.
Als der Landeanflug über die Lautsprecher angekündigt wird, stellen wir fest, dass die „Zeit wie im Fluge vergangen ist“. Wieder was für sein Vokabelheft.
Tolles Gespräch. Toller Tag.
Telefonnummern getauscht, wir treffen uns in Berlin noch mal.
Es gibt noch so vieles zu bereden.
Grüße aus dem zweiten Flieger, ich kann nicht mehr sitzen.
Aber Land in Sicht!

