77) Frust am Bau – 1

Liebe Lesende, liebe Bloggende, liebe Andere, wenn ihr in letzter Zeit eher auf der Suche nach „Good News“ seid, dann wechselt besser mal kurz den Kanal. Denn ich werde jetzt motzen, meckern und schimpfen. Ich vermute, dass Worte wie „unfähig“, „inkompetent“ und „dilettant“ fallen werden. Ich kann auch nicht ausschließen, dass ich mich in Rage schreibe. Ich habe mir vorsorglich ein paar Beta-Blocker und Blutdrucksenker zurechtgelegt, an denen werde ich nebenbei etwas knabbern, damit das hier jetzt nicht vollends eskaliert.

Aber wie fange ich jetzt nur an. Wie bringt man Kopfschütteln, erhöhten Puls und Wut auf Papier? Vielleicht beginne ich einfach mit dem Titel-Bild.

Diese Baustelle schmückt mittlerweile seit einem Jahr (!) die Kreuzung in der Nähe. Nein ich übertreibe nicht, das kann man im amtliche Baustellenverzeichnis nachlesen. Nicht, dass man dort archäologische Funde gemacht hätte oder einen Tunnel nach Australien bohrt, nein es geht darum, unsere Scheiße zu entsorgen. Kanalarbeiten. Fachmännisch, präzise, gründlich, deutsch … lächerlich. Und deshalb wurde der von Süd-Ost anrollende Verkehr auf eine Spur verengt. Das geschah bereits im Rahmen der einjährigen Kanalarbeiten, die zuvor den rechten Fahrstreifen 100 Meter die Straße rauf, aber das zählt ja nicht, das war ja eine andere Baustelle. Ha Ha!

Stau nervt, Abbiegen ist verboten, weshalb sich der Auto-Verkehr durch die angrenzenden 30-er Zonen quetscht. Und weil es selbstverständlich einen Anspruch auf eine Radspur gibt, wurde die auf den Fußweg verlegt. Konflikte vorprogrammiert. Und weil so ein Loch so ungemein praktisch ist, fliegen da natürlich Müll, E-Roller und Einkaufswagen rein. Sträucher wachsen da mittlerweile ringsherum und ich warte eigentlich nur noch drauf, dass sich die westböhmische Bunt-Schnauzen-Kröte dort ansiedelt und dieses Nadelöhr zum National-Kultur-Erbe erklärt und für immer gesperrt wird.

Einen Moment … ich muss mal vom Beta-Blocker naschen …

„Knurps“

So … sorry bin wieder da.

Selbstverständlich müssen Kanalarbeiten mal sein, ich will die Scheiße auch nicht mit Eimern zum nächsten Klärwerk bringen müssen. Und ja, der Verkehr wird von Autos gemacht und wir müssen Verkehrskonzepte überdenken. Alles verstanden.

Nur dieser mittlerweile 12 Monate anhaltende Irrsinn, das Rumgeblöcke zwischen Radfahren und Fußgängern, die riskante Verkehrsführung, die Luftverpestung durch das Warten an der Ampel, das wurde eben nicht von Autofahren verbockt. Auch nicht von Klima-Klebern. Das alles wurde von unfähigen Baustadträten und Bürokraten geschaffen. Lässt sich nicht leugnen.

Und jetzt soll mir keiner mit „Pandemie“, „Krieg“, „Krise“, „Lieferkette“, „Fachkräfte-Mangel“ kommen … das akzeptiere ich nicht, das sind billige Ausreden, die von der Inkompetenz an den entsprechenden Stellen ablenken sollen.

Was ich mir einbilde, die verantwortlichen Damen und Herren als inkompetent zu beschimpfen? Tut mir Leid, anders kann ich mir das nicht erklären. Denn sonst müsste ich annehmen, sie machen das mit Absicht.

Habe ich nicht schonmal einen Blog-Beitrag ähnlich enden lassen?
Ja, im Mai 2019 —> Baugrube Berlin 10407

Wisst ihr, was mich am meisten ärgert? Zwei Dinge sind es eigentlich:

Erstens, dass wir uns gern so ingenieurig, so pünktlich, so strukturiert sehen. Ich lach‘ mich schlapp. „Großklappig“ oder „selbstüberschätzt“ würde ich es mal eher nennen. Den wachsenden Anforderungen nicht gewachsen, der Versetzung in die Oberstufe wird nicht stattgegeben. 

Zweitens, fährt mit man solcher Dilettanz in Planung und Umsetzung die Leute sauer. Zum Einen die, die eh schon eine kurze Lunte aber keine Konzepte haben, die nicht nach Gründen fragen oder nach konstruktiven Lösungen suchen. Aber eben auch diejenigen, die solche Einschränkungen leise und mit viel Geduld ertragen. Ich halte das für gefährlich.

Lieber regierender Bürgermeister Herr Wegner (CDU), liebe Bezirksbürgermeisterin von Pankow Frau Koch (Grüne). Ihr Parteibuch ist mir in der Angelegenheit völlig schnurzpiepegal. Tun sie bitte was.


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15 Kommentare zu „77) Frust am Bau – 1

  1. Vielleicht kann Mario Barth helfen 🙂 Erst dachte ich tatsächlich, dass hier ein neues Biotop für innerstädtische Tierwelt angelegt wird, komplett mit Teich und kleinen Hügeln. Der Mast links müsste noch versetzt werden. Also, ich bringe morgen eine Schaufel mit – wir packen das an und spucken in die Hände. Versprochen.

  2. Ich habe verstanden dass es sich hier um die Hauptstadt handelt. Wegen der kolonialen Vergangenheit verzogert sich leider die weitere Entwicklung. Das ist bei Landern der dritten Welt nun mal vorprogrammiert. Daher muss man sich nicht wundern dass viele Leute in anderen Landern um Asyl nachsuchen. Bereits 200 000 Nigerianer haben sich inzwischen in Deutschland niedergelassen. Die Leute sind einfach unzufrieden mit der Entwicklung ihres Heimatlandes. So ist das nun Mal in Lagos,, aber jetzt erinnere ich mich es soll sich wohl um eine europaische Hauptstadt handeln. Pankow ist mir immer noch ein Begriff als die Hauptstadt der DDR. Es wurde im Radio fruher oft uber die Pankower Machthaber gesprochen. Jetzt wundere ich mich wieviele unzufriedene Burger dieses Landes wohl in Nigeria Asyl beantragt haben?

    1. Gut erkannt, es handelt sich um die Hauptstadt unseres Landes. Keine Ahnung was in Lagos gerade so abgeht, aber ich bin mal fest davon überzeugt, dass die kein Jahr brauchen um ein Abwasser-Rohr zu verlegen. Und Pankow … ja Pankow ist seit 30 Jahren Teil der Bundesrepublik Deutschland. Hier steht eine Menge Geld in der Gegend herum, viele lenkende Menschen leben hier, mit DDR hat das nicht mehr viel zu tun.

      Aber ein Abwasser-Rohr dauert halt mal mindestens 1 Jahr

  3. Damit rennst du bei mir offene Türen ein. Hast du das Ganze auch an die offiziellen Stellen geschickt? Ich warte ja auch gerade auf Antworten, mir kocht inzwischen fast das Kaffeewasser über, ich flöte dann mit meinem neuen Kessel um die Wette.
    Vor allem dieses ständige: Was wir Deutschen anpacken, das machen wir aber richtig! Mit Beachtung sämtlicher DIN-Normen nach allen Regeln der Kunst in die Schei*e rein, aber richtig tief.
    Sorry. Ich muss auch noch meine Blutdrucksenker nehmen.

    1. Ick weiß, ick weiß und ich habe bei dir ja auch schon kommentiert, dass ich nicht so ein Meckerkopp sein will, aber schönreden bringt auch nix, wenn es hapert und da tut es ja nun alle Male. Du hast Recht, ich sollte das an die Verwaltung schicken, sonst werfe ich mir das irgendwann noch vor

  4. Ärgere Dich nicht; es macht den Bau nicht schneller; leider haben sich seit Jahrzehnten Verwaltung, öffentliche Organisation und Gesetzgebung so ineinander verknotet, gewürzt mit ordentlich Föderalismus und dann noch alle paar Jahre mit parteipolitischer Umfärbung beschäftigt, das eben kaum noch etwas fertig wird.
    Kein Wunder, dass manche sich nach Alternativen für Deutschland umsehen.

    Und das ist kein Berliner und schon gar nicht ex-DDR-Problem!
    Immerhin: Wenn richtig Druck gemacht wird (und die Interessengruppen eben auch Einfluss im Senat haben) kann es sogar schneller gehen: die Komplettsanierung der ehemalige AVUS (Teil der Satdtautobahn in Berlin) vor einigen Jahren wurde dank Zielprämien sogar etliche Wochen SCHNELLER fertig, als geplant.

    1. Danke, ich weiß noch nicht ob mich das beruhigt, aber es zeigt, dass es anders geht … gehen könnte … wenn man nur will. Wer ist eigentlich „man“??

  5. Ha, ich könnte mittlerweile einen Roman schreiben über das Hamburger Baustellen-Chaos, ganz besonders aber in unserem Stadtteil. Da geht nicht nur mit dem Auto nix mehr, auch der ÖPNV ist kaum noch nutzbar. Es wird allmählich zur Challenge… wo geht´s noch lang, ohne an irgendeiner Straßensperrung zu enden…

  6. Oh ja, Lieferengpässe müssen seit Corona ja vermehrt als Ausrede herhalten…
    Interessanterweise gibt es auch hier ein Baustellenchaos neben dem Anderen – und nach dem Anderen natürlich auch.

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