154) Weite

Dass ich an Stille mittlerweile durchaus Gefallen finden kann, habe ich ja schon einmal in > Stille geschrieben. Aber Stille kann eben auch Enge bedeuten und da kommen wir schon zum nächsten Zustand, der mich zunehmend begeistert. Und zwar die Weite. Die weite Sicht. Der unverstellte Blick. 

Woran liegt’s?

  • Ist es das Leben in der Großstadt, bei dem der Blick ständig an einer Häuserwand, Werbetafel oder Menschengruppe endet?
  • Ist es das 9-monatige Dauer-Homeoffice, bei dem die Wege nur zwischen Arbeitsplatz, Kaffee-Maschine und Klo stattfinden?
  • Ist es die immer gleiche Tapete (… dabei haben wir gar keine Tapete … ;-), eher der Alltag, die Wiederholung, der Trott? Das Murmeltier, was täglich grüßt?

Vermutlich von allem etwas 

Besonders in diesen Tagen kann ich nur jedem raten: Nehmt euch das Auto oder setzt euch in einen Zug und fahrt raus, raus vor die Tore der Stadt. Lasst die Blicke über Wiesen, Felder und Wasser streifen. Und nehmt die Dinge wahr, die da sind. Und auch die, die nicht da sind. Herrlich.

Es war ein schöner Ausflug an die Müritz heute. Und er hat gezeigt, dass man dem engsten Kreis mit Vernunft und Abstand auch nah sein kann.

Einen schönen Sonntag.
T.

<— 37) Stille

134) Corona-Lektionen 43

Bereits seit vergangenen Samstag sehe ich Weihnachtsgebäck im Supermarkt. Mir ist überhaupt nicht nach Weihnachten, habe noch nicht einmal die versauten Ostern verdaut.

Als ich da aber die Domino-Steine und Lebkuchen so liegen sah, musste ich über Weihnachten und den Jahreswechsel nachdenken. Schließlich macht man ja an Weihnachten häufig gravierende Veränderungen fest. Wie zum Beispiel das erste Weihnachten allein … oder in Freiheit … oder fern der Heimat … oder ohne Schnee … oder in den Tropen. Dies wird also das erste Weihnachten mit Corona sein.

Ein Blick in die Glaskugel:

  1. Betriebliche Weihnachtsfeiern werden abgesagt. Vielleicht ist es auch besser so. Dann muss man nicht zugucken, wie sich der dicke Wagner von der IT an die hübsche Krause aus der Buchhaltung ran macht
  2. Weihnachtsmärkte werden so sterbenslangweilig sein wie noch nie. Gesungen werden darf nicht, die Achterbahn setzt zu viele Aerosole frei, Glühwein gibts nur auf Marke und das ganze Gedrängle … was soll ich sagen. Den Rest erledigt die Angst vor dem Terror.
  3. Weihnachtsmänner werden Maske tragen müssen, man wird aber noch ausdiskutieren ob eher über oder unter dem mächtigen Bart. Vermutlich eher darunter oder der Bart wird gleich auf die Maske genäht. Das lässt sich dann leichter handhaben.
  4. Findige Geschäftsleute werden Corona-Accessoires auf den Markt werfen. Ein Masken-Etui mit Brillo’s für die Damen, ein 100-er Pack Schnelltests in Titan-Optik für die Herren. Auch eine Masken-Hakenleiste der Marke Ralf Bonz für den heimischen Flur wird’s geben, denn die Stofffetzen können ja nun nicht überall so herum liegen.
  5. All die Weihnachts-Shows kommen aus der Retorte oder aus TV-Studios ohne Publikum. Einzig auf Winnetou und Old Shatterhand ist Verlass, die reiten eh nur im Freien durch die Prärie der dritten Programme. Und auf „Dinner vor One“ natürlich. Völlig Corona-konform. Die Geburtstagsgäste von Mrs Sophie sind eh schon alle tot, Buttler James hält immer Abstand, desinfiziert sich gründlich von innen und gehört eh zum selben Haushalt. 
  6. Es wird ein paar Verdächtigungen geben, ob sich die mehrheitlich angebotenen Gänse (aus Polen) oder Kaninchen (aus China) mit dem Virus angesteckt haben könnten. Aber der Hobby-Koch wird die Viecher einfach die ganze Nacht bei 100°C in den Backofen schieben. Zusammen mit den Masken, die hätten es auch mal wieder nötig. Auf keinen Fall gibts Fledermaus mit Rotkohl!
  7. Die Sylvester-Party in Berlin wird abgesagt. Warum? Siehe 01.08.2020 und 29.08.2020, mehr gibt‘ da nicht zu sagen.

Und nu? Tja am besten noch schnell eine Hütte buchen und bloß weg hier.

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