49) Deutsch an Kasse und Theke

Der Sub-Italiener hier im Ferienort wirbt für seine Speisen. Mit dem ein oder anderen Ausrutscher auf dem nun wirklich sehr glatten Parket der deutschen Sprache. Er gibt sich aber große Mühe in Preisgestaltung und Schriftbild. Und immerhin schreibt er mehr als zwei Worte auf die grünen Tafeln vor seiner Casa Touristica. Damit ist er ja schon eher eine Ausnahme heutzutage.

Ansonsten geht es im Alltag an deutschen Kassen und Theken ja eher wortkarg zu.

Die sieben beliebtesten deutschen Sätze scheinen mir da folgende zu sein:  

  1. Zum hier?
  2. Salat alles?
  3. Soße?
  4. Beleg?
  5. Getrennt?
  6. Postleitzahl?
  7. Payback-Punkte?

Erwartungsvoll hebe ich dann manchmal die Brauen, um dem Rest der Frage die volle Aufmerksamkeit und den nötigen Raum zur Entfaltung zu schenken. Aber das war es dann schon. Das Fragezeichen schwebt laut hörbar im Raum und manifestiert damit das Ende. 

Das Ende des Satzes. 

PS: Alle Schreibfehler, die ich selber hier verzapft habe, sind inclusive.

6) Shop-Gebläse

Der Einzelhandel muss sich etwas einfallen lassen, um langfristig gegen den Versandhandel bestehen zu können. Das ist allgemein bekannt. In Shopping-Centern versucht man es mit Modenschauen, Kinderbetreuung und irgendwelchen D-Promis, die Autogramme schreiben. Bei den klassischen Ladengeschäften in Fußgänger-Zonen tut sich hingegen in der Richtung nicht viel. In manchen Shops wummert zwar Musik, in anderen gibt es eine Warte-Couch für die Herren und einige Läden bieten freies WLAN an. Das war es im Prinzip schon. Immer noch gibt es lange Warteschlangen an der Umleide und an der Kasse. Schnäppchen gibt es meistens nur in Größe S oder XXXL, wer konkrete Vorstellungen, hat verliert schnell die Orientierung und geht wieder frustriert nach Hause. Mit Anfahrt, Parkplatz-Suche, Laufwegen und Rückfahrt sind schnell drei Stunden Lebenszeit vergangen und das, was man eigentlich kaufen wollte, gab es nicht. Da sollten sich die Shop-Strategen mal etwas mehr einfallen lassen, um Kunden anzuziehen und irgendwie einladend zu wirken. Neuester Trend scheint hier der „Tag der offenen Tür“ zu sein. Und zwar sechs Tage die Woche. Die Türen der Shops stehen sperrangelweit offen, viele Läden haben schon gar keine Tür mehr, sonder nur noch faltbare Glas-Fronten. Draußen herrschen Minusgrade und aus dem Shop bläst die warme Luft hinaus. Kommt man gerade vom Friseur könnte man sich dort die Haare föhnen. Selbst ein Olivenbaum würde dort im Winter Früchte tragen und stünden dort ein paar Liegestühle, fühlte man sich wie beim Shoppen in Phuket Town. Es würde mich echt mal interessieren, wie das mit einer Wärmebildkamera aussieht. Was is’n das für ein energetischer Unsinn? Häuserwände müssen heute mit dicken Dämm-Platten zugenagelt werden, Fenster sind mittlerweile doppelglasige Hightech-Produkte geworden und unten im Erdgeschoss hängen die einfach die Tür aus? Ich meine, es muss ja nun nicht mehr unbedingt der dicke Leder-Vorhang sein, in dem man sich früher verloren hatte, als man einen Laden betrat und die Glocke über einem bimmelte. Aber irgendetwas kreatives muss den Ingenieuren doch da einfallen. Oder machen das die Shop-Betreiber nur, damit sie dieser Tage vor der Tür keinen Schnee schieben müssen?

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