559) Arbeiten, wenn niemand mehr müsste?

So ähnlich klang der Titel der kürzlichen Sonderausgabe von „brand eins“. Das bedingungslose Grundeinkommen war mal wieder Thema. Oh, ja. Es wurden Artikel aus der Vergangenheit zusammengestellt, aber auch die neuesten Erkenntnisse eingebracht. Rundum gelungen, und ich muss sagen, der Grundgedanke macht mich irgendwie schon an. 

Vor ein paar Jahren, da sah ich das noch ganz anders. Da haben wir die Idee beim bierseligen Abend unter Kollegen diskutiert und mir platzte fast die Hutschnur. Aber jetzt im Kontext von Automatisierung, Digitalisierung und nötiger Komplexitätsreduzierung in Steuer- und Sozialpolitik, finde ich das Konzept immer charmanter. Von Transparenzgewinn und Bürokratieabbau mal ganz zu schweigen. Nichts wäre einfacher zu kapieren, als das.

Also, würde ich arbeiten, wenn ich nicht mehr müsste?

  • Auf jeden Fall, würde ich einfach weiter arbeiten, denn meine Arbeit stiftet Sinn, sie macht mir Spaß und ich kann mich austoben. Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, reduziert zu arbeiten, und mit der frei werdenden Zeit ein paar Dinge auszuprobieren, die ich sonst nicht tun würde.
  • Zum Beispiel irgendwo Gastdozent sein und den Erklärbär zu geben. Gerne für junge Menschen, wenn sie zuhören wollen. Wenn nicht, schmeiß ich sie raus.
  • Ich könnte auch die Fürsorge für ein Objekt oder ein Gelände übernehmen (ein Stück Park, ein Ferienlager, ein Schullandheim, sowas in der Art) … und ich wollte schon immer mal mit einem Aufsitz-Rasenmäher fahren, so wie Forest Gump 😉
  • Eine Arbeit im Fahrradverleih, Bootsverleih stand auch schon immer auf dem Zettel. Menschen eine Lösung anbieten, die einen Bedarf haben, etwas fachsimpeln, ein bisschen schnacken und damit aber auch den Tag gut sein lassen.
  • Ich könnte noch mal was lernen, in irgendein Fach einsteigen. Themen, die es so damals für mich nicht gab (Verkehrskonzepte, Städteplanung, Megacities,) so was.
  • Oder ein Ernteeinsatz auf einem italienischen Weingut. Bis alles wehtut, und es danach ein großes Fest gibt. Arbeitsreiches Mundeinkommen quasi.

Also langweilen würde ich mich nicht

490) Hast‘de mal 60 Mrd EUR?

Das Bundesverfassungsgericht hat gesprochen: Das aus Corona-Zeiten, nicht ausgeschöpfte Budget von 60 Milliarden EUR, eigentlich angedacht, die anstehenden Klima-Projekte zu finanzieren, ist gesperrt. Nur der Vollständigkeit halber notiert, dass das ja auch kein Barvermögen war, sondern Kreditermächtigungen, also „erlaubte Schulden“ wenn ich das alle richtig verstehe. Nun gut, ist so, ich will das Vorgehen gar nicht kommentieren. Hätte, hätte Fahrradkette. Die 60 Mrd EUR fehlen jetzt.

Gerade habe ich Eisenach passiert und spiele mit den Zahlen. 60 Milliarden Euronen … wieviel ist das überhaupt? Bei 40 Millionen Beschäftigen in Deutschland, sind das eigentlich „nur“ 1.500 EUR pro Kopf. Hat mich erstaunt. Klar, würde jetzt keiner in Freudentränen ausbrechen, wenn man 1.500 Scheine auf den Tisch legen sollte, um das zu finanzieren, allerdings geben Menschen solche Beträge auch für anderen Schnick Schnack aus

Nur mal ein paar Preis-Beispiele von Amazon:

  • iPhone 15 Pro ca. 1.200 EUR
  • Kaffee-Vollautomat ca. 900 EUR bis 1.300 EUR
  • 43 Zoll 4K Fernseher ca. 800 EUR bis 1.600 EUR

Möchte nicht wissen, wieviel davon dieses Jahr wieder unterm Weihnachtsbaum liegen.

Ein Denkfehler mag sein, dass unter den 40 Mio Beschäftigen natürlich deutliche Gehaltsgefälle liegen. Laut statistischem Bundesamt arbeiteten in 2021 circa 7,8 Millionen im Niedriglohnsektor, also ziehe ich noch mal 10 Mio Beschäftigte ab. Und dann reduziere ich um weitere 10 Mio Menschen, für die 1.500 EUR aktuell nicht möglich sind … dann sind es eben 3.000 EUR für jeden von 20 Mio Beschäftigen. Gut, dass ist schon mal eine andere Hausnummer. Aber selbst das, gestreckt auf 2 Jahre … sind dann eben auch nur wieder 125 EUR pro Monat.

Also ich wäre für Steuererhöhungen an den richtigen Stellen.
So, Herr Finanzminister, nu’ machen‘se mal!
Zeit läuft.