711) Liebe Burger und Nicht-Burger:Innen

„Darf Fleischersatz als Burger bezeichnet werden?“ Heute wird das Europaparlament darüber abstimmen.

Diese Nachricht erreichte mich heute Früh beim Zähneputzen und mir blieb fast die Zahnbürste im Hals stecken. Eine durch vornehmlich konservative und Agrar-Lobbygetriebene Initiative, soll heute zur Abstimmung kommen, wonach Begriffe wie „Burger“, „Würstchen“ und „Steak“ nicht mehr für pflanzliche Lebensmittel verwendet werden dürfen.

Bevor das heute entschieden wird, will ich noch meinen Senf dazu abgeben .

Was für ein Bullshit! 

Was im Antlitz von Transparenz und Verbraucherschutz daher kommt, folgt einer rein idiologisch geprägten Agenda. Und dafür ist nicht die sonst so viel gescholtene „Europäische Union“ verantwortlich, sondern die Treiber der Initiative. Dieselben übrigens, die den grünen, „woken“ und progressiven Kräften vorwerfen, Sprachpolizei zu spielen (Stichwort Gendern) oder nur mit ideologischen Vorschriften zu kommen (Stichwort Veggie-Day).

Eine Wurst ist doch eine durchgedrehte Masse, entweder in Natur-Darm oder Plastikhülle gequetscht. Ein Burger ist doch eher ein Gericht, ein wasauchimmer-Patty zwischen zwei mehr oder weniger pappigen Brötchen-Hälften. Ein Schnitzel ist ein plattgeklopptes, paniertes „Ding“ … und ist mittlerweile auch als „Sellerieschnitzel“ oder „Sojaschnitzel“ zu haben. Nicht ganz mein Ding, aber bitte, solange es klar deklariert ist, ist doch alles ok.

Und überhaupt, mit welchen Nebensächlichkeiten beschäftigt sich das EU-Parlament? Ich reagiere hyperallergisch, wenn mir jemand Begriffe oder Formulierungen vorschreibt und gar verbietet. Egal von welcher Fraktion das kommt. Bevor ich mich jetzt hier in Rage schreibe, mache ich Schluss und geh mal in die Arbeit, um meine Steuergelder und EU-Beiträge zu verdienen.

Heute Mittag gibt’s Döner, ob mit Fleisch oder nur Gemüse, überlege ich mir noch

PS1: „Bullshit“ ist übrigens tierisch und vegetarisch in einem, da hat man es doch gut gelöst

PS2: Titelbild via ChatGPT

221) Blume oder Keule

Dreht es sich in der öffentlichen Debatte nicht um Corona oder religiöse Fanatiker, kämpft sich die Ökologie immer mal wieder nach vorn. Und vom Stichwort Umwelt, kommt man schnell zur Ernährung, dann landet man unvermeidlich bei den CO2-Emissionen, dann beim Fleisch, beim Tierschutz und bei pupsenden Rindern. Je nach Laune lassen sich noch Moral, Ethik, Mitleid  und Verantwortung diskutieren aber irgendwann kommt man dann zum Verzicht, oder zumindest zur Reduzierung.

Neulich habe ich in einer Doku gelernt, dass der Durchschnittsdeutsche wohl 60 kg Fleisch im Jahr verputzt. Das sind knapp 170 Gramm pro Tag! Im Schnitt! Und in dieser Durchschnittsberechnung sind bereits die neuen Veganer dabei, dann die Menschen die aus religiösen, gesundheitlichen oder geschmacklichen Gründen kein Fleisch verzehren, die Kinder vermutlich auch und Leute wie ich, die zwar Fleisch essen, aber doch keine 170 Gramm am Tag. Demnach muss der deutsche Fleisch-Fan ja recht ordentliche Mengen vernichten. Kein Wunder, denn das Industrie-Zeug ist ja hierzulande auch spottbillig.

Der ein oder andere denkt vielleicht auch drüber nach, wie man dieser Entwicklung begegnen kann.

Weniger Fleisch, dafür aber gutes Bio-Fleisch? Mit stattlichen Preisen wird es dann etwas Besonderes und kommt nicht jeden Tag auf den Tisch. So soll es ja auch sein. Im besten Falle kommt es aus der Region. Wer sich aber ein Premium-Bio-Kobe-Rind aus Japan einfliegen lässt, handelt inkonsequent.

Manche lassen komplett ab von Landtieren, beziehen ihr Eiweiß vielleicht noch aus Fisch oder anderem Meeresgetier. Die sind nicht ganz so niedlich, lassen sich nicht so gut streicheln, aber es sind trotzdem Tiere und die streben bestimmt nicht danach, in die Pfanne gehauen zu werden.

Oder man isst nur noch „Blumen“, so wie „Die Ärzte“ schon 1988 sangen: https://youtu.be/hSYIG0KjzEc und streicht auch noch Fisch und Eier aus der Ernährung, das machen andere Kulturen schon seit tausenden Jahren. Wenn man aber in der Europäischen Küche immer nur weglässt, dann wird es bald übersichtlich auf dem Teller. Neue Rezepte müssen also her, leckere Gerichte, bei denen man nicht ständig das Gefühl hat, dass irgendetwas fehlt.

Ich habe in den letzten Monaten ab und zu mal pflanzliche Fleischersatzprodukte probiert. Einfach nur mal so aus Interesse. Und wie immer, gibt es da Solches und Solches zu entdecken.

„Schnitzel“ sehen zunächst eigenartig und künstlich aus, aber mit Öl und Röstaromen geht‘s dann irgendwann.

„Hack“ hatte eine eigenartige Konsistenz, mit viel Geduld, Fischsauce, Tomatenmark, Gewürzen und viel manueller Bearbeitung bekam ich das dann in vertraute bröselige Form.

„Burger-Patties“ gingen eigentlich auch, man sollte aber nie konventionelle und „vegane“ in eine Pfanne legen, denn dann werden die Unterschiede offensichtlich und das Veggie-Pattie hat es natürlich schwer, gegen den animalischen Platzhalter anzukämpfen.

„Bällchen“ fand ich eigentlich gar nich so übel. Wenn man sie nicht manisch mit Berliner Bouletten oder Bayrischen Fleischpflanzern vergleicht, kann man die echt essen. Im Zweifel viel Senf oder ordentlich scharfe Sauce oben drauf. Fertig. Essbar.

Und wer nicht nur Blumen essen will, der kann ja mal folgende Doku schauen. —> ARD-Mediathek. Da geht es um durchaus tierisches Fleisch, nur ohne das Tier drumherum … interessant, oder? Da kann man sich irgendwann sein Steak „ausdrucken“. Wobei wir dann schon wieder bei Louis de Funes in „Brust oder Keule“ von 1976 sind.

Also, ihr seht, das ist alles gar nicht so neu … dauert nur eine Weile …

Wie haltet ihr es denn so?

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