Heute hat es mich mal in die City getrieben. Etwas für den Einzelhandel tun, das BIP stärken. Gegen 12:00 ging es los und wir tingelten durch einige Geschäfte. Leider konnten wir nicht alles von der Liste abarbeiten, es ist halt „Einzelhandel“, nicht „Alleshandel“. Dafür hatte ich fünf Stunden Zeit, die Berliner Innenstadt zu „erleben“, was durchaus mal eine Abwechslung ist und für mich als humanressourcender Höhlen-Worker ein echtes Erlebnis war. Höhepunkt des Tages war sicher ein Tram-Fahrer der Linie M4 kurz vor 17:00 Uhr. Wir stiegen am Hackeschen Markt in die Bahn ein, ein Kinderspiel, Zielgerade, wohl bekanntes Scenario, würde ich besoffen mit verbunden Augen und Kopfhörern meistern. Aber die Bahn fuhr nur einige Meter.
Dann folgte eine weibliche Stimme vom Band:
- „Dim – Düm -Dim … sehr geehrte Fahrgäste … wir müssen ihnen mitteilen, dass … knorcks … rausch … knister … wegen eines technischen … knack … bitte … Station … raschel … viel zu leise … was sagt die da? … aussteigen … bitten … Verständnis.
- Achseln Zucken. Wir bleiben erst mal hier sitzen. Die Berliner Art eben, mit so etwas umzugehen.
An der nächsten Station sprach dann der Tram-Fahrer übers Micro:
- „Nuschel … bitte … nuschel …alle … ins Brötchen beißend … aussteigen … dieser Zug … mampf … hier.
- Die Einheimischen standen auf, verließen die Tram und stellten sich artig an der Bahnsteigkante auf.
- Dann wieder der Tram-Fahrer: „Ich wiederhole … bitte … allet aussteijen, dieser … endet … hier. Zwei Fahrgäste blieben sitzen. Eine ältere Dame und eine junge Asiatin.
- Ich wedelte von draußen mit den Händen, versuchte der Asiatin klarzumachen, dass sie rauskommen soll. What? Me? Why?
- Der Tram-Fahrer öffnete die Tür und brummelte über seine Schulter: „Wenn ick sage aussteijen, dann mein ich auch aussteigen. Wat is‘n daran so schwer?“.
Dann konnte ich mich nicht zurückhalten:
- Ich: „Vielleicht sagen sie das auch mal auf englisch, dann würden die das auch verstehen.“
- Tram-Fahrer: „Wat? Ja wo sind wir denn hia?“
- Ich: „In einem Touristen-Hotspot?“
- Tram-Fahrer: „Ick hör‘ ja wohl nich‘ richtig … brabbel … brubbel … mecker.“
Die Damen stiegen aus, ich entschuldigte mich für diesen Vollhonk. „Sorry … this train … defect … you know … just wait here … this guy … gaga … I‘m sorry … next tram should come … in 3 minutes.“
Er bekam Signal, schloß seine blöde Tür und musste anfahren, um die nachfolgenden Bahnen nicht aufzuhalten.
Was fürn Arsch.
Welcome to the hippe Hauptstadt!
PS: Streitdialog mit dem Tram-Fahrer aus dem Gedächtnis nachempfunden und etwas ausgeschmückt