8) Schulneubau Ostkante Berlin – 1 (Gastbeitrag Hermann)

Berliner Bau-und Bildungswesen haben sich über die Zeit zu einer verlässlichen Säule diesen Blog-Projekts hier entwickelt. War eigentlich gar nicht geplant, aber die beiden Themen spülen mir ständig neues Blog-Futter vor die Finger. Diesmal begrüße ich Hermann mal wieder hier im Studio, denn da entsteht etwas Aufregendes in seiner Nachbarschaft. Es wird gebaut. Keine Chip-Fabrik, kein Flughafen, keine Mondrakete … sondern … eine Schule. Und da sind wir doch mal sehr gespannt, wie das so läuft.

Lest selbst.
T.

Beginn Gastbeitrag:

Unser Bildungssystem, langfristige und aktuelle Mängel und Schwächen blitzen ja immer mal wieder im T.ipping-Point auf.

Nun habe ich die Gelegenheit, EIN Element, den Schulneubau, aus unmittelbarer Nähe zu begleiten und will das auch gerne wohlwollend tun.

2012 bin ich mit Frau und Hund in ein neu gebautes Haus am Ostrand von Berlin gezogen. Das ist wirklich Außenkante, denn ca. 500 m ostwärts ist die Landesgrenze zu Brandenburg.

Trotzdem funktioniert hier alles Städtische recht gut. Strom, Wasser, Müllabfuhr, Telekom etc. Sogar die Straßenfegemaschine (Aufschrift: „Die mit dem Putzfimmel“) kommt regelmäßig vorbei.

Mit der fußläufig erreichbaren Buslinie sind wir 10-20 minütig nach wenigen Stationen verbunden mit S-U-und Straßenbahn. Dünn ist halt die Einkauferei, 30 min Fußweg zum nächsten Supermarkt; geht so la la. … und da die meisten Leute (noch) Auto fahren und sich alles mitbringen, wird sich daran auch nichts großartig ändern.

Das Siedlungsgebiet ist seit Jahrzehnten komplett erschlossen, einige Häuser in der Nähe sind von 1906-1910, aber eine Fläche von ca. 500 m Breite und 800-900 m Länge lernten wir als völlige Brache kennen, auf der sich die Natur entfalten konnte. Das war einfach „Draußen“, abgesehen vom „Summen“ der östlichen Autobahn bei Ostwind und den regelmäßigen Fliegern auf den letzten Kilometern nach Berlin-Tegel und natürlich ein prima Hundespazierganggelände.

Aber wir waren nicht die letzte Zuzügler und so wurde vor 4-5 Jahren ein Drittel dieser Restfläche mit Eigenheimen bebaut, ein weiteres Drittel ist seit 4 Jahren fertig erschlossen inklusive Straßen, Beleuchtung, Wasser und Stromanschlüssen; fertig parzelliert. Um 2020 wurde der Verkauf der Parzellen ausgesetzt , als der Senat merkte, dass die Preise enorm stiegen und Einzelhäuser von meist auswärtigen finanzstarken Bürgern nicht die Wohnsituation von „normalen“ Berlinern verbessert.

Die neue Idee ist, dieses Drittel etwas dichter zu bebauen (auch 2-3 geschossig), auch Reihenhäuser, um einfach statt 50 Einzel-Einheiten für 150-200 Menschen vielleicht 200 Einheiten für 600-800 Menschen freizugeben.

Dagegen regte sich eine Bürgerinitiative „zum Erhalt des Charakters der Einfamilienhaussiedlung“ und im Klartext wollten etliche Leute nicht, das „irgendwelches Volk“ das Fleckchen zu einer Sozialinsel macht. Seitdem ist Stillstand, irgendwann gibt es eine Lösung. Immerhin wurde auf diesem Stück bereits eine KiTa gebaut, die natürlich auch schon voll ausgelastet ist.

Eine Lösung muss aber auch (nicht nur) für die Zuzugskinder her, denn die vorhandenen Schulen sind trotz Erweiterungen und Teilmodernisierungen Oberkante voll und die Neubürger durchaus fortpflanzungserfolgreich.

Das letzte Drittel dieser Freifläche war schon seit ca. 15 Jahren als Reservefläche für einen Schulbau festgelegt. Corona hat es noch ein bisschen verzögert, aber nun beginnt er, der Schulneubau.

10 Jahre bin ich gern mit meinen zwei Hunden in diesem Stückchen Quasi-Wildnis bei Wind und Wetter unterwegs gewesen.

Schulbau ist wichtig, Flächen werden rar und so ist auch etwas Wehmut dabei, dass diese Stück Land dem menschlichen Bedarf unterworfen wird.

Dank Hundespaziergang ergibt sich jetzt eine fast tägliche „Baustelleninspektion“ und ich werde in Etappen davon berichten.

Ende Gastbeitrag

Ich bin‘s wieder, der T. Wenn ihr kommentieren wollt, nur zu.
Kommentare werde ich freischalten und Hermann darf dann antworten 😉
Und ich lege jetzt mal die Füße hoch.

18) Pädagogisches Frühstück

Und auch nach dem Einstand für meinen Sohn ging es munter weiter. In der Kita wurde einmal wöchentlich ein „pädagogisches Frühstück“ veranstaltet. Mein Sohn war zu der Zeit drei Jahre alt und konnte das kaum aussprechen, geschweige sich etwas darunter vorstellen. Jeden Mittwoch war ein anderes Elternhaus dran, für die Kitagruppe mit ca. 18 Kindern ein komplettes Frühstück auszurichten. Irgendwann waren auch wir an der Reihe. Ausgehend vom Appetit meiner Kinder hatte ich mir das sehr einfach vorgestellt. Ich würde einfach 18 Brötchen kaufen und ein Jumbo-Glas Nutella. Fertig. Das ließe sich schnell besorgen, würde mir nur wenig Arbeit und den Kindern eine Freude bereiten. Denkste. Es muss versteckt Eltern gegeben haben, die Einfluss auf die Ausgestaltung „unseres“ pädagogischen Frühstücks genommen haben. Und kurz darauf folgte dann die Liste der Lebensmittel, die doch bitte mitzubringen sein. Ein kurzer Auszug aus der umfangreichen Aufstellung: 18 Brötchen, 18 gekochte Eier, 3 Gläser Marmelade (zuckerfrei), 2 Packungen Wurst (laktosefrei), zwei Packungen Käse (laktosefrei), 18 Joghurts (laktosefrei), 2 Packungen Frischkäse natur (laktosefrei) usw. Ich war schon allein beim Anblick der Liste völlig überfordert. Teilte ich die Gesamte Menge durch 18 Erwachsene, war das mehr, als das was ich üblicherweise unter der Woche zum Frühstück aß. Nicht zu vergessen, dass es für die Kinder eigentlich das zweite Frühstück war, da ich annahm, dass die Eltern den Kids am frühen Morgen etwas zwischen die Kauleisten schieben. Bei uns jedenfalls war es so. Aber gut, es war „pädagogisch“ – das war natürlich etwas anderes. Also fuhren wir am Samstag in den großen Supermarkt und wollten auch gleich den Großteil der Lebensmittel für das Frühstück am Mittwoch einkaufen. Wenn es so außergewöhnliche Lebensmittel gibt, dann bestimmt dort. Konnte ja nicht so schwer sein. So stand ich dann vor den endlosen Wurst-, Käse und Quark-Regalen und die Packungen vollführten einen Tanz vor meinen Augen. Ich begann die mir vertrauten Produkte zu studieren und las die Miniaturschriften auf der Rückseite, um tödliche Laktose-Spuren zu finden. Es war mühsam und kostete Zeit. Mittlerweile hatte ich entdeckt, dass laktosefreie Produkte mit einem eigenen Label beworben wurden. Also orientiere ich mich an den Logos, um den Einkauf zügig fortzusetzen. Nur überall, wo diese Logos im Regal prangten, waren die Preise um 1/3 höher. Warum? Weil Milchzucker fehlt? Ist es wirklich so aufwändig laktosefreie Produkte zu produzieren, dass es einen deutlich höheren Preis rechtfertigt? Ich fand auch Produkte, die laktosefrei waren, aber nicht als solche ausgeschrieben sind. Soll ich jetzt alles Wurstsorten auf der Rückseite studieren? Eigentlich nicht, also packe ich wahllos ein, Hauptsache laktosefrei. Mit einem gefühlten Monats-Einkauf liefen wir zur Kasse und bekamen den Wert des pädagogischen Frühstücks umgehend auf dem 1 Meter langen Kassenbon bescheinigt. Der Einkauf war 40 EUR teurer als sonst und auch meine Uhr zeigt mir, dass wir eine halbe Stunde länger im Supermarkt verbracht hatten als sonst. Das Ende vom Lied war dann, dass wir am Mittwochnachmittag all die nicht verzehrten laktosefreien Joghurts und Frischkäse -Packungen mit nach Hause bekamen.

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