97) Corona-Lektionen 19

Bevor wir in die siebte Family-Homeoffice-Woche starten und uns daran gewöhnen müssen, Stoff-Stücke vor der Schnauze tragen, will ich noch ein paar Gedanken-Gänge vom Wochenende teilen.

Generation: Gerne geben wir den Generationen Namen, den letzten wurden nur noch Buchstaben aufgedrückt. X und die Y und die Z. Das blöde an den Buchstaben ist, dass man häufig ins Schlingern kommt, wer was ist und was diese Generation eigentlich ausmacht. Ich bin mir sicher, dass es eine Generation „Corona“ geben wird. Was wird die ausmachen? Es wird die Generation der Stubenhocker, der Home Workers, der sozial distanzierten sein. Gleich bei Geburt werden die Kinder lernen, dass auf diesem Planeten nicht nur die Geburtshelfer Mundschutz tragen, sondern auch Mama und Papa. Nur blumiger. Omma und Oppa werden sie erst einmal nur per Video kennenlernen.

Gesundheit: Viele heilige Kühe aus der Arbeitsgesetzgebung wurden in den letzten Wochen geschlachtet. Menschen arbeiten dauerhaft von zu Hause. Arbeit und Privatleben fließen ineinander über. Arbeitnehmer generieren massiv Überstunden, arbeiten bevor die Kids wach werden und nachdem sie wieder im Bett sind. Sie sitzen wochenlang auf klapprigen Küchenstühlen, vor viel zu kleinen Bildschirmen und schicken Daten über schwach geschützte Leitungen. Den Arbeitssicherheitsbeauftragten, Datenschützern, Betriebsräten, Betriebsärzten und Betriebspsychologen kräuseln sich die Fußnägel. Ich bin gespannt wie das wieder in „normale“ Verhältnisse zurückgeführt wird. Vielleicht bleibt es auch einfach so.

Konflikte: Wirtschaft, Sport und Tourismus drängeln kräftig und verlangen weitere Lockerungen. Letztlich geht es dort ums liebe Geld, um deren „Überleben“. Aber es werden auch andere Stimmen laut. Neben den wirtschaftlichen Interessen, darf nicht vergessen werden, dass die Arbeit von Vereinen, Hilfs-und Beratungsstellen, Religionen und Politischen Gruppen immer noch massiv eingeschränkt ist. Wenn 100 Menschen gemeinsam einen Baumarkt betreten dürfen, ist es nur schwer verständlich, dass z.B. Demonstrationen nur bis 20 Teilnehmern möglich sind und das Selbsthilfe-Café und die Familienberatung um die Ecke seit Wochen geschlossen sind. Da droht neues Unheil.

Ich möchte euch einen Beitrag vorstellen, der bereits bunt kommentiert wurde. 

https://mutter-und-sohn.blog/2020/04/24/die-psychologie-der-maske-deutschland-und-die-maskenpflicht/

Ich bin bestimmt kein Drängler, aber ich denke auch, hier muss mehr geöffnet werden. Mit Abstand und Mundschutz sollte es doch möglich sein. Raum dafür gibt es genug. Große Plätze, Stadien, Hallen und Hotels sind ungenutzt. 

Gesellschaft besteht nicht nur aus Balkon-Pflanzen und subventionierten Neuwagen!

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96) Corona-Lektionen 18

Wir beenden die sechste Woche im Family-Homeoffice. Egal ob groß oder klein, es gab viel zu tun, der Router tat guten Dienst und so langsam tritt Freitägliche Entspannung ein.

Ein paar Gedankengänge aus der Woche:

Masken: Die Kanzlerin empfahl vor ein paar Tagen Masken für Mund und Nase. An sich nichts Neues für uns Hobby-Virologen, oder? Unterhaltsam fand ich dann eher ihre hauswirtschaftlichen Hinweise. Man solle die Dinger bei 60-90° waschen oder backen. What? Sofort tanzten Fragezeichen vor meiner zunehmend faltigen Stirn. Waschen bei 60-90°? Wow? Nur die Maske oder kann man da noch etwas mitwaschen? Welche meiner Klamotten halten denn bitte 90°C aus? Ich bin ein Kerl, der nur zwei Programme kennt. Und zwar 30° für Sport, 40° für den Rest. Da hätte ich mir mehr praktische Hinweise von „Mutti“ gewünscht. Und wirklich Backen? Mit TK-Pizza und Pommes aus der Tüte? Darf man das oder muss die Maske dann einen Mindest-Abstand zu den Fritten einhalten?

Klebeband: Klo-Papier gab‘s heute wieder. Das beruhigt deutsche Seelen und deren Ärsche. Oder deutsche Ärsche und deren Seelen. Allerdings würde ich erwarten, dass es bald kein Packband mehr gibt. Unzählige Meter „Vorsicht Glas!“ oder „Fragile“ oder „Achtung“ oder „Oben“ kleben auf den Fliesen der Supermärkte. Wer soll das jemals wieder wegfummeln? Praktikanten werden ihre Fingernägel für die große Sache opfern müssen und man wird ihnen ein Denkmal setzen. „Sie hingen Corona an den Nagel“ oder „Sie gaben ihre Nägel für Corona.“

Abstand: Das Wort scheint im deutschen Alphabet zügig von A nach Z zu wandern. Kaum sprach man über Lockerungen und kaum stimmten mehr in diesen Kanon ein, habe ich heute den Eindruck, die Aufhebung aller Einschränkungen verpasst zu haben. Beim Döner-Imbiss steckt der Kunde den ganzen Kopf durchs Fenster und befeuchtet den Fleischspieß, Radler fahren in Gruppen durch den Kietz, der „Günther“ gegenüber gibt eine Balkon-Party. Ich Frage noch einmal: Die beiden Osterwochenenden sind noch nicht mal in der Statistik angekommen … oder?  Wie wird das weitergehen?

Eigentlich gibt‘s nur zwei Optionen:

  1. Wir kriegen in 2-3 Wochen noch mal so richtig eins auf die Mütze.
  2. Es passiert gar nichts. Dann frage ich mich allerdings was wir hier seit Wochen treiben.

Ratlos. Grüße aus Berlin
T.

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