671) Links und Rechts von Heimat

Die letzten Tage war ich auf >Rügen, habe viel gearbeitet, bin aber auch etwas auf der Insel herumgefahren. Schön. Sehr vertraut, Heimat irgendwie.

Hier gibt es noch die „Straße des Friedens“, die „Thälmann-Straße“ und  die „August-Bebel-Straße“, wie früher, scheinbar heile Weilt irgendwie.

Begleitetet hat mich ein fast 8-stündiges ZEIT-Interview aus der Reihe „Alles gesagt?“, diesmal mit >Heidi Reichinnek (Fraktions-Chefin Die Linke) als Gast. Hörenswert.

Toll, wenn junge Leute eine Vision haben und die auch mit soviel Überzeugung, wortgewandt und mit Fakten untermauern. Respekt. Mach‘ weiter so Heidi, da ist viel Gutes drin.

Szenenwechsel:

Zwei Jungs steigen in Stralsund in einen Zug und kommen zum Halt in „Lietzow“, der Zug fährt zurück nach Stralsund, um nicht noch weitere Verspätung aufzubauen. Die Jungs verlassen den Wagen, laufen den Bahnsteig entlang und auf halber Höhe, hebt der eine Kerl die Hand zum Hitlergruß.

@HitlerjungeamBahnhofLietzow: Du bist ein Loser, im Prinzip weißt du das auch, aber der AfD-Maxi auf TikTok wird dir auch nicht helfen.

@MaximilianKrah: Um so mehr ich drüber nachdenke, glaube ich, dass sie wohl eher der Warmduscher sind, denn anscheinend bleibt ihnen nix anderes übrig als Teenie-Jungs auf TikTok anzuquatschen, um sie für Ihre Agenda einzufangen. Schämen Sie sich! Und sie sind jetzt echt MdB? Und ich finanziere ihre Posten mit? Mir kommen gleich das Zanderfilet und die Bratkartoffeln wieder hoch.

Szenenwechsel:

Ausflug nach Prora, endlich mal das unvollendete KdF-Erholungsbad aus der Zeit des Dritten Reichs und dem damaligen Größenwahn besuchen, das stand schon länger auf der Liste. Gefolgt von einer guten Ausstellung zum Thema, der Zeit der (mehr oder weniger) Aufarbeitung nach Kriegsende und noch einer Sonderausstellung zu Bausoldaten der NVA auf Rügen und dann noch eine Ausstellung zu Kriegsverbrechen. Puh. Genug.

Sehr interessant und reichlich Material. >https://www.proradok.de

Aber es gibt Hoffnung:

In diesem Sinne!

Viele Grüße von Rügen
T.Head

516) Algoshitmus

Die Algorithmen, die bestimmen, was uns auf den digitalen Teller gelegt wird, bringen manchmal wirklich erstaunliche Ergebnisse zusammen. Vor geraumer Zeit war ich wegen eines Problems mit der Kaffeemaschine bei YouTube unterwegs und kam dann über Peter Hahne letztlich zu U2 und Bruce Springsteen. Was das alles miteinander zu tun haben soll, wissen wohl nur die Algorithmen selber.

Manchmal lernt man auf diese Weise etwas Neues kennen und lieben, Algorithmen können sich aber auch als hartnäckige Geiselnehmer darstellen.

Um den Jahreswechsel hatte ich den Fehler gemacht, mir mal die Neujahrsansprache des Maler-Meisters der AfD anzuhören. Nicht, dass ich mit den irgendwas zu tun haben will, aber ich wollte einfach mal hören, wie die so agitieren. Das Video anzuklicken erwies sich gleich als Doppel-Fehler. Zum einen war natürlich nur geistiger Durchfall zu vernehmen, zum andern bin ich jetzt anscheinend bei YouTube als „empfänglich“ registriert und mir wird ein Video nach dem andern von Alice aus dem Fascho-Land und der anderen Björn-Kanaille vor die Nase getrieben.

Wie komme ich da nur wieder raus?

  • Muss ich mir jetzt 50 Videos von Saskia Esken, Annalena Baerbock und Marie-Agnes Strack-Zimmermann anschauen, um den Algorithmus umzulenken? Aber dann bestimmen diese Damen mein künftiges Programm, das wäre mir auch etwas zu anstrengend.
  • Vielleicht sollte ich es außerhalb der Politik versuchen. Irgendwas mit Gesundheit vielleicht? Dann werden mir künftig nur noch Videos über Reizdarm, Impotenz und Fettleber angeboten. Will ja auch keiner sehen, oder?
  • Oder ich muss dem Algorithmus vorgaukeln, ich wäre ausgewandert. Heute Abend ziehe ich mir einen Drei-Stunden-Bollywood-Schinken über die IP-Adresse meines Hotels hier in Bengaluru rein.

Vielleicht kann ich damit die braunen Flecken aus dem User Profil auswaschen.

444) Lass sie kleben

Sitzen ist das neue Rauchen, sagt man. Kleben ist das neue Impfen, glaubt man. Es gibt kaum ein Thema, was die Deutschen so sehr aufzuregen und zu polarisieren scheint.

Menschen, die sich für konsequenten Klimaschutz auf der Kreuzung festkleben und damit Autofahrer an den Rand des Wahnsinns treiben. Juhu, ich habe es schon geschafft. Des Lesers Puls hat sich bereits verändert. Wetten?

Und was können wir uns da herrlich aufregen:

  • Auf einmal scheint der Großteil der Berliner neuerdings Klempner zu sein oder dringende Arzneimittel zu transportieren.
  • Und alle Nicht-Berliner sind plötzlich zu Berlinern geworden und dreschen auf die Klebe-Geister ein. Weil das ja „dem eigentlich doch positivem Ansinnen schadet“. Die völlig falsche Protestform … na wenn das mal nicht nach hinten losgeht.
  • Und die Gemälde. Auh weija. Ja da ist eine rote Linie übertreten. Wir lieben ja unsere Gemälde. Jeder kennt eines. Schade um die schönen Gemälde, die haben ja mit Klimaschutz überhaupt nichts zu tun. 
  • Und das Grundgesetz erst. Das stand da immer so schön getafelt an der Spree. Und nun wurde es schon mehrfach beschmutzt. Unser schönes Grundgesetz, das uns sonst ja so heilig ist. Jeder Deutsche kann nachts geweckt werden, die Abseitsregel erklären und das Grundgesetz aufsagen. Ja genau.
  • Und der Moderator, des von mir eigentlich sehr geschätzten Radiosenders, der seit mehreren Tagen über nichts anderes mehr reden mag, weil er selber ständig im Stau steht. Schlimm, so schlimm.
  • Und der 80-jährige Opa, der vom Flughafen BER drei Stunden in den Berliner Norden gebraucht hat und weder eine Flasche Wasser und noch eine mobile Toilette dabei hatte. Das geht an die Menschenrechte. Das ist ja schon kriminell. Dagegen muss man vorgehen.
  • Und die Abgase, die dabei entstehen. Allein schon dadurch werden doch Staus gefördert. Furchtbar. Drei Stunden Klimaanlage im Dauerbetrieb, das Auto-Radio läuft und das Handy muss man ja auch mal laden. Das verhagelt uns ja nun völlig die Klima-Bilanz. Das macht ja alle Anstrengungen zunichte.
  • Und all die Rettungswagen im Besonderen, die ja früher quasi durch die Stadt flogen und nun ständig feststecken. Die armen Menschen, die da tagtäglich im RTW verrecken. Stell dir das mal vor. Dramatisch.
  • Und überhaupt, die normalen Bürger, das sind doch die völlig falschen Adressaten. Das sollte man doch lieber die Regierung … oder die Industrie … oder die … Bonzen und die alle blockieren … das sind doch die … die Schuld sind. 
  • Und dieser schnöselige Tasten-Clown hier, der hat ja gut reden! Der sitzt ja den ganzen Tag in seinem Yuppie-Homeoffice. Der muss ja nicht jeden Tag mit dem Auto zu Arbeit fahren.

Stoooooopp! Ich habe die Schnauze voll, ich kann es nicht mehr hören. Diese Jammerlappen hier. Wie will man Veränderungen voranbringen … wenn viele Menschen zwar gern Bundestrainer … ansonsten aber … Weicheier … sind. Sorry. Tut mir Leid.

Gut tausend Kilometer von hier, da kleben Kinder auf der Straße. Tote Kinder oder was von ihnen übrig ist. Knochen, Gedärm, Hirn, eine Niere garniert mit Zahnspange und Teddy-Bär-Gemüse. Eine zähe Masse. Und das klebt vielleicht das Zeug. Kriegt man kaum wieder ab von der Straße. Hilft auch kein Sonnenblumen-Öl.

Wisst Ihr, was mich mal interessieren würde? Welches inhaltliche Ziel eigentlich eine Bewegung verfolgen müsste, damit der Großteil der Heulsusen hierzulande mit den unbequemen Sitzblockaden fein wäre. Bratwurst für alle? Freibier? Fußballweltmeister?

Schönen Sonntag
T.