113) Postkarte aus Nordspanien – 1

So, die erste Woche haben wir geschafft, Zeit für eine kurze Postkarte aus Nordspanien.

Nach über 25 Jahren habe ich mal wieder Barcelona betreten. Und nicht nur ich, andere Touristen auch. Das Reisen wäre entspannter, wenn nicht immer ALL DIE ANDEREN Touristen dort wären.

Unten am Hafen liegt ein Renn-Segelboot, demnächst startet der America‘s Cup dort. Kolumbus zeigt übrigens nicht nach Amerika, sondern Mallorca. (gefährliches Halbwissen aus dem Netz). Die Barceloner hängen ihre Schuhe draußen zum Trocknen auf, sieht man in Berlin auch häufiger, kam mir schon immer Spanisch vor.

Der Gaudí hat sich für die heilige Familie was ganz Besonderes ausgedacht. Und ja, auch wenn mir der Draht „nach oben“ recht dünn ist, das Gebäude ist schon der Hammer (spanisch: Martillo). Wer keine Lust hat reinzugehen, wartet draußen in der Sonne.

In Saragossa (nettes „Städtchen“) melden sich zum ersten Mal die Temperaturen des Inlands und die Stadt wird zum Abend immer heißer. Die ganze City ist vollgepflastert mit Steinplatten, man fühlt sich wie Pizza aus dem Steinofen.

Auf dem Weg nach Pamplona geht‘s durch die Wüste Bardenas Reales. Sehr eindrucksvoll. Ich fühle mich wie Mark Watney, der auf dem Mars herumfährt. Das Auto sieht jetzt aus wie Sau … das kam im Film irgendwie zu kurz.

In Pamplona wirkt die Stierkampf-Arena wie ein Ufo, dass im Stadtpark gelandet ist. Auch Hemingway war hier. Das letzte Mal traf ich sein Counterfeit in >Havanna anno 2005.

Ernest, ¡salud!

Bilbao hat mir sehr gut gefallen, auch wenn Kunst natürlich Ansichtssache ist. Die Männer der Stadt wirken „untenrum“ etwas überladen, sollten mal zum Arzt gehen.

Bilder von San Sebastian kann ich nicht bieten, because of this > 83) Ob Murphy vielleicht Baske war? Im Nachhinein habe ich gelernt, dass auch > Sinnlosreisen schon an San Sebastian gescheitert ist. Das beruhigt. Schönen Gruß!

Santander kann man mitnehmen, wenn man auf dem Weg ist, muss aber nicht unbedingt sein. Die nächste Postkarte beginnt in den Bergen vom Nationalpark Picos de Europa … Cliffhanger … jetzt erst aber erst einmal Pause …

Grüße aus Nordspanien
T.

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111) Postkarte aus Budapest

Die zweite Etappe unserer „Vater-und-Tochter-folgen-Isaar-und-Donau“-Expedition führt uns nach Budapest. Knapp 30 Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal dort war.

Die Innenstadt hat sich mächtig verändert, richtig schnieke ist sie geworden und kann mit den anderen Metropolen locker mithalten.

Ganz Demokratie-bewusst gingen wir recht flott zum Parlament, welches da immer noch gigantisch an der Donau steht. Die ungarische Fahne hängt natürlich draußen dran, eine ukrainische … oder mindestens mal eine europäische Fahne, suchten wir dort vergebens. Beim Kunstmuseum auf der anderen Seite der Donau, in Buda, haben wir dann die erste blaue Fahne entdeckt, Ja jut, bei der Kunst kann man das mal wagen, ist ja eh alles Geschmack-und Interpretationssache.

Die Donau war überdurchschnittlich gut mit Wasser gefüllt, Binnenschifffahrt und „Kreuz“fahrten fanden also statt. An der Kettenbrücke lagen zwei baugleiche Schiffe nebeneinander, draußen war ein Koffer-Pavillon für die chinesischen Gäste aufgebaut.

Appropos Kunst. Wie gesagt alles Geschmacksache, aber es bleiben Fragen. Zumindest bei dem Typen und der Gans dort. Wir spulen mal besser vor.

Bei dem Wandbild, wird es wieder klarer. „Ihr seid der Sauerteig der Stadt“ steht da … sinngemäß.

Die große Markthalle ist ein Besuch wert, in den nächsten Wochen gibt‘s jetzt erst mal Wurscht und scharfe Paprika. Hallo daheim, räumt ein Fach im Kühlschrank frei 😉

Hier noch ein paar Eindrücke und dann aber hopp-hopp ab nach Bratislava.

Sonnenuntergang an der Donau, nördlich von Budapest.

„Viszlát, hamarosan újra találkozunk“ …sinngemäß.

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110) Postkarte aus Ober-Bayern-Österreich

Die erste Etappe unser „Vater-und-Tochter-folgen-Isaar-und-Donau“-Expedition, führt uns zunächst nach München, dann nach Oberbayern und Oberösterreich. Und natürlich gab‘s auch hier wieder kurioses zu entdecken.

Am Samstag fuhren wir nach Garmisch-Partenkirchen und folgten der Partnachklam hinauf zur Kaiser-Schmarrn-Alm. Na ja, meistens tropfte von irgendwo Wasser durch und der Eierkuchen .. nun ja … der war völlig zerrissen. Auch hier Personalmangel … überall das Gleiche. Wir wollten aber keinen Aufstand proben, haben es dann doch gegessen. Ging eigentlich auch.

Weiter ging es in Richtung Zugspitze und Eibsee. Die Anfahrt zum Parkplatz, war obernervig. Eine Stunde mehr Stop als Go für 1,5 km. Der Parkplatz war rammelvoll, an den Ufern des Eibsees hatten sich Tagesgäste mit allerlei Equipment „ausgerollt“. Die beiden Typen unter dem grünen Schirm hatten sich auch für länger eingerichtet, hatten die Zugspitze vor den Augen und nur die Smartphones vor der Nase.

Für die Rückfahrt nutzten wir die Mautstraße Wallgau-Vorderriß. Sehr nett und Zugang zum Flussbett der Isaar.

Am Sonntag ging es weiter nach Linz. Angenehme Stadt besonders an einem Sonntag in den Ferien. Nüscht los.

Die Linzer sind innovativ, sie bieten Haarverpflanzungen an. Sie zeigen, dass auch hier Umverteilung von unten nach oben möglich ist.

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Ein Apotheken-Automat in der Innenstadt, das fand ich mal cool. Könnten sich die schlauen Deutschen auch mal überlegen. Beim Kaffee auf dem Hotelzimmer allerdings, da stimmte etwas mit den Mehrheitsverhältnissen nicht.

Und wir fahren weiter nach Budapest …

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106) Postkarte aus dem Osterzgebirge

Die letzten zwei Tage trug es mich in eine Gegend, in die ich vor über 40 Jahren mit der Oma „verschickt“ wurde. Das war die Zeit, wo alles noch schwarz-weiß war, es weder Internet noch Mobilfunk gab und man den Leiter des Ferienheims freundlich bitten musste, den Fernsehschrank im Klubraum zu öffnen. 

Ich habe da zwischendurch schon mal gestoppt, bin da aber nie länger geblieben. Ich wollte mir die schönen Erinnerungen nicht kaputt machen. Aber wie das so ist, wenn ein Ort zieht, dann zieht er und du kannst nix machen.

Auf dem Weg dahin muss man aber erst mal fürchterliche Ortsnamen links und rechts liegen lassen.

In Schmiedeberg steht die alte Fabrik immer noch. Jobs werden angeboten. Nur halt irgendwo anders.

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Aber dann wird‘s bald sehr „gemitlisch“ und ist es doch erstaunlich, was noch alles steht. Klar, die Bäume sind gewachsen und die Wege sind eigentlich viel kürzer als in meiner Erinnerung.

Die Weißerritztalbahn hat man nach der Hochwasser-Katastrophe 2002 wieder aufgebaut. Der Kopfbahnhof Kipsdorf ist wieder in Betrieb, mit etwas Nostalgie und Kitsch nun auch zum Museum geworden.

Die Laternen im Landkreis haben einen Zweitjob aufgebrummt bekommen. Sie müssen mal wieder für die Politik herhalten. Viel Irrsinn dabei, es gibt aber auch Hoffnung.

Bei Oberbärenburg fand ich „Großvaters Ruh 1883“. Interessant ist doch, dass dieser Opa damals schon prächtigen Fernsehempfang hatte, sicher auch mehr als nur zwei Programme.

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Wenn man dort fernab von Großstadt, Graffiti, Ladesäule und E-Roller-Chaos in den Bergen unterwegs ist, dann fühlt sich Berlin weiter weg an, als es eigentlich ist und ich kann nachempfinden, was die Leute wohl denken müssen, wenn sie das politische Geschehen in der Hauptstadt mitbekommen.

Aber auch dort in den Bergen hält die raue Kriminalität Einzug.

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Die Riedelmühle steht auch noch. Aus der Perspektive hier, kann man sich gut vorstellen, wie das Wasser 2002 durchs Tal donnerte. Ich guatsche mit den Betreibern ein Weilchen und habe das Gefühl, dass sie sich freuen, dass mal jemand zum Zuhören kommt. Sie haben das Objekt 1989 runtergewirtschaftet von der HO übernommen, dann mühsam aufgepäppelt. Dann der ausbleibende Transitverkehr durch die Fertigstellung der Autobahn nach Prag 2001, dann das Hochwasser in 2002, Pandemie in 2020/2021 mit Lockdowns, 3G-Kontrollen der Gäste und Besuchen vom Amt. Nun Wiederherstellung der 19% Mehrwertsteuer in der Gastronomie, erhöhte Energiekosten und Beschaffungspreise für Lebensmittel. Nicht einfach.IMG_9777

Schließen möchte ich mit diesem Bild. Hier hatte der kleine T. vor langer Zeit „große“ Steine in den Fluß geworfen und ihn zu „stauen“ versucht. Vergebens 😉

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105) Postkarte von Peloponnes

Die obligatorische Postkarte von der Halbinsel Peloponnes muss schon noch sein, bevor der Alltag wieder losgeht und mich eine Bahnreise nach Hessen erwartet. Auch wenn mir diesmal gar nicht so viel verrückte, skurrile Dinge vor die Kamera gelaufen sind, dafür waren sie aber nachhal(l)tiger. 

Wie schon in > Athen hat auch hier auf Peloponnes die Erde zwischenzeitlich gebebt, zumindest war es über die Nachrichten zu vernehmen. Vor Korinth, da tat sich plötzlich die Erde auf und ich fühlte mich wie John Cusack im Camper des Blockbosters „2012“.

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Die Stadt Korinth selbst, hat es auch dahin gerafft, kaum ein Stein liegt da noch auf dem anderen. Das kriegen die nie wieder aufgebaut, reicht nur noch um Touristen tagsüber zu beschäftigen, aber wirklich leben kann da keiner mehr.

Die Katastropenschutzbehörden haben gigantische Suppenküchen mobilisiert, um die Bevölkerung … und natürlich uns Touristen … satt zu kriegen. Ohne Gyros und Souflaki geht hier nix, das versteht von selbst, sind quasi „ouzos“. Aber bald war alles aufgegessen und die späten Vögel guckten dumm in die Schüssel.

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Das Wasser ist blau-grün verfärbt, besser mal nicht reingehen, bestimmt voll mit Chemikalien. Widerwärtig. Fahrt da bloß nicht hin!

In Olympia habe ich die Damen nach Feuer gefragt, aber die sagten, es läge bereits eine Bestellung vor. Irgendwelche Pariser hätten wohl vorbestellt. Typisch…

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Dafür gibts es kleine gelegte Feuer überall und das ist schon etwas nervig. Die Griechen „Hinzos und Kunzos“ verbrennen auf ihren Grundstücken Laub oder so und das wabert dann durch Berg und Tal. Kein Wunder, dass es auf den Inseln im Hochsommer gern mal brennt.

Toiletten-Humor haben die Griechen auch. Like it.

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Fazit: Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Frühlingshafte Landschaft im April, alles sehr grün und vital, aber eben bei sommerlichen Temperaturen, es gab nicht einen Niederschlag. Die Menge an Touristen war überschaubar, der Straßenverkehr war äußerst stressfrei, dank mobilem Netz, mangelte es nie an Podcast-Nachschub. 1.600 km haben wir in einer Woche gemacht und einen guten Mix aus Stadt, Strand und >alten Steinen gesehen. Ich spüre bei Griechenland ähnliche Schwingungen wie in Portugal. Man ist in der EU unterwegs, mit all seinen Selbstverständlichkeiten, aber die Leute sind nicht so nervig drauf wie im Land der Germanen. Alles geht einen Tick langsamer und damit angenehmer daher, Regeln werden „flexibel“ ernst genommen, sehr charmant. Da können wir uns gern mal zwei Scheiben bei denen abschneiden. Und ein weiterer Kandidat für Pläne zur Winterflucht wurde gefunden und ich fragte mich mehrmals … > Warum nicht einfach … hierbleiben? Aber natürlich, wir waren Anfang April dort, im August kann das schon ganz schön brutzelig dort werden. Sprachlich war alles völlig unkompliziert, alles Wesentliche war in Englisch zu lesen, und wenn mal nicht, dann half etwas Schulrussisch und Google Translate. Kulinarisch war es ober-angenehm, sowohl die Veg-als auch die Non-Veg-Fraktion der Reisegruppe fand immer was zu futtern.

Rückkehr erwünscht. Gern für länger.

104) Postkarte aus Athen

„Weiße Rosen aus Athen, sagen dir „komme recht bald wieder, sang einst ist die Nana, die einen Nachnamen trägt, der an ein griechisches Ofengericht erinnert. „7–10: Sonntagmorgen in Spreeathen“ … so hieß mal eine Radiosendung, damals wo in meiner Welt alles noch schwarz-weiß war und das Auto nicht mehr als 100 km/h fuhr. Heute fahren Autos über 100, aber das ist auch wieder doof.

Aber mittlerweile kann man nach Athen fliegen … schäm schäm … ick weiß … aber eine Bahnverbindung habe ich auf Anhieb nicht gefunden. Die Idee, nach Athen zu reisen, hatten andere Menschen auch. Das Internet muss in den letzten Tagen nur so mit Duck Face – Fotos von der Akropolis geflutet worden sein. Hier nich‘. Hier jib‘s heute Fotos (fast) ohne Menschen druff …

Oben auf dem Hügel wird kräftig gebaut, das Ding wird stellenweise abgebaut und zerbröselte Stellen werden wieder auf aufgefüllt. Die Steine werden am Rand zwischengelagert, irgendwer hat da hoffentlich noch den Durchblick.

Und selbst Lego kommt zum Einsatz. Hier der 10-er Block weiß und 5-er Streifen flach in weiß und beige.

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Mit den Verboten nehmen es die Griechen noch genauer als die Deutschen. Nüscht darf man mehr. Nicht sprayen, zelten , grillen … Schildkröten klauen auch nich‘. Man oh man. Am nächsten Tag auf dem Weg zum Panathinaikos Stadium haben wir doch glatt so ein Urviech gesehen.

Das alte Stadion ist schon irgendwie packend, nur warum da unten schwarzer Tartan-Belag kleben muss … ich weiß ja nich‘. Schotter, Sand oder so, hätte ich erwartetet.

Zeitgleich zu unserem Aufenthalt hier, gabs wohl mehrere Erdbeben, haben wir von zu Haue erfahren. Ich habe gut geschlafen, aber die Stadt sah danach schon wirklich übel aus. Kein Stein mehr lag auf dem Anderen, aber die Katastropennschutzbehörden der Stadt stellten umgehend große Kerzen auf.

Ansonsten liegen die Griechen eigentlich nur so rum, zeugen viele Kinder und wenden sich dann genervt ab. Das WLAN im Hotel ist etwas dünn, nix Netflix.IMG_9225

Auch bei der Handwerkskunst beweisen sie „großes“ Geschick und Detail-Versessenheit, wenn es darum geht, Flaschen zu öffnen.

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Athen ist eine Reise wert, hat mir sehr sehr sehr gut gefallen.

Ick‘ komm‘ bestimmt mal wieder.

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103) Postkarte aus Kerala

Nach vier Wochen Arbeit in der IT Metropole Bangalore habe ich mir etwas Urlaub verdient. Den verbringe ich in Kerala dem südwestlichsten Bundesstaat des Subkontinents. Kerala gilt als grüner Bundesstaat, als vital und liegt am arabischen Meer, was die 30° Tagestemperatur noch mal sehr viel feuchter macht. Der Portugiese, Vasco da Gama landete einst hier an und später folgten dann die Holländer in ihren Wohnwagen.

Und natürlich gab es auch auf dem Trip wieder viele Kuriositäten und Nachdenklichkeiten zu entdecken:

Üblicherweise sitze ich diagonal hinterm Fahrer, habe ich mir so angewöhnt. Auf der Fahrt zum Flughafen Bangalore, die richtige Entscheidung, denn der Gurt auf dem Beifahrersitz kam eher einer Halteschlaufe gleich.

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Nach der Landung in Cochin (Kerala) entdeckte ich diese herrlichen Sitzplätze in der Wartehalle. Keine Hartschalensitze wie in Europa, sondern weiches Polster. Mit Schonbezug für den Specknacken. Würde in Deutschland nicht gehen. Zu arbeitsintensiv, Brandlasten, Hygiene etc.

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Im Gegensatz zu Bangalore scheint der Bau der Metro hier abgeschlossen zu sein. Nun lassen sich die tausenden Säulen wunderbar mit Werbe-Displays volltackern. Man soll aufhören nachzudenken, soll endlich beginnen zu werben, steht da.

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Die bekannten chinesischen Fischernetze wurden bei einem Zyklon 2018 deutlich reduziert, man will sie wieder aufbauen, dauert halt alles seine Zeit hier. Je nach Fotowinkel sieht man auch jeden Menge Plastik am Strand, oder die Werft auf der anderen Seite der Mündung. Der Fisch in Cochin sieht lecker aus und kostet nur ein Bruchteil dessen, was er in Deutschland kostet, dafür ist er wahrscheinlich auch mit zahlreichen Bruchteilen gefüllt.

Die Situation in Nah-Ost scheint auch hier ein Thema zu sein, allerdings gibt es auch hier genug, was man vor der eigenen Haustür kehren könnte. In der Nähe des Hotels in Ernakulam wird es dann noch mal politisch, die CPI(M)-Partei sendet Lenin-Grüße aus Moskau.

Kirchen gibt es viele, sind soweit ich gesehen habe, gut in Schuss, und damit der Jesus nicht doch vom Sockel fällt, wird er mit einer Sicherung Marke „OBI-Spanngurt-Eigenbau“ an seinen Sandalen fixiert. Na ob das langfristig ausreicht?

Auf der Fahrt nach Periyar geht es zunächst flach über grüne Landschaft (incl. Anbau von Ananas, Kautschuk, Reis), später durch die Berge, wo links und rechts Tee an den Hängen steht. Schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass jedes Blatt per Hand gepflückt wird und dann wie auch immer, bei uns im Supermarkt für wenige Euro zu kriegen ist. Abzüglich Transport, Lager, Steuern, Gewinn aller Lieferketten-Glieder, kann man sich schon fragen, was die Pflückerin davon bekommt.

Kerala wird aktuell aus einem Bündnis aus Sozialisten, Kommunisten, Marxisten regiert, können sie machen, mir Wurscht, wurden ja gewählt. Aber wenn Che Guevara am Straßenrand steht und Brücken mit Hammer und Sichel beflaggt sind, fällt mir das schon auf. Erinnerungen an einen großartigen >Kuba – Urlaub kommen hoch … und andere Erinnerungen aus den 80-er Jahren.

Dank dieser Koalition wurde wenigstens die Prohibition etwas gelockert, trotzdem bedarf es einiger „Gesprächs-und Darreichungstechniken“ und einem halbwegs blickdichten Stuhlrücken, um an ein kaltes Bier zu kommen, wenn der Laden keine Lizenz hat.

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Ach und der Verkehr, ja ohne den gäbe es hier nichts zu staunen. Der eine liefert einen Fernseher aus oder so, der nächste übt sich in Stabhochsprung, ein anderer probiert sich als Camelion.

In Kumily habe ich die Gelegenheit mal wieder (verdammt lang her) auf einem Elefanten zu reiten. Blöderweise war ich allein, aber es bedarf mindestens zwei Personen für den Ritt. Also musst der Fahrer herhalten, der hatte anfänglich etwas Schiss, aber ich konnte ihn einladen. Die leichtfüßige Dame heißt >Lakshmi. Da uns die Anonymität wichtig ist, müsst ihr uns auf dem Bild etwas kopflos ertragen 😉

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Ein Highlight war sicher die Tour auf dem Hausboot incl Übernachtung. Vishnu, der jüngste der Crew macht das als Ferienjob, er wird noch dieses Jahr ein Studium für Software-Programmierung beginnen. Als wir Gäste schon im Bett waren, nahm er an online-classes teil und hat sich Code-Fragmente in sein Notepad kopiert. Für später mal. Feiner Kerl (mehr dazu siehe am Ende) und er kennt sich bestens in der Deutschen Bundes-Liga aus. Mehr als ich. Vishnu sagt, beim Sonnenuntergang wird der Himmel oft pink. Echt?

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Auf dem Weg von Kovalam nach Kanyakumari, machten wir Stopp bei Poovar. Dort gibt es Mangroven und einen See, der durch einen schmalen Sandstreifen an das gewaltige Arabische Meer grenzt. Ein eigenartiges Wetterleuchten am Ende blieb ungeklärt.

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In Kanyakumari gab es die Gelegenheit, ein Tattoo stechen zu lassen. Die Nadel wird sogar nur einmal benutzt, steht da. Und damit kriegt man dann so einen halben BH angemalt. Sieht bestimmt toll aus, wenn der Mucki-Mann da mal auf die 50 zugeht.

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Und weiter ging es nach Süden und irgendwann, tja irgendwann, ging es nicht mehr weiter. Ende Gelände. Der südlichste Punkt Indien ist erreicht. Wow. Made it!

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Damit will ich die Postkarte enden lassen. Ach nee, mein Blog-Projekt heißt schließlich „Tipping-Point“ und nicht „Duckface-Instagram“.

Der Vishnu sollte ja noch mal zu Wort kommen. Vishnu, der Boots-Junge der bald SW-Coding studiert. Er ist auffällig klein, hat sehr dunkle Haut und einen Lockenkopf.

Ich fragte ihn zu später Stunde, was er sich wünschen würde, wenn er nur einen Wunsch frei hätte. Es war kein Lotto-Gewinn … auch kein Ticket nach Europa … sondern … „ein Ende des alltäglichen Rassismus, gegen Hautfarbe und Aussehen von Menschen“. Als ich ihn um zwei weitere Wünsche fragte, da sagte er, „dass jeder das Recht auf eine Mahlzeit haben sollte und Zugang zu medizinischer Versorgung“.

In diesem Sinne, Grüße aus Kerala.
T.

93) Postkarte aus Berlin: Bauten im Wandel

Wenn jemand eine Reise tut, dann sollte er vorher sein Handy von Fotos befreien, um Platz für neue Bilder zu schaffen. Diesmal habe ich ein paar Fotos aus Berlin zusammengesammelt, die man eher auf der B-Seite oder C-Seite eines Albums vermuten würde, aber sie sind auf ihre Weise dann doch wieder etwas kurios, wenn man die Geschichte dahinter etwas kennt.

Fangen wir mit einem Ort aus meiner Kindheit an. Dem Kino „Kosmos“.

In den 60-er Jahren als Großraum-Kino mit „nur“ einem Saal gebaut, nach der Wände längere Zeit dicht, in den 90-er Jahren dann in ein Multiplex-Kino verwandelt, seit ca. 15 Jahren eine Event-Location, wo es nun meistens recht dunkel ist und die Schaukästen an leere Aquarien erinnern. Tja, warum eigentlich nicht??
Mehr hier bei Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_(Berlin)

Schade, schade, ich würde mir da glatt noch mal „ET der Außerirdische“ und „Dirty Dancing“ anschauen, auch zum 20. Mal 😉

Das Kosmos liegt in der Karl-Marx-Alle. Stadtauswärts durch sozialistischen Prunkbau der 50-er Jahr geprägt („Stalinbauten“, große Wohnungen, Dachterrassen, etc), Stadteinwärts durch schmucklosen Plattenbau aus den 60-er Jahren (aber immerhin hatten die kapiert, wie man schnell Wohnraum schaffen kann, während wir in 2023 nun die „Idee“ von Modulbauweise diskutieren). Sei es drum.

Heute gibt es Stadteinwärts einen breiten Grünstreifen in der Mitte, und am Rand breite Radspuren. Nicht zu vergessen, dass dort einmal im Jahr Ketten-Panzer und Raketen auffuhren, wenn im Oktober dem greisen Kabinett um Honecker gewunken werden sollte. Panzer in der Stadt, Ketten auf Fahrbahn, das vergisst man nicht.

Mehr hier bei Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Marx-Allee

Weiter zum Messegelände in die westliche City. Eröffnet in den frühen 20-er Jahren, vor 100 Jahren …. ja … ja … bekam es in den 30-er Jahren noch eine klotzige Eingangshalle im Germania-1000-Jahre-Style dazu. Tja, so ist das mit dem Gehabe, früher baute man sich solch Paläste, heute kauft man(n) sich eher Sportwagen … oder baut noch einen größeren Palast.

Mehr bei Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Messegelände_(Berlin)

Ein weiteres “Prunkstück“ steht unweit des Messegeländes. Das International Congress Center (ICC), eröffnet Ende der 70-er Jahre. Als Teenie in den 90-ern, da fand ich das ja ganz futuristisch, erinnerte es irgendwie an Star Wars. Heute steht das Ding völlig konzeptlos, asbestverseucht in der Gegend rum und garniert damit eine der langweiligsten und hässlichsten Ecken Berlins, wenn man mich fragt.

Mehr hier bei Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Congress_Centrum_Berlin

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Zum Abschluss machen wir gemeinsam einen Ausflug zur Stasi. Och nöööö!. Keiner klatscht. Jeder findet eine Ausrede. Aber keine Sorge, die dunklen Zeiten sind ja vorbei und das Ex-Gelände der Staatssicherheit wird nun auch für Kunst- und Film-Projekte genutzt. Und so kam es dann, dass wir uns im August diesen Jahres auf Plastikstühlen niederliessen und Open Air eine Doku über die Fanclubs von Depeche Mode in der DDR schauten. Das war schon echt der Knaller. Dave Gahan sang auf dem Hof der Stasi-Zentrale „People are People“ und die Zuschauer gingen mit. Erich Mielke würde sich im Grab umdrehen. Aber soll‘ er ruhig.

Mehr dazu hier bei Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Forschungs-_und_Gedenkst%C3%A4tte_Normannenstra%C3%9Fe

I can’t understandWhat makes a manHate another manHelp me understand

Frühere Postkarten aus Berlin:

91) Postkarte aus Südböhmen

Ach du meine Güte, in acht Wochen findet das Jahr 2023 sein Ende. Grund genug, noch etwas Herbstsonne zu tanken, bevor es auf die Zielgeraden geht. Nein, nicht Ägypten, nicht Türkei, das CO2-Sammelheft ist voll für dieses Jahr, also ging es nach Südböhmen, ins Land von Vepro-knedlo-zélo und reichlich Pivo. Kuriositäten gab es diesmal weniger zu entdecken, dafür aber einen wirklichen netten Flecken Erde.

In Český Krumlov besuchten wir die kleine mittelalterliche Altstadt, die sich in das Knie der noch schmalen Moldau fügt. Alle Häuser steinalt und tip-top in Schuss. Ansonsten staunten wir über die vielen Chinesen.

Ein Hotel gab noch einen Eindruck von anderen Tagen, trotzdem sehr charmant bei der Louzi und das Haus war tschecho-slowakisch beflaggt. Hat man ja auch nicht alle Tage.

Die Gegend um den Lipno-Stausee erinnert streckenweise an Schweden, Norwegen, Kanada, aber ein abgestellter Imbisswagen brachte uns wieder auf den Boden der Tatsachen. Frischer Fisch aus Holland … in Südböhmen. Dobrou chuť!

Beim Joggen zur Lipno-Talsperre, da bin ich kaum zum Joggen gekommen, ständig musste ich anhalten und diese viele Gegend fotografieren. Schon nervig … da kommt man völlig aus dem Flow 😉

Im Wolfsgehege bei Srni, dauert es nicht lange und der böse Wolf stand vor uns und dann noch ein Typ in Flecktarn und angenähtem Blätterwald … ähm … Böhmerwald. Ich musste ein Weilchen darüber nachdenken, was mich mehr nervös gemacht hat. Der Typ oder der Ur-Wau-Wau. Aber es war der Rambo … der sich dann als Naturfotograf entpuppte. Erleichterung … aber trotzdem ein seltsamer Anblick unter den zivilen Besuchern. Und etwas overdressed würde ich mal sagen, standen doch alle anderen Menschen ringsherum in Jeans und quietschbunter Großstadt-Survival-Neopren-Uniform herum und machten ihren Lärm.

Die tschechische Sprache macht überhaupt keine Probleme. Vieles versteht man, anderes reimt man sich halt mit Russisch-Basis-Wissen zusammen. Hier gibts Spaghetti Bolognese, Salat mit viel Brimborium, gebratenes Zebra und gegrillten Hermelin. Wohl bekomms.

Zum Abschluss ein schönes Bild von der heutigen Jogging-Runde. Zwei Sorten Himmel, Kondensstreifen die hindurchziehen und so ne Kugel da … Mond … oder wie das Ding heißt. Měsíc übrigens auf tschechisch.

Was mir sonst so aufgefallen ist:

Straßen und Infrastruktur sind in super Zustand, Autofahren macht hier richtig Laune. Ab und zu sieht man mal ein Solarfeld am Hang, Windräder sind mir keine begegnet. In Sichtweite des Stausees stehen einsame sieben Stück herum, aber das könnte auch schon Österreich sein. Selbst in den kleinsten Dörfern sieht man Lautsprecher-Anlagen installiert, zum Abend kann man eine feine Note von Ofenheizung schnuffeln, für mich als Altbau-Kind gibt‘s Flashbacks 😉

Ahoj, na shledanou aus Südböhmen, hat mir gut gefallen.

Frühere Postkarten >gibt’s hier … Mensch … sind ja bald 100 hier geworden … ei, ei  …

90) Postkarte aus Prag

Da hat es mich doch dieses Jahr sogar schon zweimal nach Prag getrieben. Das erste Mal war dienstlich, das zweite Mal war … ja Mensch …. wie heisst das doch gleich … undienstlich … also der andere Zeitvertreib meine ich … die andere Seite der Balance … ich komme nich drauf. Egal. Vergessen.

Die Stadt war voll, Besucher aus aller Herren und Frauen Länder. Und neben den bekannten Motiven, da gab es natürlich auch ein paar Kuriositäten zu sehen. Das erste Bild stammt von der Dienstreise. Prost! Zdravi!

Der nächste Typ stand im Pulverturm herum. Hätte auch ein Berliner Hipster sein können. Nur mit einer solch überdrehten Fußhaltung kommst’de in Berlin nicht weit, da kippst‘de in Berlin gleich um. Quasi ein Kippster!

In Prag gibt es durchaus noch die heiß begehrten Fachkräfte. Ob sie alle vom Fach sind, lässt sich schwer beurteilen, aber jeden Fall hatten die beiden hier Kraft.

Aber auch ältere Semester müssen hier mit anpacken. Jeder wird gebraucht. Selbst wenn sie kurz davor sind, das Handtuch zu werfen.

Die Mädels sind oft goldig und stehen eigentlich nur herum und grinsen. Machen Selfies für Insta oder so Zeug. Wollen hoch hinaus.

Beim Grillstand mit Prager Schinken, da wollte ich kurz fragen, ob es den auch vegan gibt … habe mich dann aber nicht getraut.

Im Thajsky Raj kannst du dir im Schaufenster die Schultern, Füße oder was auch immer massieren lassen. Typisch tschechisch halt.

Na jut, und damit das hier jetzt nicht so flach endet, gibt‘s noch ein paar Bilder von der Moldau. Ihr wisst schon … Smetana und so … dödä dödä dödä dä, dö dö dö …

Keine Ahnung wie oft ich die dödä durchgezählt habe, sollte aber stimmen …