Fortsetzung …
Noah verharrte auf dem roten Sitzleder des Tuk Tuks und beobachte Yumi, die unerwartet aus dem anderen Tuk Tuk vor ihm gestiegen war.
Seine Yumi stand dort tatenlos und wartend am Straßenrand. Sie wirkte wie in „stand by“, als würde sie auf irgendetwas warten. Was macht sie hier? Und wie ist sie hier nach Indien gekommen? Er widerstand der Versuchung, sofort zu ihr zu gehen und suchte zunächst einmal nach Erklärungen für diese Situation.
War Yumi dann doch noch in seiner Micro-Flat erschienen und ist ihm über die VT@Home-Box nach Delhi gefolgt? Um das herauszufinden, müsste er die Reise abbrechen, die Brille und die Elektronen abnehmen und auf die Sofafläche neben ihm schauen. Und er würde auf den Kosten für die Reise sitzen bleiben. Keine gute Idee. So eine Fernreise ist schließlich kein Schnäppchen.
Oder hatte Yumi mittlerweile in ihrer Wohnung auch eine solche Box stehen und ist über ihren eigenen Account nachgereist? Aber woher wusste sie dann, dass er nach Indien gereist war? Sind die beiden Boxes vielleicht ohne deren Wissen miteinander verbunden? Woher wusste VTS-Reisen von ihrer Beziehung? Vielleicht von ihrem ersten Trip über das Virtual Travel Center in 2023?
Oder ist es gar ein Feature von VTS, dass man mit seiner Freundin verreisen kann, ohne dass sie wirklich vor Ort ist. Wobei die Formulierung „vor Ort sein“ an sich ja schon sehr merkwürdig ist. Vielleicht ist sie nur hineinprojiziert, um ihn bei Laune zu halten. Vielleicht weiß sie gar nichts von ihrer „Anwesenheit“ hier in Indien. Oder hat er einen dieser grünen Schieberegler missverstanden, mit dem er die Reise individualisieren musste?
Möglicherweise steckt aber auch ein finsterer Typ dahinter, der einfach nur ihren Avatar nutzt, um ihm näher zu kommen und Informationen zu ergattern. Jemand aus seiner Firma, der seine Performance überwachen soll? Vielleicht ein Neider? Oder gar ein Gauner? Wer weiß das schon. All das ist möglich und auch schon passiert.
Aber wenn er sie einfach an diesem Straßenrand in Old Delhi stehen ließe, würde sie ausrasten, wenn sie ihm doch einfach nur gefolgt war, um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Das konnte er nicht bringen.
Also stieg er aus dem Tuk Tuk, ging direkt auf sie zu und näherte sich ihr von der Seite.
„Hallo Yumi“, sagte er leise, um sie nicht zu erschrecken.
„Ah. Noah, da bist du ja. Wollen wir?“