Spätestens als letzten Donnerstag/Freitag die ersten Bilder und Töne aus ukrainischen Städten übermittelt wurden, kämpfte sich in mir eine längst vergessene Erinnerung zurück in die Realität.
Während betagte Mitmenschen beim Klang dieser Ungetüme jedes Mal zusammenzucken und gen Himmel schauen, ziehen sich bei mir auch die Eingeweide zusammen. Ich bin zwar nicht betagt, aber dieser unmissverständliche Ton erinnert mich an Kindergarten und Schule, wenn damals jeden Mittwoch 13:00 Uhr die Sirenen auf benachbarten Dächern heulten und man innerlich gehofft hat, dass das Heulen bloß nicht anhielt, sondern nach dem Test-Durchlauf schnell wieder abklang.
Uns wurde damals gesagt, dass sei „wegen möglicher Feuer“ und das konnten alle Kinder verstehen. Schließlich gab und gibt es auf dem Land immer noch Sirenen, um die Freiwillige Feuerwehr zu rufen. Da wir Kinder aber auch nicht ganz blöd waren und der „Aggressor“ bekanntermaßen im Nachbarland stand, war mir durchaus klar, dass die Dinger gerade in Großstädten einen ganz anderen Zweck hatten.
Mehr Hintergründe hier beim MDR:
https://www.mdr.de/geschichte/zivilschutz-sirenen-ddr-bundesrepublik-100.html
Nun sind die meissten der Geräte in den letzten Jahren abgebaut worden und auch wenn ich sie überhaupt nicht mag, frage ich mich schon, wie man eigentlich die Bevölkerung warnen will, wenn mal irgendetwas ernsthaftes passiert. Das muss ja nicht gleich ein Luftangriff sein. Es kann heftiges Unwetter wie in Westdeutschland letzten Jahres sein, oder auch ein Terrorangriff größerer Dimension. Will die Polizei dann mit Lautsprecherwagen durch eine 4-Millionen-Stadt gurken? Twitter-Nachrichten oder SMS an Leute ohne Handy verschicken? Sondernachrichten im Radio senden? Wie lange soll das denn dauern, bis alle informiert sind?
Klar, kann man über Sirenen eher nur Aufmerksamkeit erreichen, die Botschaften darüber sind allerdings etwas beschränkt.
Aber immerhin wüssten alle Bewohner, dass die Kacke am Dampfen ist und würden sich informieren … oder vorsorglich in den Keller rennen.
Heute früh lief „Dracula“ von Wallners im Radio. (Die Band musste ich auch erst einmal recherchieren) und ab Minute 2:38 hörte ich auf einmal Sirenen. Unterschwellig, es war aber wieder da. Ganz klar und beunruhigend. Vielleicht gar nicht von der Band beabsichtigt, aber heute Morgen gegen 06:30 Uhr zog sich in mir wieder Einiges zusammen.
So etwas muss ich echt nicht haben in diesen Tagen.
