12) Akteneinsicht 1991: Abklingbecken

Ich kann gleich vorweg nehmen, dass das Hausaufgabenheft 1991 etwas öde und lückenhaft ist. Das Datum zur jeweiligen Woche fehlt oft, was für eine Schlamperei, das hätte es zu DDR-Zeiten nicht gegeben. Und im Vergleich zu 1990 steht auch kaum noch etwas Spannendes drin. Alles bezieht sich „nur noch“ auf die Schulfächer. Ich könnte jetzt so etwas wie „Kittel mitbringen!!“ zitieren, „Mathearbeit“, „Scheibenkupplung“, „Kolonialpolitik lernen“ oder „Freude, schöner Götterfunken“, aber das wäre langweilig.

War das Schulleben mit der Deutschen Einheit wirklich so trist geworden? Hatten die Lehrer den Eltern nichts mehr mitzuteilen? Gab es denn nichts mehr an mir herumzukritisieren, nichts mehr zu “formen“? Keine Klagen über mein Betragen zu notieren, keine Gängeleien mehr in roter Schrift, die vom Elternhaus gegengezeichnet werden mussten?

Oder hatte ich einfach nur langsam eingesehen, dass es nicht weitergeht, wenn ich nur auf „anti“ spiele?

Vermutlich war es von beidem etwas. Die Lehrer zogen sich aus dem viel beschworenen Dreieck „Schule – Elternhaus – Pionierorganisation“ zurück und überließen die Erziehung den Eltern … und dem neuen Privat-Fernsehen. Aber da zu Ende 1991 das Ost-Berliner Schulsystem umkrempelt werden sollte, musste ich mich auch etwas zusammenreißen, wenn ich mit meinen beiden „Blutsbrüdern“ R. und S. auf das selbe Gymnasium wechseln wollte.

Im Folgenden nun wieder Einblicke in mein Hausaufgabenheft, meine Einträge belasse ich „normal“, die von Lehrern/Schülern mache ich fett und heutige Kommentare gestalte ich kursiv.

<<Hausaufgaben>>
14.01.91: Essensgeld, 20 DM (Oktober 1990 waren es noch 42 M)
25.01.91: Betragen 2 (wat‘n nu ? … Neujahrsvorsätze?)
04.05.91: Betragen 3, Mitarbeit 2+, Fleiß 2 (is‘ ja widerlich)
13.05.91: Wandertag (Fahrschein 4,00 + Döner = 7,50 M) … ja Döner 3,50 kaum zu glauben

<<Auszug Geographie-Arbeit>>
…Es fehlt hauptsächlich Geld, denn mit Geld kann man den Hunger stillen, Bildung organisieren und damit das Bevölkerungswachstum verhindern. Aber bei einem Kreislauf ist es schwer anzufangen. Gibt mein Geld für Nahrung, ernähren sie auch die kleinen Kinder -> Bevölkerung wächst …
Also, sterben lassen? Das geht doch wohl nicht!

<<Auszug, Russich-Arbeit>>
… Nach der Prüfungsbewertung wäre das „5“ , da du nur eine Stunde Zeit hattest und trotzdem vieles richtig hattest, würde ich dir eine „3“ geben. Entscheide selbst ob du sie haben willst.

Ich war erste Stunde nicht da!!!

<<Zeugnis>>
T. hat in diesem Schuljahr trotz der schwierigen Lernbedingungen der Klasse erkennbar versucht, in verschiedenen Fähigkeiten sein Leistung zu steigern. … im kommenden Schuljahr selbstverständlich seinauch sein Arbeitsstil auf Gewissenhaftigkeit und systematisches Vorgehen zu überprüfen … wird in die neunte Klasse versetzt

<<Außerunterrichtliche Veranstaltungen>>
Elternversammlung am 6.3.1991, 19:00 Uhr, Aula
Thema: Perspektive der Schule

<<Mitteilungen>>
In Informatik Hefter:
16 Bit-Rechner, No Name Computer.

Betriebssystem (MS DOS)

  1. Laufwerkswechsel zum Beispiel von C: nach A:
  2. Inhaltsverzeichnis anzeigen „DIR“ (directory)
  3. Verzeichniswechsel „cd“ (change directory)
  4. Ausführer Programme COM, EXE, BAT

<<Hinweise>>
DEPECHE MODE
Pimpf
Behind the wheel
Strange Love

Never been down again.
Question of last.
Master And Servant

Just can’t get enough.
Everything Counts

… ein riesiges Meer ab musikalischen Möglichkeiten tat sich auf.

<— 11) Akteneinsicht 1991: Zwischen Heimat und System

10) Akteneinsicht 1990: Go West

Auch wenn man 1990 nicht in den Westen zog, hielt der Westen überall Einzug.

Noch bevor die D-Mark zum neuen Zahlungsmittel wurde, kamen bald die ersten West-Produkte über die Grenze. Ich kann das nicht mehr an einem Datum festmachen, es muss aber so im Frühjahr 1990 gewesen. Die ersten Imbiss-Wagen rollten ein, Pommes und China-Pfanne gab es nun im Vorbeigehen. Lotto-Läden boten auf einmal auch West-Zeitungen und Softdrinks in Dosen an. Bäcker verkauften auch Speise-Eis und Süßwaren, Zigarettenwerbung wurde an jede Ecke genagelt und die Eis-Fahnen der noch unbekannten „Schöllers“ und „Langneses“ rausgehangen. Kaugummi-Automaten schmückten nun die grauen Häuserwände und fantastische Schreibwaren kamen in die Auslage. Die Vielfalt der Stifte, Textmarker und Eddings war verlockend, nur blöderweise unbezahlbar. In einer kurzen Zeit vor der Währungsunion im Sommer 1990, konnte man diese Produkte dann auch mit DDR-Mark bezahlen, aber zu einem Umrechnungskurs von 1:3. Die Jugendzeitung Popcorn, kam damit 4 Westmark oder eben 12 Ostmark. Also wurde viel geklaut und danach auf dem Schulhof gehandelt. Bravo-Einseiter-Poster für 1 Mark Ost, Bravo-Doppelseiter für 3 Mark Ost, usw … für einen Bravo-Starschnitt musste man sein Sparschwein schlachten.

In der zweiten Jahreshälfte, wurde der Westen auch an den Klamotten der Mitschüler sichtbar. Die, deren Familien das nötige Kleingeld hatten, erschienen bald mit entsprechenden Marken und Moden der Zeit. Die, bei denen das Geld zu Hause nicht so locker saß, trugen weiterhin den „DDR-Schick“, oder kleideten sich beim westdeutschen Discounter ein. So waren im Wesentlichen fünf Stilrichtungen sichtbar.

  1. USA: Hockeyjacke, Basketball, Rap, HipHop
  2. Sport: Sneaker, knallbunte Trainingsanzüge
  3. Rechts-militant: Bomberjacke, weiße Socken, Stahlkappen
  4. Links-alternativ: Punk, Pali, Gothik, Grufti
  5. Discount: Woolworth, Aldi, Polen-Markt

Mit der D-Mark kamen nicht nur die Produkte und Dienstleistungen, sondern auch der Beschiss. Viele „Ossi‘s“ erlagen den Versprechungen und fanden sich auf Verkaufsveranstaltungen und Kaffee-Fahrten wieder, kauften Heizdecken oder Unmengen Grünpflanzen vom LKW herunter („10 Töpfe für Hundert Mark und noch zwei dazu für den Herren hier vorn“). Der meisste Beschiss erfolgte wohl auf dem Gebrauchtwagenmarkt. In Windeseile wurde das Stadtbild mit alten West-Autos geflutet. Trabant und Wartburg wurden zu Pflanzkübeln, die neuen (alten) hießen nun Golf, Jetta, Corsa, Kadett, Fiesta und Escort. Ein Eldorado für windige Geschäftemacher.

In Folge der Währungsunion standen die DDR-Betriebe auf einmal im internationalen Wettbewerb, unproduktive Betriebe konnten nicht mehr mithalten, Exporte nach Ost-Europa wurden zu teuer, Subventionen des bankrotten Staates blieben aus und gleichzeitig galten nun auch neue Qualitätsstandards. Die Bürger kauften lieber Lebensmittel von „drüben“, Unternehmen gingen in die Insolvenz, Arbeitnehmer zum Arbeitsamt. Die „guten Stücke“ rissen sich Westdeutsche Unternehmen unter den Nagel, den Rest verkloppte die Treuhand häufig unter Wert. Menschen verließen das Land in Richtung Westen. Aber es gab auch Menschen die von West nach Ost zogen, entweder zum Feiern oder um endlich mal Chef zu werden.

<— 9) Akteneinsicht 1990: Umbruch

—> 11) Akteneinsicht 1991: Zwischen Heimat und System

9) Akteneinsicht 1990: Umbruch

Häufig spricht man ja von 1989, als „dem“ Wendejahr. Und das mag politisch gesehen auch stimmen, aber persönlich waren die Jahre 1990 und 1991 viel einschneidender. Mittlerweile hatten schon viele mal den „goldenen“ Westen besucht, und gesehen, dass auch der ganz besonders im Winter recht grau sein kann. Manch Lehrer oder Mitschüler kam gar nicht mehr zurück. 

Im Frühling gab es erste demokratische Wahlen, im Juli wurde die D-Mark zur neuen Währung erklärt, mehr dazu in einem separaten Beitrag. Und, auf einmal durfte man eine eigene Meinung haben, ja, man musste sogar. Was für ein Stress. Bisherige Spielregeln wurden herausgefordert, neue gab es noch nicht so richtig, ein kräftiges Durcheinander in der Gesellschaft und bei mir im Kopf.

Im Folgenden nun wieder Einblicke in mein Hausaufgabenheft, meine Einträge belasse ich „normal“, die von Lehrern/Schülern mache ich fett und heutige Kommentare gestalte ich kursiv.

<<Hausaufgaben>>
22.01.90: Hallo mein GESCHWÄRZT. ICH GESCHWÄRZT GESCHWÄRZT GESCHWÄRZT alles. Wenn ich Dich sehe geht für mich GESCHWÄRZT GESCHWÄRZT GESCHWÄRZT !

02.02.90: Fachzensur für heutige Leistung: 5, Disziplin: 5

03.03.90: Wähle eine Fabel von Lessing aus. Interpretiere sie, vergleiche diese Fabel mit einer von … kann ich nicht mehr lesen.

19.03.90: T. arbeitet kaum noch mit, er stört sogar im Unterricht, Leistungsabfall ist zu verzeichnen.

04.04.90: T.‘s Arbeitshaltung spiegelt sich schon in der Führung des Hausaufgabenhefts wider. Im Augenblick arbeitet er nur äußerst oberflächlich im Unterricht mit, was keinesfalls zu einer Verbesserung der Leistung führen kann. Ich glaube kaum noch daran, dass er wirklich etwas verändern will.

07.04.90: Perestoika! Glasnost!

10.04.90: T. quatscht im Unterricht und lenkt andere ab

09.05.90: Geschichte: Umrisskarte der DDR malen

17.05.90: Himmelfahrt      OLE !!!!

22.09.90: T. Könnte die Klasse mit vorwärts treiben, leider nutzt er seine Fä* dazu nicht. *Fähigkeiten

27.09.90: Gesellschaftskunde: Betragen: 3, Mitarbeit: 1 (…na geht doch)

01.10.90: T. erhält eine Verwarnung.

05.12.90: Musik: Thema = Neonazis

<<Mitteilungen>>
Liebe Eltern! 23.04.90 – 25.04.90.
Jugendherberge Dahmen in der Nähe von Malchin am Malchiner See
30,- M
Treffpunkt, 23.04.90 S-Bahn Steig Leninallee
Besteck, Hausschuhe, „Futter“, Telespiel, Walkman, Kassetten, TT-Kelle, Batterien

<<Zeugnis >>
06.07.90 … T. ist ganz bestimmt auch ein wenig enttäuscht von seinen Lernergebnissen in diesem Schuljahr. Das sollte er wirklich bewusst nach den Ursachen suchen, die nicht nur in den gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit liegen.

<<Bewertung Deutscharbeit>>
T., das ist eine Glanzleistung, denn so gut wie nichts gehört zu Kellers Novelle. Du hast also 4 Stunden lang nicht zugehört. Form und Schrift sind ebenfalls eine Schande für ein Schüler aus der achten Klasse. 2,5 / 14

<<Einschätzung Kl.8>>
08.10.90: … stellt häufig Fragen, die im Unterricht eine unnötige Diskussion hervorrufen, Pausendisziplin nicht immer akzeptabel. Walkman-Diskussion

18.12.90: … er ist zur Zeit mehr mit anderen Dingen beschäftigt, die mit dem Unterricht nichts zu tun haben … Vielleicht könntest du T., Manuela im Unterricht helfen, sie etwas anzuspornen, dürfte dir als ihrem Freund doch nicht schwer fallen (entsprechend eurem Verhalten habe ich dies geschlussfolgert)

What? Manuela … Manuela …?

Ach ja Manuela 😉

<— 8) Akteneinsicht 1989: 100 Mark West

—> 10) Akteneinsicht 1990: Go West

3) Akteneinsicht 1988: Altstoffe und nasse Lappen

Für den zweiten Beitrag dieser neuen Kategorie >Akteneinsicht, gehe ich natürlich weiter ins Jahr 1988, bevor wir dann gemeinsam in die vollkommen verrückten Jahre 89/90 einsteigen.

1988, ein Jahr wachsender Opposition in der DDR, inspiriert durch die Reformpolitik in der Sowjetunion, die die DDR-Führung jedoch ablehnte und unterdrückte.

Was sonst so geschah:

Der August 1988 war ein Monat der Hochzeiten. Wegen des „magischen“ Datums 08.08.88  entstand ein Run auf die Standesämter, soweit ich mich erinnere. Auch 1988 gab es gigantische Konzerte, sogar im Berliner Osten (Bruce Springsteen, Joe Cocker, Bryan Adams, Depeche Mode).

Leider war ich mit 12 Jahren noch zu jung, dort hinzugehen, aber ich habe noch sehr gut die Schlange von Depeche Mode-Fans vor Augen, die an der Werner-Seelenbinder-Halle standen, um vielleicht doch noch ein Ticket zu ergattern und sich auch nicht scheuten, ihr Simson Moped dafür anzubieten.

Ich gewähre also wieder Einblick in mein Hausaufgabenheft. Wie schon beim ersten Beitrag formatiere ich eigene Einträge normal, Einträge von Lehrern fett, heutige Kommentare von mir kursiv.

<<Deckblatt>>

Aufkleber von Alf und Garfield (ja es gab bereits Aufkleber, man musste nur Schulkameraden mit Westverwandtschaft haben … und was zum Tauschen)

<<Regelmäßige Veranstaltungen>>

Di, Do ASG Vorwärts Brandenburger Tor (nicht zu Verwechseln mit dem ASV bitte)

<<Hausaufgaben>>

23.01.1988: Frühstücken / sowjetisches Spielzeug mitbringen

05.03.1988: 60 Pf Pionier Beitrag

23.03.1988: Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich T.‘s Verhalten im Moment verschlechtert. Ich muss Ihnen zu oft, zum Beispiel wegen Schwatzen ermahnen

30.03.1988, 15:00 Uhr: Fest der jungen Talente

11.04.1988: Altstoffe! (Mit dem sammeln von Flaschen und Altpapier ließ sich a) das Taschengeld aufbessern oder b) Daniel Ortega in Nicaragua unterstützen)

12./13.04.88: Der Elternbeirat und der Direktor rufen zum Subbotnik auf. (Subbotnik, ein „freiwilliger“ Arbeitseinsatz für Schüler und Eltern im Schulgebäude oder -Gelände. Würde den heutigen Schulen auch mal ganz gut tun.)

18.04.1988: Sportfest! Nassen Lappen!

25.04.1988: Appel! Turnschuh! Pionierkleidung! (Appell … liebe Leser … nicht Apple)

27.04.1988: 30,00 M Klassenfahrt, Reiszwecken (10)

25.05.1988: 9:25 Uhr, Schulhof! Imbiss! Nassen Lappen! 15:00 Uhr zu Hause (woher der plötzliche Bedarf an nassen Lappen im Mai 88 kam, lässt sich heut nicht mehr nachvollziehen)

02.06.1988: Appell, Pionierkleidung! Geografie Betragen: 3

05.07.1988: Freundschaftsrad (…ja mit d … ist kein Tippfehler)

10.10.1988: Altstoffe (Schon wieder)

11.10.1988: Altstoffe (Und wieder)

12.10.1988: Altstoffe (Wir haben viele Hinterhöfe der Mietskasernen besucht und waren in einigen Wohnungen, um Pullen und Papier rauszutragen … möchte ich heute nicht mehr so im Detail drüber nachdenken)

28.10.1988: Wandzeitung Material! (Ich erinnere mich, dass ganz gern gemacht zu haben. Ich glaube sogar, die Funktion des „Wandzeitungsredakteurs“ übernommen zu haben)

05.11.1988: Unterrichtsdisziplin muss besser werden!

11.11.1988: Russisch: Ohne Berichtigung/Unterschrift!

17.12.1988: T. hält sich nicht an die Norm!

<<Mitteilungen>>

Liebe Eltern! Am 15.03.1988 findet in der Aula 19:00 Uhr unsere thematische Elternversammlung statt. Eine Psychologin spricht über Fragen der altersbedingten Entwicklung der zehn bis zwölfjährigen. Wir hoffen auf Ihre Teilnahme.
KEA u. Klassenleiter.
Wenn Fragen, ohne Name und Anschrift, in Umschlag, morgen mitschicken

30.04.1988; T. erhielt ein Lob für die Einsatzbereitschaft bei der Erfüllung verschiedener gesellschaftlicher Aufträge des Pionierkollektives. Er arbeitete aktiv mit beim Messeobjekt.

Schultaschenrechner SR1
Der Kauf kann ab sofort bis Schuljahres Anfang abgewickelt werden. Zettel mitgeben. Keine Haftung für den Schein. 123,- M
Garantie! 2 Batterien – 2 Jahre, zwei Batterien 11,- Mark
Zum selben Laden, dann austauschen.
Garantie nur bei Werkfehler

(Wahnsinn oder? 123,- Mark für einen Taschenrechner!!!, mehr als zwei Monatsmieten. Frage mich nun rückwirkend wie dieser Preis entstanden ist. Vermutlich war er einfach zu merken und in dem Kontext irgendwie passend)

<— 2) Akteneinsicht 1987: Sozialistische Ordnung

—> 4) Akteneinsicht 1989: Wandel

1) Akteneinsicht: Prolog

Heute ist der 9. November 2024, vor 35 Jahren hatte Günter Schabowski an einem Donnerstagabend eine plötzliche Reisefreiheit für DDR-Bürger verkündet. Ob geplant oder aus Versehen, da kann man heute viel munkeln, ist aber auch Wurscht. Ich war damals 13 Jahre alt, „aus Gründen“ gefühlt etwas älter und so tappte ich nun in diese Zeit des Zusammenbruchs, Umbruchs und Aufbruchs. Während es für die Eltern beruflich erst einmal bergab ging, hätte der Moment für mich nicht besser kommen können. Noch zu jung für FDJ, SED und NVA gewesen, aber schon alt genug, um aus diesem Chaos was zu machen. Der heutige Jahrestag hat mich in ein paar Papieren aus den 10 Jahren rund um den Mauerfall blättern lassen und da kam mir doch die Idee, die hier in einer neuen Kategorie namens „Akteneinsicht“ zu veröffentlichen (a.k.a leaken). Es wird nachdenklich, persönlich aber auch unterhaltsam, das kann ich schon mal sagen.

Aber nur erst einmal ein paar Eindrücke aus dem abendlichen Berlin des 9. November 2024. Eine Kette von Plakaten und Bildern erinnert an den Verlauf der ehemaligen Mauer durch die City und lädt zum Nachdenken ein … wie schnell so etwas einstürzen … aber auch wieder entstehen kann …

—> 2) Akteneinsicht 1987: Sozialistische Ordnung