559) Arbeiten, wenn niemand mehr müsste?

So ähnlich klang der Titel der kürzlichen Sonderausgabe von „brand eins“. Das bedingungslose Grundeinkommen war mal wieder Thema. Oh, ja. Es wurden Artikel aus der Vergangenheit zusammengestellt, aber auch die neuesten Erkenntnisse eingebracht. Rundum gelungen, und ich muss sagen, der Grundgedanke macht mich irgendwie schon an. 

Vor ein paar Jahren, da sah ich das noch ganz anders. Da haben wir die Idee beim bierseligen Abend unter Kollegen diskutiert und mir platzte fast die Hutschnur. Aber jetzt im Kontext von Automatisierung, Digitalisierung und nötiger Komplexitätsreduzierung in Steuer- und Sozialpolitik, finde ich das Konzept immer charmanter. Von Transparenzgewinn und Bürokratieabbau mal ganz zu schweigen. Nichts wäre einfacher zu kapieren, als das.

Also, würde ich arbeiten, wenn ich nicht mehr müsste?

  • Auf jeden Fall, würde ich einfach weiter arbeiten, denn meine Arbeit stiftet Sinn, sie macht mir Spaß und ich kann mich austoben. Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, reduziert zu arbeiten, und mit der frei werdenden Zeit ein paar Dinge auszuprobieren, die ich sonst nicht tun würde.
  • Zum Beispiel irgendwo Gastdozent sein und den Erklärbär zu geben. Gerne für junge Menschen, wenn sie zuhören wollen. Wenn nicht, schmeiß ich sie raus.
  • Ich könnte auch die Fürsorge für ein Objekt oder ein Gelände übernehmen (ein Stück Park, ein Ferienlager, ein Schullandheim, sowas in der Art) … und ich wollte schon immer mal mit einem Aufsitz-Rasenmäher fahren, so wie Forest Gump 😉
  • Eine Arbeit im Fahrradverleih, Bootsverleih stand auch schon immer auf dem Zettel. Menschen eine Lösung anbieten, die einen Bedarf haben, etwas fachsimpeln, ein bisschen schnacken und damit aber auch den Tag gut sein lassen.
  • Ich könnte noch mal was lernen, in irgendein Fach einsteigen. Themen, die es so damals für mich nicht gab (Verkehrskonzepte, Städteplanung, Megacities,) so was.
  • Oder ein Ernteeinsatz auf einem italienischen Weingut. Bis alles wehtut, und es danach ein großes Fest gibt. Arbeitsreiches Mundeinkommen quasi.

Also langweilen würde ich mich nicht

471) Es könnt‘ so einfach sein

Diese Woche war ich dienstlich in Prag. Mit der Bahn. Von Berlin bis zum Ziel in gut vier Stunden. Kannst’de nich’ meckan. Erst kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Prag fiel mir ein, dass ich mich ja mal irgendwie mit dem lokalen ÖPNV beschäftigen müsste, um zum Termin zu kommen. Aber ich hatte keinen Bock drauf. Ich beschloss, es auf mich zukommen zu lassen. Mal gucken. Wird schon irgendwie

Also stapfte ich am Bahnhof Prag zu einem gelben Automaten, drückte 1-2 Knöpfe und hatte dann eigentlich nur die Wahl zwischen 30 Minuten, 90 Minuten und Day-Pass. Wie jetzt, so einfach? 

Bei der Rückfahrt vom Office, zeigte mir die Kollegin noch kleinere, gelbe Dinger an der Wand der Metro, kaum größer als ein Seifenspender, an denen man quasi im Vorbeigehen zwischen 30min und 90min wählen konnte, Visa-Karte drunter, Ticket abreißen und ab durch die Mitte zum Zug. Ich war begeistert und sprühte vor Begeisterung. 

And how is it in your home town Berlin?

  • Ahm. Actually we have 3 or 4 Zones …
  • Thats all?
  • No, it depends on … well … the time and number of stops …
  • There is a „Kurzstrecke“ with 3 Stops mit S-Bahn or U-Bahn …
  • But
  • You can also make 6 Stops with Bus or Tram …
  • With „Kurzstrecke“ … yes, yes
  • Or
  • You go with „Einzelfahrausweis Normal“ …
  • But
  • Then maximum 2 hours and …
  • Go Anywhere?
  • No, no … only … in the Richtung of the Fahrziel …
  • Keine Späße zwischendurch …
  • You know …
  • And
  • Umstiege sind erlaubt … glaube ich … not sure …
  • Auf jeden Fall keine Rundfahrten …
  • Don’t you have a Ringbahn ?
  • Yes, but … never made it around … better pay twice …
  • Students and Kids go cheaper … yes, yes … very social here…
  • But not in Zone C … you know …
  • For Zone C you need the „Anschlussfahrausweis“ with full price …
  • You need this for the Airport …
  • You said S-Bahn, right?
  • No I mean for the REGIO …
  • Red train, DB, double decker …
  • Is faster … than S-Bahn … to the Airport …
  • But
  • Same price as S-Bahn …
  • Really?
  • Yes … because is all Deutsche Bahn …
  • What?
  • Don‘t care.
  • Really essential is … and never forget this …
  • „Mit’n Fahrrad nich’ in erst’n Wag’n!!!“
  • And always … „Tür‘n freimachen, sonst jeht‘s hia nich‘ weiter“

Got it?
No.

Erinnert mich an letzten Dezember, wo ich u.a. „meinem Inder“ in München die „MVG-Streifenkarte“ erklären wollte.

Hier zum Nachlesen: