297) Kampf ums Öl

Dass anscheinend irgendwelche Leute schon wieder Spaghetti unterm Kopfkissen bunkern, ist mir schon letzte Woche im Supermarkt aufgefallen. Die wären mir ohne Strom & Gas allerdings etwas zu „al dente“, selbst wenn ich da viel Tomatensauce drüber Krippe. 

Nun habe ich auch mitbekommen, dass Öl wohl knapp wird. War ja zu erwarten. Das hat man uns schon in der ersten Klasse verklickert. „Irgendwann geht das Öl zu Ende und dann gibt’s Krieg“. Und da sind wir wohl nun. Jut jemacht!

Was machen die Leute nur mit so viel Sonnenblumen-Öl? Ich backe nix, ich frittiere nix, ich schütte vielleicht ein paar Tropen Oliven-Öl in die Pfanne und das war‘s dann aber auch schon. Schmieren sich die Mitbürger damit gegenseitig ein? Kann man das Zeug trinken? Ist das gut die Verdauung?

Ich öffne das Vorratsfach und mache eine kleine Inventur. Bisschen Sonnenblumen-Öl aus Dänemark ist noch da, Oliven-Öl auch, sonst Raps-Öl, Erdnuss-Öl, Sesam-Öl, Walnuss-Öl. Allet jut.

Und falls das nicht reichen sollte, hätte ich noch zwei Dosen Tunfisch in Öl, Mixed Pickle, ein Glas Artischocken und in Öl schwimmende Anti-Pasti, da kann ich auch noch was abzweigen. Eine Tüte Chips ist noch da und „knacksche Erdnuss-Flips“, ein paar Backofen-Pommes im Tiefkühl. Mit etwas Hobby-Fracking und MacGyver-Skills kriege ich da auch noch was rausgequetscht.

Im Keller hätte ich noch Fahrrad-Öl, Nähmaschinen-Öl und einen Rest 5W-40, das raffiniere ich im worst case zu Speise-Öl und verdiene damit ein Vermögen.

PS: Hauptsache die scharfe Sauce wird nicht alle! Da gehe ich morgen gleich mal zum Asia-Shop und decke mich ausreichend ein.

Retrospektive: Beitrag „Hamsterkäufe“ vom 29.02.2020

Nachtrag 20.03.22: Beim Blättern durch die Zeitung lese ich gerade, dass sich Aktivisten von „Die letzte Generation“ wieder mit den Händen auf Berlin Straßen festgeklebt haben und die Polizei dann gerne eine Pulle Sonnenblumen-Öl über die Pfoten kippt, um die Hände zu lesen. Na also. Wenn das Öl bei uns zu Hause knapp wird, weiß ich was ich machen muss 😉

Nachtrag 21.03.22:
Ich sah einen Bericht über eine Strassenbäckerei in Nairobi. Die backen keine extravaganten Teilchen, sondern frittieren Teigfladen und beklagen jetzt bereits die steigenden Preise.

75) Hamsterkäufe

Fussel, der kleine Feld-Hamster, erwachte am späten Berliner Donnerstagabend aus dem Winter-Schlaf. Den ganzen Freitag blieb er noch in seinem Bau, orientierte sich und ordnete seine Dinge. Nebenbei hörte er Hamster-Radio und er surfte mal kurz im Hamster-Netz. Dort sprach man von Hamsterkäufen. „Wieso soll ich mir einen Hamster kaufen“, grummelte er. Am Samstag bekam er Appetit, die Vorräte in seiner Speisekammer sahen aber gar nicht mehr so lecker aus. Er hatte eher Lust auf etwas Frisches, also steckte er seinen Kopf aus dem Bau und machte sich auf den Weg in den nächsten Hamster-Markt. Und da traute er seinen Augen nicht.

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So ungefähr erging es mir, als ich heute nach ein paar Tagen im Ausland den Wochenendeinkauf anging.

Wo bin ich? In einer HO-Kaufhalle im Ost-Berlin der Achtziger Jahre? Oder in Kuba, Venezuela? Was zum Henker ist hier nur los? Bin ich vielleicht zu spät dran? Ist morgen Weihnachten? Oder Ostern?

Nein, es ist Samstag, der 29. Februar 2020. Die Uhr zeigt 09:30 Uhr.

Was treibt die Menschen an, die Regale leer zu kaufen?

  • Treibt sie der menschliche Überlebensdrang? Steht es wirklich schon so schlimm um uns? Wird Corona uns alle dahinraffen?
  • Ist es Egoismus oder Futter-Neid? Besser selber 30 Gläser Bohnen zu haben, als sie irgendjemand anderem zu überlassen?
  • Oder steckt Spekulation dahinter? Kauft irgendwer das ganze Zeug und will sich auf dem Schwarzmarkt eine goldene Nase verdienen?

Leute, jetzt reißt euch mal zusammen! Ja, es ist gut, das Geschehen zu verfolgen. Und ja, ein kleiner Vorrat hat noch nie geschadet. Das weiß jeder Hobby-Koch. Das ist das normalste von der Welt.

Aber hört auf mit dieser Panik-Mache!

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