526) Erfrischende Videokonferenzen – Vol 5

Da Berlin morgen einen Feiertag hat, kann ich mich bereits heute aus TEAMS verabschieden. TEAMS? Ja, das sind die Räumlichkeiten, in denen ich unter der Woche wohne. Darf ich das so schreiben? Oder kommt jetzt das Finanzamt wegen Zweitwohnsitzsteuer? Egal.

Seit meinem letzten >Beitrag zum Thema hier im August 23 hat der Software-Gigant aus dem Silicon Valley ein paar Verbesserungen ausgeliefert, aber bestimmte Dinge sind noch genauso beschissen wie vorher. Tut mir leid. Oder ich kapier es nicht. Warum werden im Presenter-Mode immer die Kopfzeilen meiner anderen Tools überdeckt? Das versteht selbst  der Co-Pilot nicht, der sich Stück für Stück ins Arbeitsleben schleicht.

Ich mach jetzt mal fünf konkrete Vorschläge, wie in virtuelle Meetings schlagartig mehr „Action and Fun“ reinkommt:

  • Eine Korrektur der Darstellung meiner Augen wäre doch toll. Ich möchte nebenbei einen Film auf Netflix schauen oder den Urlaub planen können, die blöde Software muss doch nur meine Augen geradeaus schauen lassen. Das kann doch nicht so schwer sein.
  • Ähnliches würde ich mir für meine Gesten wünschen. Ich zeige einen Mittelfinger oder Piepvogel und ein Filter macht daraus dann ein „Daumen Hoch“ für die Teilnehmer.
  • Ein großer Spaß ist bereits heute, an internationalen Meetings teilzunehmen, die Transkription aber auf Deutsch anfertigen zu lassen. Herrlich, was da für eine Murks rauskommt. Nun muss Co-Pilot nur noch Aufgaben daraus generieren und fleißig Reminder verschicken. Was für ein Fest.
  • Co-Pilot sollte aber nicht nur das Transkript verarbeiten, nein es sollte sich aktiv als Moderator einschalten.
    „Peter hat parallel ein anderes Browser-Fenster geöffnet. Das geht so nicht.“
    „Petra, sie gackern zuviel, das stört, hören Sie auf damit.“
    „Herr Dr. Schneider, sie schweifen ab, kommen sie zum Punkt.“
    „Teamlead, sie eiern rum, beziehen sie endlich Stellung.“
    „Man müsste mal“ und „wir sollten“ wird hier nicht toleriert, Frau Kasupke.
  • Wird auch Zeit, dass wir „Sentiment Analysis“ in den Meetings einsetzen und dann auch life ansprechen.
    „Jürgen ist heute 90% dominant, Julia schaut 80% auf den Boden. Es besteht eine 45%-ige Chance, dass die beiden was miteinander haben.“
    „Chantal klingt wiederholt total frustriert, warten wir noch 22,487 Minuten, dann schmeißt sie endlich hin und wir sind sie los.“
    „Andi ist heute sehr unkonzentriert, Wahrscheinlichkeit eines Hangovers beträgt 65%, Tipp-Spiel verloren wahrscheinlich 75%, dessen Frau Julia abgehauen sogar bei 99%

Und schwuppdiwupp kommt wieder Leben in‘s TEAM!

(C) Titelbild mit freundlicher Unterstützung von DALL-E

 

Frühere Beiträge der Reihe:

462) Erfrischende Videokonferenzen – Vol 4

Erst vor Kurzem wurde in MS Teams das Feature der „Avatare“ ausgerollt. Ein Albtraum für die Brötchengeber, die das nicht deaktiviert haben, spielen doch die Mitarbeiter nur noch an sich … hüstel … an ihren künstlichen Ebenbildern herum. Ich habe noch nicht ganz verstanden, ob die User sich eher so gestalten, wie sie wirklich aussehen, oder wie sie aussehen wollen. Das muss ich noch tiefer untersuchen. Auf jeden Fall kriegt Silicon Valley viele interessante Daten über das Befinden oder Streben der User. Körpergröße, Nasenbreite, Oberweite, Augenabstand. Mit zig Einstellungen kann man seinen digitales Spiegelbild „designen“. Ja und diese digitalen Weiblein, Männlein oder Diverslein schickt man dann statt seiner selbst ins Meeting und lässt die Kamera getrost ausgeschaltet. Endlich!

Klo, Küche, Kühlschrank, Keller, Dachboden, alles wird endlich wieder erreichbar, wenn man denn nur eine gute Funkverbindung für den Ton hat. 

Und weil der „digital twin“ noch nicht mit den Emotionen des Originals verbunden ist, kann man mit ein paar Mausklicks diverse Emotions-Buttons drücken und schon bewegt sich der Avatar mit coolen Moves. Auch Diversity, Integration, Toleranz und Inklusion sind schon bedient, man kann sich asiatische Augen verpassen, in eine schicke Burka hüllen (allerdings nur mit Sichtfeld), einen roten Punkt auf die Stirn kleben oder als vermeintlich Südamerikaner eine Beinprothese anschnallen. An jeden ist gedacht.

Das ist technisch schon gut gemacht und gibt es einen kleinen Eindruck davon, was da alles noch so kommen mag. 

Ein paar Ideen:

  • Es mangelt mal mindestens an sportlichen Gadgets wie z.B. Ski-Stöcken, Tennis-Schlägern und Golf-Bags. Das Trikot des Lieblingsvereins mit eigenem Namen gibt‘s bestimmt bald gegen kleines Entgelt. Lizenzrecht … ist kompliziert. 
  • Und was zum Angeben braucht man auch noch. Krokodil auf der Brust, teure Uhren, schicke Handtaschen oder Brilli-Ketten. Eine Motorsport-Kappe oder ein arschteuerer Kugelschreiber in der Hand wäre auch angebracht.
  • Tattoos, Brustwarzen-Piercings, Tackernadeln oder Tunnel-Ohren habe ich auch noch nicht gefunden, hier bitte dringend nachbessern, sonst kommt das in Berlin nicht zum Fliegen. Apropos Berlin. Für den hiesigen Markt bitte noch 2nd Hand Klamotten, Bierflasche, Latte Macchiato und Joint nachreichen, das Konzept geht hier sonst gleich den Bach runter.
  • Auch andere Regionen des Planeten sind nicht ausreichend repräsentiert. Für Norweger fehlen Schals, den Kanadiern mangelt es an Feuer-Decken, den Holländern an Fahrrädern und den Bangladeshis an Schwimmflügeln.
  • Ein paar Sticker, mit dem man sich politisch positionieren kann, die fehlen auch noch. „Nazis raus“, „Atomkraft nein Danke“ oder „Hambi bleibt“. 
  • Ich habe weiter überlegt, was eigentlich noch fehlt, um es total „echt“ zu machen. Ich glaube, ich hab’s gefunden: es sind kleine Botox-Portionen zum Klicken, die fehlen noch. Dann wird es realistischer 😉
  • Ein Emotions-Keyboard mit dem man permanent seine Stimmungslage buzzern kann, ohne mit der Maus herumfummeln zu müssen. Man muss nur aufpassen, dass man nicht gerade mit dem Finger an die Stirn tippt, wenn der Chef spricht, oder mit den Augen rollt, wenn die Praktikantin einen Vorschlag macht. Oder war es andersherum … Wurscht … nebensächlich.   
  • Ganz wichtig und völlig zu kurz gekommen, sind zwischenmenschliche Berührungen. So etwas ganz Alltägliches wie „Klapps-aufn-Arsch“ oder „Kopf-umklammern-ranziehen-und-auf-die-Gusche-küssen“.

Kommt bestimmt bald …
wir freuen uns.

Frühere Beiträge der Reihe: