517) Augen und Ohren trauen?

Beschäftigt man sich ein wenig mit den künstlichen Kompetenzen (mir passt der Begriff „Künstliche Intelligenz“ in dem Kontext nicht) schaut man staunend zu, wie scheinbar aus elektrischem Strom in Windeseile Texte, Stimmen, Bilder oder Videos erschaffen werden. Ist schon beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit die Tools auf den Markt treten. Und dann landet man natürlich auch schnell beim Thema Fälschung und Deepfakes. Dass die zunehmen werden, ist eigentlich nur logisch, denn dieses Gewerbe muss nicht mehr in Hinterhofwerkstätten gegen Schwarzgeld stattfinden, sondern hat sich über PC und Smart Device in die Wohnzimmer dezentralisiert.

Bislang, da hat man seine fünf Sinne benutzt, um Fälschungen zu erkennen: 

  • Da war es wichtig, es „schwarz auf weiß“ zu sehen, wenn es um Schrift ging, „etwas mit den eigenen Augen sehen“ bei anderen Gelegenheiten. Eine Überprüfung mit den Augen schuf hohe Sicherheit, von Zaubershows mal abgesehen.
  • Falschgeld wird zusätzlich gefühlt und gerochen, um Blüten zu identifizieren, Köche prüfen so immer noch die Qualität der Lebensmittel.
  • Herrscher ließen ihr Personal an ihren Speisen kosten, um das Risiko einer Vergiftung zu reduzieren.
  • Die Präsidenten der Supermächte haben ein rotes Telefon am Nachttisch, um einander zuzuhören und Missverständnisse ihrer Militärs ausräumen zu können.

Der Mensch setzte seine Sinne ein, um Unheil abzuwenden und Vertrauen zu schaffen.

Nun sind aber Text, Bild, Video, Sprache stark gefährdet, von Fälschungen unterlaufen zu werden. Man mag sich nicht vorstellen, was passiert wenn im Internet gefälschte Videos auftauchen, bei denen sich Staatsmänner gegenseitig mit Krieg drohen. 

Aber wie können wir die Authentizität von Informationen künftig nachprüfen? Sie lassen sich ja schlecht riechen, kosten oder zwischen den Fingern reiben, wenn wir den Augen und Ohren nicht mehr trauen können.

Wird demnächst beim Senden einer Nachricht eine Speichelprobe oder Duftmarke des Verfassers hineinkodiert? Gibt es also zusätzlich zu Fingerprint oder Chip-Card-Reader auch bald eine Spuckfläche auf dem Laptop? Und selbst dann, bestätigt das ja nur den Absender, aber nicht den Verfasser der Nachricht.

Und was passiert auf Empfängerseite? Werden e-Mails, Blogbeiträge, Facebook-Nachrichten etc nicht mehr nur entschlüsselt, sondern mit weiteren aufwändigen Prozeduren auf Urheberschaft analysiert? Gibt es neben Virenscanner bald auch Cheat-und Fake-Scanner in jedem Haushalt? Muss man künftig den Betrug riechen können?

Vorläufiges Ergebnis der Fake-Detection:
Dieser Beitrag hier, wurde von Menschenhand geschrieben.
Aber das sieht man auch so oder ;-)?

294) Wahrheiten

Folgt man den aktuellen Entwicklungen in Ukraine und Russland, dann kommt man zwangsläufig bei den Themen Pressefreiheit, Kontrolle des Internets und Verbot von unabhängigen Medien raus. Ich glaube, die meisten Menschen bei uns, können sich nicht vorstellen, wie das ist, NUR gelenkte Medien vorgesetzt zu bekommen. Viele Ex-DDR-Bürger können sich dran erinnern, aber selbst da gab es je nach Wohnort noch Zugang zu „Westfernsehen“ oder „Westradio“, denn Funkwellen machten ja nun mal nicht an der Grenze halt. Aber selbst wenn man solch „andere Nachrichten“ empfing, hieß das ja noch lange nicht, dass man die auch als „Wahrheit“ verstand. Das war halt eine „andere Betrachtungsweise“ und die Obrigkeit tat alles dafür, diese Nachrichten als „Lüge“ zu deklarieren. Lange mit „Erfolg“, aus deren „Perspektive“.

Lebte man dagegen in einem Tal oder weitab des nächsten Senders, wurde das schon schwieriger. Da ging es dann nur von Mund zu Mund, über Weitergabe verbotener Zeitschriften oder vielleicht mit Handzetteln. Twitter, Facebook und Telegram waren noch nicht erfunden, man konnte quasi nur drucken und flüstern, aber immerhin. Heute, mit Kabel-TV und Internet, sieht das ganz anders aus. Schnipp, disabled. „Error 404. Page not found“. Dunkel. Ahnungslos.

Und dann hören wir dieser Tage, wie kreativ russische Oppositionelle und Bürgerrechtler doch werden, wenn sie „Wahrheiten“ anderweitig verstecken und so ihren Lesern spontan zugänglich machen. Das finden wir dann gut, vollkommen richtig, nachvollziehbar und vor allem auch „wahr“.

Oder am Montag, als eine Journalistin hinter der Nachrichtensprecherin des russischen Staatsfernsehens mit einem Poster in der Hand ihre „Wahrheit“ verkündete. Riskant. Meine Hochachtung!

Und weil es solch mutige Menschen gibt, macht uns das dann Hoffnung und wir gehen davon aus, dass das russische Volk, die „Wahrheit“ dann doch bald zu Gesicht bekommt. Denn das kann „man“ ja nicht mehr übersehen, „glauben“ wir dann. Das erzeugt ja mindestes mal „Zweifel“, oder? Aber so einfach ist das nicht! 

Warum?

Das kann jeder für sich selbst überprüfen:

    1. Erinnern wir uns an die Corona-Hochphase. Die großen Medienhäuser in Deutschland (egal ob öffentlichrechtlich oder privat) berichteten im Prinzip dasselbe. Inzidenz, Krise, Einschränkungen etc. Stolperte ich in dem Kontext ungewollt über „andere“ Nachrichten in Social Media, dann waren die Verfasser eher zweifelhafte Schwurbler und Unruhestifter.
    2. Oder wir gehen auf eine Demo, mit dem Hauptanliegen der Veranstaltung sind wir im Prinzip fein, aber dann stecken uns „komische Typen“ irgendwelche Zettel zu, wo alternative „Meinungen“ draufstehen.
    3. Und dann stellen wir uns mal vor, eine Aktivistin hüpft heute Abend hinter den Sprechern des Heute Journals, der Tagesthemen, oder bei n-TV und RTL mit einem Plakat vor die Kamera, auf dem dann stünde so etwas wie …

„Klimawandel = Lüge“
oder
„Impfen macht impotent“
oder
„NATO ist Schuld“

Dann würden wir das vermutlich nicht automatisch für „wahr“ halten, oder? Vielleicht sogar für etwas irre?

Genau darum.

Eine Nachricht oder Auffassung wird noch nicht zur Wahrheit, weil sie gegen den Mainstream ankämpft. Das gilt im Guten wie im Bösen. Zumal ja „gut“ und „böse“ auch abhängig von der jeweiligen individuellen und mehrheitlichen Auffassung sind. Schwindelig?

Also, ja … mir ja.

(Titelbild: Deckblatt Berliner Morgenpost 12.03.22, von mir manipuliert und der Realität angepasst)

239) Verschwörung?

Das Jahr 2021 wird vermutlich als Jahr der Verschwörungstheorien eingehen, oder? Ich meine, die Zahl 21 an sich, die ist ja schon bedeutungsschwanger, oder? Ist 21 nicht die Hälfte von 42 und ist 42 nicht bekanntlich die Antwort auf alle Fragen?

Und ist 21 nicht auch die … „Kleinste positive natürliche Zahl n Für die {n} Quadrate paarweise verschiedener positiver Kantenlänge existieren, die sich zu einem Quadrat zusammensetzen lassen…“ *)?

Jawohl, das weiß man doch. Also das stinkt doch schon zum Himmel.

Aber ich habe es nun durchschaut:

Während der Lockdowns sah ich vereinzelt Flieger am Himmel. Es war ein Zeichen der Normalität, ja ich habe neidisch von unten aufgeschaut, gewinkt sogar. Wie ein kleiner Junge.

Dann erkannte ich aber Kreuze an Himmel. Hatte etwa der Herrgott oder sein Personal auf Erden seine Hände im Spiel. War das etwas eine Warnung? Auh Backe, haben wir es vielleicht wirklich übertrieben und nun werden wir alle bestraft?

Als der Flugverkehr wieder geöffnet wurde, wirkten die Flugbewegungen etwas chaotisch. Ich erklärte mir das mit den Piloten, die alle aus der Übung waren und mit unserem neuen Flughafen, dessen Abläufe sich erst noch einspielen mussten. Andere erkannten bereits Chemtrails, mit denen die Regierung irgendeine Seuche über uns ergoss. Da könnte was dran sein. Ich meine, schaut doch mal genau hin!

Aber heute Morgen sah ich nun Vierecke am Himmel und die Hintergründe wurden immer offensichtlicher, sind aber noch nicht ganz geklärt.

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Was „zum Himmel“ ist das?

  • Sind es Supermächte, die den Himmel unter sich aufteilen?
  • Sind es Social-Media-Konzerne, die ihre Hashtags ans Firmament tackern?
  • Nee, ich glaub ich weiß nun, was es ist. Es ist ein riesiges Fenster … ein Window … das Logo eines Software-Konzerns. Ich fasse es nicht …

Also doch … 😉

 

*) sorry, gefährliches Halbwissen, habe ich im Wiki gefunden, ich davon keine Ahnung

Klarstellung: Also, bevor ich nun durchs globale Dorf gejagt werde und mir die Sch… ins Gesicht stürmt: Es ist Satire, klar?

131) Corona-Lektionen 40

Auf der Corona-Demo am 01.08.2020 brüllten Teilnehmer solch Worte wie „Lügenpresse“ und „Fake News“ in die Berliner Luft. Sie zielten damit auf die klassische Presse ab.

Fake News und Lügenpresse sollen daher heute mal exklusives Thema für diesen 40. Beitrag meiner Reihe der Corona-Lektionen sein. Wer hätte gedacht, dass mal 40 Beiträge draus werden…

Aber zum Thema:

Zunächst sind doch Fake News erst einmal nur falsche Informationen, als offizielle „Nachricht“ verpackt, die gezielt von irgendwem lanciert werden, um Ziele zu erreichen. Oder einfach nur um Chaos zu stiften. Die Nachricht sieht echt aus, ist aber falsch. Und das schließt erst einmal keinen Urheber aus. Solch eine Falschinformation könnte von der Presse selbst stammen, genauso aber auch von Regierungen, Hackern, Parteien und allmöglichen Organisationen und Bewegungen. Für die Urheber dieser Fake News wäre es natürlich am besten, die Presse schluckt den Frosch und ermöglicht somit eine freie Bühne. Medien-Häuser haben daher immer mehr damit zu tun, den Wahrheitsgehalt einer Nachrichten abzusichern. Und weil das gar nicht mehr so einfach ist, der Presse eine Falschinformation unterzujubeln, publizieren die Urheber im Internet. Da geht ja schließlich alles. So meine ich, ist der Begriff Fake News ursprünglich mal entstanden.

Journalismus soll aber nicht nur vorlesen, sondern eben auch Mißstände, Unwahrheiten und Täuschungen aufdecken. Und da sind wir beim Dilemma. Denn solchen Recherchen sind manch einem Autokraten oder Meinungsführer sehr unbequem, denn sie entlarven die eigentliche Agenda, ihr falsches Spiel. Also stellen sie sich breitbeinig hin, zeigen mit dem Finger auf die Presse und johlen „Fake News“ laut im Chor. Sie instrumentalisieren den Begriff für ihre Zwecke, werfen „all die Medien“ in einen Topf und unterstellen ihnen, gezielt Falschinformationen zu produzieren. Der deutsche Begriff „Lügenpresse“ ist da noch viel krasser, denn er verbindet die Worte „Lüge“ und „Presse“ ungerechtfertigterweise zu einem nachhallendem Begriff. So, als würden sich Springer, Süddeutsche, FAZ, Neues Deutschland, RTL, SAT und die öffentlichen Sender täglich im Kanzleramt treffen und festlegen, welche Nachrichten denn heute zu verbreiten sein. Und weil das ja dann alles „gelenkt“ ist und man „denen da“ nicht mehr trauen kann, verlangen Demonstranten „endlich Wahrheit“ und glauben eher halbgaren „Nachrichten“ und Wackel-Videos im Internet. Denn das muss ja dann folglich die „Wahrheit“ sein. Was für eine gequirlte Grütze.

All die, die je in einem diktatorischen System gelebt haben, wissen wie erstrebenswert eine breite Medienlandschaft ist. Falls sie das vergessen haben, dann sollten sie sich noch mal erinnern. Gar nicht so lange her.

Und wenn sie noch nicht das „Vergnügen“ hatten, sollten sie vielleicht einfach Menschen aus Ländern fragen, die sich derzeit schnurstracks auf eine solche Zeit zu bewegen. Hoffentlich macht‘s dann bei den Schreihälsen klick.

Grüße aus Berlin
T.

By the way, wer noch nicht Florian Schröders Auftritte zunächst beim NDR und dann als Gast bei den Querdenkern gesehen hat, sollte das mal tun. Großartig. Verdient einen Preis!!

In diesem Sinne: „Maske auf, Abstand halten, Nachdenken“! (Zitat Schröder)

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