155) Corona-Lektionen 57

Umso länger die Pandemie andauert und wir mit den Einschränkungen zu leben haben, umso mehr erlebe ich in Gesprächen eine gewisse Müdigkeit, Sättigung und Frustration (…  manchmal auch in mir selber …). Kein Wunder.

Schließlich haben wir die Situation nun schon seit März. Ganze neun Monate. In der Zeit kann man ein Kind auf die Welt setzen! Vermutlich erblicken in diesen Tagen die ersten Corona-Kinder das Licht der Welt. Aber darum geht‘s mir heute nicht. 

Wenn immer ich mich niedergeschlagen und Corona-müde fühle, versuche ich mir dann zu sagen: Ja, is‘ doof, aber…“

Wenn ich mir die vielen Arbeitsstunden der letzten Monate anschaue, sage ich mir:
„Ja, is‘ doof, aber wenigstens hast du viel zu tun und kannst dich tagsüber von all dem da draußen ablenken“.

Wenn mir nach 38 Wochen Homeoffice die Decke auf den Kopf fällt, sage ich mir:
„Ja, is‘ doof, aber wenigstens musst du nicht jeden Tag mit Bus oder Bahn fahren. Sei froh, dass du zu Hause arbeiten kannst“.

Wenn ich mich mal irgendwie eingesperrt fühle, sage ich mir:
„Ja, is‘ doof, aber jetzt weißt du ansatzweise, wie sich Menschen in Hausarrest fühlen. Setzen die nur einen Schritt vor die Tür, warten draußen Geheimdienst oder Polizei.

Wenn ich mich in meiner Freiheit beschränkt fühle, sage ich mir:
„Ja, is‘ doof, aber jetzt kannst du fühlen, wie es in manch autokratischen Systemen abgeht, wenn dem Volk schrittweise Recht für Recht genommen wird. Erinnere dich! Denk‘ immer dran!“

Wenn mir die Maske mal wieder auf den Sender geht, sage ich mir:
„Ja, is‘ doof, aber die Kinder müssen die Dinger den ganzen Tag im Unterricht tragen. Die haben es doch eigentlich mit am schwersten oder? Überfüllte Klassenräume, Stoff vorm Gesicht, Fenster bei 2°C geöffnet und dann noch einen Test schreiben“.

Also, probiert es mal selber aus, wann immer ihr ins Zweifeln kommt.

Sagt euch:
„Ja, is‘ doof aber …“

Schönes Wochenende und behaltet die Nerven!
T.

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18 Kommentare zu „155) Corona-Lektionen 57

  1. Tja… das „aber“ fällt mir gerade ziemlich schwer. Auch mit Aussicht auf vermutlich bald doch wieder geschlossene Kitas und Schulen. Und Lockdown komplett Nr. 2 ab Januar?! Nun ja – erst soll wohl noch das Weihnachtsgeschäft mitgenommen werden. Selbst mir eigentlich freundlicher Seele kommt da zuweilen Zynismus hoch. Ach ja…

  2. Ich hoffe nur, dass uns hier in Indien keine 2. Welle überrollt. Aber wenn ich sehe, wie viele die Corona-Massnahmen auf die leichte Schulter nehmen oder gar nicht mehr befolgen … Liebe Grüße nach Berlin

    1. Hi Irène danke für den Kommentar. Ähnliches habe ich aus Bengaluru gehört. Hoffentlich geht das gut, wir gehen nun ab Mittwoch in den zweiten Lockdown hier in DE. Über die Feiertage bis ins nächste Jahre. Die notwendigsten Dinge bleiben erlaubt (Supermarkt, Apotheke, Tankstelle, Gaststätten nur „to go“), aber der Rest findet nicht statt. Ich in froh, dass ich raus kann, joggen, spazieren, Bewegung draußen bleibt möglich.

      Liebe Grüße nach Chennai!

    1. Ja klar, sagt und schreibt sich so leicht. Klappt bei mir nicht immer … aber ein andere Möglichkeit, als sich weiterhin selber zu motivieren gibts erst einmal nicht. Also … machen wir weiter

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