528) Faktor (minus) Vier

Heute morgen, beim Zähneputzen und Morgenradio, musste ich an das Buch „Faktor Vier“ denken. Faktor what???

„Faktor Vier“, ein Bericht des Club of Rome, Ende des letzten Jahrtausends veröffentlicht, in dem man ganz eindrücklich vorgerechnete, wie man doch trotz einer Halbierung des Rohstoffeinsatz, eine Verdoppelung des Wohlstands erreichen kann. Macht also einen Faktor Vier an Verbesserung. Steht bei mir im Schrank, kann ich gern ausleihen 😉

Und wie komme ich morgens 05:30 Uhr auf dieses Buch? 

Ganz einfach, die Berliner Nachrichten brachten ungefähr folgenden Text (aus dem Gedächtnis rekonstruiert):

  • Teil 1: In den nächsten Jahren rechnet man mit der Halbierung der Fahrer/Innnen im ÖPNV, wegen Alter oder Abwanderung in andere Berufe. Mangelnde Attraktivität, Vergütung … usw …
  • Teil 2: Die Politik will die Nutzung des ÖPNV bis 2030 verdoppeln. Eigentlich gut. Applaus.

Aber selbst mein noch müder Kopf ließ die Schlussfolgerung zu, dass diese Rechnung irgendwie nicht aufgeht.

100% geteilt durch die Hälfte (wegen halbiertem Personal), noch mal durch die Hälfte (wegen Verdopplung Fahrgastnutzung), macht doch 25% oder?

Im ÖPNV laufen wir also gerade auf Faktor „minus“ Vier zu?

Ja, ick weiß … ihr Mathe-Asse … , eine Verdopplung der Fahrgastzahlen, benötigt nicht unbedingt eine Verdopplung der Fahrer/Innen … aber trotzdem zeigt diese Milchmännchenrechnung doch ein Problem.

Soviel attraktiver wird der Job wohl nicht werden und Hochverdiener werden das auch nicht, denn das wollen wir dann auch alle nicht bezahlen. Die AI kann zwar Texte und Bilder generieren oder Tumore finden, aber einen Bus durch Berlin fahren, das kriegt nicht mal Superman hin (habe ich zumindest noch nie gesehen).

Vielleicht sollte ich doch noch umschulen auf Busfahrer?

Sonst heißt es bald: „Sehr geehrte Fahrgäste, ein Viertel der Fahrstrecke ist absolviert, die Fahrt endet hier, bitte steigen sie aus. Wir setzen die Fahrt morgen fort. Fahrkarten behalten ihre Gültigkeit.“

Also ehrlich mal, ist das deutsche Bus/Tram/S-Bahnwesen so kompliziert, dass man es nicht Busfahrern aus Kabul, Allepo, Karatschi, Delhi, Kiew, etc beibringen kann? Man muss doch nur wollen.


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13 Kommentare zu „528) Faktor (minus) Vier

  1. Na, wennse bei de Berlina Verkehrsbetriebe uffde Attraktivität Wert legen … selba Schuld! Würde ick och abwandern, daruff lass ickma nich reduziern.😉

    1. Ick sach‘ dir, ich glaube, die Inder dürfen hier nur nich’ Bus fahren, weil die die Fahrgäste nicht so anschnauzen können. Deshalb fahren sie Pizza aus

  2. Wer einen Bus heil durch Delhi bringt, kann auch Berlin. Aber ich dachte immer, bis 2030 fliegen in Berlin alle mit autonomen Flugtaxis herum? Sind die noch nicht gesichtet worden?

    1. Hier fliegt nix und den Gedanken mit indischen Busfahrern hatte ich. Die können zwar nicht auf Berliner Art die Leute anschnauzen, aber die können sicherlich überall fahren

  3. Ich sehe die Lösung in autonom fahrenden Bussen, in denen die KI die Fahrgäste (wahlweise in Pashtun oder Mandarin) darauf hinweist, dass der Halt am Potsdamer Platz ausfällt, weil der Umstieg in die U-Bahn aus bautechnischen Gründen dort nicht möglich ist. Auf den Handys der Fahrgäste erscheint automatisch ein alternativer Fahrplan oder die Bestellung eines Mitfahrtaxis über eine BerlinMobil App. Busse mit humanoiden Fahrern können auf Wunsch gegen Aufpreis (Premium Transport) gebucht werden. Übrigens: Bei uns fahren Busse und Bahnen mit Fahrern, aber ohne Fahrgäste. Hmmm

    1. Was für eine tolle Zukunft du uns da skizziert vermutlich wird Verdi nur zustimmen, wenn auch autonom Busse streiken dürfen und die KI gesetzlich vorgeschriebene Pausen zur Mittagszeit einhalten kann.
      Soll schon schön equal bleiben alles 😉

  4. Nach einem Viertel der Strecke die Fahrt abbrechen? Nicht ungewöhnlich bei der Deutschen Bahn. Letztens schaffte sie es immerhin bis zu ca. 75%. Heute waren es dann keine 50%. Allerdings waren sie so gnädig ud ließen und mit unseren Ticket jeden Zug nehmen, der uns auf unser Fahrziel hin bewegen würde. Ehrlich, das waren so ziemlich genau die Worte, die genutzt wurden.

    Okay, ich weiß schon, dass Du mit Deinem Beitrag eigentlich ein anderes Problem ansprechen wolltest. Aber bin gerade mal wieder akut betroffen.

    Längere Züge, Bahnen, Busse helfen ja auch nicht wirklich weiter, weil wohl nicht alle Bahnsteige eine ausreichende Länge haben…

    1. Das mit den zu langen Zügen für die zu kurzen Bahnsteige hab ich auch schon mal gehört. Aber warum kann der Zug die Leute dann halt nicht teilweise ein/aussteigen lassen? Und quasi noch einmal halten und die Türen Für den Rest öffnen?

      1. Lösungen findet man sicher, wenn man das möchte – z. B. wie Du es beschrieben hast. Gibt ja auch Züge, bei denen der vordere Zugteil dahin und der hinter dorthin fährt. Könnte man sich ja auch vorstellen, dass die vorderen Wagen an jeder geraden und die hinteren an jeder ungeraden Station die Türen öffnen. Und innen kann man zwischen vorn und hinten wechseln. So viel Kreativität ist dafür doch gar nicht erforderlich…

      2. Da gibt es bestimmt ne Richtlinie, die das Halten außerhalb des Bahnsteigabschnittes verbietet. Es soll ja keiner auf den Schienen aussteigen, sondern der Zug hält einfach nur zweimal. Einmal Wagen 1-10 und dann Wagen 11-20. Dauert 5 Minuten länger, aber das Problem ist gelöst. Oder man macht über Zugansage klar dass der Ausstieg eben nur bei 1-10 erfolgen kann. Beim Flugzeug quetschen sich auch alle durch eine Tür

  5. Letzteres meinte ich – einmal nur die vorderen und einmal nur die hinteren Türen öffnen – natürlich klar definiert und vorhersagbar 😉

    Doppelstock wäre ggf. auch eine Lösung…

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