624) Die Realitätszeitung

Dass einzelne Themen über die Medien stark aufgeblasen werden, das ist hinlänglich bekannt. Von Bundesministern die eigenhändig Heizungen aus Familienhäusern reißen bis zum Eindruck, dass täglich ein Weihnachtsmarkt angegriffen wird. Auch im Sommer. Blödsinn.

Aber wie stark prägt das unsere Wahrnehmung der Realität? Wie weit klafft die „gefühlte Realität“ aus den Medien von der echten Lebensrealität der Menschen auseinander?

Solch Fragen habe ich gestern mit ChatGPT besprochen. Ich fuhr auf der Autobahn, hatte also etwas Zeit und dank Sprachsteuerung konnte ich mit der KI plaudern.

Wir „beide“ (ach wie süß) überlegten, wie denn wohl eine Zeitung, eine Nachrichtensendung oder eins News-Portal aussehen würde, wenn sie Neuigkeiten entlang der Lebensrealität präsentieren würde und sich die Anzahl der Themen an der Bevölkerungsstruktur anlehnen würde. Als ein gutes Mittelmaß haben wir uns auf 32 Seiten geeinigt, die haben wir als „Chef-Redakteure“ füllen müssten. Wer kein Bock auf Zeitung lesen hat, kann sich ersatzweise ja 30 Minuten Nachrichten-Sendung im TV denken.

Natürlich wird Realität von jedem Menschen anders wahrgenommen – geprägt von Alter, Herkunft, Umfeld und Lebenserfahrung … und auch Geldbeutel, Gesundheit und Päckchen die man so im Alltag tragen hat. Aber hier mal ein Versuch.

DIE REALITÄT – Tageszeitung für Deutschland, 7. April
(Ausgabe mit 32 Seiten – realitätsnah nach Bevölkerungsstruktur & Lebenswirklichkeit)

8 Seiten – Rentner & Senioren (25–27 %)

  1. “Rentnerpaar fährt mit dem 9-Euro-Ticket zum Bodensee – ‘Endlich mal raus!’”
  2. “Apotheken-Service bringt Medikamente jetzt direkt nach Hause”
  3. “Neues Seniorenfitness-Angebot im Stadtpark begeistert”
  4. “Rentnerin feiert 100. Geburtstag: ‘Das Leben war meistens schön’”
  5. “Pflegestufe beantragen – Was Angehörige wissen müssen”
  6. “Der Garten im April: Was jetzt zu tun ist”
  7. “Heimleiterin berichtet: ‘Wir erleben auch viel Dankbarkeit’”
  8. “Schachturnier im Seniorentreff: Ein Bauer wurde Held des Tages”

18 Seiten – Erwerbstätige & Familien (55–58 %)

  1. “Pendlerverkehr fließt trotz Baustelle – viele steigen aufs Rad um”
  2. “Kita-Platzvergabe beginnt – Stadt verspricht mehr Transparenz”
  3. „Waschmaschine kaputt? Reparaturcafés helfen kostenlos weiter“
  4. “Kollegiale Führung setzt sich durch – Büro ohne Chef funktioniert gut”
  5. “Gehälter steigen im öffentlichen Dienst – besonders in der Pflege”
  6. “Elternzeit als Vater: ‘Hätte ich viel früher machen sollen’”
  7. „Fastenmonat Ramadan: Lokale Moschee lädt Nachbarn zum abendlichen Essen ein“
  8. “Verbrauchertipp: Wann lohnt sich ein Wechsel zum regionalen Stromanbieter?”
  9. “Neue Studie: Die meisten Deutschen sind mit ihrer Arbeit zufrieden”
  10. “Ehrenamt in der Feuerwehr: ‘Es gibt nichts Erfüllenderes’”
    (Sonderkasten Feuerwehr: „Einsatz wegen brennender Pfanne – Bewohnerin hatte vergessen, den Herd auszuschalten. Kein größerer Schaden.“)
  11. “Polizei bittet um Rücksicht: ‘Einsatzfahrzeuge werden oft blockiert’”
    (“Sonderkasten Polizei: „Polizei zieht positive Bilanz zum Stadtfest: Keine größeren Zwischenfälle. Ein entlaufener Hund wurde zurückgebracht.“)
  12. “Weltblick: Was sonst noch passiert“
    • “In Portugal sinken die Strompreise – erneuerbare Energien sorgen für Entlastung”
    • “In Japan startet Modellprojekt zur Viertagewoche – erste Unternehmen berichten von besserer Work-Life-Balance”
    • “Nachbarschaftshilfe in Südafrika: Dorf baut gemeinsam neue Schule”
    • “Frankreich: Mehr Züge als Flüge – Inlandsreisen verlagern sich”
    • “UN-Studie: Bildung weltweit verbessert – doch Unterschiede bleiben groß”
  13. “Stadt stellt Konzept für fahrradfreundliche Schulwege vor”
  14. “Nachbarschafts-App bringt Menschen zusammen”
    (Sonderkasten Migration:
    „Drei Geflüchtete aus Syrien starten Ausbildung im städtischen Bauhof – ‘Endlich wieder ein geregelter Alltag’“)
  15. „Wochenmarkt zieht mehr Besucher – lokale Produkte gefragt“
  16. “Arbeitsagentur meldet stabile Zahlen – leichte Zunahme bei Teilzeit”
  17. “Online-Sprechstunde beim Hausarzt jetzt auch abends möglich”
  18. “Freitag ist Veggietag in vielen Kantinen – positive Resonanz”

6 Seiten – Kinder, Jugendliche & Schule (16–18 %)

  1. “Schüler pflanzen Bäume für den Klimaschutz”
  2. “Schulprojekt gegen Mobbing zeigt Wirkung – ‘Wir reden jetzt mehr miteinander’”
  3. “Erfolgreiche Mathe-Olympiade: Drei Schüler aus Bayern im Finale”
  4. “Jugend musiziert: Violine trifft Beatboxing”
  5. “Digital Detox: Was Jugendliche selbst über ihre Handynutzung sagen”
  6. “Bäckerei sucht Azubi: ‘Wir brauchen wieder Leute mit Lust auf Handwerk’”

Und? Das liest sich doch schon ganz anders, oder?

Aber vermutlich will das keiner lesen … 😉

PS: Kursiv formatierte Teile von ChatGPT


Entdecke mehr von T.ipping-Point

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

9 Kommentare zu „624) Die Realitätszeitung

    1. Oh das freut mich Petraida1, schön von dir zu hören. Das schöne an KI ist ja, dass man sich seine eigene Welt zusammenstecken kann, man muss nur etwas aufpassen, dass man nicht den Kontakt zu Realität verliert, womit wir schon wieder Anfang des Beitrags wären … ach ist das alles kompliziert 😉

  1. Sehr treffend, dieser Beitrag. Ich wundere mich, beispielsweise, wenn ich lese, dass wir in Deutschland jetzt fast alle an der Armutsgrenze kratzen. Und im nächsten Artikel wird berichtet, dass die Tourismusbranche schon wieder Rekordumsätze erwartet. Da ist doch irgendwo ein Widerspruch, oder bin ich zu blöd?

    1. Danke, das beruhigt mich doch sehr, als ich im Oktober ne Woche in Hurghada war, da hatte ich auch auch nicht den Eindruck, dass das alles Dachvorstände sind

  2. Bekanntlich lesen sich die schlechten Nachrichten leichter. Bei den Zeitungen sind das dann die ersten Seiten wo von den Bosewichten und Ubeltatern berichtet wird. Wenn man dann weiterliesst kommen auch mal gute Nachrichten zum Vorschein. Beim Fernsehen ist das ahnlich. Die Nachrichten bei ZDF und ARD berichten von Kriegen und Naturkatastrophen. Wenn man sich dann die Regionalsender vornimmt wird dann auch von der besseren Welt berichtet. Da gibt es dann noch viele freie Lehrstellen fur Handwerker und Rentner durfen kostenlos den Nahverkehr nutzen. Die Tourismusbranche ist im Aufwind und die Leute lassen sich ihren Urlaub nicht verderben. Wenn ich danach jedoch von Streiks an den Flughafen erfahre weis ich wie schlimm doch eigentlich diese Welt ist. Dann gibt es mindestens zwei mogliche Gedankengange.1.die armen Leute werden so schlecht bezahlt so dass sie streiken mussen 2. warum lasst es die Regierung uberhaupt zu dass an Flughafen gestreikt werden darf?

  3. Vermutlich würde einen auf Dauer ein ungutes Gefühl überkommen, wenn nur noch von „Gutem“ berichtet wird. So nach dem Motto: das kann doch nicht stimmen.

    Der Mensch ist schon ein komisches Tierchen.

Hinterlasse eine Antwort zu petraida1 Antwort abbrechen