577) Streikende Automaten

Letzten Freitag wurde es mal wieder Zeit, etwas Bargeld vom Automaten zu holen. Aber nichts schwieriger als das. Ein Streik beim „Geld-und Wertdienstleister“ reduzierte die Geldautomaten auf „Kontostand einsehen“ und „Einzahlungen“ und machte sie damit für mich nutzlos. Am Freitag und Samstag sah es in meiner Brieftasche aus wie in den frühen neunziger Jahren. Leer. Also musste ich die Kids anpumpen, die sind meistens flüssig.

Na großartig! Da wurden Automaten erfunden, um sich von den Launen und Gehaltsforderungen des Personals unabhängig zu machen und nun sind wir abhängig von Automaten … und den eigenen Kids. Zum Glück verlangen die wenigstens keine Zinsen … (oder haben keine Lust die zu berechnen).

Was ist, wenn das Schule macht und andere Automaten ausfallen? Spielautomaten und Pfandautomaten zum Beispiel, die wichtigsten Einkommensquellen Berlins. Oder Drehtürautomaten am Bahnhofsklo … die Situation wäre ziemlich beschissen. Oder gar die beiden großen Amazon-und Netflixautomaten, die uns täglich mit „Brot und Spiele“ versorgen. Nichts ginge mehr.

Oder gar in der Politik … wenn da führende … Automaten … ausfallen … ich mach‘ jetzt mal besser Schluss.

Vielleicht sollte ich mir mal ein Bargeldreserve zu Hause aufbauen. Muss mich dann nur daran erinnern, wo sie liegt …

Nachtrag Sonntag 11:00 Uhr: war gerade noch mal bei der Spaßkasse. Gibt immer noch keine Kohle. Möglicherweise sollte ich mich mit einem Becher vor die Filliale setzen?

Frühere Beiträge zu Automaten:

57) New Work – Teil 10

Fortsetzung …

Noah sitzt noch immer vor der Aufgabenvermittlungsplattform, scrollt über all die sich gegenseitig unterbietenden Angebote der asiatischen Co-Worker. Wie soll er da nur jemals mithalten? Die Asiaten rufen Dumping-Preise in indischer Rupie oder chinesischen Yuan auf. Für die und ihre Familien mag das ja reichen, aber Noahs Micro-Flat schlägt deutlich ins Haushaltsbudget. Jeden Monat. Das Apartment kann er mit solch Hungerlöhnen je Gig nicht finanzieren.

Ein Gong aus der Zimmerdecke, reißt ihn aus seinen Gedanken.

„Noah, die Frist für die Abgabe der Gebote für diesen Tag endet in 20 Minuten. Ich wiederhole, Abgabe ist bis 10:00 Uhr, ansonsten behält sich der Betreiber der Plattform vor, deinen Account zu sanktionieren.“

Ein Zweifel nagt unaufhörlich an ihm: Was ist, wenn all diese Gebote nur fake sind? Künstlich generiert, nur um ihn zu einem günstigeren Preis für dieses Arbeitspaket zu zwingen, als die seiner Ex-Kollegen, die auch auf diese Arbeitsplattform migriert worden? Alle diese Mitbieter treten schließlich nur mit einem Nick Name auf und haben ein paar Sterne hinter ihrem Profil-Bild. Von keinem sind Kontaktdaten zu sehen oder irgendwelche Referenzen. Kann er davon ausgehen, dass das alles nur Verarsche ist? Ist er vielleicht ganz allein auf der Plattform? Wurde vielleicht jedem Ex-Kollegen eine eigene Plattform zugewiesen, in der ein Wettbewerb suggeriert wird? Wenn ja, dann könnte er ja pokern. 

Und gibt es diese Arbeitspakete überhaupt, um die sich alle zu reißen scheinen? Oder ist das alles nur ein großer Bluff, um die Leute irgendwie zu beschäftigen, damit sie nicht reihenweise aus den Fenstern springen, wenn sie ihre Jobs in die Büro-Türmen der Stadt oder den angemieteten Micro-Flats verlieren? Den Gedanken verdrängt er besser schnell wieder.

Noah weiß nicht weiter, er klickt eines der Arbeitspakete an, nur mal um zu sehen, was es enthält und wie solch ein Auftrag auf der Plattform abgewickelt wird. Er nimmt den dritten Auftrag von oben. Die Aufgabe ist klar beschrieben, jeder Bieter soll bitte konkrete Solution Approaches beschreiben, mehrere Seiten sind gefordert und zwar so detailliert, dass sich die Auftraggeber ein Bild der Kompetenz des Bieters machen können und … (den Rest denkt er sich) … die Ideen einfach kopieren und selber umsetzen können. 

Gong. „Noah, die Abgabe muss in 10 … 9 … 8 … 7 … 6 … „

„Leck mich“, brüllt er durch den Raum, „das ist doch in der kurzen Zeit kaum zu …“

Gong. „Noah, die Frist für die Abgabe deines Gebotes wurde überschritten. Gemäß den Geschäftsbedingungen wird dein Account nun sanktioniert, ich warte auf weitere Anweisungen.“

Was für eine Scheiße, brummt Noah. Busfahrer suchen sie, Kofferträger und Altenpfleger. Kann ich alles nicht und vor allen Dingen nicht über Nacht.

Gong. „Noah, der Betreiber der Plattform hat nach Auswertung deines Social-Credit-Kontos ein abweichendes Verfahren vorgeschlagen.“ Du bist vorgesehen für die Position …“ (die Übermittlung hakt) „… Trainer/Supervisor.In. Es ist ein längerfristiges Assignment.“

Noah, glaubt nicht richtig zu hören. Trainer? Längerfristig? Also das wäre ja großartig, spricht er in den Raum. Ich mach’ das. Sofort. Ich bin dabei. Habe ich schon gemacht. Mit wem habe ich es zu tun? Wen soll ich ausbilden? Wie heißt die Person?

Gong. „Noah, es ist keine Person, im eigentlichen Sinne.“
Es ist eine künstliche …“

… Fortsetzung folgt … vermutlich …
diese hier hat ja auch zwei Jahre auf sich warten lassen

<— Zum Anfang der Serie

<— New Work – Teil 9

336) Blick in die G(l)askugel

Verfolge ich die jüngsten Entwicklungen zur Energie/-Gasversorgung hier bei uns im Lande, erinnere ich mich an die Situation im Januar/ Februar 2020 zurück. Irgendwas rollte da auf uns zu, etwas Unbekanntes, etwas wovon wir nicht wussten wie sich das entwickelten würde und wo wir vielleicht insgeheim drauf hofften, dass es wohl nicht so „dicke“ kommen würde. 

Nach 2,5 Jahren sind wir nun schlauer, wie es dann mal eben doch kommen konnte. Fokussierung auf kritische Infrastruktur, Schließung von Betrieben, mehrfaches Herunterfahren/ Reduzieren des öffentlichen Lebens, gefolgt von Kurzarbeit und Lieferkettenproblemen, Absage gegenüber Kultur, Sport und Tourismus, Unzufriedenheit, Freiheitsgemaule, Sturm auf die Treppen des Reichstags … und so weiter. Muss ich nicht alles noch einmal aufführen, mag ich rückwirkend auch gar nicht kommentieren. Will eh keiner mehr hören. Denn jetzt ist erst einmal Sommer. „Und wir haben Spaß, haben Spaß, geben Gas, geben Gas.“

Besucher mit angeschlagenem Gemüt sollten jetzt vielleicht eine andere Lektüre wählen.

Ich will hier echt nicht den Miesepeter geben oder gar Panik verbreiten. Aber jetzt nur mal angenommen, es kommt zu einer nennenswerten Verknappung in der Energieversorgung. Durchlaufen wir dann im Prinzip alles noch einmal? Ist es das worauf wir uns einstellen sollten, in der Hoffnung, dass es schon nicht „so dicke“ kommt. Oder kommt es eben vielleicht doch dicker, weil dieser Herausforderung mit „Kino zu“, „Kneipe dicht“ und „Drei Wochen Kerzen im Advent“ nicht zu entgegnen ist? 

Ich meine, dass „Virus“ war ja eigentlich im Vergleich zum „Bären“ noch recht beherrschbar. Man konnte Maßnahmen probieren, drei bis vier Wochen beobachten und dann ggf nachsteuern. Auf Sicht fliegen halt. Aber geht das denn bei dieser aktuellen Herausforderung?

Besser ich packe die G(l)askugel wieder in den Schrank und schließe mit zwei Strophen aus „Ich will Spaß“ von Markus.


Will nicht spar’n, will nicht vernünftig sein
Tank nur das gute Super rein
Ich mach Spaß

Ich geb Gas, ich geb Gas


Und kost‘ Benzin auch drei Mark zehn
Scheiß egal, es wird schon geh’n
Ich will fahr’n
Ich will fahr’n, ich will fahr’n

Zwar in einem anderen Kontext geschrieben, aber irgendwie wieder aktuell.

Wie geht‘s euch damit? Auch etwas beunruhigt oder noch ganz entspannt und gechilled? Das Dach voller Solarzellen genagelt? Eine Bohrung zum Erdkern begonnen? Schon durchgerechnet, wieviele Klo-Papier man kaufen muss, um damit zu heizen?

Fragen…

327) Die kriegs‘t du nich‘ Alter

Gestern war Energie-und Wirtschaftsminister Robert Habeck im Interview beim Heute Journal und hat mir zu später Stund‘ dann doch noch einen Schenkelklopfer beschert.

Zunächst sprach er über die aktuellen Verknappungen und Maßnahmen im Energiebereich. Inhaltlich will ich da gar nicht weiter drauf eingehen, könnt ihr euch ja selber anschauen.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/habeck-schmerzhafte-entscheidungen-100.html

Zum Ende bekommt er die Frage gestellt, ob man das Energie-Sparen im Privatbereich über eine Energiesparprämie anreizen könne. Geld vom Staat weil man Energie spart? What? Prompt sitze ich aufrecht.

Habeck argumentiert sachlich, dass die aktuell hohen Preise doch schon Anreiz genug zum Sparen seien.

Und dann später

… dass er nicht in einem Land leben will wo man sich nur noch bewege, wenn es Geld dafür gibt …

noch etwas später mit Augenrollen

… „und wenn dann jemand sagt, ich helfe nur, wenn ich noch mal 50 Euro kriege, dann würde ich sagen … die kriegst du nich‘ Alter.“

Hah! Großartig. You made my day Robert.

Nun kann man drüber diskutieren, ob die Wortwahl nun so passend für einen Bundesminister ist, aber ich fand’s super. Wirklich.

Es zeigt, wie angespannt die Lage ist und wie angenervt man sein kann, von einer Anspruchs-und Nehmerkultur, die hier eingezogen ist.