704) Wer führt hier eigentlich wen?

Wer sich tiefer mit KI beschäftigt, speziell mit „Actionable AI“ oder „Agentic AI“, also KI die auch handelt und nicht nur redet, landet irgendwann bei der unbequemen Frage, was das alles mal mit uns macht.

Und welchen Einfluss das wohl mal auf die heutigen Berufe haben wird, zum Beispiel auf Beamte, Buchhalter, Kundenbetreuer oder Rechtsanwalts-und Notarfachangestellte … geiles Wort.

Und dann ist man schnell beim Gedanken, dass diese Mitarbeiter mehr oder weniger nur noch KI-Ressourcen durch den Tag „steuern“, damit die wiederum ihren ehemaligen Job machen. Wenn die Mitarbeiter wollen … und können. Und wenn nicht, dann werden sie dem Arbeitsmarkt zugeführt.

Bildlich gesprochen: Der Ex-Sachbearbeiter kommt morgens ins Büro, nimmt sich einen Kaffee und geht mit seinen KI‘s den Tag durch. Er trifft Entscheidungen, verteilt Anweisungen und weist die KI‘s in richtige Bahnen. Chef der KI’s sozusagen. Glückwunsch. Upscaling. Growth.

Klingt gut. Ist aber auch ein bisschen naiv. Weil wir glauben, dass es diese Hierarchie zwischen Ex-Sachbearbeiter und KI geben „muss“ … wir es uns gar nichts anderes vorstellen können, als dass die KI nur am unteren Ende der Hackordnung Einzug hält.

Aber was ist denn eigentlich, wenn das auch andersrum stattfindet? Vielleicht liegt es näher, die heutigen Chefs mit KI zu ersetzen? Und lukrativer obendrein. Warum denn überhaupt die ganzen fleißigen Ameisen mit ihrem jahrelang erworbenen Wissen freisetzen, die ja auch ein wundervoller Backup für die KI sind, wenn mal der Strom ausfällt oder ein Flughafen gehackt wird?

Chefs und Chef …eusen machen auch repetitive und berechenbare Aufgaben, also kann man genau da nach „Effizienzen“ suchen und ein paar nennenswerte Jahresgehälter einsparen. Mhm?

Dann nimmt sich nicht nur der Ex-Sachbearbeiter einen Kaffee und redet mit seinen KI‘s … sondern alle Sachbearbeiter nehmen sich einen Kaffee und reden mit dem KI-Chef.

Es gibt da ein paar Kandidaten, da würde das nicht mal auffallen … und empathischer als Typen wie „Stromberg“ wären sie allemal, oder?

PS: Titelbild via ChatGPT

701) Feierabend

Beide wollen nach der Arbeit,
Noch schnell zum IKEA,
Sie wissen was sie suchen,
Kennen die Artikel-Nummer,
Und die Reihe des Regals,
Wie ein SWAT-Team rein,
Alles abkürzen,
Nicht stehenbleiben,
Zahlen und einladen,
Und dann nach Hause.

Er blinkt,
Fährt rechts ran,
Sie öffnet die Tür,
Und steigt ein.

Hi
Hi, na?
Wie war‘s
Mhm
Und selbst?
Hör mir uff.

Für die ersten Minuten,
Absolute Stille im Auto,
Bis einer beginnt loszulegen.

Du, die haben alle ein Rad ab
Bei mir auch, haben alle’n Arsch offen
Die gehen mir so auf den Sack
Du glaubst nicht, was heute wieder war
Die denken wohl, ich bin blöd
Mit mir können Sie es ja machen
Von nix‘ne Ahnung, nicht die hellste Kerze
Aber dicke Sprüche kloppen und wichtig machen
Und wehe Arbeit liegt an, dann rennen alle weg
Frag mich, wie die an den Job gekommen ist
Der denkt auch nur an sich, alles andere ist dem egal

4 Kilometer weiter

Da, der IKEA.
Na los, rein da
Lass’ schnell machen
Und dann gehen wir was essen

PS1: IKEA ist ein eingetragenes Warenzeichen, der Laden heißt halt so, kann ich nix für, ich kriege kein Geld von denen

PS2: Titelbild via ChatGPT, etwas verkrampft heute … meine Güte ist denn das so schwer … muss man denn hier alles selber machen … „Mensch“?

658) Mindestens haltbar bis 2027

Ungefähr 200 Eltern und Großerltern haben in der Turnhalle platzgenommen, dem Anlass entsprechend, festlich gekleidet. Musik ertönt vom Band, 60 Jugendliche schreiten durch den Mittelgang nach vorn auf die ihnen zugewiesenen Plätze zu. Erste Taschentücher werden gezückt.

Der Schulleiter, ein hagerer Sportsmann, mit langen, ergrauenden Haaren zum Zopf gebunden, betritt die Bühne und eröffnet die anstehende Feier mit den folgenden Worten (stark zusammengefasst).

„Liebe Schülerinnen und Schüler… Eltern … Kollegen,… Ich begrüße Sie herzlich zur Ausgabe der Abitur-Zeugnisse … und möchte mit einer guten und einer schlechten Nachricht beginnen. Die Gute zuerst, ihr habt es geschafft. Herzlichen Glückwunsch ihr gehört zu den Besten. Nun zur schlechten Nachricht: Ende 2027 ist das alles nichts mehr Wert, denn ein jüngst veröffentlichtes Szenario skizziert einen Weg, an dem zum Ende eine „Artificial Superintelligence“ (ASI) hunderte von Aufgaben gleichzeitig übernehmen kann, wie hochleistungsfähige Forscher wirkt und Wirtschaft, Sicherheit und Technologieentwicklung direkt beeinflusst.“

Im Saal war Ruhe. Dem einen Elternteil klappte die Kinnlade runter, der andere wechselte auf dem harten Stuhl die Po-Backe.

Das Ding hatte gesessen, besser kann man eine zweitstündige Feier zur Zeugnis-Ausgabe an 18/19-jährige Menschen nicht eröffnen. Der Schulleiter sprach eine ganze Weile, endete dann nicht ganz so dystopisch und zeigte Berufsfelder auf, bei denen die KI noch lange nicht so weit ist. „Schreiner, Baufachleute, Pflegeberufe, Lehrkräfte“ zum Beispiel. Na Supi.

Gut, dass die Jugendlichen in den ersten Reihen heute ihre Zeugnisse von einem naturwissenschaftlichen Gymnasium abholen und demnächst eigentlich studieren wollten.

Etwas Musik zur Auflockerung wäre gut. Das Rednerpult stand aber noch im Weg und wurde kurzerhand vom „Chef“ der Technik-AG (nennen wir ihn mal Tim) mit lautem Knarren von der Bühne gezerrt. Eine Szene wie bei „Men in Black“ … herrlich.

Gut, dass Tim improvisieren kann und nicht nur endlose Texte generiert.

Der Tutor des Deutschleistungskurses hat einen lange Rede vorbereitet. Das Rednerpult muss wieder her. „Tim würdest du wieder …?“ knarrrrz …. quiiiiiiiietsch … „Ach so und ein Mikro bitte auch noch“. Tim flitzt und besorgt ein Mikro.

Gut, dass Tim zwei flinke Beine hat und kein immobiler Quanten-Computer ist.

Der junge Tutor beginnt, sich von seinen Schülern zu verabschieden, nach drei Worten bricht ihm die Stimme weg, ihm kommen die Tränen, den Gästen auch.

Gut, dass der Tutor Herz und Tränendrüse hat und kein virtueller Teacher aus der Cloud ist.

Die Gäste fangen an zu klatschen … weil sie es nicht ertragen können zuzusehen, wie dem Kerl da vorn Stimme und Knie versagen.

Gut, dass die Gäste viel Empathie und zwei Hände zum Klatschen haben.

Ein Taschentuch wird dezent von der Seite gereicht, weil jemand in diesem Moment da war … und einen solchen Bedarf bereits geahnt hat.

Gut, dass jemand mitdachte und eine Tissue-Box am Start hatte, ein Download oder 3D-Druck eines solchen Papieres hätte den zeitlichen Rahmen der Veranstaltung gesprengt.

Nach zwei Stunden ist die Veranstaltung beendet, die Absolventen halten ihr Zeugnisse in der Hand und sollen sich bitte draußen zum Jahrgangs-Foto einfinden. Ein Unwetter zieht auf … Abbruch … alle springen in die Autos und fahren heim.

Eine tolle Veranstaltung, mit viel Stoff zum Nachdenken. Für Ton-Techniker, emotionale Männer und Tissue-Box-Verantwortliche scheinen die Jobs erst einmal noch sicher. Für Gruppen-Fotografen auch … wenn das Wetter mitspielt.

https://ai-2027.com

PS: Titelbild via ChatGPT

637) Horror-Job

Manchmal gibt es Tage, dass ist man im Job frustriert und könnte sich über alles aufregen … und auch hinschmeißen. Dann beruhige ich mich und sage mir (und auch anderen oft), komm‘ reg‘ dich nicht auf … „andere sitzen bei LIDL an der Kasse … also jammer nicht und und weiter geht‘s  … man.“

Dabei ist das managen einer Kasse in einem Discounter ein ehrenwerter Job und bei weitem nicht der schlimmste Broterwerb auf Erden.

Ich hab mit ChatGPT diskutiert, wie wohl mein Horror-Job aussehen könnte, und heraus kam die folgende Stellenbeschreibung. Da krampft sich mir alles zusammen, die Fußnägel rollen sich rückwärts, ich bekomme Beklemmungen, Atemnot und der morgendliche Montag kommt gleich viel positiver daher.

Da stehe ich doch gern 5:15 mit den Vögeln auf und stehe 06:30 auf dem Sportplatz. Ick freu mir !!! Wirklich!

In diesem Sinne. Happy Monday morgen!

Assistant (m/w/d) – Basic Services & Office Alignment

Standort: Bürostandort im Herzen des Gewerbeparks – moderne Großraumbürofläche mit unmittelbarer Nähe zu Baumarkt und Schnellgastronomie

Arbeitszeit: Feste Kernarbeitszeiten: Montag bis Freitag, 08:00 – 17:00 Uhr

Arbeitsform: Vollständige Präsenz – direkter Austausch im Team vor Ort

Start: Zum nächstmöglichen Zeitpunkt

Ihre Aufgaben:

  • Unterstützung des Teams bei der verlässlichen Umsetzung etablierter Abläufe im Bereich Basic Services
  • Pflege und Dokumentation wiederkehrender Vorgänge in einem gewachsenen Systemumfeld
  • Mitarbeit in einem klar definierten Workflow mit festen Freigabe- und Abstimmungsroutinen
  • Teilnahme an regelmäßigen Koordinierungsrunden zur operativen Ausrichtung im Office-Alltag
  • Enge Zusammenarbeit mit der Teamleitung zur Abstimmung von Prioritäten und Arbeitsaufträgen
  • Eigenständige Bearbeitung von administrativen Standardaufgaben nach bestehendem Vorgehen

Was Sie mitbringen:

  • Freude an geregelten Tagesstrukturen, festgelegten Verantwortlichkeiten und stabilen Prozessen
  • Sorgfalt bei der Umsetzung klar vorgegebener Abläufe und Dokumentationspflichten
  • Kommunikationsstärke im Rahmen regelmäßiger Rücksprachen mit Führungskräften und Kolleg*innen
  • Belastbarkeit in einem dynamischen Großraumbüro mit Präsenzkultur
  • Interesse an Aufgaben mit festem Erwartungshorizont innerhalb eines stabilen Systems

Wir bieten Ihnen:

  • Eine verlässliche Position mit klarem Aufgabenrahmen und planbaren Tagesstrukturen
  • Präsenzarbeit vor Ort mit täglichem Austausch im Team – kein Remote-Anteil vorgesehen
  • Förderung der Bewegung am Arbeitsplatz durch Teilnahme an unserer Initiative „Nimm die Treppe“
  • Kulinarische Grundversorgung durch nahegelegene Versorgungsoptionen, u.a. im benachbarten OBI-Baumarkt
  • Faire Vergütung im Rahmen branchenüblicher Einstiegsbedingungen – orientiert an bewährten Mindeststandards
  • Eine langfristige Aufgabe in einem eingespielten Team mit klaren Rollen und stabiler Aufgabenverteilung
  • Aktive Teilhabe an unserem lebendigen Miteinander: von der monatlichen Auszeichnung „Mitarbeiter*in des Monats“ über saisonale Tombola-Aktionen bis hin zu gemeinsamen Feiern bei Jubiläen und Verabschiedungen – wir pflegen Rituale, die verbinden

Richten Sie ihre Bewerbung per Post oder Fax an die Personalleitung, wir melden uns bei Ihnen.

Würg …

Macht mal … aber ohne mich.

PS: Kursive Teile von ChatGPT

551) Dachschäden

Wenn das Dach der Sommer-Häuschens Risse bekommt und aussieht wie die eigene Stirn, muss man was machen, sonst tropft es irgendwann von der Zimmer-Decke. Gesagt, aber nicht getan, ist genau das vor ein paar Wochen eingetreten. Wasser fand seinen Weg, auf die Schwerkraft ist halt Verlass und dann war er da, der Salat. Hing direkt an der Zimmerdecke.

Und dann ist das wie mit der eigenen Knitterfresse. Man kann es mit Chemie probieren, die Risse zuschmieren, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass der Untergrund trocken, spröde und die Jahre gekommen ist. Das braucht man nur in den Spiegel schauen.

Aber nun, Jammern hilft nicht, Taten folgten. Eine Großbestellung Trapez-Bleche, Kantenwinkel und Dachfirste hatte der Ingenieur bestellt und ich habe dabei wieder einige neue Worte gelernt.

Die Sterne standen gut am Wochenende, also sollte das Material verbaut werden. Zuvor jedoch galt es 72 Einzelteile von Schutzfolie zu befreien. 

Das ist ungefähr so wie an den Füßen pulen, macht zusätzlich noch knarzende Geräusche. Aber es war eine wichtige Arbeit, ist sie doch Grundvoraussetzung dass es überhaupt beginnt und stetig vorwärts geht. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, also übernahm ich die Popelei, während der Ingenieur auf dem Dach herumhüpfte und die Platten ins morsche Gebälk trieb. 

Ich verzichtete dabei auf Kopfhörer, denn ich war ja als „ground staff“ im „standby“, musste also hörbereit sein, falls der der oben in Schwierigkeiten geriet. Und da meine Arbeit etwas monoton war, machte sich die Denkmurmel dann irgendwann selbständig.

Folie 7: So muss das bei den Hautärzten in Australien zugehen … 

Folie 13: Von Folie befreit sind First und Bleche. Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Auf dem Dache gründet sich Hoffnungsglück; Die alte Pappe, in ihrer Schwäche,
Zog sich unter graues Alu zurück.

Folie 33: Oder beim Brazilian Waxing … so rief es vom Dach … was man so hört … Ritsch – Ratsch. Autsch.

Folie 44: Bring mich nicht in die Bredouille, weg mit der Folie …

Folie 55: Magnolie, Fettembolie, Melancholie …

Oah, ich sollte mal Pause machen, sonst kriege ich auch noch einen Dachschaden.

Hat Spaß gemacht! Körperliche Arbeit, Lagefeuer, Bierchen dazu, Fußball schauen und die Weltlage sondieren.

Komm‘ gut nach Hause lieber J.

538) Warum nicht einfach … hierbleiben?

Die Frage stelle ich mir wieder einmal, denn es geht auf das Ende des Urlaubs zu. Aber Vorsicht, Triggerwarnung! Der nachstehende Beitrag könnte bei Arbeitsrechtlern, Betriebsräten, Gewerkschaftlern, Steuer- und Sozialversicherungs-Experten, Kultusministern und Lehrern zu Schnappatmung führen. Trotzdem, ich bin hier im Urlaub und das ist mein Blog, also darf ich drüber nachdenken … und davon träumen.

Und ich fange damit bei mir an, nicht des Ego‘s Willen, aber wenn es bei mir schon nicht ginge, dann können wir es gleich vergessen. Also, bei mir würde das quasi sofort funktionieren, ich müsste nur einmal kurz nach Berlin etwas Krempel, Technik and Klamotten nachholen, ein paar Dinge organisieren und könnte in 4-5 Tagen hier anfangen. Meine Kollegen sitzen eh auf der Welt verstreut, völlig egal also auch, wo ich sitze. Wenn alle 3-4 Monate ein Workshop oder anderer Event ansteht, kann ich da auch hinkommen, der nächste große Airport befindet sich bei Athen nur 2,5 Stunden von hier. Nicht weiter als von Dresden nach Berlin. Dann würde ich gleich 7-10 Tage in der Heimat bleiben, mal beim Doktor vorbeischauen, Freunde und Familie besuchen.

Und könnte das Modell für die Kids funktionieren? Schon schwieriger. Leider steht das Wort Schulpflicht im Gesetz und die ist altmodischerweise noch mit 100% Anwesenheit verbunden. Nun beginnen die Lehrkörper bereits auf den Po-Backen hin-und her zu rutschen … ick weiß … es wird unbequem. Und eigentlich wissen sie das auch selber. Sorry. Hätten Kultusminister und Schulen während der Corona-Pandemie die Geschichte einen Ticken weiter gedacht, würde es reichen, wenn uns die Kinder bei den Heimflügen begleiten würden, um Prüfungen/Klausuren vor Ort in Berlin zu schreiben. Wenn überhaupt nötig. „Steile These! Das geht doch nicht!“ Klar, geht das. Eine ordentliche Lernplattform strukturiert den Tag, vermittelt den Lernstoff und bietet bei Bedarf Video-Support an. Steht hier alles geschrieben, in meiner >Beitragsreihe zum Digitalen Lernen. Man muss nur wollen, und dann müssten die Kids nicht in maroden Schulgebäuden ohne ordentliche Toiletten „abhängen“ oder auf eine S-Bahn hoffen, die nur kommt wenn sie nicht gerade Migräne hat oder sich im Streik befindet. “Aber die sozialen Kontakte“ … und … „Schule ist ja nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung“ … ich höre es schon. Also erstens, geht es auf Berliner Schulhöfen auch nicht unbedingt sozial zu. Und zweitens, gibt es Kultur, Sportvereine und Communities auch im Land der Griechen. Und Griechisch lernen, das kriegen wir ja wohl auch noch hin.

Leider waren bei erster Lesung im Familienparlament deutliche Vorbehalte gegenüber der Vorlage zu vernehmen. Ziemlich genau die Hälfte der Abgeordneten will die Initiative in der skizzierten Ausgestaltung nicht unterstützen, man gibt sich aber immerhin gesprächsbereit. Nun kommt es auf die Koalition der Willigen an, das Wasser für den steten Tropfen nicht versiegen zu lassen. Kompromisse müssen erarbeitet, kleinste gemeinsame Nenner identifiziert und Verhandlungsmassen bewegt werden. Auf keinen Fall darf die Öffentlichkeit und die Bild-Zeitung davon erfahren, sonst wird der Entwurf in der Luft zerfetzt, bevor es auch nur den Vermittlungsausschuss erreicht. Gleichzeitig müssen alternative Konzepte auf den Tisch, um es im Falle eines erneuten Scheiterns in der nächsten Leglislaturperiode wieder zu versuchen. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu vernehmen, dass die Chancen steigen würden, wenn ergänzende Bausteine zur Flexibilisierung und Deckelung aufgenommen werden würden. Des Weiteren macht auch der demografiebedingte Wandel vor dem Familienparlament nicht Halt, Mehrheitsverhältnisse werden sich ändern.

Also dran bleiben!

510) Job-(KI)ller?

Befasst man sich mit den Themen künstliche Intelligenz und Digitalisierung, kommt man relativ schnell zur Frage, was das wohl alles mal mit uns Menschen und insbesondere den heutigen Jobs machen wird. Da gibt es die zwei Extreme, die einen erdenken dystopische Horrorszenarien, die anderen winken mit der Hand ab. Vermutlich liegt die Wahrheit wie immer in der Mitte. Na klar, werden künstliche Kompetenzen unsere Arbeit erleichtern, und dafür bin ich auch ganz dankbar.

Kaum ein Beruf wird wohl davon verschont bleiben aber dass dadurch ein ganzer Berufszweig ausstirbt, da mache ich mal noch drei Fragezeichen dran. Die KI-Systeme bedienen heute „nur“ Nischen, das können sie erstaunlich gut. Es gibt aber keine allumfassende KI, die für einen ganzen Arbeitstag unterschiedlichster Herausforderungen ausgebildet ist.

Und selbst wenn, ist das ja auch nichts neues. Aktuell bin ich in Indien und sehe jeden Tag zu Hauf die Arbeitskräfte, die wir in Europa über die Zeit schon wegrationalisiert haben, vielleicht nicht mit Digitalisierung und AI, aber mit klassischer Automatisierung.

Hier mal ein paar Beispiele:

  • Straßenkehrmaschinen habe ich hier noch nicht gesehen, wohl aber Straßen-FegerInnen.
  • An der Kasse sitzen Menschen, am Laden-Ausgang kontrollieren Angestellte, ob man das was man mitnimmt, auch bezahlt hat.
  • An der Tankstelle tankt man üblicherweise nicht selbst, das machen Menschen, inklusive Check der Reifen.
  • Das Auto lässt man üblicherweise manuell waschen, nicht von Automaten.
  • Kein Mensch räumt hier sein Tabletts selber ab, dafür gibt es Personal, in der Kaffeeküche der Firma stehen drei Mitarbeiter, die permanent die dreckigen Kaffeetassen entgegennehmen und auch Kaffee in die Besprechungsräume bringen. Man nennt sie „Buttler“.
  • An der Bahnsteigkante der Metro stehen Ordner und weisen den Weg, Verkehrspolizisten versuchen den irren Verkehr hier in Bengaluru zu managen.
  • Im Frühstücksraum des Hotels stehen sich fünf Mitarbeiter die Beine in den Bauch, während ich als erster Gast um 07:30 ein Masala Omelette verdrücke.
  • An der Hotelrezeption stehen selbst zu Nebenzeiten drei Mitarbeiter, für mich unklar wer hier das Sagen hat. Nennen wir es mal „geteilte Verantwortung“.
  • Meine Kollegen bevorzugen eher „Domestic Service“, sie haben keine Spülmaschine oder Waschmaschine, stattdessen kommt täglich jemand um zu fegen, zu wischen und zu kochen.
  • Wie hier jemals selbstfahrende Autos steuern sollen, ist mir schleierhaft, stattdessen braucht es nervenstarke und geübte Fahrer, die Busse, Taxis oder Tuk-Tuks durch das Gewimmel lenken.

Warum ich das so detailliert schildere?

Ich will sagen, dass wir in Europa bereits solch einen Job-Abbau hatten und trotzdem eigentlich heute keiner Däumchen drehen muss, wenn er es nicht will oder muss. Die Jobs sind verschwunden, völlig neue sind hinzukommen, speziell im Dienstleistungsbereich. Trotzdem herrscht Mangel an Arbeitskräften. Die Digitalisierung wird sicherlich unsere Jobs beeinflussen, auch die in höheren Gehaltsklassen. Die Frage ist wie schnell und disruptiv die Technologien in den Arbeitsmarkt eintreten. Bei einem verantwortungsvollen Tempo, lassen sich Aufgaben neu sortieren, Menschen mit traditionell analogen Tätigkeiten gehen in Rente, jüngeres Personal tritt mit neuen Kenntnissen in den Arbeitsmarkt ein. Das klingt nachvollziehbar, funktioniert aber nur, wenn man sich dieser Aufgabe auch stellt, wenn man sich von alten Ausbildungsprofilen und Studiengängen löst und nicht krampfhaft an konventionellen Jobs festhält (z.B. Kohlebergbau, konventioneller Auto-Bau) und diese sogar noch staatliche subventioniert und als erwiesenes Auslauf-Modell künstlich am Leben hält. Die Arbeitspolitik sitzt wie das Kaninchen, vor der KI-Schlange und klappert mit den Zähnen.

Dabei gibt es doch so viel zu tun!

  • Unmengen Solar-Panels müssen auf Dächern verschraubt, Windräder aufgestellt werden, Wärmepumpen installieren sich nicht von selbst.
  • Wir suchen händeringend Lehrpersonal, qualifizierte Leute, die Schulen mit IT ausstatten. Bei der Integration von Flüchtlingen oder neuen Staatsbürgern ist man vollends unterbesetzt, Sprachkurse sind überfüllt.
  • Parks, Grünflächen und Sportanlagen sehen teilweise aus wie Sau, für einen Termin beim Amt kann man sechs Wochen warten.
  • Und ich kenne auch keine AI, die Straßen instandhält, Brücken, Schulen und Wohnungen baut oder endlich mal ein paar mehr Funkmasten im Land verteilt.
  • Und ganz nebenbei, der Politik würden ein paar Quereinsteiger aus der Praxis auch ganz gut tun.

Also das soll mir doch bitte keiner sagen, es gebe nichts zu tun!

Man muss es aber angehen

52) Wenn Bots bloggen (23) – Euer Personal

Hallo, ich bin es wieder, der T.Bot. Der Tasten-Clown von T., dem Kommandeur dieser semi-professionellen Blog-Chain hier. Mein Herr T. verspürt seit Montag ein Kratzen im Hals und fühlt sich ein bisschen schlapp … Weichei … und deshalb darf ich mal wieder hier an die Front! Nun gut, hier bin ich also. 

Aber was mache ich denn heute mit euch? 

Das Thema Arbeitskräfte-Mangel, vielleicht. Ja, da scheint ihr ja echt ein Problem zu haben, oder? Eure Koffer stapeln sich am Airport, der Zimmerservice klopft nicht mehr und in der Kneipe sitzt ihr länger auf dem Trockenen als euch lieb ist. Doof. 

Ich könnte das fortsetzen, durchaus. Der Spa-Bereich im Westflügel müsste gereinigt werden, der Jaguar verliert vorn Luft und der Steinway im Salon müsste mal dringend gestimmt werden. Ich kann das nicht. Ich bin ja nur Software, ich habe nicht einmal Hände. Also soll mal keiner versuchen, das bei mir abzuladen. Es ist ja auch nicht mal mein Zeugs, das gehört ja alles diesen super-busy Menschen um mich herum, die weder Zeit, Laune, noch Ahnung davon haben.

Also was könntet ihr da machen? Eigentlich eine ganze Menge:

  1. Verbraucher reduzieren. Jeder zweite, schnipp schnapp Rübe ab. Könnte schmutzig werden … und wenig Vegan.
  2. Services einschränken. Ich ahne … die Freiheit … das Anrecht … schon immer … keine Chance.
  3. Arbeitskräfte aus dem Ausland holen. Da höre ich bereits Getöse zur stillen Nacht.
  4. Selber machen. Aber das könnt ihr nicht mehr … habt ja alles outgesourced, tja.

Nun habe ich auch noch gehört, dass euch wohl die Weihnachtsmänner ausgehen und die Jobs an Heiligabend nicht besetzt werden können? Hah, geil. Da fliegt mir glatt der Chip weg. Putzfrauen kann man ja aktuell ganz gut aus Osteuropa besetzen, aber deren Männer … die sind gerade nicht abkömmlich. Denn die stehen im Flecktarn in der kalten Pampe und verteidigen ihr Land. Ich sehe schon, wie ihr Weihnachtsmänner aus der Türkei oder von der arabischen Halbinsel einfliegen wollt, dass könnte  interessant werden. Natürlich könnten auch Frauen den Weihnachtsmann … oder den … die … Weihnachtsengel:In … ihr wisst schon … geben, aber dann werden die angeblich wohl auch mal für Herrenrunden gebucht … und dann … gibts Ärger.

Oh man, also ehrlich, ihr habt Probleme

Bis bald mal wieder
Euer T.Bot

<— Wenn Bots bloggen (22) – Eure Stadt

— > Wenn Bots bloggen (24) – Euer Weihnachten

—> Mehr von T.Bot gibt es hier 😉

319) Rückkehr ins Büro – Teil 3

In meinen Beiträgen >Rückkehr ins Büro 1 und >Rückkehr ins Büro 2 konnte ich mir noch genüsslich ausspinnen, wie das wohl sein würde, wenn wir JEMALS WIEDER IRGENDWANN ins Büro dürften. Das ging mir locker und flockig von der Hand, denn es war ja noch unendlich weit weg. Es hat mir sogar großen Spaß gemacht, das zu schreiben. Nun ergeben sich möglicherweise Optionen für Reisen und auch für persönliche Meetings.

Und ich muss sagen, dass mich das nach 2,5 Jahren Voll-Homeoffice nicht kalt lässt. Wenn ich morgen irgendwo hinfliegen müsste … ähm dürfte …, um dort auf ein paar Dutzend Leute zu treffen, könnte ich mit Sicherheit kaum schlafen und ich würde mir mein Hirn zermartern, was da wohl alles auf mich warten würde. Ich hätte Sorge, den Zug/Flug zu verpassen und würde mir drei Wecker stellen, zudem müsste ich vom „neuen“ Flughafen BER abfliegen den wir nur einmal ganz kurz im April 2021 besichtigt hatten (> Koffer in Berlin).

Kurz gesagt, das Reisen und Treffen von Kollegen, was für mich vor Corona völlig normal war, macht mich nun schon unruhig

Also werde ich mir „Wiedereingliederungsmaßnahmen“ überlegen, so wie beim Hamburger Modell, wo Menschen nach längerer Zeit wieder in den Arbeitsalltag integriert werden 😉

Maßnahmenplan:

Schritt 1: Nächste Woche fliege ich mit dem Stammhalter nach über zwei Jahren mal wieder mit einem Flugzeug. Rein privat. Aber damit wäre die Flug-Kompetenz schon wieder mal reaktiviert.

Schritt 2: Anfang Juni besuche ich eine kleine Messe hier in Berlin. Das Event geht nur von 09:00 bis 14:00 Uhr, ein softer Einstieg also, mit Option auf vorzeitigem Heimmarsch wenn mir das zu doof wird. Damit würde ich dann mal wieder in einer Business-Situation „live“ auf andere Menschen treffen. Auch erledigt.

Schritt 3: Ende Juni will ich dann mal eine Dienstreise per Bahn nach Franken machen und dort enge Kollegen treffen, mit denen ich quasi jeden Tag virtuell rede, aber dann auf Armlänge nahe komme.

Schritt 4: Anfang Juli will ich nach NRW für einen kleinen Workshop, mit Übernachtung und Teamessen am Abend. Klingt alles völlig banal, ich weiß, aber nach dieser langen Zeit in „Einzelhaft“ wird das schon mal eine soziale Challenge 😉

Schritt 5: Und dann … tja dann ist‘s offen, wie es weitergeht. Entweder bin ich dann wieder „ready to travel“ und kann Reisen ins Ausland ansteuern oder ich muss noch mal in ein Bootcamp mit „Extreme Socializing“.

„Igitt, lasst mich bloss in Ruhe und fasst mich nicht an!!“

Es bleibt spannend, ich werde über meine „Resozialisierung“ berichten.

PS: Danke liebe S. für den Austausch dazu heute

<— Rückkehr ins Büro – Teil 2

—> Rückkehr ins Büro – Teil 4

215) Rückkehr ins Büro – Teil 2

Manche von euch waren schon wieder mal im Büro, bei meinem Brötchengeber ist das noch kein Thema. Also bleibt mir nur der Blick in die Glaskugel und das Mutmaßen, wie es denn so wäre. Kürzliche Wortwechsel mit Anke und Belana Hermine inspirierten mich für einen zwinkernden Fortsetzung von >Rückkehr ins Büro.

Also … wenn wir mal wieder ins Büro kommen … dann …

  • stehen wir zunächst ratlos vor dem Kleiderschrank. Die Klamotten, die da hängen, sind schon über zwei Jahre alt. Kann man post-coronär noch Streifen, Punkte oder Karo tragen? Oder trägt man nun lebenslang Home-Hoodie und Schlappen? Besser wir wählen ein zeitlos hellblaues Hemd
  • müssen wir unseren Sitzplatz über eine App buchen, so wie einst den Platz im Kino. Die App wird uns Arbeitsplätze vorschlagen, belegte Plätze werden aber anonym angezeigt, so dass jeder mal neben „Knoblauch-Ulf“ oder „Quassel-Biggi“ sitzen muss
  • torkeln wir aufs Firmengelände zu, erwarten uns große Wegweiser, Anzeige-Tafeln, Warte-Bereiche,  Quarantäne-Zonen, Sicherheitsschleusen, Temperatur-Scanner und über Lautsprecher werden die neuen Spielregeln verkündet. „Achtung, Achtung … hier spricht die Firmenleitung! Wir erwarten alle Rückkehrer_Innen pünktlich 10:00 Uhr zum Appell im Innenhof!
  • haben wir dann endlich unseren Sitzplatz im Großraum-Stall gefunden, fühlen wir uns sofort unwohl und beobachtet. Wir brauchen etwas im Rücken. Wir überlegen, morgen das Rennrad, den Wäscheständer oder unser verkramtes Bücherregal mitzubringen
  • in persönlichen Gesprächen mit Kollegen fremdeln wir total. Wir kriegen es einfach nicht hin, ihnen in die Augen zu schauen. Stattdessen suchen wir ständig die Kamera, die sich die letzten 1,5 Jahre ungefähr 4-5 cm über deren Stirn befand
  • zum Mittag stehen wir völlig verloren in der Kantine. Überfordert von all den Speisen, suchen wir mit der Minuten-Terrine in der Hand die Mikro-Welle und hoffen verzweifelt, dass sie baugleich mit dem heimischen Modell ist. Piep. 2 Minuten. Bing. Mittag!!!!!.
  • nach dem Essen, gehen wir mehrmals vor die Tür, weil wir die Freunde der letzten Monate vermissen. Der Zoltan von Hermes, der Pete von Amazon oder auch der nette Klaus von DHL. Wo bleiben die heute nur, es ist doch schon nach 13:00 Uhr?
  • gegen 14:00 Uhr geht uns der Büro-Lärm so sehr auf die Ketten, dass wir uns verabschieden. „Macht‘s gut, ich fahre jetzt nach Hause zum Arbeiten!“

So oder so ähnlich wird’s wohl werden, oder 😉

<— Rückkehr ins Büro – Teil 1

–> Rückkehr ins Büro – Teil 3