401) Nachbesprechung 1

Habe ich mir noch vor zwei Tagen ein etwas „friedlicheres“ 2023 gewünscht, wurden wir noch in der Silvesternacht in die Realität zurückgeholt. 

Denn kaum hatten die Skorpions ihr „Wind of Change“ zu Ende gepfiffen und es gab endlich mal eine Runde Sekt für die Moderatoren, schickte Moskau wieder keine Liebesgrüße nach Kiew, sondern scharfe Raketen. На здоровье! Widerlich, aber leider auch zu erwarten.

Aber um den Irrsinn zu begegnen, muss man nicht 1000 Kilometer nach Osten schauen, es reichen schon ein paar Querstraßen hier in Berlin. Irgendwelche Pyro-Krawall-Voll-Honks griffen Passanten, Polizei und Feuerwehr an. 

Wer hat denen eigentlich ins Gehirn gexxxxxsen? Wie doof, dämlich, dumm … ich suche nach Worten … muss man eigentlich sein? Oder wurde denen bei Geburt gar kein Gehirn verbaut. Oder wurden die durchaus mit einer Basis-Hirn-Version ausgeliefert und haben die sich dann weggesoffen, weggebufft, weggekokst, weggewasauchimmert?

Ich meine, ich will jetzt hier nicht den Moralapostel spielen, ich war als Teenie zu Silvester auch kein Engel. Wir haben Böller in Briefkästen versenkt, uns diebisch gefreut, wenn ein Kanonenschlag im Treppenhaus hochging. Wir waren besoffen und haben einen guten Teil der Ausbildungsvergütung in den Berliner Nachthimmel geschossen und sicherlich nicht nur aus einer standfesten Flasche mit zehn Meter Sicherheitsabstand. Nein. Sondern aus der Hand. Was uns da getrieben hat? Keine Ahnung. Ein Cocktail aus Hormonen, Übermut und Nervenkitzel, mit einer Priese „Freiheitsgefühl“ und garniert mit einem Scheißegal-Sonnenschirmchen. Und weil wir es halt konnten. Weil Alltag und Zukunft für ein paar Stunden abwesend waren, weil man sich in dem Moment eben für den Größten hielt. Von Gruppenzwang und Imponiergehabe mal ganz zu schweigen. Dass dieser Rausch nicht lange anhält, haben wir dann auch verstanden. Heute denke ich da auch anders drüber. 

Aber wir hatten immerhin noch so viel Verstand, dass wir nicht Menschen angegriffen haben. Und schon gar nicht Rettungskräfte, die uns gegebenenfalls von der Straße sammeln und wieder zusammenflicken können. Was mich zum Anfang zurückführt. Entweder haben die kein Hirn oder es ist mittels toxischer Substanzen außer Betrieb gesetzt.

Anders kann ich mir das nicht erklären.

Nachtrag 2 Stunden später: Oh oh, beim nochmaligen Lesen stelle ich fest, dass ich oben ganz schon austeile. Sollte 2023 nicht friedlicherer beginnen? Besonders im Internet. Au backe … ich x-e da mal noch was weg 😉

—> Nachbesprechung 2

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60) Böllerverbotszonen

Kaum ist die fette Gans verdaut, da kommt schon das nächste heiße Ding auf den virtuellen Stamm-Tisch. Der Böller.

  • Mit „Brot statt Böller“ versucht man nun schon seit den 80-er Jahren zu sensibilisieren, dass man das Geld doch vielleicht etwas sinnvoller einsetzen könne. Der Pöbel verstand aber schnell, dass Brote nicht so gut knallen.
  • Nach Öffnung der europäischen Grenzen schwemmten dann illegale Böller aus Ost-Europa den Markt, machten einen Höllen-Lärm und rissen dutzende Deutsche Finger ab. Einzelschicksale. Das verschreckte auch nicht wirklich.
  • Dann haben sich Katzen, Vögel, Füchse und Waschbären reihenweise über Herz-Infarkt und posttraumatische Belastungsstörung beschwert, weil es zu laut knallte. Aber auch mit dem Tierschutz konnten man die breite Böller-Masse nicht überzeugen, weniger oder leiser zu knallen.
  • Dann betraten Feinstaub und Klima die Böller-Bühne. Schnell wurden Böller die neuen Diesel-Motoren. Böller und Raketen lassen sich noch nicht mit Partikelfiltern nachrüsten und erzeugen in kurzer Zeit viel Ruß, Staub und Dreck. Gar nicht gut. Am besten verbieten, ausgrenzen oder mit Batterien antreiben.
  • Und nun die Sicherheit. Weil Voll-Idioten mit Knallwerk und Raketen auf Menschen zielten und auch vor Sicherheits-und Rettungskräften nicht Halt machten, gibt es nun in Berlin also die ersten „Böller-Verbots-Zonen“. Und wie beim Diesel, befürchten erste Schlaumeier, dass das Knall-Volk auf die Nebenstraßen ausweicht … Ach nee.
  • Liebe Spiel-Verderber, ich beabsichtige Morgen, gegen 24:00 Uhr, 15 Raketen Deutscher Herstellung in die Berliner Luft zu schießen. Ich hoffe, das fällt noch unter die Geringfügigkeitsgrenze. Natürlich werde ich beim „Abbrennen“ auch strickt den Anweisungen auf der Packung folgen. Ich werde den „Raketenstab in eine feststehende Abschussvorrichtung (z.B. Rohr) stecken“ und mich dann „sofort mindestens 8 Meter entfernen“. Anschließend werde ich die „Verpackung dem Recyclingabfall und Gegenstand (nach Funktionsende u. abgekühlt) den Restabfall zuführen.“ Selbstverständlich.
  • Und wenn all das wirklich nicht mehr sein soll, dann verbietet bitte die Knallerei komplett und überall. Dann legt euch aber bitte auch konsequent mit der Pyro-Lobby, dem Einzelhandel, dem Tourismusverband und danach mit euren Wählern an. Macht das! Nur zu. Dann gibts künftig aber beim Captains-Dinner keine Wunderkerzen mehr auf der Diesel-Traumschiff-Abschluss-Torte und auch keine einzige Rakete mehr, sollte Deutschland jemals wieder Fußballweltmeister werden.

Hört auf, mir jedes Jahr um diese Zeit ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich bin nur ein Mini-Cracker!