568) Guten Morgen ihr Vögel!

Neulich drehte ich meine Runden auf dem Sportplatz. Wie immer unter Einsatz von Kopfhörern, das ist meine Art zu lesen. An der Zielgeraden trennt ein Zaun den benachbarten Fußballplatz ab und dient nebenbei noch als Tribüne für viele Tauben. Also trottete ich an dem Federvieh vorbei wünschte gedanklich guten Morgen und dachte kurz drüber nach, was die sich wohl so zu unterhalten haben.

„Der Typ da, der hat ja auch‘n Vollschaden, … rennt hier 06:30 Uhr durch unseren Vorgarten.“

„Wieso denn, so‘n bisschen Sport würde dir auch mal ganz gut tun, mein lieber.“

„Ach, so lange ich hier nicht hinten runter kippe und noch fliegen kann, ist doch alles gut.“

„Geht ja auch darum, dass man sich etwas fordert, Selbstdisziplin und so weißt du?

„Hunger hätte ich, was gibt‘s zum Frühstück? Pizza, Chips? Soll ich mal gucken fliegen?

„Ich mag gar nicht an Essen denken, der Döner-Rest gestern liegt mir noch im Magen. Mir reichen ein paar Krümel.“

„Vielleicht solltest du mal aufs Klo fliegen, der Wagen vom Hausmeister sieht recht sauber aus.“

„Aber der steht nun auch wirklich mitten auf dem Weg, vielleicht finde ich noch ein privateres Plätzchen.“

„Und was machen wir heute so? Haben wir schon was vor?“

„Wir gehen es mal etwas ruhiger an, sitzen hier noch etwas herum, dann fliegen wir vielleicht mal um den Block auf‘n Eis oder so.“

„Heute Nachmittag soll hier ein Riesen Sportfest sein, habe ich gehört.“

„Oh, das wird voll und laut. Vielleicht sollten wir doch lieber die Fliege machen.“

„Wir könnten mal beim Stadtfest vorbeifliegen, müssen ja nicht lange bleiben, könnten dort aber einen Happen essen.“

„Na gut, sollten aber nicht so spät zurückkommen. Muss morgen nach Bayern fliegen, Tauben-Treffen weißt ja, der Chef will uns auch mal wieder sehen.“

„Auf der Strecke soll es Gegenwind geben für die nächsten 6 Monate“.

„Echt, oah dann muss ich ja noch früher raus. Nerv …“

„Könnt ihr das nicht virtuell machen?“

„Kapiere ich auch nicht.“

„Na dann, lass uns abfliegen.“

Tja, Tauben sind auch nur Menschen 😉

458) Morgenstund hat Müll im Mund

Heute Morgen in Ottawa erlebte ich meinen persönlichen Frühstücks-Albtraum. Ich glaube, ich kann mir da ein Urteil erlauben, habe ich doch schon viele Hotels erlebt. Das Haus ist eigentlich voll in Ordnung, alles neu, große Zimmer, mit allem ausgestattet was man so braucht. 

Aber es war halt kein „petit dejeuner“ sondern ein „plastic dejeuner“. 

In dreierlei Hinsicht:

  • Jegliches Equipment, wie Teller, Becher und Besteck waren aus Pappe oder Plastik. Ökologisch, geschmacklich und ästhetisch ein absoluter Totalausfall. Juhu, wir müssen nicht abwaschen, hörte ich aus deutschem Kindermund. War das etwa eines von meinen?
  • Das zu verköstigende Publikum wurde wir eine Horde von Schafen am „Buffet“ vorbeigelotst, stand aber meistens dumm herum, weil es darauf wartete, bis das pappige Gebäck den industriell anmutenden Röstvorgang absolvierte.
  • Aber nicht nur das Material zur Nahrungsaufnahme war aus Plastik. Die einzigen Speisen oder Zutaten, die da jemals gelebt haben, waren da Apfel, Banane und eine Bratwurst, die so aussah als wäre sie gerade einem Hund im Stadtpark entglitten. Keine Wurst, kein Käse. Nur teigige „Dinge“ und ein „Joghurt-Thing“ mit Strawberry-Flavour. Ich will aber auch nicht die Gemüse-„Flocken“ in der nach „Omelett“ anmutenden Speise nach „Ei-Art“ unterschlagen, so fair will ich schon bleiben.

Übrig blieb ein Haufen Müll.
Ist ja nicht unsere Umwelt.
Sollen die doch machen.
Ist ja deren Kontinent.
Und nicht bei uns …
Zu Hause.

37) Senf am Morgen

Wieder so ein Moment, bei dem ich am liebsten laut „Schei…“ schreien möchte. Es ist Freitagmorgen um 06:45 Uhr. Die Familie sitzt am Frühstückstisch. Wir schieben Cornflakes und Toasts in unsere Futterluken und nippen an Kakao und Kaffee. Ein paar Wörter lösen sich aus unseren Kehlen, aber für tiefergehende Gespräche fehlt es an Zeit und Energie. Also mache ich den Anfang und beginne schon einmal, den Tisch abzuräumen. Geschirr und Besteck kommen in den Spüler, Wurst und Käse gehören in den Kühlschrank. Alles reine Routine, ich könnte es mit verbundenen Augen. Also reiße ich die Kühlschrank-Tür auf und … sehe einen Senfbecher in der untersten Ablage der Kühlschranktür? Aber das geht nun wirklich nicht. Ich brumme mein Unverständnis in den Raum. Der Platz unten in der Tür ist für große Tetra-Packs und Flaschen reserviert, aber bestimmt nicht für kleine Senf-Becher. Da bin ich etwas eigen und kann schnell zickig werden. Also greife ich den Senf-Becher am Schlafittchen, um ihn in die oberste Etage zu befördern. Meine Feinmotorik liegt aber noch im Bett und schläft. Der Becher fällt zu Boden und zerplatzt. „Klatsch“ macht es. Ein großer Haufen gelber Senf liegt auf den Bodenfliesen vor dem Kühlschrank. Oaaahh, nö!!! Bitte nicht das jetzt! Das brauche ich jetzt echt nicht. Es riecht hier wie am Schwenkgrill auf dem Weihnachtsmarkt. Wie kriege ich das nun wieder weg? 

Mit ein paar Blättern Küchen-Papier von der Rolle? Nein, das ist irgendwie zu trocken. Vielleicht mit feuchtem Lappen oder Schwamm? Auch nicht, dann verschmiere ich das alles bloß noch. Also begebe ich mich auf die Knie und baue den Senf-Berg mit Torten-Heber und Crêpe-Besteck ab.

Um so mehr ich mich dort unten auf den Fliesen so umsehe, um so deutlicher sehe ich, dass sich der Senf noch weiter verteilt hat. Senf-Spritzer an den Tür-Fronten, weitere Kleckse an den Blenden und so weiter. Großartig.

Ach man, das ist doch eine riesige „Schei…“ fluche ich. 

Zum Glück ist heute Freitag und nicht Montag.

Frühere Beiträge zu Haushalt und Co:

26) McRaff

Neulich konnte ich im Hotel der Geburt des neuen Burgers „McRaff“ beiwohnen. Oder sollte ich vielleicht sogar besser „Raff-Bürger“ sagen? Das Ganze gestaltete sich ungefähr so: Beim Frühstück setzte sich ein kräftiger Kerl an den Nachbartisch. Zunächst belegte er den Platz mit persönlichen Dingen, damit keiner mehr diesen Tisch für sich beanspruchen konnte. Quasi das Bade-Handtuch des Frühstücks. Dann verschwand er erst einmal am Buffet. Schnell kam er wieder mit gehäuften Tellern zurück an seinen Platz. Soweit ich das sehen konnte, waren es drei Kaiser-Brötchen, ein Berg voll gebratener Speck, dazu Kartoffel-Röstis in rauen Mengen und viele Nürnberger Würstchen. Will der das wirklich alles essen? Ist der vielleicht Kugelstoßer oder Gewichtheber und braucht das jeden Morgen? Oder ist er nur ein Vater, der für die noch schlafenden Kids die Brötchen macht? Aber das sollte sich bald herausstellen. Mit geübten Griffen halbierte er zunächst die Kaiser-Brötchen, legte dann die Nürnberger Würstchen auf die eine Hälfte, gefolgt von den Kartoffel-Röstis. Dann stapelte er den gebratenen Schinken, eine Scheibe Käse und dann noch die zweite Brötchen-Hälfte als Deckel oben drauf. Den ersten Burger aß er sofort, den zweiten wickelte er in eine Serviette und ließ ihn unauffällig in der Tasche zu seinen Füßen verschwinden. Gespannt beobachtete ich, was denn nun mit dem dritten Burger passieren würde. Auch den wickelte er in Serviette und versenkte ihn neben dem ersten Burger in seiner Tasche. Der Mann erhob sich, kippte zwei Gläser O-Saft direkt an der Saftbar in seinen Schlund und verschwand. Stille. Als wäre nichts gewesen. Nur der Dreck auf seiner Tischdecke war noch da. Die ganze Szenerie wirkte, als wäre gerade ein Heuschreckenschwarm oder das Krümelmonster vorbeigezogen. Mal abgesehen von fehlenden Tisch-Manieren und seinem vermutlich erhöhtem Cholesterinspiegel, erschütterte mich am meisten die Routine und Selbstverständlichkeit, mit der er dort die Tasche füllte. Bloß gut, dass ich bereits vor ihm mein Rührei mit EINER Scheibe Schinken veredelt hatte und ich Nürnberger Würstchen zum Frühstück nicht mag.

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