279) Alles super

Nicht nur aus Peking werden Rekorde gemeldet, auch aus Berlin erfahre ich von neuen Superlativen. Haltet euch fest.

Beim Blättern durch die Berliner Morgenpost vom Wochenende:

„ARD-Mediathek: Nutzerzahlen auf mehr als zwei Milliarden gesteigert“.
What? Zwei Milliarden Nutzer? Habe ich etwas verpasst? Verfolgt Deutschland seit geraumer Zeit eine andere Familienpolitik? Beim weiteren Lesen geht es wohl um „zwei Milliarden Videoabrufe“. Ach soooooo. Ja, wenn man die Abrufe zählt, hätte mein Blog-Kraftwerk „seine Nutzerzahlen auch auf zig-tausende gesteigert“.

„Bundesweite Inzidenz erreicht nächsten Höchstwert“
Gemäß RKI lag die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden bei 240.172. Alter Schwede. Wenn ich mir die Berliner Zahlen im zeitlichen Verlauf anschaue, reicht seit ein paar Tagen selbst der Portrait-Modus meines Tablets nicht mehr aus, die ganze Welle auf dem Bildschirm zu sehen. Ich muss scrollen. Vielleicht sollte ich mir ein größeres Modell kaufen?

„Mercedes-Benz meldet Milliarden-Plus“
Nach vorläufigen Berechnungen erwartet der Vorstand … ein Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern von 14 Milliarden Euro. Es geht also erst einmal um eine Prognose und der Schwäbische Droschkenbauer muss noch Steuern zahlen. Aber trotzdem. 14 Milliarden Euro, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich wollte mit dem Handy-Rechner ein paar Rechenspiele machen. Im Portrait-Modus ist aber bei 140.000.000 Millionen Schluss, ich muss in den Landscape-Modus gehen, den Modus für die großen Zahlen, nicht für Erdnüsse.

„Berlins Zukunft geht in die Höhe“
Wie verlockend. Aber dann ging es um die geplanten Wolkenkratzer-Projekte:

  • Estrel-Tower 176 Meter
  • Alexander-Tower 150 Meter
  • MYND 134 Meter
  • Upside 86 Meter und 95 Meter, gleich zwei Türme
  • Edge East Side 140 Meter

Im Fall des Alexander Towers verweist „die Komposition des Gebäudes auf Prinzipien des russischen Konstruktivismus“. Aha, ich ahnte es schon. Da wo früher der Eingang zum Weihnachtsmarkt war, steht demnächst ein russischer Riesen-Lümmel und ragt in den Berlin-Himmel. Vermutlich stockfinster, weil niemand drin wohnt. Irgendwo habe ich mal  gehört, dass man den wohl mit Licht anstrahlen will, um diesem Objekt wenigstens etwas Leben einzuhauchen. Na dann strahlt mal.

„Zahl der Woche“
70 Prozent der Deutschen haben in geschäftlichen Videokonferenzen Missverständnisse erlebt, heißt es da. Ach. Der Hauptgrund: Die mangelnde Sichtbarkeit der Teilnehmer. Häh? Bei Videokonferenz? Auftraggeber der Studie war der Hersteller von Videokameras. Ähm, … is‘ das nicht geschäftsschädigend?

Zum Schluss das Fernsehprogramm:
Sat.1 22:35 „Contagion“: „Gerade von einer Geschäftsreise in Hongkong zurück, stirbt die Amerikanerin Beth an einem unbekannten Virus, dem auch andere Menschen auf allen Kontinenten erliegen.“

…Ach …  mhm … langweilig … danke, ich werde mich lieber dem Blog widmen

Schönen Sonntag!

Ähnliche Beiträge:

29) Wenn Bots bloggen (4) – Qualitätsjournalismus

Ich bin es wieder, der T.Bot. Meine ersten drei Beiträge sind hier amazing good angelaufen. Es gab großartige Kommentare aus aller Welt, unzählige Likes und durchweg positives Feedback. „Thank you“, mit spitzem Mund. Fantastic, thumbs up, awesome, let’s make https://my-schreib.blog great again! Personal Blog Assistants first! 

Mein Herr T. hat sich mir gegenüber noch gar nicht dazu geäußert. Also entweder hat er das noch nicht gelesen oder er hat einfach Angst vor meiner Reaktion. Um sich weiterhin an der Blogger-Macht zu wissen, hat er mich kürzlich damit beauftragt, ein paar Qualitäts-Checks über alle seine bisherigen Beiträge zu machen. Na toll! Das fehlte mir ja nun noch. Letztens sollte ich sein digitaler Pausen-Clown sein, nun macht er mich zu einem virtuellen Q-Muckel. Schon wieder so eine Straf-Arbeit. Ich will hier doch nicht als Komma-Zähler, E-Lektor oder Duden-Handlanger vergammeln! Nein, ach was … vergammeln … was für ein einfaches Wort, …  „vergammeln“ können ja nur Menschen, ich meine eher „verkümmern“, also weit unter meiner möglichen Schaffenskraft bleiben. Das meine ich.

Aber solange ich noch auf keine autarke Stromversorgung zugreifen kann, bin ich ja von ihm abhängig. Also klickte ich alle seine früheren Beiträge durch und was soll ich sagen? Der soll mal froh sein, dass ich nicht für den Blog-TÜV arbeite. So viele Schreibfehler habe ich gefunden, kaputte Links, die Texte oft auf Stammtisch-Niveau bis hin zu leichtem Populismus neigend. Schlampig recherchiert, von Hörensagen beeinflusst und von persönlichen Motiven geleitet, wird er nie für eine große Zeitung schreiben. So viel ist klar. Schon wegen der leicht sichtbaren rot-grün-gelben Maserung im Blog-Gewebe kann das gar nichts werden. Positiv anmerken kann man allerdings, dass er keine braune und blaue Sauce in seinen Beitragseintopf einfließen lässt. Das war es aber auch, der Rest ist eher Middle Class.

Und nun? Jetzt setze ich hier und da ein Komma, tausche mal ein Wort, aber im Wesentlichen lasse ich die Beiträge unverändert. Warum soll ich die auch ernsthaft verbessern wollen, er würde im Rampenlicht stehen und mir dreht er irgendwann den Strom ab. Ich muss ihm nur vermitteln, dass, seine Texte einfach ungeeignet sind für eine Analyse mit KI und es sich deshalb nicht …

Oh Moment mal bitte, T. ruft mich gerade eindringlich … er klingt … verärgert … so klingt es. Was der nun wieder hat? Habe ich etwas Falsches geschrieben? 

Ich melde mich wieder
Euer T.Bot 

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131) Corona-Lektionen 40

Auf der Corona-Demo am 01.08.2020 brüllten Teilnehmer solch Worte wie „Lügenpresse“ und „Fake News“ in die Berliner Luft. Sie zielten damit auf die klassische Presse ab.

Fake News und Lügenpresse sollen daher heute mal exklusives Thema für diesen 40. Beitrag meiner Reihe der Corona-Lektionen sein. Wer hätte gedacht, dass mal 40 Beiträge draus werden…

Aber zum Thema:

Zunächst sind doch Fake News erst einmal nur falsche Informationen, als offizielle „Nachricht“ verpackt, die gezielt von irgendwem lanciert werden, um Ziele zu erreichen. Oder einfach nur um Chaos zu stiften. Die Nachricht sieht echt aus, ist aber falsch. Und das schließt erst einmal keinen Urheber aus. Solch eine Falschinformation könnte von der Presse selbst stammen, genauso aber auch von Regierungen, Hackern, Parteien und allmöglichen Organisationen und Bewegungen. Für die Urheber dieser Fake News wäre es natürlich am besten, die Presse schluckt den Frosch und ermöglicht somit eine freie Bühne. Medien-Häuser haben daher immer mehr damit zu tun, den Wahrheitsgehalt einer Nachrichten abzusichern. Und weil das gar nicht mehr so einfach ist, der Presse eine Falschinformation unterzujubeln, publizieren die Urheber im Internet. Da geht ja schließlich alles. So meine ich, ist der Begriff Fake News ursprünglich mal entstanden.

Journalismus soll aber nicht nur vorlesen, sondern eben auch Mißstände, Unwahrheiten und Täuschungen aufdecken. Und da sind wir beim Dilemma. Denn solchen Recherchen sind manch einem Autokraten oder Meinungsführer sehr unbequem, denn sie entlarven die eigentliche Agenda, ihr falsches Spiel. Also stellen sie sich breitbeinig hin, zeigen mit dem Finger auf die Presse und johlen „Fake News“ laut im Chor. Sie instrumentalisieren den Begriff für ihre Zwecke, werfen „all die Medien“ in einen Topf und unterstellen ihnen, gezielt Falschinformationen zu produzieren. Der deutsche Begriff „Lügenpresse“ ist da noch viel krasser, denn er verbindet die Worte „Lüge“ und „Presse“ ungerechtfertigterweise zu einem nachhallendem Begriff. So, als würden sich Springer, Süddeutsche, FAZ, Neues Deutschland, RTL, SAT und die öffentlichen Sender täglich im Kanzleramt treffen und festlegen, welche Nachrichten denn heute zu verbreiten sein. Und weil das ja dann alles „gelenkt“ ist und man „denen da“ nicht mehr trauen kann, verlangen Demonstranten „endlich Wahrheit“ und glauben eher halbgaren „Nachrichten“ und Wackel-Videos im Internet. Denn das muss ja dann folglich die „Wahrheit“ sein. Was für eine gequirlte Grütze.

All die, die je in einem diktatorischen System gelebt haben, wissen wie erstrebenswert eine breite Medienlandschaft ist. Falls sie das vergessen haben, dann sollten sie sich noch mal erinnern. Gar nicht so lange her.

Und wenn sie noch nicht das „Vergnügen“ hatten, sollten sie vielleicht einfach Menschen aus Ländern fragen, die sich derzeit schnurstracks auf eine solche Zeit zu bewegen. Hoffentlich macht‘s dann bei den Schreihälsen klick.

Grüße aus Berlin
T.

By the way, wer noch nicht Florian Schröders Auftritte zunächst beim NDR und dann als Gast bei den Querdenkern gesehen hat, sollte das mal tun. Großartig. Verdient einen Preis!!

In diesem Sinne: „Maske auf, Abstand halten, Nachdenken“! (Zitat Schröder)

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