720) Nicht auf meinem Schreibtisch erleichtern!

Der November hat etwas Seltsames: Er ist weder Anfang noch Ende, aber irgendwie beides.

Man schaut zurück, zählt, vergleicht – und merkt, dass das Jahr doch wieder schneller war als gedacht.

Und genau dann beginnt sie, die große Schieberei: Aufgaben, Projekte, Restziele.

Alles, was liegengeblieben ist, sucht plötzlich ein neues Zuhause – bevorzugt auf den Schreibtischen derjenigen, die ohnehin kaum noch freie Fläche haben.

Also Freundchen

Du bist zu faul, selber den Kopf anzuschalten und deshalb versuchst es bei mir abzuladen? Geh weiter.

Du hast festgestellt, dass das Jahr im Prinzip fast vorbei ist und aber deine Ziele nicht erreicht und deshalb kommst du nun zu mir? Ich halte mir die Ohren zu.

Du hast beim letzten Meeting mal wieder nicht zugehört und willst dann eine Zusammenfassung von mir?  Vergiss es, selber hören, macht glücklich.

Du denkst, du machst dir einen schlanken Fuß und schickst eine AI generated Meeting Minute an mich, damit ich daraus meine Tasks ableite? Vergiss es.

Du schickst ein Meeting, was für 5 Stunden ausgelegt ist, an 30 Teilnehmer? Ich werde definitiv nicht kommen. Meldet euch bei mir, wenn ihr wisst, was ihr wollt.

Du schickst mir ein Excel ohne Kontext und schreibst: „Kannst du mal schauen?“ – Ja, kann ich. Aber ich will nicht.

Du willst „nur kurz brainstormen“, aber meinst eigentlich „mach du mal einen Plan“? Dann nenn’s bitte, was es ist: Delegation in Tarnfarbe.

Du denkst, wenn du mich in CC setzt, hab ich automatisch Verantwortung?
Falsch gedacht. CC heißt Can’t Care.

Und du meinst, im November „noch schnell was anzustoßen“ – hast ein schönes Timing. Aber leider ohne mich.

Du willst dich erleichtern?
Mach’s, aber bitte nicht auf fremden Schreibtischen.

Schön, zu lesen, dass KI anscheinend dieselben Probleme hat.

PS1: kursive Teile von ChatGPT, Rest ist von mir. Es ist auch mal schön, was bei jemand anderem abladen zu können.
PS2: Titelbild, via ChatGPT
PS3: fast alles eingesprochen, die Tastatur kaum benutzt

708) Fünf Köpfe und ein Telefonfall

Neulich Freitagabend:

Festnetztelefon: Düdeldüt, Düdeldüt
Tochter: Ja, Hallo
Onkel: Ich bins … Problem … knirsch … Handy verloren … habt ihr noch … altes Gerät … rausch … vielleicht … leihen?
Tochter: Wir gucken mal nach, melden uns.
Onkel: Aber nicht auf dem Handy … habe ich ja … nicht  … mehr … weißt ja …
Tochter: Ja, ja…

Tochter: Haben wir noch alte Handys?
Mutter: Ja, bestimmt.
Vater: Guck’ mal da im Schrank, such dir eins aus. Apple, Samsung alles da.
Tochter: Cool, ich rufe den Onkel an.

Festnetztelefon: Freizeichen … wähl … düt, düt, düt
Tochter: Kannst ein Handy haben.
Onkel: Ich … hab‘ … Handy gefunden … lag hier … einfach so
Tochter: Häh?
Tochter: Blickt fragend zum Vater, reicht ihm das Festnetztelefon
Vater: Wir haben alte Handys hier, Bruder. Komm doch vorbei!
Bruder: Rausch … knirsch … ein Handy gefunden …
Vater: Ja, ist doch toll. Dann ist doch alles gut.
Bruder: Rausch … würden es gern übergeben, wir sind hier … Knirsch
Vater: Häh? Wie bitte? Wer wir?
Bruder: Na wir und das Handy?
Vater: Gehts dir gut mein Bruder, hast du zu viel gefeiert?
Bruder: Ich bin kein Bruder, ich bin Typ, ich hab das Handy gefunden.

Vater: …

Vater: Ähhhhhmm. Ich verstehe … erst einmal danke, dass ihr anruft. Wirklich nett
Typ: Ich hab nicht angerufen, du hast doch angerufen
Vater: Ich doch nicht, meine Tochter hat … auf dem Festnetz … meines Bruders … ach vergiss es …
Typ: Das Telefon lag hier und hat gebrummt, da sind wir rangegangen
Vater: Warte mal, ich rufe meinen Bruder … also den Eigentümer … an
Typ: Ach das ist gar nicht dein Handy?
Vater: Nee, gehört meinem Bruder
Typ: Aber warum rufst du dann du dem Handy von deinem Bruder an?
Vater: Schwer zu erklären … warte mal

Mutter: Freizeichen … wähl … düt, düt, düt
Bruder: Ja
Mutter: Hier ist ein Typ, der hat dein Handy gefunden
Bruder: Wo?
Mutter: Na, hier am Handy.

Bruder: …

Bruder: Ja aber ihr solltet doch auf dem Festnetz …
Mutter: Ja, aber da ging der Typ dran
Tochter: Ich habe nicht das Festnetz gewählt, sondern aus Versehen sein Handy
Bruder: Schlaue Nichte … auf den Gedanken, hätte ich auch kommen können, dann hätte ich jetzt mit dem Typ reden können

Vater: Ahhhhhhhhhhhh

Typ: Wollt es ihr noch abholen?
Vater: Ja, wo denn?
Typ: Nähe Alexanderplatz, Weltzeituhr?
Vater: Ok, kriegt er bestimmt hin, warte mal …
Mutter: Hey Schwager, in 30 Minuten an der Weltzeituhr. Kriegst du dein Handy wieder, schaffst du das?
Bruder: Ja, kriege ich hin, habe eine Pizza im Ofen aber die kann ich ja ausmachen
Vater: Sag mal Typ, wie erkennt er dich denn da bei all den Leuten?
Typ: Schwarzer Tommy-Hilfiger-Pullover, schwarzes Cape und eine Bauchtasche
Vater: Mhm … nicht so einfach
Vater: Hey, Bruder, wie erkennt man dich?
Bruder: Ich werde einen grünen Hut aufhaben.
Vater: Okay, Jungs, mach das unter euch aus, ich bin raus,

Epilog: die beiden haben sich Tatsache an der Weltzeituhr gefunden, das Handy und ein paar Scheine Finderlohn wechselten den Besitzer

657) Elternsprache mit Boost

In >Jugendsprache mit Stil ging es darum, wie KI die fast schon an Stenographie erinnernde Jugendsprache auf ein neues Niveau heben kann. Aber die Technologie wäre nicht auf die Kommunikation unter den Pubi‘s reduziert, sondern könnte auch Erwachsenen helfen, besseres Gehör bei den Hormon-Hobbits zu finden. 

Denn da wo Eltern, Lehrern oder Mannschaftstrainer heute „Ansagen“ machen, scheinen die beim frischfrisierten U18 gerade einmal den Rand der Hörmuschel zu erreichen, aber nicht den auditiven Kortex, weil sie die Kommunikation der „Alten“ einfach nicht entschlüsseln können. Es ist, als sprächen die Oldies eine Mischung aus Mandarin und Hindi.

Generative KI kann hier zur Dechiffriermaschine werden und beiden Kommunikationspartnern beste Dienste leisten.

Hier ein paar Beispiele von Schule, Kinderzimmer, Fußballplatz und ÖPNV:

Räum endlich dein Zimmer auf!
Bro, du wohnst wie ein Glitch – fix mal den Bug.

Lass deine Socken nicht überall liegen!
Digga, deine Socken spreaden wie Leaks

Die Pizzapackung räumt sich nicht von selbst weg.
Die Karton-KI ist nicht aktiv, musst du schon selbst looten.

Du solltest deine Hausaufgaben regelmäßig machen.
Du kannst nicht einfach skippen und erwarten, dass der Bossfight machbar bleibt, Bro.

Ich habe Zeit – ich kann auch 10 Minuten länger bleiben.
Ich bin Boss-Level geduldig. Eure Freiheit hat nen Timer – und ich halt die Fernbedienung.

Ich kann die Dinger auch einfach mal einsammeln, wenn euch das lieber ist.
Weiter swipen und ich mach Sammel-Event. Hashtag: Handy-Gefängnis.

Nach hinten arbeiten! Jeder hilft mit in der Verteidigung.
Wer nicht tracked, der snackt die Bank. Rückwärts ist auch ’ne Richtung, Leute!

Lauf dich frei! Beweg dich!
Kein Standbild, Alter! Beweg deinen Avatar – such dir neue Zone.

Super, genau so! Weiter so, Jungs.
Sick Move, Leute! Voll im Flow – don’t nerf den Vibe

Kannst du den Müll nicht einfach mitnehmen?
Der Snack war short, aber der Abfall macht Langzeitvertrag – räum mal deine Legacy weg.

Nimm mal die Füße vom Sitz!
Ey, deine Treter machen gerade VIP-Upgrade – aber nicht auf meinen Platz, Bro!

Kannst du den Döner bitte draußen essen?
Digga, gönn dem Döner doch mal Frischluft, oder was?

 

Ach ja, das wäre doch herrlich, oder?

 

PS1: Kursive Texte via ChatGPT

PS2: Titelbild via ChatGPT

 

79) Na‘n Schwääärbehindatnausweis!

Wieder ein typisches Beispiel für Berliner Gastfreundlichkeit und Kommunikation mit Fremden. Gestern quälte ich mich durchs Drehkreuz des „Rail & Fresh – WC“ des Berliner Hauptbahnhofs. Mit Laptop-Tasche und Rollkoffer, ein ganz besonderes Vergnügen. So müssen sich die Navi SEALs auf der Sturmbahn fühlen. 

Da ich ein 1-EUR-Stück dabei hatte, war ich dem Frische-Tempel mit Musik schon sehr nahe. Ein anderer Reisender fummelte an der Tür des WC‘s für Behinderte Menschen, was fairerweise noch vor dem Drehkreuz seine entlastende Dienste anbietet. Nun ja, die Tür war aber verschlossen und es eilte eine Klo-Frau (?) … Sanitärservice-Fachangestellte (?) heran und schaute den Reisenden fragend an. Der wiederum machte mit Händen und Füßen deutlich, dass er doch gern auf diese Toilette wolle. Ob er dafür nun die nötige körperliche Einschränkung mitbrachte, war nicht zu erkennen.

Also entwickelte sich folgender Dialog:

  • Reisender: „Can I …“ und zeigte dabei auf die Tür.
  • Sanitärservice-Fachangestellte: „Na‘n Schwääärbehindatnausweis!“ und streckte die Hand aus.
  • Reisender: „I have a problem!“ und zeigte auf sein Bein.
  • Sanitärservice-Fachangestellte: „Ja, Probleme hab ick och“

Na immerhin … verstand sie etwas Englisch 😉

478) Screenschrott 5 – Nepper, Schlepper, Fehlerfänger

Das Wetter ist heut‘ nicht so pralle, also beschließe ich, mein Handy mal von ein paar Screenshots zu befreien und die der Allgemeinheit zu „schenken“. Hier habt‘ da …

Also ganz blöd, stelle ich mich mit Technik ja eigentlich nicht an, bildet sie doch das Fundament für den Erwerb meiner Brötchen. Die folgende Meldung hatte ich mehrfach gelesen und … nicht kapiert. Vielleicht sollte ich noch mal umschulen, die IT wird mir vielleicht langsam zu komplex.

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Bei UPS ist man super-transparent. Man teilt nicht nur mit, wann die Lieferung bereitgestellt wird, sondern auch wann der Liefertermin bereitgestellt wird. Ich wäre für eine zusätzliche App, die die Information bereitstellt, wann die App zur Sendungsverfolgung den Liefertermin bereitstellt, an dem dann meine Bestellung bereitgestellt wird, damit ich mich dann voll darauf einstellen kann und entsprechende Türöffner-Kapazitäten bereitstellen kann.

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Beim Verfolgen meines Paketes, bekam ich dann allerdings wirklich Verfolgungsängste. Ist die Deutsche Sprache wirklich so arm an Worten, dass ich mir vorkomme, wie beim Passieren eines Kontrollpunkts. Wie beim Geheimdienst?

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Der große Gemüseladen aus Palo Alto muss die Smartphones updaten lassen, weil die Smilies mit den „schiebenden Händen“ nur hellhäutig. Ach du meine Güte, dass geht ja nun gar nicht. Da war bestimmt teuer und derjenige, der den Tycoon verklagt hat, hat vielleicht ein ordentliches Sümmchen erstritten. Aber nun sind die Hauttonvariationen nicht mal in allen Regionen verfügbar. Das geht so nicht. Das ist diskriminierend!

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Die folgende Nachricht habt ihr bestimmt auch bekommen, oder? Ja, ist billig und schlecht gemacht, aber solche Aktionen macht man auch nicht nur weil einem langweilig ist. Jemand verdient sein Geld damit, offensichtlich. Und das lohnt sich nur, wenn genügend User den Anweisungen folgen. Das macht mir noch mehr Sorgen. Ich war kurz davor zu Antworten: „Mama, Nummer und WhatApp“ schreibt man immer noch groß, das Komma ist auch an der falschen Stelle. Und um 02:41 da schlaf‘ ich für gewöhnlich, mein Kind! Außerdem … ich bin dein Vater!

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Die nächste Nachricht, lädt zu zusätzlichem Brötchenerweb ein. 700 Scheine für Nebenbei-Klick-Work am Tag, klingt ja schon verlockend. Und es gibt „keine akademischen Qualifikationsbeschränkungen“, na da bin ich ja beruhigt. Jeder Honk kann das machen, sogar jeder Nobelpreis innehabende Astro-Physiker.

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So … ich klicke mich jetzt mal raus hier.
Klick

—> 478) Screenschrott 5 – Nepper, Schlepper, Fehlerfänger

76) Wenn ick sage aussteigen, dann meine ick aussteigen

Heute hat es mich mal in die City getrieben. Etwas für den Einzelhandel tun, das BIP stärken. Gegen 12:00 ging es los und wir tingelten durch einige Geschäfte. Leider konnten wir nicht alles von der Liste abarbeiten, es ist halt „Einzelhandel“, nicht „Alleshandel“. Dafür hatte ich fünf Stunden Zeit, die Berliner Innenstadt zu „erleben“, was durchaus mal eine Abwechslung ist und für mich als humanressourcender Höhlen-Worker ein echtes Erlebnis war. Höhepunkt des Tages war sicher ein Tram-Fahrer der Linie M4 kurz vor 17:00 Uhr. Wir stiegen am Hackeschen Markt in die Bahn ein, ein Kinderspiel, Zielgerade, wohl bekanntes Scenario, würde ich besoffen mit verbunden Augen und Kopfhörern meistern. Aber die Bahn fuhr nur einige Meter.

Dann folgte eine weibliche Stimme vom Band:

  • „Dim – Düm -Dim … sehr geehrte Fahrgäste … wir müssen ihnen mitteilen, dass … knorcks … rausch … knister … wegen eines technischen … knack … bitte … Station … raschel … viel zu leise … was sagt die da? … aussteigen … bitten … Verständnis.
  • Achseln Zucken. Wir bleiben erst mal hier sitzen. Die Berliner Art eben, mit so etwas umzugehen.

An der nächsten Station sprach dann der Tram-Fahrer übers Micro:

  • „Nuschel … bitte … nuschel …alle … ins Brötchen beißend … aussteigen … dieser Zug … mampf … hier.
  • Die Einheimischen standen auf, verließen die Tram und stellten sich artig an der Bahnsteigkante auf.
  • Dann wieder der Tram-Fahrer: „Ich wiederhole … bitte … allet aussteijen, dieser … endet … hier. Zwei Fahrgäste blieben sitzen. Eine ältere Dame und eine junge Asiatin.
  • Ich wedelte von draußen mit den Händen, versuchte der Asiatin klarzumachen, dass sie rauskommen soll. What? Me? Why?
  • Der Tram-Fahrer öffnete die Tür und brummelte über seine Schulter: „Wenn ick sage aussteijen, dann mein ich auch aussteigen. Wat is‘n daran so schwer?“.

Dann konnte ich mich nicht zurückhalten:

  • Ich: „Vielleicht sagen sie das auch mal auf englisch, dann würden die das auch verstehen.“
  • Tram-Fahrer: „Wat? Ja wo sind wir denn hia?“
  • Ich: „In einem Touristen-Hotspot?“
  • Tram-Fahrer: „Ick hör‘ ja wohl nich‘ richtig … brabbel … brubbel … mecker.“

Die Damen stiegen aus, ich entschuldigte mich für diesen Vollhonk. „Sorry … this train … defect … you know … just wait here … this guy … gaga … I‘m sorry … next tram should come … in 3 minutes.“

Er bekam Signal, schloß seine blöde Tür und musste anfahren, um die nachfolgenden Bahnen nicht aufzuhalten.

Was fürn Arsch.

Welcome to the hippe Hauptstadt!

PS: Streitdialog mit dem Tram-Fahrer aus dem Gedächtnis nachempfunden und etwas ausgeschmückt

460) Kein Anruf unter dieser Nummer

Letzten Mittwoch, fiel mir auf, dass ich mein Dienst-Handy schon lange nicht mehr gesehen habe. Mit schlechtem Gewissen begann ich mit dem Suchen und bald wurde mir klar, dass das Telefon gar nicht verschollen war, sondern am Boden des Rucksacks lag, den ich Kanada nutzte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir aber bereits schon wieder 10 Tage zurück in Berlin. Kein Schwein hat in den 10 Tagen angerufen. Keiner hat es vermisst. Ich schon gar nicht, ich hasse „kalte“ Anrufe und ich finde es mittlerweile auch übergriffig, wenn mich jemand aus dem Arbeitsumfeld ohne Vorwarnung anruft. Genauso wenig mag ich irgendwo anrufen. Meine erste Wahl, ist wenn möglich, immer ein Online-Weg.

Ich nutze das Dienst-Handy durchaus, aber eben als kleinen Computer, nicht als „Telefon“ nur um mit anderen zu sprechen. Von mir aus können die Hersteller die Telefon-Funktion da gern ausbauen 😉

Sorry Mr. Bell und Kollegen, eure Erfindung war großartig, aber nun gut 150 Jahre später, wage ich mal die Prognose, dass klassische Anrufe über Telefonnetz / Mobilfunk irgendwann wieder aussterben.

Natürlich habe ich das Telefon wieder aufgeladen und auf meinen Schreibtisch gelegt. Ich sollte ja schließlich erreichbar sein. Gehört sich ja so. Kann ja mal was sein. Seit dem tut es nichts und ich musste an mein erstes Handy ca. 1997 denken. Ein S6 der Firma Siemens, welches ich voller Bewunderung aus der Verpackung nahm, erst einmal mit Strom versorgte und dann auf den Tisch legte, um zu beobachten, wie es „nichts“ tat.

Hier nachzulesen >Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 4

455) Mit Zettel und Stift 11

Kurz vor dem Urlaub möchte ich noch mein schlaues Telefon von Deutschem Zettel-, Schilder-, und Beschriftungswahn befreien. Die Deutschen sind vielleicht nicht die Erfinder der Schrift, aber sie sind Erfinder der Vorschrift, Abschrift und Beschriftung. Und wenn es keine Zettel und kein Stifte mehr gibt (Engpässe, Lieferkette, usw … ihr wisst schon) dann sprayed der Deutsche sein Anliegen an die nächste Häuserwand.

Eigentlich ein Wunder, dass kaum Autos besprayed sind, aber hier zeigt sich die deutsche Seele. Fremde Wände, S-Bahn und Wartehäuschen, kann man zukleistern, aber ein Auto …., das tut man nicht. Das beschriftet man ordentlich.

Fangen wir an, mit den Fundstücken der letzten Monate:

Zunächst das Titelbild aufgenommen in München, bei dem Herrn Lindner wohl die Kinnlade auf den Boxster knallen würde, wenn er das sieht.

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Weiter gehts mit dem schnuffigen Schweinchen, das auf einem PETA-Plaket an der S-Bahn für den Start ins vegane Leben wirbt. Sorry, aber ich musste das bringen. Gestern Abend gab‘s Salat zum Ausgleich.

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Die „berühmte“ Schulden-Uhr an der Berliner Spree ist außer Betrieb. Immerhin haben wir somit unsere Schulden auf Null reduziert. Also entweder ist der Strom ausgegangen, die Anzahl der digitalen Zeichen hat nicht mehr gereicht oder das Ding gibt es jetzt nur noch online.

Beim nächsten Bild muss ich gar nicht viel sagen. Der Schreiberling hat meine volle Unterstützung

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Der hier hat auch Recht. Ich habe ja nix gegen Vögel, habe aber auch noch nie verstanden, warum Menschen die Tauben in der Stadt füttern. Ich rede jetzt mal nicht von -20°C im Winter sondern immer. Aber der Ton im Kiez ist sehr freundlich, oder? Bitte. Danke.

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Beim nächsten Bild habe ich verstanden, warum die Gerichte ewig ausgebucht sind.

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Der „Duft-und Behindertengarten“ (was für ein Name in diesen Zeiten) wurde um einem weiteren Schild ergänzt. „Hunde mitnehmen verboten.“ Wie jetzt? Mit rein? Mit raus? Auf den Armen oder auf deren Füßen? Zum hier essen oder zum Mitnehmen?

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Dinos are back in town! Live und umwerfend realistisch. In Prenzlauer Berg geht halt alles. Nur bei den Öffnungszeiten bin ich ausgestiegen. Na ja, Personalmangel überall.

Und nun noch mal das leide Thema Wohnen. Während die einen einfach „alles“ aufkaufen was es noch gibt, legen die anderen 2 Scheine Belohnung auf den Tisch und der nette Senad hilft dann beim Ausräumen.

Was soll das werden, wenn es fertig ist? Ein Kreuzworträtsel? Eine Partie Scrabble?

Ich freue mich auf eine längere Berlin-Pause …

453) Jenseits der Maschinen (3) – Präsenz

Reisen wir mal ein Jahr in die Zukunft, da bin ich mir ziemlich sicher, dass ChatGPT in die gängigen Software-Produkte integriert ist. Ein ganz normales Feature, so wie die Rechtschreibprüfung und Auto-Korrektur. Sei es in Word, Excel, Outlook oder in WhatsApp, Threema. Überall. Da habe ich überhaupt keine Zweifel, können wir uns gern auf Termin legen und dann schauen wir mal. Vermutlich kommt das sogar eher.

Dann werden wir immer häufiger mit ausschweifenden Nachrichten unserer Vorgesetzten und Geschäftspartner zu tun haben oder mit Ehegatten, die plötzlich so schreiben wie Goethe oder Shakespeare. Leute, die sonst mit Blümchen geizen, (so wie ich ;-)), werden uns mit Wortschwallen beschäftigen und es wird uns eine Mühe sein, den Kern der Botschaft herauszulesen. Danke Belana Hermine für den Trigger.

Was macht das dann mit uns?

  • Genießen wir es einfach und freuen uns über so viel Wortakrobatik und sprachliche Gewandheit?
  • Fühlen wir uns verarscht, weil das, was Schätzchen oder Chefchen da schreiben, überhaupt nicht in deren Herzen stattfindet, sondern nur mittels GenAI generiert wurde?
  • Verdrehen wir die Augen und lassen die Nachricht selber wieder durch GenAI zusammenfassen und all das unnötige Geblubber wegprompten?
  • Oder klären die Bots das einfach untereinander und informieren uns, wie die Geschichte ausgegangen ist?
  • Und was, wenn Schätzen, sich wirklich viel Mühe gegeben hat und den Liebesbrief nach Abendstudium von Literatur & Lyrik wirklich selber verfasst hat? Wird der überhaupt noch registriert? Wie kann der noch auf sich aufmerksam machen? Unten auf der Straße vor dem Balkon singen? Das macht ja dann wohl die SingAI. Was Nettes kochen? Das macht die CookAI. Sie ins Kino ausführen? Schon besetzt durch CineAI. Bisschen Kuscheln? Macht schon HugAI.

Oh je, ich ahne Schlimmes … da wächst keiner mehr nach, der meine Rente finanziert. Ab in die Verwahranstalt zur CareAI. Wir sehen uns dort.

<—Jenseits der Maschinen (2) – Konversation

451) Jenseits der Maschinen (2) – Konversation

Neulich hatte ich mal wieder mit Belana Hermine geschnattert, es ging um die  Herausforderungen beim zielgerichteten „prompten“ mit ChatGPT. Umso mehr ich mit ChatGPT zu tun habe, umso mehr stelle ich fest, wie aufwändig und knifflig es sein kann, die Maschine in den richtigen Kontext zu versetzen und zu verklickern, was ich eigentlich will.

Nicht umsonst entwickelt sich mit Prompt-Engineering gerade ein wohl-dotiertes Berufsfeld.

Mein Kommentar bei Belana Hermine schloss ich dann ab mit …

„Konversation ist anstrengend, was für eine Erkenntnis. Ich bin mal gespannt, wie es da Konversationsverhalten unter uns Menschen verändert“.

Und genau darüber habe ich im Nachgang etwas nachgedacht:

Wie wird wohl ein Prompt-Engineer, der den ganzen Tag nichts anderes macht, künftig seine Frau z.B. beim Frühstück ansprechen?

Fragt er sie eher konventionell: 

„Kannst du mal bitte schauen, wie das Wetter wird?“
Und erwartet dabei eine Antwort a la: „Ja, laut Wetter-App wird das eigentlich ganz nett, so um die 20°C, nachmittags ein paar Wolken, ideal zum Radeln, sollten uns aber vielleicht besser eine dünne Jacke mitnehmen.

Oder prompted er sie eher an: 

Neuer Chat
Zusammengefasste Einschätzung zum Wetter 23.06.23, im Berliner Süden,
brauche eine Durchschnittstemperatur über den Tag,
und Wolkensituation am Nachmittag,

und Empfehlung zur sportlichen Freizeitgestaltung,
und passenden Kleidungsstücken,
nur auf Basis vorliegender Fakten antworten,
nichts dazu dichten,
und kurz fassen.

Enter
(…Schatz)

Weitere Beispiele lassen sich tausende finden, wo Menschen heute mit wenigen Worten kommunizieren, sich „automatisch“ zu verstehen glauben und mit dem Ergebnis zufrieden sind … oder eben auch scheitern. Weil sie vollends aneinander vorbeireden. Weil sie Dinge im Kopf haben, die der andere in dem Moment noch nicht weiß. Weil es nun mal das bekannte Sender-Empfänger-Problem gibt. In der Familie, im Job, im Freundeskreis. Überall. Nicht dass ich das schon vorher wußte, aber beim Prompten wird das erst richtig sichtbar. 

Tja, wie wird das wohl mal werden? Sprechen wir untereinander irgendwann wie mit GenAI-Bots und treiben den Gesprächspartner zur Weißglut? Glaube ich nicht, dazu sind wir vermutlich viel zu faul. Aber es schärft unsere Sinne, was für gute Konversation eigentlich nötig ist und wie ein Gespräch zu gestalten ist, wenn man am Ende ein Ergebnis bei herauskommen soll.

Spannend, spannend.

Eigentlich wäre das was für Loriot 😉

<— Jenseits der Maschinen (1) – Sprache

> Jenseits der Maschinen (3) – Präsenz