125) Postkarte aus Berlin … drinnen und draußen

Berlin im Juni ist großartig. Angenehme Temperaturen, alles schön grün … und die Leute … nun ja … sind halt so. Berlin bleibt doch Berlin.

Am Freitagabend noch, ging es zu Fuß durch die „City-Ost“.

Unter den Linden spuckte uns die U-Bahn aus und es war erfreulich wenig los.

vorbei an Russischer Botschaft und Hotel Adlon aufs Brandenburger Tor zu … und ich muss sagen, an der Stelle wo früher ein Geländer und darauf hinwies, jetzt mal besser nicht weiterzugehen … macht das jedes Mal was mit mir.

Weiter ging es auf die „Wiese“ vor dem Bundestag. Da standen zwar viele Leute, aber ein paar Schnappschüsse in der Abendsonne gelangen trotzdem.

Viele Menschen hatten sich versammelt haben, denn das Reichstagsgebäude sollte erneut „verhüllt“ werden, rein virtuell mit einer Lichtinstallation. 30 Jahre ist das schon her … Schluck. Und nun seht euch all die Handy-Displays an.

Am Samstag fuhren wir nach „janz weit draußen“ … in den Stadtteil Köpenik. Von dort ging es drei Stunden feucht-fröhlich per Schiffchen um die Müggel-Berge.

… und endete in zünftig-Berliner Kneipe mit Molle, Kassler und Buletten und trationellem Liedgut.

Schön, dass es so etwas noch gibt.

Danke für den tollen Tag.

Solang noch “Untern Linden”
Die alten Bäume blühn,
kann nichts uns überwinden.
Berlin bleibt doch Berlin

309) Und bring‘ Senf mit, wenn‘s gibt

Liebe Heike, ich schreibe dir mal besser wieder Briefe, denn der Strom für e-Mail und WotsÄpp ist so teuer geworden. Der Sprit ja auch. In Köpenick wird sogar der Senf knapp. Was is‘ hier nur los? Haben die Unioner zu viel Stadionwurst gegrillt? Oder sind die Russen schon wieder über die Oder?

Also Heike, bring‘ bitte Senf mit, wenn‘s gibt. Gerne auch gleich mehr. Am liebsten den mit dem orangen Deckel, den extra scharfen aus Bautzen. Aber is’ eigentlich auch egal. Kann auch der aus dem Westen sein. Hauptsache Senf, weißt du?

Wir könnten euch dafür Mehl abgeben. Aber nur das dunkle Mehl, so Bio-Zeug halt. War sauteuer, aber besser als nix, weißt ja. So eigenartige Spaghetti aus Dinkel gab’s auch noch, ganz hinten im Regal, für 4,50 EUR die Packung. Essen eure Kinder so was? Kannst ja viel weiße Sauce drauf machen und alte Wurst anbraten, dann merken die das gar nicht, oder meinst du etwas doch? Käse gibt‘s durchaus noch. Habe ich selber gesehen. Nix aus Holland, aber Käse von hier. Besser als nichts. Musst‘ du halt den Rand abschneiden, aber dann kann man den noch essen. Geht schon.

Is’ ja wie im Osten oder? Aber damals hatte sich halt die Ilse drum gekümmert. Die hatte ja Zeit zum Anstehen, so als Frührentnerin. Die konnte stundenlang vor dem Fernseh-und Radiogeschäft warten und dann halt vier Farbfernseher kaufen, wenn‘s welche gab. An Fernsehern fehlt‘s jetz‘ nich‘ mehr, wir haben in jedem Zimmer so ein flaches Ding aus China stehen. Aber die kann man halt nich‘ essen.

Oder erinnerst du dich noch an diese Schaumdinger mit Schokoladenguss drüber … ja genau … diese „Negerküsse“. Soll man heute nich‘ mehr sagen, schon klar. Aber wenn sie eine Stiege davon ergatterte, dann fuhr sie von Pankow nach Hohenschönhausen und Prenzlauer Berg, um die halbwegs heil unter den Enkeln zu verteilen. Und selbst wenn die schon matsch waren, haben sich die Kinder gefreut. Immer.

Ach und wenn‘s bei Kohli‘s Gemüseladen mal Erdbeeren gab, da wuchs die Familie schnell mal an, weil es nur einen Korb pro Haushalt gab. Aber den Anstehkindern haben sie halt auch oft die vergammelten Erdbeeren angedreht oder die Kirschen mit Viehzeug drinne. Weißt‘ de noch? Zuteilung! Dit‘ is‘ hier wie früha‘ auf einmal.

Ich glaube, wenn dein Torsten meinen Heinz ganz nett fragt, nimmt er ihn bestimmt mal in seine Garage mit. Der hat da so viele Schrauben, Nägel und Maschinen. Echt gute Qualität. Der leiht die dem Torsten bestimmt mal aus. Für eine Kiste Export-Bier. Aber der Heinz mag auch ganz dolle Rhabarberkuchen, aber dazu müsstest du irgendwie an weißes Mehl rankommen, das dunkle Mehl, das isst der nich‘. Kennst ja den Heinz, da ist der sehr eigen mit so neumodischem Zeugs.

Tja; so isses‘ wohl wieder 😉

Liebe Anke, danke für die Inspiration.

https://tuttopaletti.com/2022/04/07/sag-dich-schickt-antonio/