107) Zölle nach Augenmaß!

Die „alte“ kommt wohl in die Jahre. Schrammen, Geräusche, Verkalkung, erste Anzeichen von Inkontinenz. Also muss sie getauscht werden. Schnell war eine neue bestellt, ähnliche Bauart, deutlich jünger und etwas schlanker. Mitte der Woche wurde die Mischbatterie dann geliefert. 

Heute vollzog ich dann erste Versuche, die „neue“ in die familiäre Einbauküche zu integrieren. Bereits 13:00 Uhr begonnen, um noch bei Tageslicht zum Ende zu kommen, musste ich dazu zunächst die Frontplatte des Spülschranks entfernen, was für eine Fummelei, scheiße … ritsch … Daumen weh getan …. meine Güte … gib mir Maus und Tastatur … und eine andere Aufgabe bitte!

Dann galt es, auf dem Rücken krabbelnd in dem Unterschrank zu verschwinden, um die „alte“ mal von unten zu inspizieren. Ich nahm das Handy mit, um Bilder mit Blitzlicht von ihr zu machen und stellte mit Grauen fest, dass sie sich an einem riesigen, sechskantigem Überwurf-Dings-Bums festhielt. Also marschierte ich in den Keller, nach einem passenden Maulschlüssel suchen. Aber Fehlanzeige, so einen „Großen“ habe ich nun mal nicht … keine Kommentare bitte … . Eine Rohrzange hätte ich da noch … aber mit so etwas grobem, wollte ich der „alten“ nun auch nicht zu Leibe rücken.

Der Baumarkt des Vertrauens hat „aus Gründen“ an Sonntagen natürlich geschlossen, also kroch ich wieder in den Schrank, um wenigstens die Zeit nutzen, die Größe des nötigen Bestecks zu ermitteln.

Und flugs die KI befragt:

„Die Maulschlüssel-Größe entspricht dem Abstand zwischen zwei gegenüberliegenden, parallelen Flächen der Mutter (→ Schlüsselweite / SW).“

Man du Schlaumeier aus dem Silicon Valley, da kommt ich überhaupt nicht dran, um das auszumessen! Nicht mal ein Gynäkologe könnte das da vermessen!

Besorg mir eine andere Formel, aber flott, in zwei Stunden wird es dunkel!

„Selbstverständlich kein Problem … „Schlüsselweite (SW) = Eckenmaß ÷ 1,155“ … damit müsstest du die Größe des Schraubenschlüssel berechnen können.“

Eckenmaß? , vergiss es „Chatti“ Ich kann maximal eine Kantenlänge vermessen … vielleicht 20 mm … plus … minus … und mein Rücken tut mir schon weh. Mach hinne, Mensch!

„Kein Problem, hier eine andere Möglichkeit, die Schlüsselweite über die Seitenlänge zu berechnen: Schlüsselweite =  Seitenlänge × √3.“

Man, die Abiturientin ist außer Landes … der Stammhalter büffelt für Politik & Geschichte … ich liege hier im Spülschrank und Arbeiten über Kopf sind nun wirklich nicht mein Ding!

Also Abbruch, Escape, CTRL+Z, ALT+F4, die „alte“ muss es noch eine Woche machen, ich probiere es nächsten Samstag wieder, die „neue“ ans Laufen zu bringen.

Fortsetzung nicht ausgeschlossen …

96) Blumenvasen-Domino zum Dinner (mit Kotzegeruch)

Die hiesige Ministerin für Familie, Kultur und Außenbeziehungen diniert aushäusig bei einer anderen netten Ministerin.

Der Minister für Finanzen, Wirtschaft, Infrastruktur und Verteidigung (Neu) hat für heute das Kommando.

Er ruft die Schutzbefohlenen punkt 18:30 Uhr zu Tisch. „Kinnaaaas … Essööööööööööön!“

„Ja -haaaahh!!“, ruft die Vorsitzende der Jugendorganisation.

„Glei-eii-cchh“, folgt der Stammhalter, zweimal und noch einmal… .

„Jeeeetz-öööööö“ ruft der Minister mit Nachdruck.

Die Nachwuchskräfte schlurfen an die Tafel, der Minister hat reichhaltig gedeckt.

Zwei Blumengebinde, (von wem sind die eigentlich?), werden dem Stammhalter gegenübergestellt. Dann hat er es schön grün und da sitzt ja auch niemand heute.

Die Talente schieben die angerichteten Kalorien in den jeweiligen Schlund.

Der Minister erwartet Fakten. „Wie war‘s heute? Klemmts irgendwo? Was läuft heut‘ noch?

Die Jugend berichtet gut vorbereitet und detailversessen: „ok“, „nö“, „ mal sehen“.

Um dem Geschehen etwas mehr Dynamik zu verleihen, bittet der Minister den Stammhalter, sich doch bitte mal gerade hinzusetzen und den Stuhl an den Tisch zu schieben.

Der Stammhalter beginnt das Manöver, dann ging alles ganz schnell.

Der Minister sagt zwar noch „…aber pass auf die Blu…“ und die Jugend-Vorsitzende greift in Richtung der Vasen, um die Katastrophe zu verhindern.

Aber Flieh-und Schwerkraft arbeiten zuverlässig, eine Vase kippelt, rempelt die zweite an, die sich dann samt Grünzeug auf freiem Polstermöbel und Holzboden ergießt.

„Lappööööööööööööööööön!“, ruft der Minister … und alle Anwesenden wissen, dass das der neuralgische Punkt des Chefs ist. Wasser auf Parkett. Unkontrolliert. Das kann der nun gar nicht haben. Der Stammhalter geht sofort auf Tauchstation und tupft was und womit er kann, die Jugend-Vorsitzende organisiert saugfähiges Material aus dem Ost-Flügel der Residenz.

Der Stammhalter wischt auf allen Vieren und muss feststellen, dass der Geruch des Blumenwassers, doch schon ganz doll an erbrochenen Mageninhalt erinnert und beginnt zu würgen …

Was lernen wir daraus?
Never touch an eating System,
lasst euren Nachwuchs sitzen, wie sie wollen!

Prost 😉

84) Nur mal eben kurz

Kommen wir mal wieder zu den Widrigkeiten des Alltags. Es gibt so Dinge, die tut man (… zumindest ich), obwohl man weiß, dass das nicht gut ausgeht. Weil man es ja auch nicht zum ersten Mal macht und es schon mehrere Male schief gegangen ist.

  • Zum Beispiel zieht man mit einer Hand ein Schublade auf, in der zweiten Hand hat man … sagen wir mal … ein Portemonnaie. Dann benötigt man für das, was man aus der Schublade angeln aber beide Hände und deshalb legt man das Portemonnaie nur mal eben kurz in der Schublade ab. In diesem klitzekleinen Moment ahnt man schon, wie die Geschichte ausgeht. 
  • Selbiges Naturschauspiel erlebt man auch ganz wunderbar, wenn man den Auto-Schlüssel nur mal eben kurz im Kofferraum ablegt. Wenn man dann ratlos auf das Zündschloss blickt, ist der Suchradius dann dankenswerterweise sehr überschaubar.
  • Oder das riskante „Nach-Toasten“. Sagen wir mal ein WG-Mitglied hat den Bräunungsgrad des Toasters von 3 auf 2 heruntergedreht, was dann dazu führt, dass mein Toast definitiv zu blass wird. Gut, kein Problem, ich kann die Toast-Taste ja noch mal runterdrücken. Nur ganz kurz. Aber ich weiß, dass wird rabenschwarz enden. Also nehme ich mir vor, vor dem Toaster stehen zu bleiben und mich bloß keinen Meter zu bewegen. Aber dort einfach nur dumm herumzustehen und auf den Toaster zu glotzen, dass ist ja nun auch höchst ineffizient. Also gehe ich „nur mal eben kurz“ in den Nachbarraum …

Aber ich bin bestimmt nicht der Einzige auf dem Planeten, dem das so geht … oder etwa doch???

 

80) Viel Lärm um nix Rauch

Es gibt da so ein paar Dinge im Alltag, die können für pure Verzweiflung sorgen, wenn sie sich dem Ende neigen … oder unvermittelt … einfach … „alle“ sind.

Anführer der Liste dürfte das Klo-Papier sein, aber auch auch das letzte Blatt >Küchenpapier sorgt für Blutdruck, wenn sich gerade ein Glas voll Milch oder Wein auf der Couch verteilt. Was mich auch auf die Palme bringen kann, sind >Tacker-Nadeln, die just in dem Moment fehlen wenn man eigentlich nur noch eine einzige benötigt, um die Aufgabe abzuschließen.

Unter den Top 5 sind bei mir auch Rauchmelder, die sich am liebsten Nachts mit zaghaftem „Piep“ melden. Erst hofft man, das gibt sich wieder, aber bereits in dem Moment weiß man eigentlich, dass sich da gar nichts von allein wieder gibt. Genau wie Zahnschmerzen. Die kommen um zu bleiben. Und werden immer lauter. 

Tja und dann kann man eigentlich nur einen Hocker oder Stuhl hohlen und bei Dunkelheit an der Zimmerdecke herumfummeln. Soll ja keiner weiter wach werden. Möchte nicht wissen, wieviele Unfälle sich ereignen, wenn wir Dinge reparieren, die eigentlich dafür gemacht sind, größere Schäden abzuwenden.

Nun hatte ich neulich dummerweise einen Rauchmelder an der Decke, deren Batterie man gar nicht rausnehmen konnte. Wohin mit dem piependen Ding Nachts um halb drei? In den Kühlschrank? Auf die Terrasse? Dann würde der Kiez mich hassen. Also den Werkzeugkasten holen und mit einem Hammer drauf eindreschen. Oder mit dem Steak-Klopfer. Und dann mit kalten Füßen wieder in der Schlaf finden. Hate!

Letzten Freitag dann der Höhepunkt der Woche. Der Nachbar von der „Datscha“ rief 16:30 Uhr an, dass alle Anwohner drumherum durchdrehen, weil es bei uns in der Hütte piept wie Sau. Also gurkte ich im Wochenendverkehr da raus, über eine Stunde hat’s gedauert und dann wieder zurück. Nur um den piependen Quälgeist zu finden und die Batterie zu ziehen. 

Denn der Rauchmelder hatte Rauch gewittert und meldete das stundenlang, piepte im Stakkato den halben Landkreis zusammen. Die Batterie strotzte dabei vor Ausdauer und ich hatte noch den ganzen Abend einen Piep … im Kopf.

316) Von der Rolle – Teil 3

„Feel Spaß beim Putzen!“ versprach die Zeitungsbeilage neulich und stellte die neuesten Trends in der Wisch-und Saugtechnik vor. 

Also so etwas mag ich ja, ganz besonders die Photos 😉

Bild 1: Ein Hipster in weißen Sneakers und hochgekrempelten Chinos steht am Fuße einer Holztreppe, hält einen Akku-Sauger in der rechten Hand und grinst.

Gibt’sn da zu Grinsen? Ich kenne keinen Kerl der grinst, wenn er einen Staubsauger in der Hand hat. Freut der sich, weil der Akku gleich leer ist? Und warum hat der überhaupt noch Schuhe an? Botten aus du Pottsau!

Bild 2: Leicht ergrautes Paar, er steht grinsend hinter ihr und hält einen Akku-Saugwischer in der Hand, sie schaut etwas skeptisch auf das Teil herab und hebt einen Stuhl an, damit der Jürgen da besser akku-saugwischen kann.

Schau mal Biggi, mit diesem Akku-Saugwischer, fällt dir das Akku-Saugwischen jetzt viel leichter und schont deinen Rücken.

Bild 3: Ein Mädchen vom Typ Greta steht draußen vor dem Fenster und beisst sich auf die Zunge während sie mit einem elektrischen Fensterreiniger das Glas reinigt. Hinter ihr steht der Papa, stolz wie Oskar und lutscht an einer Eiswaffel.

Typisch Mann! Lässt die eigene Tochter mit diesem schweren Apparillo schuften. Sollte das Kind nicht lieber Hausaufgaben machen, um dann chancengleich mit den besten Noten in den gleichberechtigten Arbeitsmarkt einzutreten?

Bild 4: Eine Mutti (auch in weißen Sneakers … gähn) steht in der Küche und fuchtelt mit einem Saugwischer herum. Auf der Arbeitsplatte steht eine Schüssel mit zerkloppten Eiern, daneben ein paar Eierschalen. Vermutlich ist ihr ein Ei abgestürzt und auf die weißen Fliesen geklatscht.

Und weil das ja so widerlich zum Anfassen ist, ist sie halt zum Hauswirtschaftsraum gelaufen und hat dieses 1000-Euro-Technikwunder herangerollt, ein frisches Wischblatt draufgezogen, um das Ei aufzuwischen? Wollen die mich verarschen?

Bild 5: Papa mit Lockenkopf hebt die Kissen des Sofas an und bearbeitet das Möbel mit einer Elektro-Polsterbürste. Auf dem Sofa macht sich ein weißer Idefix breit, der Lockenkopf wirkt dabei etwas gestresst.

Aber Moment mal, ist das nicht der Papa aus Bild 3, dessen Tochter die Fenster putzten musste, während er sich ein Eis reingezogen hat. Tja, du alter weißer Mann, da hat dir die neue Generation aber wohl gezeigt, wo die Polsterbürste hängt!

Bild 6: Mutti sitzt auf einem Sessel, hat die Füße hochgelegt, ein Buch liegt auf ihrem Schoß und sie hält ein Handy in der Hand. Typisch Frau. Unter dem Sessel dreht ein Saugroboter seine Runden, Mutti wirkt ganz verzückt, erleichtert … gar glücklich.

Na gut. Ausnahmsweise. Heute ist ja Muttertag, da darf sie sich mal etwas verwöhnen lassen, aber morgen … morgen … ist dann gefälligst wieder alles ganz normal.

PS: Ich sollte mir auch mal ein paar weiße Sneakers für die Wohnung zulegen. Das trägt man wohl heute so.

Andere Beiträge zum Thema:

205) Von der Rolle – Teil 2

Heute früh, fiel mir eine Zeitungsbeilage eines Küchenherstellers in die Hand. Nach dem oberflächlichen Durchblättern kribbelte es in meinen Fingerspitzen und ich hatte große Lust, einen zweiten Teil zu „Von der Rolle“ zu schreiben.

Von der Rolle – Teil 1 entstand im September 2020 und kam ganz gut an.

Also los geht‘s:

Seite 1: Typ in Business-Hemd und Kaschmir-Pullover kippt grinsend Essig auf einen tiefen Teller. Die Backofen-Uhr zeigt 12:30 Uhr.
Soll das etwa ein Homeoffice-Lunch darstellen? Ich habe ja schon viele Co-Worker in ihren Office-Höhlen gesehen, aber keiner trug Hemd und Pullover und keiner grinste, wenn es Salat mit Öl gab.

Seite 2: Lady im lachsfarbenen Pulli blättert im Kochbuch, im Ofen liegt ein Brot. Neben der Kochinsel steht ein Beistelltisch, darauf steht ein Laptop. Ah schon wieder Homeoffice.
Nee. Auf dem Display erstrahlt Startseite eines Versandhandels. Is‘ ja wieder typisch. Während der Kerl die Firma durch die Krise steuert, hockt sie zu Hause und denkt nur ans Shoppen.

Seite 4: Typ mit Bart und Zopf lehnt an der Arbeitsplatte, hält einen Kaffee in der Hand und lächelt seinem Vierbeiner zu. Zu seinen Füßen ein Fahrrad-Rucksack mit Zeichnungen.
Das muss wohl so ein neuer Wohlstandsgrüner sein. Gibt sich ganz regional mit Hund und Fahrrad, aber auf dem Tresen auf dem Tresen statt ein Obstkorb voller Südfrüchte

Seite 5: Lady mit Hochwasser-Hosen und hohen Absätzen nimmt einen Schneebesen aus der Schublade und lächelt etwas unsichtbares in Bodennähe an.
Kann kein Tier sein, kann kein Kind ein, die Küche sieht aus wie dreimal täglich geputzt. Ihr Göttergatte ist vermutlich Staatssekretär im Gesundheitsministerium und rettet die Nation, während sie mit dem Saugrobotter flirtet.

Seite 6: Junge Mama mit Kleinkind auf dem Arm, schenkt sich ein Glas Wasser ein. Auf dem Küchentisch liegen Laptop, Handy und irgendwelche Skizzen.
Also, wenn das die gestresste Mama sein soll, die Kind und Job unter einen Hut bringen muss, scheint es ihr ja ganz gut zu gehen. Sie lächelt noch über beide Ohren und der Laptop steht verkehrt herum, so kann man gar nicht arbeiten. Aber die über die Lehne geworfene Strickjacke zeugt nun wirklich von Verwahrlosung und Kontrollverlust. Man sollte das Jugendamt rufen.

Seite 8 und 9: Nur Küchen ohne Menschen.
Die Leute sind bestimmt alle systemrelevant und sind daher zur Arbeit gefahren. Aber ganz bei der Sache scheinen sich nicht zu sein, den in allen Backöfen brennt noch Licht.

Seite 10: Typ mit Wuschelkopf, Bart und Holzfäller-Hemd lehnt an Highboard und beobachtet die Aufbackbrötchen im Ofen. Er freut sich riesig und beisst in eine verstrahlte Riesen-Erdbeere. Auf dem Tisch liegt ein Tablet, die Küchenuhr zeigt 10:12 Uhr
Tja, in jeder Krise gibts auch Gewinner. Guten Morgen, schon aufgestanden?

Und sonst so?
Lego-Steine, Socken oder Frühstückskrümel auf dem Boden sucht man vergebens. Es scheint auch nicht nach Fischstäbchen zu riechen, die Fronten sind nicht mit Schoko-Creme* beschmiert und halbleere Kaffee-Tassen stehen auch nirgends herum. Alle Menschen tragen Straßenschuhe in ihren Küchen, sind bestens gekleidet und noch besser gelaunt. Keine Stapel von Schulbüchern auf dem Küchentisch, keine zerknüllten Mathe-Arbeitsblätter und keine angekauten Tinten-Killer. Keiner bockt weil er den Dreisatz nicht kapiert, keiner heult weil es einen Vortrag über die SPD zu schreiben gilt. Apropos Schüler. Wo sind die eigentlich auf den Bildern? Ach die sind bestimmt in ihren voll-equipten Einzelzimmern, sitzen an ihren Workstations und lauschen konzentriert der digitalisierten Lehrerschaft.

Schöne neue Welt.
Noch einen Schluck Soma gefällig?

*) ohne Palmfett natürlich 😉

<— Von der Rolle – Teil 1

–> Von der Rolle – Teil 3

138) Von der Rolle – Teil 1

Wie soll ich den Beitrag nennen? Vielleicht „Rollenbilder“? Oder „Rollenklischees“? Ach ist ja auch Wurscht, kann ich später immer noch entscheiden.

Sarah von https://mutter-und-sohn.blog hat vor kurzem einem Beitrag über antiquierte Rollenbilder veröffentlicht und wir hatten ein paar Kommentare dazu gewechselt. Am Wochenende drauf fiel mir eine Werbebeilage eines Kücheneinrichters in die Hand.

Ich blätterte und wunderte mich:

Seite 1: Eine Frau sitzt mit hohen Hacken gegenüber dem Induktionskochfeld und zeigt ihre hübschen Zähne, der Mann gegenüber gießt ihr ein Glas Wasser ein.
Die Küche bleibt kalt. Laaaaaaangweilig aber na gut, die Küche kostet schlappe 10.000 EUR, da gibts erst mal für längere Zeit nur Wasser.

Seite 2: Ein Mann schneidet Baguette in Scheiben, ihm gegenüber am Tresen steht sein Kumpel mit einem Glas Rotwein in der Hand.
Eine teure Küche kaufen und dann nur „Brot und Wein“ kredenzen. War ja nicht anders zu erwarten. Typisch Mann.

Seite 3: Ein Mann in frischen Jogging-Klamotten hält vier halbe Limetten über einen Mixer. Weitere Limetten liegen griffbereit, aber sonst keine Zutaten.
Was macht der da? Haut der sich jetzt vor dem Joggen einen Caipi rein? Oder wird das ein Vitamin-Drink?

Seite 4: Zwei Pärchen amüsieren sich beim Kochabend. Die zwei Kerle mit Dreitage-Bart freuen sich drollig, ihre Augen glänzen, denn es gibt gleich Essen. Die Dame des Hause hat opulent gekocht, ist aber sonst nur verschwommen von hinten zu sehen, während sie die Teller übers Kochfeld reicht.

Seite 6: Eine Mama sitzt mit zwei Kids am Küchentisch, die Kuschel-Teddies helfen mit, den Salat und Blumenkohl zu schnippeln. Ein Mann ist nicht zu sehen.
Mal wieder typisch, der ist bestimmt beim Fußball.

Seite 8: Die Dame des Hauses trägt superhohe Schuhe und nimmt sich ein Glas aus den oberen Fächern. Wieder kein Kerl weit und breit zu sehen.
Und weil die Dame so „groß“ ist, gibt’s die Arbeitsplatte auch 90 cm hoch.

Seite 9: Das Töchterchen packt Geburtstagsgeschenke aus, Mama holt die Muffins aus dem Backofen und freut sich tierisch. Papa is’ schon wieder weg.
Oder war noch nie da. Schwer zu sagen.

Alles in Allem ein vernichtendes Bild für die Herren. Einerseits schäme ich mich, andererseits fühle ich mich auch diskriminiert! Ich bin weit häufiger in der Küche zu sehen und kann auch mehr, als Wein einschenken. Bei mir gibt‘s mindestens noch Käse dazu 😉

Seite 10: Die Krönung! Ein einsamer Typ steht in einer Single-Einbauküche. In Army-Hose und Schlabber-Pulli lehnt er da am Koch-Möbel und schneidet gedankenversunken eine Zucchini (!) 

Hah! Auf der letzten Seite bringen sie nun den Quoten-Mann. Und der ist so anders. So nett. So weich. Kein Alkohol, kein rohes Fleisch. Sondern Zucchini!!!! 

Da bin ich ja ganz von der Rolle.

—> Von der Rolle – Teil 2

62) Herr Kollege Fliege

Trotz all der großen Themen aktuell, muss auch mal wieder ein kleines Thema her. Wenn auch wirklich ein sehr kleines.

Kaum verpasst man seinem Homeoffice mit einem Apfel oder einer Banane einen gesünderen Eindruck, kann man mit Sicherheit ungebetene Kollegen erwarten. Obstfliegen.

Das sind die nervigsten Homeoffice-Kollegen, die man sich vorstellen kann:

  1. Da hocken sie den ganzen Tag an der Wand, glotzen blöd und tun überhaupt nichts. Das bringt mich auf die Palme. Aber immerhin labern die kein blödes Zeug und trinken den guten Kaffee weg, wie so manche Human-Kollegen.
  2. Die fliegen auch in Zimmer wo gar kein Obst oder Getränk steht. Was wollen die da? Nur mal gucken oder was? Sind das vielleicht kleine Drohnen, die unsere Wohnung ausspionieren?
  3. Ja und voll die Teamsprenger sind das, oder? Überhaupt nicht sozialisiert sitzen sie immer irgendwo allein herum und sagen einfach … nichts. Voll öde. Wo soll man da mit einem Gespräch ansetzen?
  4. Und wie eitel die sind. Am liebsten fliegen die zu den Spiegelschränken im Bad und schauen sich den ganzen Tag selbstverliebt in die eigenen Augen. Wenn ich mich dann mal anschauen mag, fliegen sie herablassend zur Seite, kehren aber gleich wieder auf den Spiegel zurück.
  5. Einzig bei ihrem Stoffwechsel können sie wirklich beachtliche Dinge. Sie können gegen die Schwerkraft ihren Darm … oder was auch immer … an der Zimmerdecke entleeren, ohne dass ihnen ihr Dreck selber in den Schoß fällt. Respekt. Aber es reicht ja, wenn ihr euer Können nur EINMAL demonstriert ihr Angeber!

Welche Aufgabe haben sie im Gesamtgefüge? Wozu sind die Biester gut?

 

<— Weitere Kleinigkeiten mit Schlechte-Laune-Potenzial gibts hier

57) Gib mir den Rest

Bei all dem aktuellen Geschehen um uns herum, kommen die kleinen Widrigkeiten des Alltags zu kurz. Es muss mal wieder sein. Viren, Krankheiten, Konflikte, Öl-Preise, Finanzmärkte und unser Klima haben mal zwei Minuten Pause.

Stattdessen?

Wenn Lebens-oder Verbrauchsmittel verpackt sind, lassen sie sich eigentlich ganz gut befreien, wenn man sie gießen, schütten, schneiden oder stückweise packen kann. Doof wird‘s, wenn sie als Paste, Gel und Creme in Tuben vertrieben werden. Noch doofer, wenn man geneigt ist, auch noch den letzten Rest herauszubekommen.

Jeder hat da so seine eigene Tuben-Technik entwickelt, oder?

  • So manch einer quetscht die Tube mit der vollen Faust. Das wirkt irgendwie infantil, herzlos und brutal.
  • Andere drücken nur das obere Drittel der Tube. Dort ist dann aber bald nichts mehr drin, also muss weiterer Nachschub von unten hochmassiert werden.
  • Echte Verwertungsprofis und Sparfüchse „rollen“ den Inhalt von unten nach oben heraus. Um so enger gewickelt um so besser. Vom Business Case her betrachtet ist das sicher gut, aber man muss aufpassen, dass sich daraus kein Spleen entwickelt 😉

Richtig spannend wird dann das Tuben-Finale:

Denn egal, wie man sich durchs Material arbeitet, es wird ein Rest oben im Kopf der Tube verbleiben. Da hilft’s auch nicht, wenn man die Tube auf den Kopf stellt, schon gar nicht auf den eigenen. Bei Tuben-Köpfen aus Weichplastik (z.B. Zahnpasta) geht das noch ganz gut. Es gibt sie aber auch aus Hartplastik (z.B. Haar-Gel) oder aus Alu (z.B. Tomatenmark) und da kann ich man schon mal schlechte Laune bekommen.

Denn, drückt man dann mit kräftigem Daumen auf den verkanteten Tuben-Kopf, folgt eine Indoor-Eruption die ihresgleichen sucht. Da fliegt das Haar-Gel aufs frisch gebügelte Hemd und die Tomate verteilt sich in der halben Küche. Da kommt Freude auf.

Und so polarisiert die Tube weiterhin. Man kann sie mögen oder hassen. Genauso wie Tuberkulose oder YouTube … was für ein Wortspiel.

PS: sollten Markennamen auf dem Foto erkennbar sein, ist das nicht meine Absicht, sondern Zufall, ich stehe bei denen nicht auf der Gehaltsliste.

So, und jetzt können wir wieder Nachrichten hören.

23) Ohne Worte

Der neue Spüli tat zwar schon Tagen seinen Küchendienst, sah aber noch etwas „roh“ und „industriell“ aus. Ihm fehlten Deckel und Front. Mangels Zeit, hatte ich ihn nur dürftig mit Wasser und Strom versorgt, die komplette Montage in die Einbau-Küche aber erst einmal vertagt. Denn das kleine gedruckte Handwerker-Männchen auf der Montage-Anleitung drohte mit 2-3 Stunden Aufbauzeit. Ach du meine Güte! Heute hatte ich mich nun dazu durchgerungen. Als ich die Aufbau-Anleitung vor mir ausbreitete, hätte ich sie am liebsten gleich wieder zusammengefaltet und das Vorhaben abgebrochen. Das Papier maß stolze 60 x 60 Zentimeter. Und bestand nur aus Bildern. Ich meine, ich bin ja durchaus ein Freund von Bildern, sagen sie doch bekanntermaßen mehr als tausend Worte. Aber nur Bilder? Und dann noch so viele? Vom Schwedischen Standard-Regal kennen wir das ja alle schon, aber einen Spüli passgenau, inclusive Front, in die Küche zu integrieren, ist eine andere Liga, als „Billy“, „Hemnes“ oder „Liatorp“ mit einem Inbus-Schlüssel zum Leben zu erwecken. Schon nach den ersten Bildchen traten Widersprüche auf und Fragezeichen schwirrten über mir. Manche gedruckten Symbole, Handschläge und Werkzeuge machten irgendwie keinen Sinn bzw. fehlte mir einfach ein klarer Imperativ. „Nimm Schraube 4b und versenke sie in Loch B“, zum Beispiel. Zum Glück waren am Rand der Anleitung QR-Codes gedruckt, die zu kurzen Filmchen führten. Schon mal viel besser, aber auch die waren ohne Ton und bei den anspruchsvollen Stellen sehr hastig und ungenau. Der Hersteller macht es sich einfach, er muss nichts mehr übersetzen. Das Abenteuer ist auf unsere Seite und versüßt uns das Wochenende. Schönen Restsonntag noch!

Frühere Beiträge zu weißer Ware und deren Eigenwillen

PS: auf anderen, weniger komplexen Produkten, findet man durchaus noch Wörter in allen möglichen Sprachen gedruckt, auch wenn es immer dieselben sind 😉

 

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