565) Von wegen „auto“

Dem hiesigen Minister für Minister für Finanzen, Wirtschaft, Infrastruktur und Verteidigung (neu) wurde eine neue Aufgabe zugeordnet. Denn da auch das Fuhrparkmanagement in sein Resort fällt, liegen Verkehrstüchtigkeit und Verfügbarkeit der Staatskarosse in seiner Verantwortung.

Letzt genanntem, lang dienendem Automobil wurden eine handvoll nennenswerter Mängel bescheinigt, die nun den Haushaltsausschuss diverse Fragen stellen lassen, ob die Weiternutzung überhaupt noch wirtschaftlich ist. Des Weiteren darf der alte Diesel bei schlechten Luftwerten nicht mal mehr am Parlament vorfahren. Das erzeugt innen- wie außenpolitisch Irritationen, wenn die Führungsmannschaft zu Fuß oder gar mit dem ÖPNV anreisen muss.

Als hätte der Minister nicht schon genug Baustellen (in Wohnraumerhaltung, Energiewende, Bauarbeiten, Verteidigung) muss er sich nun mit lauter automobilen Detailfragen beschäftigen und ist dessen eigentlich total abgeneigt. Dazu kommt noch, dass das Bundesverfassungsgericht unlängst verboten hat, Budgets ins nächste Haushaltsjahr zu übertragen. Na toll.

Also was nun tun?

  • Vollends auf die Limousine verzichten, und ganz „hip“ mit einem Roller durch die Gegend fahren? Sicher nicht.
  • Die heiß geliebte Staatskarosse noch einmal reparieren und weitere zwei Jahre fahren, bis die Jugendorganisation mobil ist und das Gefährt auseinander fällt?
  • Einen neuen e-Flitzer (oder einen halben) kaufen und damit auch ein Zeichen für die Umwelt setzen?
  • Eine gebrauchtes Modell von einem anderen Oberhaupt übernehmen? Und damit die Katze im Sack, den Sack in der Katze, den Sack der Katze, … you know.

Und wieso heißt das überhaupt „auto“. Kommt „auto“ nicht von „selbst“? Also selber für Ersatz sorgen? Selber zur Reparatur fahren? Selber tanken? Selber finanzieren?

Selbst fahrende Autos braucht kein Mensch.
Sich selbst managende Autos schon.
Ich warte.

511) Wasser

Indien gehört mit zu den Ländern, in denen man besser nicht die europäische Gusche unter den Wasserhahn hält und in tiefen Zügen trinkt. Zumindest tue ich es nicht, Zähneputzen ja, trinken nein. Obwohl ich hier und da durchaus Wasser aus Kannen serviert bekomme (Restaurant, Hotel, Kollegen), dann schnuffele ich dran und hoffe auf intakte Filter. Bislang bin ich ganz gut damit klargekommen, selbst in sehr einfachen Lokalen.

Als Gast kann man das ganz gut mit Wasserflaschen (üblicherweise aus Plastik) managen, mit unserem Geldbeutel kostet das nicht viel, allerdings sammelt sich das Plastik schnell an und dann nimmt man das verzehrte Wasser ganz anders war.

Und wenn ich dann in Deutschland sehe, wie Wasser aus den Tiefen geholt oder Abwasser aufwändig gereinigt wird, um damit zu Duschen, das Klo zu spülen, Auto zu waschen oder den Rasen zu wässern, dann frage ich mich, ob das alles so richtig ist. Wir haben bereits sehr trockene Regionen in Europa und Deutschland, und Berlin / Brandenburg ist da auch nicht gerade glücklich aufgestellt.

Eine Idee lässt mich nicht los, wir haben sie bereits in einem bierseligen Moment in der Heimat diskutiert. Kann man das Abwasser (zumindest mal das nur leicht belastete Wasser) nicht auffangen und wiederverwenden? Muss ja nicht gleich das Wasser der Waschmaschine sein, aber Duschwasser, Wasser aus der Küche, dass könnte man doch mit recht einfachen Mitteln in Tanks ableiten und dann noch einmal verwenden. Klar, solche Vorrichtungen müssen dicht sein, da soll sich kein Biotop drin entwickeln und man muss das Wasser dann in Richtung Klo oder der Balkon-Pflanzen pumpen. 

Aber ist das so schwer? Wir können zum Mond fliegen, können elektrische Energie aus Sonne und Wind erzeugen und per Video mit Menschen in aller Welt kommunizieren, aber beim Wasser fällt uns nix Schlaues ein?

Bild: Wassertankwagen und Wasserspeicher hier in der Nähe, exakt hier:
https://maps.app.goo.gl/mVf7MS93FAu8w9Q98

323) Batterie auf Rädern

Neulich kam ich an einer Ladesäule im Kiez vorbei und sah diesen riesigen weißen Blechhaufen kostbaren Strom aus der Erde zapfen. Auf dem Bild sieht dieses „Vehicle“ noch recht knuffig aus, aber ich hatte den Eindruck vor mir steht ein Schlafzimmer-Schrank schwedischer Bauart. 

Der Hersteller dieser „Innovation“ hat seinen Stammsitz im Südwesten Deutschlands, mehr will ich dazu gar nicht sagen. Eigentlich wollte ich für diesen Beitrag ein paar technische Daten diese „Dings“ aus dem Internet zu ziehen und dann mal mit meinem bald 14 Jahre alten „can be bashed“-Diesel zu vergleichen. Also Maße, Gewicht, Geschwindigkeit, CO2 Ausstoß etc.

Aber dann hätte ich mich eine ganze Weile mit E-Automodellen dieser Oberklasse beschäftigen müssen, bei denen ich erheblichen Zweifel verspüre, ob das nun der richtige Weg für die nahe Zukunft ist.

Ich bin kein Kfz-Ingenieur, kein Energieberater, kein Luftreinheitsspezialist aber, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das nun besser sein soll, als meine geliebte Familien-Kutsche. Immerhin ist die schon gebaut, das Alu wurde bereits gepresst, der Kunststoff gegossen, ich fahre mit reduzierten Tempo und versuche sie noch weniger zu bewegen. Natürlich kommt im Moment des Fahrens noch Dreck hinten raus, keine Frage, aber dieses „Monster“ dort, wurde kürzlich zusätzlich gebaut. In einer Größe, die absolut fragwürdig ist. Es hat einen schweren Akku hinten drin, dass ein Teil der Energie nur dafür draufgehen muss, diesen zu transportieren. Es wurden seltene Erden von weniger selten schlecht bezahlten Arbeitern aus dem Boden gepult, dieses „System“ nimmt noch mehr öffentlichen Straßenraum weg und keiner hat eine Ahnung, wohin mit der Batterie, wenn die mal schlappmacht. Und das alles wird dann noch steuerlich gefördert. Von uns allen. What?

Vielleicht bin ich da nicht genug informiert oder voreingenommen, mag sein. Aber kann mir mal bitte jemand darstellen, wie und wann sich das rechnet? Außer für die Autobauer, die nun ein neues Konjunkturprogramm bekommen??

Frühere Beiträge zum Thema:

74) Brauch‘ ick nich‘

Der Einzelhandel hat ordentlich zu kämpfen, wenn er gegen den Online-Handel bestehen will. Also denken sich die Shopping-Center immer mehr Kleinst-Attraktionen aus, um die Menschen in die Konsum-Tempel zu locken. Krippen-Spiel zu Weihnachten, echte Hasen zu Ostern und diverses Mode-Schauen zwischendurch.

Aber auch auf den Gängen zwischen den Shops findet man zunehmend kleine Stände die „Zum Verweilen einladen“ oder „Vom zielstrebigen Einkauf abhalten“. Je nachdem wie man so dazu steht.

  • An einem Stand kann man sich die Finger-Nägel aufwändig bemalen lassen. Wüsste gar nicht, was ich da draufmalen lassen sollte.
  • Ein paar Meter weiter werden Super-Curls in die Haare gedreht. Habe zwar noch genug Haare, aber für Curls reicht’s nun wirklich nicht.
  • Am nächsten Beauty-Booth gibt‘s die nötigen Extensions. Da würde ich dann zunächst wie Winnetou aussehen, bevor ich dann wieder zum Locken-Shop zurück gehe und mir Locken machen lasse, bis ich dann aussehe wie Costa Cordalis (R.i.P.)
  • Weiter vorn kann man sich die Iris scannen lassen und dann auf ein Poster drucken. Niemals lasse ich ohne Androhung von Gewalt meine Iris durchleuchten! Danach habe ich dann keine Iris mehr oder jemand anders hat sie dann.
  • Auf einer anderen Etage kann man sein Ebenbild in Klein erschaffen. Mit einem 3D-Drucker. Damit man nicht so klein wird wie ein Schlumpf oder so kräftig wie der Obelix wird, kann man mit ein paar Maus-Klicks seinen BMI optimieren, bevor es ans Gedruckte geht.
  • Den neuesten Kick, zumindest für mich, gab es wenige Minuten später. Eine junge Dame tauchte dort Snacks in flüssigen Stickstoff. Von dieser „Komposition“ kann man dann eine Schale kaufen und nach jedem Bissen aus dem Maul qualmen wie ein Drache. Oder einen Notarzt rufen, weil die halbe Zunge weggefroren ist oder die Fressluke nun hoch bis zu den Ohren reicht. Toll gemacht.

Also früher, da hieß es im Laden ja häufig „Ham‘ wa‘ nich“. Heute sag ich eher „Brauch‘ ick‘ nich“.

—> 293) Brauch‘ ick nich‘ – Vol 2

<— Mehr aus unserer verrückten Welt

58) Berlin baut Premium

Es muss mal wieder sein, liebe Leser. Ich kann nicht anders. Vor circa einem Jahr, habe ich mich hier im Beitrag >Berliner Landschaften bereits über total überdimensionierte Stadtplanung und Jahrhundertbaustellen ausgelassen. Weiter gehts mit Geschichten aus‘m Kiez bei denen man vom Kopfschütteln ein Schleudertrauma bekommt.

Im oben genannten Beitrag ging’s auch um einen Schulhof um die Ecke. Was hat sich da getan? Die Baustelle wird so langsam abgebaut, die Kids haben einen gigantischen Schulhof bekommen. Nach zwei Jahren Bauzeit, für Zwei Millionen Euro. Wahnsinn.

Unser Sportplatz wurde im Herbst 2018 gesperrt, eine neue Tartan-Decke war nach 25 Jahren mal fällig. Auf dem Bauschild war die Bauzeit ursprünglich bis Frühling 2019 ausgewiesen. Okay, über den Winter 18/19 sollte uns das nicht stören. Bis vor wenigen Tagen war das Gelände immer noch gesperrt. Und nun? Ja nun haben wir dort einen Sportplatz der Premium-Klasse! Ich war gestern mit dem Sohnemann dort, wollten ein wenig im Fußball-Käfig kicken. Die Türen des Käfigs waren … abgeschlossen. Was sonst.

020EE280-6B3F-4FD3-B3B2-E37A5F6AF562

Nicht weit von da, toben sich immer noch die Parkplatz-Design-Fetischisten aus. Seit Monaten dauert das schon. Die Anzahl Plätze wurde reduziert, man soll jetzt schräg parken. Die verbleibenden Parkplätze wurden „aufgewertet“ und durch Boden-Mosaik-Kunst der Römer und Griechen inspiriert. Kurz nach Eröffnung werden die bestimmt zum UNESCO-Kultur-Erbe erklärt.

B9E0EE4D-1AB9-4837-BC01-819F0DCD12D6

Ost-Berliner Straßenlampen „gelber“ leuchten als Lampen im Berliner Westen, kann man nachlesen oder sogar aus dem Weltraum sehen. So geht’s natürlich nicht! Also wird das Viertel mit neuen weiß leuchtenden Laternen ausgestattet. Neben jede alte Laterne, wurde nun eine neue gestellt. Die alte Lampe steht aber immer noch dort und leuchtet weiterhin gelb. Sie wurde nicht abgebaut. Das ist dann ein neues Bauvorhaben.

1345B6B0-EE09-4DC3-B2FA-A5B81385FE5E

Ein paar Straßen weiter bekam die Kita einen Zebra-Streifen. Macht Sinn. Aber auch Zebra-Streifen werden heute nicht mehr nur aufgemalt, nein es sind komplexe Verkehrsprojekte geworden. Eine enge Kooperation von Straßenbau, Gehweggestaltung, Fahrbahnmarkierung, Straßenbeschilderung und Straßenbeleuchtung ist da von Nöten. Und da das letzte Gewerk noch nicht fertig ist, wird der Zebra-Streifen einfach mit einem gelben Kreuz überklebt und damit für ungültig erklärt. Die Autos können einfach drüber brettern. Rechtlich in Ordnung. Die Stadt ist aus der Haftung. Hoffentlich verstehen die Kinder das auch und laufen nicht gutgläubig über die Straße wie die Beatles in der Abbey Road.

B1E64195-0072-4AE8-A148-55E0F096A160

Also ehrlich die haben die doch ein Ding an der Waffel, oder? Ich meine, es ist ja gut, dass in Verkehrssicherheit, Sport und Schule investiert wird, aber muss es immer gleich Premium-Class sein? Würde denn nicht auch eine Nummer kleiner ausreichen, dann könnte man mehr von solchen Projekten schaffen und auch mal irgendwann fertig werden.

43) Wer braucht das alles?

Als man mir zum ersten Mal die Grundzüge unserer Wirtschaftsordnung verklickerte, sprach man viel von „Angebot und Nachfrage“.

Irgendwie hatte ich das für mich so abgespeichert, dass es eine Nachfrage gibt und daraufhin ein Angebot entsteht. Irgendwie logisch. Menschen würden sich irgendetwas wünschen, ein Bedürfnis haben, irgendeinen Mangel beklagen und irgendwer baut das Ding genau in der Menge wie es verlangt wird. Vielleicht noch etwas mehr. Etwas Reserve, etwas Auswahl an Farben und Design. Alle happy. Heute weiß ich, dass das naiv war. Nicht umsonst steht das Wort „Angebot“ vor dem Wort „Nachfrage“. Und die Effekte daraus, kann man überall sehen.

Es werden täglich Angebote auf den Markt geschmissen, bei denen niemand ahnte, jemals eine Nachfrage danach entwickeln zu können. Selbst beim besten Willen nicht. All das Zeug wird erdacht, finanziert, entwickelt, gebaut, getestet, verpackt, gelagert, transportiert, verschifft, wieder transportiert und in die Regale der Welt gestellt. Klassisches Regal oder Online-Regal. Wurscht. Da liegt das Zeug dann herum. Wenn das keiner haben will, wird es zusätzlich beworben, zwei Teile zum Preis von einem verhökert oder der ganze Krempel über Rabattaktionen in die Haushalte geschleppt. Das ändert aber nichts daran, dass man vieles von dem gar nicht haben wollte. Nicht mal für den halben Preis. Nicht mal als Geschenk. Was soll ich damit?

Und all das, was zum Saisonende nicht unters Volk gebracht wurde, wird verbrannt, zerbröselt oder auf einer Halde verkippt. Am besten im Ausland. Weit weg. Großartig. So viel zu den Fragezeichen aus der Ökonomie. Aber das interessiert kaum jemanden. Da hängt ja Wachstum und Arbeit dran. Was soll man sonst machen?

Vielleicht bringt die Ökologie noch einmal Druck in die Diskussion. Wie viel Energie wird investiert, um so viel Billo-Plastik-Dämlich-Dreck-Schrott-Stehtnurrum-Brauchkeinmensch-Mist-Zeug herzustellen, um all das zu transportieren, was niemals in meine Wohnung kommt und um es dann letztlich wieder zu entsorgen?

Nun, bin ich kein Wirtschaftsphilosoph mit beachtlichem Vollbart. Aber ich wage mir anzumaßen, zu glauben, dass da etwas nicht stimmt.