63) Postkarte aus Oslo

Diese Postkarte ist für mich etwas Besonderes, denn wir werden nach zwei Jahren Flug-Abstinenz endlich mal wieder in einen Flieger steigen. Wir sitzen am Gate und warten noch ca. 45 Minuten bis zu unserem Aufruf nach Oslo. 

Also Zeit für ein paar Zeilen.

Ich muss zugeben, trotz früherer Vielfliegerei war ich in den letzten Tagen doch sehr angespannt. Was brauchen wir vor Ort, was gehört in welches Gepäckstück, wann müssen wir am neuen Airport sein, wie kommen wir da hin und was erwartet uns dort? Man hat ja schon von einigen Pannen gehört. Check-In-Chaos? Koffer-Chaos? Ich bin wohl etwas aus der Übung gekommen und da ich mit dem Stammhalter reise, ist das ja auch noch mal was Anderes.

Aber letztlich hat alles super geklappt, wir sind früh genug los gefahren, hatten etwas Puffer eingebaut und konnten im Terminal direkt zur Sicherheit durchmarschieren. Dort stieg dann der Puls noch mal kurz an. „Bitte hierher“, „dies auspacken“, „das auch“, „Koffer in eine Wanne“, „da Hinstellen“, „Beine breit“, „Arme hoch“, „Gürtel auf“ und so weiter. Gepäck, Taschen, Jacken, Flüssigkeiten, Handys, alles auf 6 Plastikwannen verteilt. Na großartig, das mag ich ja nun gar nicht.

„Sehr geehrte Fluggäste, Ihr Flug DY 1103 nach Oslo ist bereit zum Boarding.“

Na dann … los gehts.

Der Flug ist ruhig, Puls und Blutdruck fallen auf Pre-Corona-Niveau. Schnell haben wir die Ostseeküste erreicht, fliegen zwischen Kopenhagen und Malmö durch und dann die schwedische Küste hoch über Göteburg nach Oslo. Da war ich vor 4 Jahren schon mal dienstlich, aber im Winter und in Businessklamotten. Wenig prickelnd.

Da gab sich die Stadt diesmal viel einladender und es waren wieder einige Skurrilitäten zu entdecken.

Entgegen der Angaben auf diesem Schild, ist Oslo nicht nur was für Leute mit Hochschulabschluss oder Softi‘s.

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Selbst die Baucontainer der Stadt, sind mit typisch nordisch-roten Latten designed, da haben es die Bauarbeiter gleich ganz „hyggelig“.

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Da wir ja zu Himmelfahrt hier sind, genehmigen sich die Väter der Reisegruppe zwei norwegische Bier in der Pappabuene. Wo sonst?

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Oslo liegt weit südlicher als ich dachte. Man kann zu Fuß nach New Delhi laufen. In der Lobby quatsche ich zwei Inder an, stellt sich raus, sie kommen aus Bengalore, arbeiten in Berlin. War ja klar, dass die mir über den Weg laufen.

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Die Mädels in der Stadt, sitzen meist nackig am Wegesrand oder haben eine Taube auf dem Kopf. Manche sehen etwas besch… aus.

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Auch Norwegen muss sich mit dem demographischen Wandel auseinandersetzen, die Generation Ü60 kann sich aber ihres festen Platzes in der Gesellschaft sicher sein.

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Die Norweger haben es mit ihren Saunen. Man kann sie im Stadthaften mieten und dort vollschwitzen.

D1366E24-71F2-47A9-AE6E-B9B88B243B19Die Badekultur ist ihnen auch sehr wichtig, selbst gegenüber der Oper.

58489DED-61D4-440B-BFB6-A3F0B44B6868Die Mädels springen dort quietschend ins Wasser, als wir dann aber auf dieses Schild stießen, sind wir dann schnell weitergelaufen.

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Norwegisch ist eine tolle Sprache. Will man auf sein Hotelzimmer, benötigt man eine nøkkelkort. 233FC3F1-4B7C-415A-BE36-1FA51D327708

Hat man Blähungen kann man das komfortabel an zentralen Stellen in der Stadt erledigen.84061C47-26EB-472D-B181-DF07710451E4

Und hier war der Drops aber nicht so schnell gelutscht …

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Liebe Grüße aus der Bergensbanen! Es geht 7 Stunden über Berg und Tal … Handy-Kamera im Anschlag.

Melde mich wieder.

PS: Gestern hat es Andrew Fletcher (Keyboarder und Gründungsmitglied von Depeche Mode) aus den Schuhen gehauen. Mit 60 Jahren. Schluck. Es erinnert mich daran, solche Trips zu genießen, das Bühnenlicht kann schneller ausgehen, als man so denkt.
Rest in peace Fletch!

—> 64) Postkarte von Bergensbanen

—> 65) Postkarte von Bergen & Rosendal

62) Postkarte aus der Ostprignitz – Vol 2

Zuletzt waren wir im >Juni 2021 in der Gegend. Da ging es uns noch um Flucht aus dem Homeoffice, stattdessen Arbeiten im Greenoffice, zusammen mit der XX des Hauses. Spike Proteine bestimmten die Nachrichten. Diesmal aber blieb der Laptop und die XX zu Hause und ich verbrachte zwei Tage mit XY-Wesen dort. 

War sehr nett, aber bitte nicht weitersagen:

Eigentlich hatten wir ja diese olle Hütte hier gebucht, aber das WLAN war etwas dünn, die Musik auch und es gab keinen Kühlschrank.

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Obwohl die Gegend eigentlich schon gut erschlossen ist, muss ich mal festhalten. Es gab sogar überall Zugang zu Clouds.

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Also machten wir uns mit XX-Zweirädern auf den Weg, wir hätten vielleicht etwas mehr Bike Proteine benötigt. Wir Menschen fliegen zwar ins All, aber das blöde Steißbein haben wir immer noch. Vermutlich werde ich die nächsten 3 Tage nicht laufen können.

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„Fisch muss schwimmen“, so heißt es. Und es ist gut, wenn man solche Sprüche weiß. Prost!

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Die Fische der Gegend heißen alle Luca und tragen Schuppen im QR-Muster. Wie aus längst vergangenen Zeiten.

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Paddeln kann man auch sehr schön, man sollte nur nicht so arrogant sein, auf die Steueranlage zu verzichten und noch noch freiwillig den Steuerplatz übernehmen. Ich fühlte mich wie Popeye … nur ohne Spinat.

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Zum Abend wurde es dann ganz chillig.

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War schönt mit euch M. und O. !

Die nächste Postkarte folgt hier aus dem hohen Norden, auf der Suche nach Elsa, Anna, Olaf, Kristoff und Jens.

Bin schon ganz aufgeregt …

ICH WERDE IN EIN FLUGZEUG STEIGEN … 🙂
OAHHHHHH!

Andere Postkarten aus der Ecke:

7) Postkarte von Korfu

Korfu ist per Direktflug von Berlin zu erreichen und bietet „Stoff“ für ca. eine Woche. Mitte Oktober erwarten einen dort noch über 20°C, wobei das für Berlin ja neuerdings auch zu gelten scheint. Auf Korfu sollte man sich nach ein paar Tagen Chill Out einen Mietwagen leihen, um keinen Lager-Koller zu bekommen. Die Insel hat durchaus schöne Ecken…

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…und bietet auch einige Skurrilitäten:

Ende Oktober wirkte Korfu wie ausgestorben. Die Saison ging dem Ende zu, täglich verließen Besucher die Insel, verrammelten Gewerbetreibene ihre Shops und Restaurants. Von Tag zu Tag wurde die Insel zur Geister-Insel und die Katzen übernahmen die Oberhand.

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Alles was den Eigentürmern schützenswert erschien, wurde in blaube Plastikmülltüten verpackt. Egal ob Straßen-Lampen, Neon-Reklamen oder Speisekarten-Aushänge. Im nächsten Leben werde ich Plastik-Tüten-Fabrikant auf Korfu.

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Beim folgenden Anblick diskutierte ich eifrig mit meiner Tochter: Haben sie hier  den wachsenden Oliven-Baum so lange ignoriert, bis er schließlich die Mauer spaltete oder hat man die Mauer einfach schlampig um den Oliven-Baum herum gebaut, weil man zu faul war, den Baum vorher zu entfernen.

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Beide Varianten werfen kein gutes Licht auf das grieschiche Bauwesen. Vielleicht gab es ja auch einen anderen „besseren“ Grund.

Grundsatz: Ingenieure für Maschinen-Bau, Energieverteilung, Straßenbau oder Fernmeldewesen sollten im Korfu-Urlaub häufig mal die Augen schließen. Das sieht teilweise schon sehr gespenstisch aus und manchmal könnte man meinen, man fährt durch Indien.

ABER: bei einem Thema gibt es keinen Zweifel und das muss ich hier nennen, auch wenn das der Touristik-Minister dort vielleicht nicht hören will. Korfu hat ein „Müll-Problem“. In den kleinen Orten sieht man schon genug Müll auf der Straße oder in den Büschen liegen. Bei heftigem Regen, wurden die gefüllten Tüten durch die Orte gespült. Aber auch zwischen den Orten bilden sich große Müllhaufen. Auch direkt am Wasser wie auf dem Foto. Bei deren Ausmaßen, können die nicht erst 3 Tage alt sein. Auch „der Wind“ kann dafür nicht verantwortlich sein. Da muss mehr dahinter stecken.

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Wir fragen uns:

1. Ist der öffentliche Dienst vielleicht nicht mehr finanziert. Streiken die Müllwerker wohlmöglich?

2. Gibt es hier gar kein Entsortungsnetzwerk, was den Müll zu Hause abholt? Ist es völlig normal, dass die Leute ihre Tüten einfach am Straßenrand zwischen den Ortschaften stapeln?

3. Wenn Punkt 1 oder Punkt 2 zutreffen, ist das schon schlimm genug für ein Land was der Europischen Union angehört und sich doch sonst so stolz auf die grieschichen Errungenschaften beruft. Aber dann verstehe ich nicht, warum die Einwohner nicht nur ihren Müll, sondern auch ihre alten Autos, Bauschutt oder Gas-Flaschen einfach irgendwo abstellen.

Fazit: Wenn man Mitte oder Ende Oktober mal noch eine andere Tapete sehen will, bevor zu Hause die kalte Jahreszeit beginnt und dafür keine langen Flüge machen will, ist Korfu durchaus eine Option. Man sollte aber mit den Müllbergen klar kommen und dem permanenten Gefühl, den letzten Flieger nach Deutschland zu verpassen.

Frühere Postkarten: