652) Ach wie reizend – 3

Ging es in >Ach wie Reizend 1 und >Ach wie Reizend 2 noch um kurze, aber immerhin vollständige Wörter mit Sprengkraft, reichen gut ein Jahr später schon nur noch Anfangsbuchstaben, um viele Menschen ausrasten oder abschalten zu lassen. Ich schalte oft nur noch ab. Einmal Nachrichten am Tag nehme ich mir vor, noch vor Sport, Börse und Wetter bin ich off. Es tut mir leid für die Schicksale die ich da skippe (es sind ja eh nur die Top10 der Welt) aber ich kann das nur schwer ertragen.

Beispiele:

Drecks…

Manife…

Verhan…

Gren…

Zöll…

NAT…

Asy…

Isra…

Ira…

Ukr…

Chi…

Tru…

Tau…

Ga…

Pu…

X…

Verrückt oder? Dieser Beitrag hat nur 88 vollständige Wörter, 16 sind nur angerissen, aber die würde reichen, um auf den Plattformen mindestes 16 „Scheißstürme“ zu provozieren. Aber nich‘ mit mir. Ich mach da nich‘ mit.

Lass sie reden.

Schönen Abend

533) Ach wie reizend – 2

Schnapszahl. 888-er Beitrag. Auweia. Wurscht. Bloß eine Zahl. Nachdem der Beitrag >Ach wie reizend viral“ gegangen ist, sagt man doch so oder?, da gab’s von euch noch ein paar Wort-Vorschläge und mir fielen dann auch noch ein paar Wörter ein. Es geht wieder darum, dass bereits ein Wort heftige Verspannungen und Shitstorms auslösen kann, ohne auch nur einen Satz zu schreiben … oder lesen zu müssen.

Los geht‘s:
Waffenlieferung
Prinz Harry. V
Wagenknecht
Frauenquote
Erwärmung
Cannabis
Schulden
Boomer
Ukraine
Graffitti
Freiheit
Bauern
Scholz
TikTok
Lügen
Söder
Kiffen
Poller
Ampel
Roller
China
Rente
Streik
Tesla
Gaza
Woke
Bahn
BSW
ZDF
Gas
24/7
2Go
4U

Sinnlosreisen schlug vor, einfach zwei Worte zu kombinieren, um die Sprengkraft zu verdoppeln.

Beispielsweise:
Putin + Wagenknecht
Klimakleber + fliegen
Heizungsgesetz + Bürgergeld
Trump + Vegan

Oder vielleicht:
Cannabis + 2Go
Klimawandel + SUV
Radweg + Poller

Auch Verben wären ratsam, um langsam auf BILD-Level anzukommen. Türlich, türlich, sicher …

Beispielsweise:
Trump gendert Putin
AfD remigriert Veganer

Oder vielleicht:
Habeck fordert Erwärmung
Tesla schuldet Frauenquote
Söder streikt Woke

Tja, und dann eigentlich nur noch ein Ausrufezeichen dahinter und schon haben wir‘s doch. So werden Schlagzeilen gemacht. Ach wie reizend.

523) Ach wie reizend – 1

Als Twitter damals an den Start ging, musste man sich noch sehr kurz fassen, 140 Zeichen standen nur zur Verfügung und trotzdem konnte man den Leser auf die Palme bringen und den Verfasser mit einem Sturm „Verdautem“ überschütten.

140 Zeichen sind circa, 4 1/2 deutsche Tastatur-Tasten mit dem Finger von links nach rechts entlang rutschen, nur die Buchstaben.

Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdf

Also krieg mal da eine halbwegs fundierte Message unter. Kaum möglich.

Aber das ist auch Geschichte. Heute braucht man viel weniger Buchstaben, um den Empfänger einer Nachricht zum Platzen zu bringen. Da reichen kurze Trigger-Worte, den Rest denkt sich derjenige automatisch dazu und hat binnen Sekunden einen Puls von 240.

Wetten? Ich probiere es mal. Sortiert nach Länge:

Grundeinkommen
Heizungsgesetz
Digitalisierung
Zuwanderung
Lastenfahrrad
Klimawandel
Nord Stream
Parteiverbot
Tempolimit
Bürgergeld
Flüchtlinge
Zahnersatz
Schnitzel
Radweg
Gendern
Indianer
Porsche
Fliegen
Trump
Böller
Vegan
Israel
Musk
Putin
Trans
Homo
Nazi
Nato
Pisa
AKW
GEZ
SUV
AfD
Q7
X5
Q
X
Z

Und kocht schon jemand? Kürzer als ein Buchstabe ist mir nichts mehr eingefallen.

—> 533) Ach wie reizend – 2

268) Corona-Lektionen 108

Ja, richtig bemerkt. Das Titelbild zum heutigen Beitrag stammt nicht aus Berlin. Denn wir haben uns weggeschlichen, legal über die grüne Grenze gemacht. Quasi für die nächsten Tage von der Entwicklung daheim „abgespalten“. Mit dem Wort Abspalten, baue ich gleich die Brücke zum heutigen Schwerpunkt.

Spaltung

Ganz besonders im Corona-Kontext wird häufig von der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft gesprochen und wenn man sich das Wort „Spaltung“ vor Augen führt, da denkt man dann ganz schnell an zwei Hälften. „Die“ und „Wir“ oder „Dafür“ und „Dagegen“. Aber um so länger die Pandemie dauert, um so mehr merken wir vermutlich, dass das eben nicht so einfach ist. Ich versuche es mal eine Ebene tiefer, wissentlich, dass das dann auch erst einmal nur wieder Schubladen sind, die natürlich auch wieder zu groß oder zu klein sein können.

  • Da gibt es sicher Menschen, die durch die Pandemie geliebte Menschen verloren haben, weil jemand an dem Virus erkrankt oder gar gestorben ist. Oder weil Beziehungen zerbrochen sind oder auf Eis liegen, da man sich aktuell nicht sehen kann oder zeitweise erst einmal nicht mehr sehen will. Nicht einfach.
  • Ganz bestimmt auch haben Menschen ihren Job verloren, vielleicht eine Ausbildung abbrechen oder fürs eigene Geschäft dann doch Insolvenz anmelden müssen. Ganze Berufszweige verschwanden und diese Menschen mussten sich beruflich komplett neu orientieren. Kein Zuckerschlecken.
  • Andere waren mit all der Ungewissheit und Einsamkeit in ihren Wohnungen „gefangen“ und mussten sich und ihre Kinder mit mangelnder Unterstützung durch schwierige Zeiten bringen. Ein Hochglanzbild von drei Kids, die gut gelaunt mit je einem Laptop im Küchentisch sitzen, während Mutti mit Headset auf dem Kopf lächelnd die Spaghetti kocht, käme wohl einem Schlag in deren Gesicht gleich.
  • Dann würde ich mal behaupten, dass ein großer Teil zwar von so mancher Maßnahme genervt ist, Veranstaltungen und gewisse Freiheiten vermisst und zum x-ten Mal eine Reise bucht, um sie dann letztlich doch wieder abzusagen, im Großen und Ganzen aber ohne große Schäden durch die Zeit kommt. Der Job läuft weiter, entweder mit Maske vor Ort oder eben mit Headset von zu Hause. 
  • Ich glaube ich liege aber auch nicht falsch, wenn ein gewisser Teil der Menschen sogar Vorzüge in der Zeit erkennen kann. Weniger Arbeitswege, keine Dienstreisen, weniger Dienstkleidung, mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Literatur, mehr Kontrolle über den Tag, mehr Einfluss auf die Work Life Balance. 
  • Und ich wage mal die These, dass es auch unbekannte Nutznießer der Pandemie gibt. Weil sie bereits ein Geschäft hatten oder in der Pandemie gegründet haben, mit dem sie nun gut Geld verdienen können. Egal ob legal oder illegal. Sie erleben einen Flow und es klingelt in der Kasse.
  • Oder sie haben sich von der Entwicklung hier komplett abgekoppelt, hocken in irgendeinem Steuerparadies, lassen sich mit Personal auf Yachten vor die Küste schippern und machen dort einen drauf, weil der Emir an Land das nicht so gerne sieht. Eher eine Ausnahme vermutlich.

So, das waren jetzt gerade mal 7 Schubladen, sehr vereinfacht zusammengezimmert. Wahrscheinlich sind wir auch in mehreren Schubladen unterwegs oder ich habe sogar eine vergessen. Hab ich das? Ja, ich vermute schon. 

Denn ich habe noch nicht kapiert, warum Leute wieder protestierend durch Städte ziehen und Katz und Maus mit der Polizei spielen. Sind es die gleichen Menschen, die im Sommer 2020 mit Aluhut und Trillerpfeife auftauchten oder braut sich da was ganz anderes zusammen? Ich kenne niemanden da persönlich, aber mein Eindruck ist, dass es sich nicht wirklich um Gespräche geht, sondern eher um Frust, Wut und Verdruss. Da scheint es sich auch gar nicht mehr um den Virus zu drehen. Vielleicht eher um eine wiederholte Enttäuschung, eine Empfindlichkeit gegenüber Vorschriften, um Ängste die sich aus den Umwälzungen ergeben, die wir eigentlich noch vor uns haben. Digitalisierung, Energieerzeugung, Überalterung, Migration, Klimawandel … um nur mal fünf zu nennen.

Diese Herausforderungen sind alle hyperkomplex, keiner hat aktuell Antworten darauf, keiner weiß was da auf uns zukommen mag. So etwas mögen Menschen nun mal gar nicht. Also reiben sie sich an diesem blöden Virus auf, denn den scheinen sie verstanden zu haben und es gibt personifizierte „Schuldige“. Als gäbe es nichts anderes zu tun…

Hat jemand eine Antwort für mich? Dann bitte!

<— Corona-Lektionen 107

–> Corona-Lektionen 109