85) Pizza-Pappen … aus Gründen …

Na, Leute? Wie war die Runde gestern Abend? Ganz nice? Und warum könnt ihr faulen Säcke eure Pizza-Pappen nicht mitnehmen?

„Faul? Wir? So kann nur ein Spießer aus Prenzlauer Berg denken. Wir haben uns schon was dabei gedacht:“

Der Linke:

„Lieber Pfandflaschen-Sammler, ca. 500 m von hier liegen noch ein paar Flaschen von uns (nicht alle bringen Pfand), könntest du diese Pizza-Pappen bitte auch mitnehmen (wir haben dir auch ein Stück übrig gelassen, weil der Staat anscheinend nicht für seine Bürger sorgen kann).“

Der Grüne:

„Das sind Wertstoffe, wir haben die Pizza-Pappen restlos leergegessen und extra nicht zusammengefaltet, man kann sie sofort erneut verwenden, ganz ohne Energie zu verbrauchen, ohne Einsatz von Chemie.“ 

Der Tierschützer:

„Wir müssen auch an die Tiere in der Stadt denken, Füchse, Ratten, Krähen haben auch hart mit dem Klimawandel zu kämpfen.“ #biodiversitybypizza

Der AfD-ler:

„Daran sind nur die Inder, Pakistanis und Syrer schuld, denn würden die nicht diesen  kulturlosen Italo-Fraß in unsere deutschen Parks tragen, hätten wir das Problem nicht.“

Der CDU-ler:

„Warum kann man den Pizza-Bote nicht einfach wieder anrufen, dass er seine Pappen wieder mitnimmt? Da könnte man doch eine Geschäftsmodell draus machen, vielleicht so  zwei Euro pro Rücknahme, der fährt doch eh durch die Stadt.“

Der FDP-ler:

„Wir hätten die ja wirklich gerne in den Mülleimer gesteckt, aber der ist nun einmal rund. Der scheint wohl aus dem letzten Jahrtausend zu sein. Warum baut man denn bitte noch runde Mülleimer? Pizza-Pappen sind schließlich viereckig, Amazon-und Zalando-Pakete auch. Wir müssen das Technologie-offen betrachten und die Infrastruktur mit großen Investitionen zukunftstauglich machen.“

T.Head:

Labert nicht rum, Ihr seid stinkendfaul. Basta

98) Postkarte aus Berlin: Von anderer Seite

Für meine anstehende Fernreise, war ich neulich in einem Berlin-Souvenier-Shop … und nach sechs Minuten bereits wieder raus. Was für ein Blödsinn. Bierkrüge, Trabant-Modelle und Mauerstücke … vermutlich alles aus China. Das ist nicht Berlin. Hier mal ein paar Schnappschüsse von anderer Seite.

Buenos Aires, Paris, Athen … Berlin braucht sich nicht verstecken, wenn es darum geht wer den „längsten“ hat.

Der hier, ist eher etwas kurz geraten. Er ist nun echt nicht „Arm dran“ und hat deshalb „so‘n Hals.

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Licht angelassen? Brennt‘s im Turm? Jemand in Gefahr? Nee keine Sorge, nur eine Reflektion der aufgehenden Sonne.

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Gleich um die Ecke rammen sie nun ein paar Hochhäuser in den Berliner Sand. Blöderweise haben sich die Kräne, Krane, Krandingens verhakt. Stillstand. Nichts neues.

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Nein, auch Berlin hat kein AKW mehr, aber ein Planetarium mit Atom-Pilz.

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Der Straußberger Platz von oben. Im Mittelalter vor den Toren der Stadt gelegen, war in der Gegend der Richtplatz zum Kopf abmachen, Rothaarige grillen und so.

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Ein Halli-Galli-Retorten-Viertel, benannt nach einem Deutschen Auto-Bauer aus Schwaben … laaaaaaaangweilig.

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Berlin hat viel Wasser drumherum. Also noch zumindest. Blick von Plänterwald auf die Innenstadt. Einmal bei Licht, einmal nicht.

Ein Bahnhof der Ringbahn bei Nacht. Also ick muss schon sagen, hier wird viel gemeckert in der Stadt … aber so ´ne >Ringbahn hat schon was. Selbst wenn du mal wegnickst, bist du nicht automatisch verloren.

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Ein Wimmelbild vor dem S-Bahnhof Schönhauser Allee. Wenn man sich dort verabredet, kann ich nur einen Tipp geben. Einfach 15 Minuten eher da sein und dann nur gucken.

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Roller-Pest am Velodrom, Blick aufs ehemalige Schlachthofgelände.

Die nächste Postkarte kommt vermutlich recht hyggelig daher, mal sehen was mir in den nächsten Tagen so vor die Linse läuft.

495) Waren(h)aus

Schon wieder ist die Warenhauskette Galleria Karstadt Kaufhof angezählt und sitzt verzweifelt in der Ecke des Boxrings der Einzelhandel-Boxing-Assoziation

Und sofort tönt wieder das Gejammer über unsere Fußgängerzonen, die Verödung der Innenstädte und und und . Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann es nicht mehr hören. Dass der stationäre Einzelhandel in Schwierigkeiten kommen wird, ist mindestens seit Ende der 90-er Jahre klar, also seit über 30 Jahren. Und was ist passiert? Nichts. Man hat mit veralteten Konzepten die Mitbewerber wie Hertie und Horten aus dem Weg geräumt und meinte, man kann als Platzhirsch weiter machen wie bisher. Wäre Corona nicht in unser Leben getreten, gäbe es auch heute noch nicht mal „Innovationen“ wie Click & Collect u.ä.

Ganz ehrlich, dann kann ich es nicht verstehen, dass man nun wieder Finanzierungs-und Betriebskonzepte für ein Modell sucht, was sich tot laufen wird. Quasi der Dino, der in den Himmel schaut, weil da was „Bedrohliches“ von oben kommt. Schade drum, ist aber so. Das Warenhaus der Zukunft heißt nun mal vermutlich „Amazon & DHL“, ob wir es nun mögen oder nicht. Und sicher wird man hin und wieder auch mal in ein Geschäft gehen wollen, dann braucht es sie aber nicht mehr in der Größe oder Zahl. Mal abgesehen davon, dass so mancher Kaufhof-Bunker an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist und die Innenstadt eher versaut. (Mal googeln: Kaufhof Goslar)

Und wieso wird so häufig die Qualität einer Innenstadt immer an der Vielzahl der Geschäfte bemessen? Das ist eine künstlich hergestellte Beziehung, die man auf „Teufel komm raus“ aufrechterhalten will. Nun habe ich ja (zum Glück) im Mittelalter noch nicht gelebt aber waren da die Innenstädte voller Konsumtempel? Voller Optiker, Drogerien, TEdi-Läden, Mobil-Funk-Shops, Unterwäsche-Dealer und Bubble-Tea-Schenken? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich denke, da gab es Bäcker, Fleischer,  Schuster, Schreiner oder Wirtshäuser, Herbergen und irgendwelche Begegnungsstätten.

So was muss ich doch in die heutige Zeit übertragen lassen. Einzelhandel im Doppelwandel also. Da muss doch was möglich sein. Warum muss ein Mediamarkt so groß sein, wenn die meisten Leute eh nur „glotzen und anfassen“ und danach von zu Hause bestellen? Warum gibt es keine Probier-Center? Keine Foren, Nachbarschaftsräume, Werkstätten, Kunsträume oder so etwas. Kann man die Flächen der Konsum-Tempel nicht für etwas anderes nutzen (Stichwort Schule, Wohnraum)? Warum stehen da riesige Gebäude in der Stadt herum, die nur 12 Stunden eine Funktion haben? Mit welchem selbstverständlich anmutendem Recht sind die Flächen dem Konsum vorbehalten? Der Ausstellung von Hardware, in der Hoffnung, dass das Zeug irgend jemand kauft?

Ist das nicht alles ein bisschen „gestern“?

237) Schriftverschmutzung

Ich möchte heute einen Gedanken von Simon Sinek aufgreifen. In einer seiner Podcasts geht es auch um all die Schrift, die in einer Stadt verteilt ist. Dafür kam mir das Wortkonstrukt „Schriftverschmutzung“ in den Sinn. Denn „Luftverschmutzung“ haben wir ja schon, „Lichtverschmutzung“ gibt es auch. Bei der Datenkrake finde ich für „Schriftverschmutzung“ gerade mal 22 Treffer, aber alle in anderem Kontext. Also fühle ich mich jetzt mal als Schöpfer dieses Wortes.

Aber zurück zum Thema:

Ich gehöre zu den Menschen, die ständig alles lesen. Auch wenn ich eigentlich gar nicht will. Vielleicht habe ich da eine kleine Macke, aber ich nehme alle möglichen Wörter, Buchstaben und Hinweise wahr. Alles. Straßennamen, Werbung, Schilder, Beschriftungen, Warnungen, Aufkleber oder Graffiti. Aushänge, Info-Tafeln, Anzeigen. Ich denke über Auto-Kennzeichen nach, erkenne Botschaften, Bedeutungen und Firmennamen in ihnen. Das Einzige was ich nicht lese, sind kleingedruckte lange Texte wie AGBs, Beförderungsbedingungen und Cookie-Regeln 😉 

Erleichterung. Schöne Grüße von Herrn Asperger, alles noch nicht so schlimm.

So eine große Stadt wie Berlin, ist völlig zubuchstabiert. Dem Lärm kann man halbwegs entgehen, wenn man sich dicke Muscheln auf die Ohren packt. Der Enge kann man ausweichen, wenn man asynchron unterwegs ist oder bestimmte Plätze meidet. Den Buchstaben kann man aber nicht entgehen. Wenn man so auf Schriften reagiert, kann man eigentlich nur versuchen, die Lettern nicht als einzelne Objekte wahrzunehmen, denn die ergeben zwangsweise ein Wort. Man muss Wörter besser als Oberflächen, als Strukturen, als Design nehmen. So wie eine Tapete quasi oder ein Nudelgericht. 

Das Lesenkönnen (physisch als auch kognitiv) ist eine großartige Gabe, aber manchmal würde ich mir auch wünschen, für einen Moment mal nicht lesen zu können. Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit, fragen sich vermutlich, ob ich noch alle Latten am Zaun habe. Verstehe ich. Aber manchmal ist es auch zu viel.

Kann man Lesen eigentlich verlernen? Weiß das jemand hier? Sprachen kann man ja auch verlernen, Verhalten auch. Oder ist man quasi ein Leben lang zum Lesen „verdonnert“, wenn man es einmal erlernt hat?

Tja und was macht man da nun?

  • Häufiger die Augen schließen? Das kann in Berlin gefährlich werden. 
  • Den Wohnsitz aufs Land verlagern? Da gibt es weniger Schilder und „Schriftverschmutzung“.
  • Oder nach China, Japan, Indien oder Israel umziehen. Die haben ihre eigenen Schriften, das ist dann wie Tapete oder Nudelgericht und ich verstehe nix 😉

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