512) Ohne Saft nix los

„Ohne Moos, nix los“ heißt es so schön. Aber ohne Saft (elektrisch) wird es auch ganz schnell dunkel, da hilft auch das Moos nichts.

Einmal, zweimal am Tag fällt hier im Hotel in Bengaluru der Strom aus. Das ist erst einmal nichts Neues, gab es früher schon. In der Vergangenheit waren die Stromausfälle (Power Cuts) deutlich länger, teilweise hielten sie Stunden an. Da hatte man hat sich halt damit abgefunden, die Klimaanlagen liefen nicht mehr, der Kühlschrank hat es überlebt, wenn man ihn geschlossen hielt und zum Abend hin musste halt `ne Kerze her, um sich auf dem Subkontinent in die Augen schauen zu können. Im Fernsehen kam eh nichts gescheites, also auch kein Verlust, wenn der Flimmerkasten schwarz blieb.

Heute ist es deutlich anders. Die Power Cuts, die ich gerade erlebe, sind viel viel kürzer, so circa 5 – 10 Minuten, aber eine Kerze und Taschenlampe helfen mir nicht, wenn ich gerade in einem virtuellen Meeting hocke und anderen Leuten etwas erklären soll. Und selbst wenn der Strom dann wieder da ist, braucht die IT Infrastruktur eine gefühlte Ewigkeit, bis das WIFI wieder funktioniert, wenn es denn überhaupt wieder funktioniert. Am Freitag früh 8:00 Uhr gab es zum Beispiel einen Stromausfall, wo die Technik bis zum Mittag benötigte, um die Anmeldemaske fürs WLAN wieder anzuzeigen. Doch leider wurden meine Eingaben (Room-Number und Name) in der Eingabemaske immer wieder zurückgesetzt. Dann folgte das Wochenende, heute am Montag nun ein Feiertag und so rennt seit Freitag ein Hotel-Angestellter von Hotelzimmer zu Hotelzimmer, um 24-Stunden-Voucher an die Gäste zu verteilen, die er mit seinem Handy und One Time Password bestätigen muss.

Ich feile noch immer an der richtigen Taktik. Ist es besser, ihn morgens kommen zu lassen, damit ich bis zum Abend durcharbeiten kann oder soll er besser am Abend kommen, damit ich morgens ohne seinen Support starten kann? Wobei ich dann ja ein Drittel der 24 Stunden verschlafe. Ach, ist das alles kompliziert. Und eigentlich brauche ich auch drei 24–Stunden-Voucher, Handy, Tablet und Rechner wollen versorgt sein, die kennen das nicht anders. Das ist ihr gutes Recht 😉

Aber irgendwie ist so ein Stromausfall auch ganz praktisch, verschafft er doch einen Moment informativer Abstinenz. Und Hetzer können ihren geistigen Dünnschiss nicht ins Internet blasen!

In diesen Tagen wünsche ich mir Stromausfälle in Deutschland, ganz gezielt, an ausgewählten Stellen … im Rechnerverbund der AfD zum Beispiel. 

PS: Gerade ist der junge Mann wieder raus zur Tür, ich habe jetzt wieder 24 Stunden WIFI und kann damit auch diesen Beitrag hier abschicken.

435) Strampeln in der Zukunft

Der / die / das ein oder andere lesende Subjekt hat schon mitbekommen, dass ich mir eine Art „Hometrainer“ fürs Homeoffice gegönnt habe. Wenn ich schon den ganzen Tag vor dem Rechner sitze, dann kann ich nebenbei auch ein paar Kalorien verbrennen.

Manch andere Kollegen laufen bei der Arbeit auf einem Walking Pad, das Bild wackelt mir aber zu sehr, wenn deren Kamera an ist. Da ist mir Strampelvariante etwas stabiler. Es gab schon Anfragen, ob ich damit auch Strom erzeugen kann … leider nein … ich würd’s aber machen 😉 Aber darum geht’s heute nicht.

Da ich nun bei der Arbeit strampeln kann, kann ich das auch in meiner Freizeit machen. Und vielleicht dann noch nebenbei endlich mal mit der Serie „Black Mirror“ beginnen (… ich Spätzünder ich …).

Gesagt. Getan. Großartig die Serie! Genau mein Geschmack und sehr passend zu meinen Alter Ego Noah und seinem  >Arbeitsalltag und seinen >Reisen in der virtuellen Welt.

Also sitze ich auf meinem Home Trainer und bereits in Staffel 1, in der Folge „Das Leben als Spiel“ glaube ich, ich bin im (falschen) Film. Es geht im Wesentlichen um die künftige Menschheit, die täglich in gigantischen Fitness-Centern strampeln und Strom erzeugen muss. Sie hausen in winzigen Räumen, eingerahmt von Bildschirmen und werden permanent mit Werbung vollgedröhnt, die sie nur stoppen können, wenn sie genug „Strampelguthaben“ haben.

Diesem Hamsterrad können sie nur entfliehen, wenn sie sich ans Fernsehen verkaufen und da zum Voll-Honk machen oder in Pornos präsentieren.

Na wunderbar. Was für eine tolle Zukunft. Und genau in diesem Moment sitze ich auf dem Hometrainer und strampele …

Schönen „Tag der Arbeit“!

388) Faktor zwei

Anscheinend hat es sich herumgesprochen, dass ich letzte Woche außer Landes war. Wahrscheinlich hat man nur darauf gewartet, um mir endlich nervige Post in den Briefkasten werfen zu können.

Eine Versicherung kündigt die Erhöhung der Beiträge an, … „weil der oben genannte jeweilige Schwellenwert des jeweils betroffenen Tarifes bei den Versicherungsleistungen als Auslösender Faktor nicht nur vorübergehend überschritten wurde“. Faktor 1. 

Der Energieversorger teilt die Erhöhung des Arbeitspreises ab Januar 2023 mit. Der Preis für die Kilowattstunde liegt dann doppelt so hoch. Faktor 2 quasi.

So liebe Mitbewohner, wenn sich der Preis verdoppelt, dann muss der Verbrauch halt halbiert werden.

Sieben Maßnahmen mit sofortiger Wirkung:

1. Bei der Fußball-WM wird nur noch eine Halbzeit geschaut.

2. Tiefkühl-Pizza kommt nur noch 10 Minuten in den Ofen.

3. Fischstäbchen werden nur noch von einer Seite angebraten.

4. Netflix-Filme werden doppelt so schnell abgespielt, damit der Bildschirm nur halb so lang Strom zieht.

5. Morgens wird die untere Zahnreihe geputzt, Abends die obere. Das muss reichen.

6. Der Winterzauber-Tee wird mit Eis-Tee ersetzt

7. Ihr schreibt euch an der Schule für alle möglichen Wahlpflichtfächer und Arbeitsgemeinschaften ein, danach geht ihr bis 21:00 Uhr zur irgendwelchen Freunden

Schönen ersten Advent

PS: Ihr könnt auch gleich alle 4 Kerzen anmachen,  dann wird’s wärmer und wir können das Licht ausschalten

323) Batterie auf Rädern

Neulich kam ich an einer Ladesäule im Kiez vorbei und sah diesen riesigen weißen Blechhaufen kostbaren Strom aus der Erde zapfen. Auf dem Bild sieht dieses „Vehicle“ noch recht knuffig aus, aber ich hatte den Eindruck vor mir steht ein Schlafzimmer-Schrank schwedischer Bauart. 

Der Hersteller dieser „Innovation“ hat seinen Stammsitz im Südwesten Deutschlands, mehr will ich dazu gar nicht sagen. Eigentlich wollte ich für diesen Beitrag ein paar technische Daten diese „Dings“ aus dem Internet zu ziehen und dann mal mit meinem bald 14 Jahre alten „can be bashed“-Diesel zu vergleichen. Also Maße, Gewicht, Geschwindigkeit, CO2 Ausstoß etc.

Aber dann hätte ich mich eine ganze Weile mit E-Automodellen dieser Oberklasse beschäftigen müssen, bei denen ich erheblichen Zweifel verspüre, ob das nun der richtige Weg für die nahe Zukunft ist.

Ich bin kein Kfz-Ingenieur, kein Energieberater, kein Luftreinheitsspezialist aber, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das nun besser sein soll, als meine geliebte Familien-Kutsche. Immerhin ist die schon gebaut, das Alu wurde bereits gepresst, der Kunststoff gegossen, ich fahre mit reduzierten Tempo und versuche sie noch weniger zu bewegen. Natürlich kommt im Moment des Fahrens noch Dreck hinten raus, keine Frage, aber dieses „Monster“ dort, wurde kürzlich zusätzlich gebaut. In einer Größe, die absolut fragwürdig ist. Es hat einen schweren Akku hinten drin, dass ein Teil der Energie nur dafür draufgehen muss, diesen zu transportieren. Es wurden seltene Erden von weniger selten schlecht bezahlten Arbeitern aus dem Boden gepult, dieses „System“ nimmt noch mehr öffentlichen Straßenraum weg und keiner hat eine Ahnung, wohin mit der Batterie, wenn die mal schlappmacht. Und das alles wird dann noch steuerlich gefördert. Von uns allen. What?

Vielleicht bin ich da nicht genug informiert oder voreingenommen, mag sein. Aber kann mir mal bitte jemand darstellen, wie und wann sich das rechnet? Außer für die Autobauer, die nun ein neues Konjunkturprogramm bekommen??

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