581) Eine Woche mit AI

AI? Ja schon AI, aber nich‘ „Artificial Intelligence“. Ich meine das andere AI, „All Inclusive“. Futtern, Trinken mit einem roten Armband, irgendwo im Nirgendwo.

Hier erste Beobachtungen und Tonaufnahmen aus nächster Nähe. Die restlichen vier Tage laufen vermutlich recht ähnlich ab 😉

Der Eingang zur Lobby wird durch einen Körper-Scanner geschmückt. Keiner der Touristen geht jedoch da durch. Ist ja nur für Terroristen gedacht. Logisch.
„Welcome, Sir“

Typ mit viel zu kleiner Badehose schlurft vor meiner Sonnenliege vorbei.
„Hör uff zu renn‘ Mila, is‘ doch glatt hier, siehst‘de doch.“

Viele große Tattoos auf alternden Körpern. Tattoos wachsen anscheinend mit.
„Hello. How are you? Like Tattoos?“

Drei XXXL-Touris machen sich auf Hockern an der schwimmenden Bar „breit“.
„Hello, alles gut. Friseur?“

Ein Rotwal vom Rhein bestellt zwei Cola-Wodka.
„Hello, Massage?“

Die Dame danach ordert drei Cuba-Libre.
„Hallo, Bootstouren? Mal gucken?“

12:00 Mittags wird die hämmernde Musik am Pool endlich mal abgedreht.
„Du Jason, du gehst auf‘s Zimmer wenn du nich’ Ruhe gibst.“

Ein Pool-Boy fischt die Hühneraugen-Pflaster des Morgens aus dem Becken.
„Hello Sir, Desert Tour? Jeep-Safari?“

Zwei Typen gehen zur Bar, je einen großen Thermo-Becher unter‘m Arm, die Hotel-Becher sind einfach viel zu klein.
„Na, Shuffleboard?“

Eine Pumuckl-Frisur mit Comics auf den Armen, knufft den Barmann an.
„Na mein Süßer, machst `de uns noch `ne Runde?“

Ein einheimisches(?) Paar schnorchelt im seichten Gewässer. Er zeigt mehr Haut als einem lieb ist, die Frau wirkt dagegen wie ein Kampftaucher, schwarz verschleiert, mit Taucherbrille und Schnorchel.
„Volleeeeeeeyballllll. Volleyballll!!!!!“

Komm‘ wir gehen was essen 😉

464) Von Taschendieben und Waffennarren

Vor ein paar Tagen, habe ich mit einer Kollegin aus Florida geschnattert. Sie berichtete mir ganz aufgeregt von den Vorbereitungen zu ihrer anstehenden Kreuzfahrt „durch Europa“. Ihre größte Sorge waren die Koffer, denn die gehen sowohl in den USA, als auch in Europa gern verloren…

Ja, das ist nervig, ohne Frage. Nun, hat aber ihr Göttergatte noch von „all the „Pickpockets“ in Europa gehört. Ein Riesen-Problem sei das wohl „there in Europe“. Nun versuchen Sie, sich in den verbleibenden Tagen über Amazon mit entsprechenden kleinen Täschchen, versteckten Gürteln, und anderen Sicherheitsvorkehrungen aufzurüsten und auf diese „Challenge“ vorzubereiten. Die Zeit rennt natürlich, denn wenn Amazon zu spät kommt, ist das Päckchen noch in Florida und das Pärchen bereits in Europa und „all den Taschendieben“ hilflos ausgeliefert.

Ich versuchte sie zu beruhigen, dass an den Tourist-Places, dieselben Sicherheitsmaßnahmen gelten, wie überall auf der Welt. Keine Juwelen zur Schau stellen, Geld eng am Körper tragen, und die Wertsachen irgendwie schlau verteilen, so dass selbst wenn eine Kreditkarte geklaut wird,  nicht gleich der ganze Urlaub ins Wasser fällt.

Dann habe ich noch versichert, dass ich hier noch nie am Körper beklaut wurde.

Ein anderer Typ aus Orlando fragte sie im Meeting, ob sie denn ein iPhone hätte. Sie verneinte und sagte, sie habe ein Android-Telefon. Der schlaue Kollege konnte sie dann besänftigen, den er wisse, dass es in Europa „auch“ Android-Telefone gäbe. Sie würde also Ersatz bekommen … no issue! 

Nach dem das Gespräch beendet war, dachte ich darüber nach, ob ich bei meinen 2-3 USA/CA-Reisen jemals über Taschendiebe nachgedacht habe. Aber nein, habe ich nicht. Wenn, dann habe ich drüber nachgedacht, dass statistisch jeder Amerikaner 1,2 Waffen besitzt, und die Polizei dort auch nicht gerade zimperlich ist, ihr „Besteck“ an Bürgern und Touristen auszuprobieren.

Tja, so unterschiedlich sind die Wahrnehmungen.

Dann fragte ich mich, ob es denn in den USA so viel weniger Taschendiebe gibt, als in Europa? Tja, muss ja wohl so sein, denn sonst wäre die Kollegin ja nicht so beunruhigt. 

Vielleicht ist es in den USA wirklich unattraktiv, jemandem die Geldbörse zu klauen, wenn man weiß, dass der Beklaute gegebenenfalls eine Wumme in der Tasche hat. 

Möglicherweise ist aber Taschen-Diebstahl erst recht interessant, weil man höchstwahrscheinlich eine Knarre aus der Tasche erbeutet und sich der Beklaute dann ja nicht mehr wehren kann.

Vielleicht redet aber auch keiner mehr über Taschendiebstähle, weil Schießereien die Kleinkriminalität medial übertönen.

Wie auch immer das dort so läuft, solche Zustände will ich hier nicht haben.

Das ist mir der Taschendieb schon fast sympathischer…

PS: Jetzt, erst kurz vor dem Abschicken merke ich, dass die Buchstaben NRA gleich zweimal im Wort „Waffennarr“ vorkommen.

Lustig, nicht war? Hah, Hah!

457) Welcome to Halli-Galli-Land (Mont Tremblant)

Da sitze ich hier vor meinem Tablet in Kanada und ich weiß nicht, wie ich den Beitrag beginnen soll. Mir fehlen schlicht die Worte. Und das will schon etwas heißen. Vielleicht folge ich einfach den Eindrücken, so wie sich die letzten drei Stunden für mich erschlossen haben.

Gegen 15:00 Uhr ist ein schwarz-weißes Fähnchen auf dem Bildschirm des Navi‘s zu sehen. Nach vier Stunden auf der Landstraße kommt mir das auch sehr gelegen. An einer roten Ampel, checke ich noch mal die Unterkunft und die letzten Kommentare dazu.

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Sehr gut.

Doch schon bei der Einfahrt in den Ort, merke ich, dass irgendwas komisch ist. Zunächst gibt es auffallend viele Golf-Plätze, der „Orts“-Kern ist rammelvoll, laut und wirkt dann so ganz „un-kanadisch“. Sieht aus wie ein Schweizer Ski-Ort, aber beim genauen Hinsehen ist eigentlich alles Retorte, Deko, Pappe und Fassade. Über dem Hauptweg durch das „Pedestrian Village“ führt eine Gondelbahn. Ich erwarte jeden Moment, auf Truman Burbank zu treffen oder dass mir einen Scheinwerfer vor die Füße kracht. Too much.

Auf dem Zimmer liegt ein Katalog von Engel & Völkers. Ich blättere ein bisschen durch und schon auf den ersten Seiten, da bleiben meine Augen an einer Telefonnummer hängen. Sie lautet 24 999 066. Aber da fehlt die Vorwahl und hinter der Ziffernfolge steht ein $-Zeichen. Ok, selbst nach Umrechnung in EUR wären das ca. 17,5 Millionen für das Objekt. Ob da noch ein Makler oder eine Tax im Spiel ist, spielt dann auch keine Rolle mehr. Too much.

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Nach dem Retorten-Dinner gehen wir noch ein wenig durch den „Ort“. Halli Galli, Live Musik, Country Line Dance. Überall riecht es nach Pizza, Süßkram, Zuckerwatte und Hot Dog. Zu was Menschen alles fähig sind. Am Berghang gibt es Hüpfe-Burg, Kletterfelsen und Sommerrodelbahn. Mir klingeln die Ohren. Too much.

Ich freue mich auf Morgen. Wanderung durch einen „echten“ Nationalpark.

Schönen Sonntag!

Weitere Eindrücke und Skurrilitäten aus Ost-Kanada

423) Buchstabensuppe mit Alles – 3

Wat‘n nu? Mittwoch, 08:00 Morgens und der schreibt einen Beitrag? Hat der nix Besseres zu tun? Nee, hat er nicht. Denn Berlin hat heute einen Feiertag. Die gestressten Schulkinder schlafen noch. Zeit für etwas Buchstabensuppe.

Frauentag
Das hippe, progressive Berlin begeht den internationalen Frauentag nun zum 5. Mal mit einem offiziellen Feiertag. Dass sich mir mit diesem Feiertag ein paar Fragezeichen ergeben, hatte ich schon hier im >Januar 2019 und >März 2019 geschrieben und diese Fragezeichen sind auch immer noch da. Aber gut. So haben wir einen Tag frei und können uns wieder die Frage stellen, was wir mit dem Tag so anstellen bei 3°C und eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 90%. Denn alle Geschäfte haben geschlossen. Wohnung putzen? Steuererklärung vorbereiten? Oder ins Umland nach Brandenburg fahren, denn das ist ja „alles ganz normal“? 

Zum Glück ist Verlass auf den Vietnamesen und seine Frau, die den Blumenladen um die Ecke öffnen und die Inder, die heute zum Lunch laden. Sind eh meistens Männer. Zum Glück 😉

ITB
Die internationale Tourismusbörse ist zurück. Jucheee. Nach 3 Jahren Corona-Zwangspause öffnen die Tore zur Welt wieder. Aber etwas ist anders. Das Fußvolk, die Tüten-und Kugelschreiber-Sammler sind fortan nicht mehr erwünscht. Die ITB hat sich zu einer reinen Fachmesse transformiert und schließt mal eben alle die aus, die diesen ganzen Pauschalreisen-Kreuzfahrt-Apres-Ski-Zauber bezahlen. Die Reisenden. Man will sich auf die „wirklichen Kunden“ konzentrieren.

Ganz besonders lustig ist ja, dass die Organisatoren anscheinend nicht mitbekommen haben, dass Berlin mittlerweile am 8. März einen Feiertag hat. Hah, is’ ja geil.

Nun dürfen also viele Frauen auf und hinter den Messeständen schuften. Messegäste aus aller Welt müssen übernachten, transportiert und verköstigt werden. Dass die Gäste der internationalen Tourismusbörse in der Metropole Berlin dann noch vor geschlossenen Geschäften stehen und bei der BVG vermutlich der Feiertagsfahrplan gilt… nun ja … wat soll man sagen. Da hat mal wieder einer richtig mitgedacht.

Tra(u)m-Fahrt zum Alex
Mit dem drohenden Feiertag fiel mir gestern noch ein, dass ich heute Abend unbedingt noch etwas aus einem Sportgeschäft brauche. Für Online-Bestellung war es zu spät, half also nix, ich musste in einen Sportladen und entschied mich für‘s große Sportgeschäft am Alex. Um 17:45 losgedackelt, 18:30 zurück in der Höhle. Einkauf erfolgreich abgeschlossen. Kann man nich‘ meckern. Na ja, wie man es nimmt. Immerhin habe ich für den Gegenwert von 3 EUR für zwei Kurzstrecken wieder eine Menge erlebt. Laptop-Rucksäcke anderer Fahrgäste im Gesicht, Violinen-Kästen anderer Fahrgäste im Gesicht, Döner anderer Fahrgäste im Gesicht, Vieren anderer Fahrgäste … ich liebe es.

Liebe Frauen. Also, alles gute zum Frauentag! Und wenn ihr heute trotzdem Standdienst auf der ITB habt, Brötchenschmieren oder die Zimmer der Gäste putzen müsst, dann bleibt tapfer und hofft einfach drauf, dass eure Kids und Gatten zu Hause wenigstens die Wäsche abnehmen und mal durchsaugen. 

Ach herrje. Da sind wir ja … .

Na ich gehe jetzt erst mal joggen und dann zum Vietnamesen und dann zum Inder und dann sehen wir weiter 😉  

<— Buchstabensuppe mit Alles – 2

–> Buchstabensuppe mit Alles – 4

247) Wintermärchen

Der Wochenendausgabe der Zeitung liegt ein Sonderteil mit dem Titel „Wintermärchen“ bei. Ausgesuchte Hotels und Regionen in den Alpen werben um solvente Gäste.

Die besten Passagen für euch zusammengestellt und kommentiert:

    • „Die Urlaubsmomente-Sammelei kann beginnen. Schafft Erinnerungen, an die Ihr euch später gern mit einem Lächeln zurückerinnert. Stillt das sehnsüchtige Gefühl nach einer winterlichen Auszeit bei uns am Achensee.“
      Urlaubsmomente jetzt in jedem siebten Sammel-Ei?
    • „Ein großzügiges Beauty- und Massage Angebot verschönern ebenso Ihren Urlaub, wie das Hallenbad mit dem vorgelagerten Außenpool von 31°, der auch im Winter geöffnet ist und bei Schneegestöber die Gemüter erfreut.“
      Außenpool mit 31°C bei Schneegestöber …
    • In der „Gletscheroase“ mit exklusivem Blick auf das ewige Eis spielen Wellness und Spa die erste Geige.“
      Ewiges Eis ? … nun ja … siehe Passage zuvor.
    • “Innen und außen laden Pools zum Schwimmen ein. Infrarotliegenraum, Wavebalance-Liege und Ultraschall-Gesichtsbehandlungen bereichern das Wellnessangebot. Ein professionelles Massage-und Beautyteam ist bereit, die Gäste von Kopf bis Fuß zu verwöhnen.“
      Kopfkino …. Igitt igitt … macht das aus bitte.
    • „Im Hotel wartet auf Kinder das Badeparadies Bergi-Land mit einer Mega-Tunnelrutsche mit Infinity Jump, einer Turbo-Rutsch mit Fallstart und dem einzigartigen Lazy River und ein großer Spielplatz.“
      Haben sie jetzt da die ganzen Kreuzfahrt-Schiffe abgestellt?
    • „Neben den kulinarischen Leckerbissen aus der Küche und der hauseigenen Pizzeria erwartet Sie der neue Weinkeller mit Rauchlounge.“
      Na immerhin. Während sich Mutti vom Alpen-Felix bearbeiten lässt und die Bälger im Bergi-Land sind, kann Vati hier die Zukunft des Deutschen Mittelstands diskutieren. Prost!
    • „Jedes der Chalets verfügt über ein eigenes AlmSpa drinnen und draußen. Dazu zählen eine eigene Sauna-Dampfkabine samt Ruheraum, eine freistehende Badewanne und ein Hot Tub auf der Hausterrasse.“
      Wohl bald eher ein Tot Hub.
    • „Bei sechs regionalen Bergbahnen, sieben Tälern und drei Höhenlagen findet jeder die passende Tour.“
      Und vielleicht auch das Schneewitchen.

Also mich kriegt ihr da nich‘ hin.