583) Zwischen Gepäckkontrolle und Fressmeile

Dass ich wegen der losen Tee-und Kräutermischung  und den eingeschweißten Kristallinen in meinem Koffer etwas Bammel vor dem Rückflug nach Berlin hatte, hatte ich ja hier in > Eine Tüte Grünzeugs schon geschrieben. Und dreimal dürft ihr raten, was dann geschah, und sogar schon auf ägyptischem Boden.

Aber der Reihe nach.

Der Tag lief schon etwas unrund an. Das bestellte Taxi stand nicht um 07:00 Uhr vor der Rezeption, sondern eilte um 7:25 Uhr mit quietschen Bremsen heran. Nach ausführlicher Entschuldigung, brachte uns der Fahrer trotz diverser Speedbreaker in nur acht  Minuten zum Flughafen. Good Driver. Thanks. Dafür hat er mein Frühstücks-Paket vom Hotel erhalten und der Stammhalter erlebte zum ersten Mal eine orientalische Verfolgungsjagd.

Anders als gewohnt, erfolgte die Sicherheitskontrolle bereits nach Betreten des Terminals. Danach durfte ich mit dem Handgepäck noch zum Sprengstofftest, anschließend bitte Flugnummer, Passnummer, Name und Anschrift in eine Liste eintragen. Wie ich solchen Schreibkram hasse! Dann bat mich ein weiterer Officer zur Gepäckkontrolle zur Seite. Schluck. Mit großem Interesse begann er, das Innere meines Koffers zu erforschen, während links und rechts andere Menschen an uns vorbeigingen. Er begann mit der rechten Seite mit Hardware und Medikamenten. Letztere hielt er nach und nach in die Höhe.

  • Was ist das? Gegen Erkältung.
  • Und dies? Bluthochdruck.
  • Und das? Kopfschmerzen.
  • Flüssigkeit? Für die Augen.
  • Und das da? „Lepra“ … wollte ich am liebsten sagen, um das öffentliche Verlesen meiner Krankenakte zu beenden.

Der Typ war aber recht locker, so dass ich auch etwas herunterkühlte. Dann kam er zur linken Seite. Er nahm die Hemden beiseite und schaute doch sehr interessiert auf die beiden Tüten. „Hashish“ fragte er, als er auf die Tüte mit den weißen Kristallen zeigt. Ich wollte schon aufklären, dass das kein Hashish sein kann, denn Haschisch werde schließlich geraucht, hab’s mir aber dann verkniffen. Die Tüte Grünzeug“ lies er sich mit einer Bronchitis erklären,  ich hustete einmal laut zur Bestätigung. Dann durfte ich wieder einpacken. Aber vorher bitte noch Flugnummer, Passnummer, Name und Anschrift in eine Liste eintragen. Nerv.

Nach weiteren Stempel-Kontrollen und Zettelwirtschaft, standen wir dann vor diesem großartigen Schild, was uns Hoffnung auf ein Frühstück machte. Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie diese Übersetzung entstanden ist.

Vermutlich so:

  • Ägypter: Hey, du. Wie sagen man „Gruppe von Restaurants“ auf Deutsch?
  • Deutscher: öhm … warte mal … na Fressmeile.

109) Postkarte vom Spreewald

Der Nachteil der Arbeit im Höhlen-Office ist, dass man selten raus kommt. Also verordneten wir uns zwei Tage „breakout“ im Spreewald. Auf halber Strecke zwischen Berlin und Cottbus gelegen und easy mit der Bahn zu erreichen, gab es frische Luft, Ruhe und natürlich auch wieder ein paar Kuriositäten zu entdecken.

Auf dem Weg in den Spreewald hält man (… zum Glück …) nur kurz in Brand, da wo aus der aus einstigen Cargolifter-Luftschiffhalle ein Badeparadies unter einer Käseglocke entstand.

IMG_0162

Kurze Zeit später ist man Lübben oder Lübbenau. Der Spreewald ist bekannt für seine Gurken … man gurkt da quasi so durchs Leben und zwar erfolgreich.

IMG_0174

Oder man stakt faule Touristen durch die schmalen Kanäle und füllt sie mit Schnäpschen ab. Klopf, klopf. Herein.

IMG_0190

Man kann sogar bis zum Suezkanal fahren (rechts oben).

IMG_0175

Die örtliche Wirtschaft wirbt mit Anzeigen, Internet-Adressen sind noch nicht so oft zu sehen, aber Fax-Nummern.

IMG_0171

Da mittlerweile auch Chinesen und Inder in den Spreewald fahren, gibts jetzt manche Schilder bereits auf Englisch. Nur das traditionelle Gericht „Grützwurst mit Pellkartoffeln, Leinöl und Quark“ hat sich noch keiner zugetraut, das zu übersetzen.

IMG_0183

Lübbenau hat eine kleiner Brauerei, das Brauhaus Babben. Die kleinste Brauerei Brandenburgs. Klein aber fein.

Apropos Bier, die dortige Feuerwehr hingegen, scheint einen Vertrag mit einer Berliner Brauerei zu haben.

IMG_0167

Radfahren lässt es sich im Spreewald großartig, ich muss mich nur dran gewöhnen, immer häufiger überholt zu werden. Von rüstigen Rentnern auf ihren E-Bikes. Aber als eine E-Omi auf einer Fußgängerbrücke samt schweineschweren E-Bike rückwärts die Treppe runterrutschte, da durfte ich dann wieder ran.

IMG_0199

Busse fahren auch hin und wieder. Nur nicht so oft. Unbedingt was zu Essen einpacken, Stullenbrett gibt’s dort.

IMG_0197

Schön war‘s, aber bitte nich‘ weitersagen.

<— Weitere Postkarten

538) Warum nicht einfach … hierbleiben?

Die Frage stelle ich mir wieder einmal, denn es geht auf das Ende des Urlaubs zu. Aber Vorsicht, Triggerwarnung! Der nachstehende Beitrag könnte bei Arbeitsrechtlern, Betriebsräten, Gewerkschaftlern, Steuer- und Sozialversicherungs-Experten, Kultusministern und Lehrern zu Schnappatmung führen. Trotzdem, ich bin hier im Urlaub und das ist mein Blog, also darf ich drüber nachdenken … und davon träumen.

Und ich fange damit bei mir an, nicht des Ego‘s Willen, aber wenn es bei mir schon nicht ginge, dann können wir es gleich vergessen. Also, bei mir würde das quasi sofort funktionieren, ich müsste nur einmal kurz nach Berlin etwas Krempel, Technik and Klamotten nachholen, ein paar Dinge organisieren und könnte in 4-5 Tagen hier anfangen. Meine Kollegen sitzen eh auf der Welt verstreut, völlig egal also auch, wo ich sitze. Wenn alle 3-4 Monate ein Workshop oder anderer Event ansteht, kann ich da auch hinkommen, der nächste große Airport befindet sich bei Athen nur 2,5 Stunden von hier. Nicht weiter als von Dresden nach Berlin. Dann würde ich gleich 7-10 Tage in der Heimat bleiben, mal beim Doktor vorbeischauen, Freunde und Familie besuchen.

Und könnte das Modell für die Kids funktionieren? Schon schwieriger. Leider steht das Wort Schulpflicht im Gesetz und die ist altmodischerweise noch mit 100% Anwesenheit verbunden. Nun beginnen die Lehrkörper bereits auf den Po-Backen hin-und her zu rutschen … ick weiß … es wird unbequem. Und eigentlich wissen sie das auch selber. Sorry. Hätten Kultusminister und Schulen während der Corona-Pandemie die Geschichte einen Ticken weiter gedacht, würde es reichen, wenn uns die Kinder bei den Heimflügen begleiten würden, um Prüfungen/Klausuren vor Ort in Berlin zu schreiben. Wenn überhaupt nötig. „Steile These! Das geht doch nicht!“ Klar, geht das. Eine ordentliche Lernplattform strukturiert den Tag, vermittelt den Lernstoff und bietet bei Bedarf Video-Support an. Steht hier alles geschrieben, in meiner >Beitragsreihe zum Digitalen Lernen. Man muss nur wollen, und dann müssten die Kids nicht in maroden Schulgebäuden ohne ordentliche Toiletten „abhängen“ oder auf eine S-Bahn hoffen, die nur kommt wenn sie nicht gerade Migräne hat oder sich im Streik befindet. “Aber die sozialen Kontakte“ … und … „Schule ist ja nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung“ … ich höre es schon. Also erstens, geht es auf Berliner Schulhöfen auch nicht unbedingt sozial zu. Und zweitens, gibt es Kultur, Sportvereine und Communities auch im Land der Griechen. Und Griechisch lernen, das kriegen wir ja wohl auch noch hin.

Leider waren bei erster Lesung im Familienparlament deutliche Vorbehalte gegenüber der Vorlage zu vernehmen. Ziemlich genau die Hälfte der Abgeordneten will die Initiative in der skizzierten Ausgestaltung nicht unterstützen, man gibt sich aber immerhin gesprächsbereit. Nun kommt es auf die Koalition der Willigen an, das Wasser für den steten Tropfen nicht versiegen zu lassen. Kompromisse müssen erarbeitet, kleinste gemeinsame Nenner identifiziert und Verhandlungsmassen bewegt werden. Auf keinen Fall darf die Öffentlichkeit und die Bild-Zeitung davon erfahren, sonst wird der Entwurf in der Luft zerfetzt, bevor es auch nur den Vermittlungsausschuss erreicht. Gleichzeitig müssen alternative Konzepte auf den Tisch, um es im Falle eines erneuten Scheiterns in der nächsten Leglislaturperiode wieder zu versuchen. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu vernehmen, dass die Chancen steigen würden, wenn ergänzende Bausteine zur Flexibilisierung und Deckelung aufgenommen werden würden. Des Weiteren macht auch der demografiebedingte Wandel vor dem Familienparlament nicht Halt, Mehrheitsverhältnisse werden sich ändern.

Also dran bleiben!

91) Postkarte aus Südböhmen

Ach du meine Güte, in acht Wochen findet das Jahr 2023 sein Ende. Grund genug, noch etwas Herbstsonne zu tanken, bevor es auf die Zielgeraden geht. Nein, nicht Ägypten, nicht Türkei, das CO2-Sammelheft ist voll für dieses Jahr, also ging es nach Südböhmen, ins Land von Vepro-knedlo-zélo und reichlich Pivo. Kuriositäten gab es diesmal weniger zu entdecken, dafür aber einen wirklichen netten Flecken Erde.

In Český Krumlov besuchten wir die kleine mittelalterliche Altstadt, die sich in das Knie der noch schmalen Moldau fügt. Alle Häuser steinalt und tip-top in Schuss. Ansonsten staunten wir über die vielen Chinesen.

Ein Hotel gab noch einen Eindruck von anderen Tagen, trotzdem sehr charmant bei der Louzi und das Haus war tschecho-slowakisch beflaggt. Hat man ja auch nicht alle Tage.

Die Gegend um den Lipno-Stausee erinnert streckenweise an Schweden, Norwegen, Kanada, aber ein abgestellter Imbisswagen brachte uns wieder auf den Boden der Tatsachen. Frischer Fisch aus Holland … in Südböhmen. Dobrou chuť!

Beim Joggen zur Lipno-Talsperre, da bin ich kaum zum Joggen gekommen, ständig musste ich anhalten und diese viele Gegend fotografieren. Schon nervig … da kommt man völlig aus dem Flow 😉

Im Wolfsgehege bei Srni, dauert es nicht lange und der böse Wolf stand vor uns und dann noch ein Typ in Flecktarn und angenähtem Blätterwald … ähm … Böhmerwald. Ich musste ein Weilchen darüber nachdenken, was mich mehr nervös gemacht hat. Der Typ oder der Ur-Wau-Wau. Aber es war der Rambo … der sich dann als Naturfotograf entpuppte. Erleichterung … aber trotzdem ein seltsamer Anblick unter den zivilen Besuchern. Und etwas overdressed würde ich mal sagen, standen doch alle anderen Menschen ringsherum in Jeans und quietschbunter Großstadt-Survival-Neopren-Uniform herum und machten ihren Lärm.

Die tschechische Sprache macht überhaupt keine Probleme. Vieles versteht man, anderes reimt man sich halt mit Russisch-Basis-Wissen zusammen. Hier gibts Spaghetti Bolognese, Salat mit viel Brimborium, gebratenes Zebra und gegrillten Hermelin. Wohl bekomms.

Zum Abschluss ein schönes Bild von der heutigen Jogging-Runde. Zwei Sorten Himmel, Kondensstreifen die hindurchziehen und so ne Kugel da … Mond … oder wie das Ding heißt. Měsíc übrigens auf tschechisch.

Was mir sonst so aufgefallen ist:

Straßen und Infrastruktur sind in super Zustand, Autofahren macht hier richtig Laune. Ab und zu sieht man mal ein Solarfeld am Hang, Windräder sind mir keine begegnet. In Sichtweite des Stausees stehen einsame sieben Stück herum, aber das könnte auch schon Österreich sein. Selbst in den kleinsten Dörfern sieht man Lautsprecher-Anlagen installiert, zum Abend kann man eine feine Note von Ofenheizung schnuffeln, für mich als Altbau-Kind gibt‘s Flashbacks 😉

Ahoj, na shledanou aus Südböhmen, hat mir gut gefallen.

Frühere Postkarten >gibt’s hier … Mensch … sind ja bald 100 hier geworden … ei, ei  …

86) Postkarte aus Québec – 3

Morgen verlassen wir die Provinz Québec und fahren weiter nach Ontario, zumindest in den rechten „Schnipsel“ davon, denn Ontario bietet stolze 1 Mio Quadratkilometer.

In den letzten Tagen sind uns wieder einige Skurrilitäten vor die Linse gelaufen, die will ich gern noch hier in Québec in die Post werfen und zum Abschluss gibt‘s natürlich auch ein paar Bilder der Landschaft hier.

Fangen wir also an mit interessanten Straßenschildern. Das gelbe, was aussieht wie ein Haarschneider oder verrutschter Hamburger, weist auf potentielle Schneemobile hin und davon scheint es verdammt viele zu geben. Das weiße Fragezeichen auf blauem Grund wirft allen Europäern Fragen auf, steht aber für „Information“. Das andere gelbe Zeichen mit dem pustenden Winterwind erklärt sich von selbst, wenn man langsam genug dran vorbeifährt. So dachte sich das der Erfinder wohl. Ein paar mehr Details zu kanadischem Straßenverkehr hänge ich unten an.

Freunde von Armaturen jeder Art, werden hier auch glücklich. Viele Dinge sehen ganz anders aus und es gibt interessante Lösungen für gleiche Herausforderungen, manche sind aber auch technisch veraltet, ungefähr aus dem Jahrhundert der ersten Besiedelung 😉

Die Mischbatterie in der Dusche mit der großen Nase zum Beispiel ist doof. Man dreht sie entgegengesetzt des Uhrzeigersinns und muss damit erst durch all das kalte Programm durch, bevor es dann mal warm wird. Niemand würde jemals den Wasserfluss stoppen um sich die Haare zu waschen. Die Waschbecken-Armatur fand ich lustig. Ich habe ein Gesicht in ihr gesehen und mit einem Zwinker-Smiley geschmückt. Manche Türklinken haben noch ein Mini-Klinke für die Kinder dran 😉

Die Klobecken stehen großvolumig unter Wasser. Bilder und weitere Einzelheiten erspare ich uns hier.

Mitten im Nationalpark trafen wir auf auf diesen sonderbaren Pilz. Der war sogar an seiner Kappe beschriftet und stellte sich nach eingehender OBI-Baumarkt-Untersuchung als „Absperrhahn“ heraus. Nur steckte der halt mitten im Unterholz. Was gibt‘s da abzusperren?

IMG_6684

Dieser Brachiosaurus hatte gerade ein Riesen-Ei gelegt und dann kam der Meteorit und der Rest ist ja bekannt.

IMG_6686

Und ansonsten gibt‘s hier natürlich unendlich viel Gegend und noch mehr Straßenkilometer.

Und nun wie versprochen ein paar Details zum kanadischen Straßenverkehr:

  • Rechtsabbiegen bei roter Ampel ist hier erlaubt, es sei denn es ist ausdrücklich verboten. Da können sich die Reichsbedenkenträger deutschen Verkehrsrechts mal eine Scheibe mehr vom Buffet nehmen.
  • „Rechts vor links“ gibt es nicht, dafür aber Kreuzungen wo jede Straße ein Stopp-Schild hat. Alle müssen stoppen und wer zuerst stoppte, fährt zuerst weiter. Bei gleichzeitigem Stopp regelt man das per Handzeichen. Das würde in Deutschland nicht funktionieren. Das ist nicht scharf genug abgegrenzt, Deutsche würden sich mitten auf der Straße prügeln und dabei die Weiterfahrt vergessen
  • Auf der Landstraße gilt Tempo 90, auf der Autobahn maximal 100. Grüße an die liberalen Porsche-Fahrer! Bislang hielt ich Automatik und Tempomat für etwas „Seniores“. Nun nicht mehr. I like it. Und dann ist es eigentlich auch Wurscht, dass die hier viel mit fetten spritschleudernden Pickups der Marken FORD, RAM oder GMC herumfahren.
  • Leitplanken existieren auf der Auto-Bahn nicht, in der Mitte gibt es einen Grünstreifen, der zur Mitte abgesenkt ist. Fertig. Wartung und Installation nahezu null, nur mal mit einem Rasenmäher drüber, fertig.
  • Fußgänger haben hier Premium-Status. Du musst dich nur der Straße nähern, auch wenn da gar kein Zebra-Streifen ist und alles stoppt oder verfällt in Zeitlupe. Missachtung von Fußgängerüberwegen wird mit 100 $ geahndet, circa 70 EUR.

Interessant oder? Geht doch. Wenn man bedenkt, dass das ja hier alles Bio-Europäer sind …

<— 85) Postkarte aus Québec – 2

–> 87) Postkarte aus Ontario – 1

85) Postkarte aus Québec – 2

Aktuell regnet es hier, also habe ich Zeit für eine weitere Postkarte aus der Provinz Québec. Diesmal enthält sie weniger Skurrilitäten, als üblich. Das liegt aber nicht daran, dass es hier keine gäbe, nur das Verhältnis von Fläche in Quadratkilometern zu Anzahl Skurrilitäten ist „unwirtschaftlich“ und deren Auffinden geht auf die Sitzknochen.

Ein paar interessante Schilder gibt es natürlich überall. Auf dem einen Wanderweg ist nicht mal der Gebrauch von Schusswaffen erlaubt. Nichts darf man mehr. Immer diese Verbote! Sogar hier schon. 😉

Von Quèbec ging es weiter nach „wo das Wasser raus kommt“ … Auflösung: Tadoussac. Tadoussac ist ein kleiner Ort, an dem man ziemlich sicher Wale sehen kann (Beluga- und Mink-Wale). Blauwale sind sonst auch in der Bucht, aber dieses Jahr ist vieles anders, sagt die Dame auf dem Boot. Wie überall auf der Welt.

Von Tadoussac folgten wir dem St. Lorenz Strom gen West und machen nun Halt in der Ecke von Shawinigan. Wälder, Flüsse und Mücken. Von allem reichlich und schön.

Weiterlesen „85) Postkarte aus Québec – 2“

84) Postkarte aus Québec – 1

Ich bin dann mal Québec, habe ich neulich geschrieben und grob verschlüsselt die geplante Reiseroute durch die zweitgrößte Provinz Kanada’s skizziert. Nun will ich das Kilometer für Kilometer auflösen und mit Skurrilitäten von unterwegs garnieren. Zunächst aber lassen sich für den Klang des Wortes Québec noch andere schöne Wortspiele finden. So was wie „Gebäck“ und „Geh weg“, ich fürchte da kommen über die Kilometer noch einige mehr zusammen.

Also, los ging es am „königlichen Berg“ … Auflösung: Montreal. die Stadt hat mehr Einwohner … innen und außen … als Berlin. Als ich mit meiner Gefolgschaft den Hügel erklommen hatte, wurden wir freundlich begrüßt, aber die knapp bekleideten Herren hatten gleich klargemacht, dass sie zuerst hier waren. Rüstige Rentner dürfen aber die Heizkörper des Chalets für ihre sit-ups nutzen.

Es ist zwar verboten, in der Öffentlichkeit vom Feuerwasser zu naschen (wenn dann nur im „Pub“ oder aus der „Papp“-Tüte), dafür stinkt‘s an jeder Ecke nach Gras. Und dann sind sie alle super gut drauf hier.

Und dann natürlich auch hier diese „Kleinkünstler“, wie überall in den Metropolen. Ganz starr rumstehen und sich erst für ein paar Münzen bewegen wollen. Ich habe es probiert, aber der Typ wollte sich nicht rühren, sondern einfach nur weiter „abhängen“.

In China-Town fühlen sich Reisegruppen aus Fernost wie zu Hause. „La vidéosurveillance“ an jeder Ecke, aber immerhin schreiben sie es wenigstens dran.

Parkplätze sind auch hier Mangelware, aber die Autos in Nordamerika sind halt auch einfach größer als zu Hause in Prenzlauer Berg.

Dann ging es weiter nach Norden dahin „wo sich der Fluss verengt“ … Auflösung: Québec Stadt. Hat mir wirklich gefallen. Alles sehr französisch und auf Tradition und Geschichte bedacht. „Je me souviens“ steht auf jedem Nummernschild.

Die Provinz Québec ist zwar flächenmäßig größer als Schweden aber die Wohnungssituation scheint auch hier angespannt zu sein. Von der Energieversorgung mal ganz zu schweigen, da haben sie zu viel vom Nachbarn abgeschaut.

Québec hat ein beeindruckendes „Chateau Frontenac“, man erwartet jeden Moment, dass Fantômas aus einem der Türmchen mit der Rakete abhaut und Kommissar Juve cholerisch an der Balustrade tobt.

IMG_6494

Heute ging es noch auf die Île d’Orléans und da fühlte ich mich dann noch mal in die Vergangenheit gebeamt. Bauernhäuser, meistens noch im Lattenleichtbau, errichtet nach der Devise „Wir können ja mal hier bleiben, aber wer weiß wo uns der Weg nach Westen noch so hinträgt.“ Und Zäune? What? Zäune brauchen die hier nicht. Zäune sind etwas aus der alten Welt.

IMG_6508

—> 85) Postkarte aus Québec – 2

445) Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen

Ganz spontan fallen mir drei Arten von E-Mails ein, die ich absolut nicht bekommen will:

1. Sehr geehrter Herr T., wir haben mehrfach versucht, sie telefonisch zu erreichen. Bitte melden Sie sich unverzüglich. Es ist wirklich dringend. MfG ihr Hausarzt.

2. Sehr geehrter Herr T, wir erwarten Sie Eltern zusammen mit ihrem Sohn um 18:30 Uhr vor der Tür des Schulsekretariats. Freundliche Grüße, Der Direktor

3. Ihr Flug wurde storniert. Leider müssen wir mitteilen, dass ihr Flug nach London Heathrow am XX-XX-XXXX storniert wurde. Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

Die letzte e-mail fand ich heute, als ich mal so „nebenbei“ aufs private Handy schielte. What? And now? Schließlich müssen wir einen Anschlussflug kriegen und das an einem der größten Transitflughafen der Welt.

Rufen Sie „Buchung bearbeiten“ auf, um weitere Informationen erhalten, die Umbuchung auf den nächsten geeigneten Flug vorzunehmen oder eine Erstattung zu beantragen.

Nu aber mal ganz flott mein Lieber, denn das was du jetzt tun musst, wollen 300 andere Leute heute auch noch machen. 

Und dann kam dann erst einmal das Übliche:

  • Uuuupps … das ist wohl ein Fehler aufgetreten. Probieren Sie es später noch einmal.
  • Die Seite kann gerade nicht geladen werden, kontaktieren Sie im Zweifel …
  • Ihre Buchung konnte nicht gefunden werden, vergewissern Sie sich, dass …

Puls … Blutdruck … eindrücklich.

Letztlich konnte ich auf einen späteren Flieger umbuchen, die Zeit beim Umsteigen verkürzt sich deutlich, sollte uns aber wohl noch reichen. Notfalls müssen wir halt rennen. Puls und Blutdruck funktionieren ja anscheinend.

Davon abgesehen, dass für den Tag des Abflugs ja noch diverse andere Risiken auf uns warten (ÖPNV, Streik, Gepäckabgabe, Sicherheitskontrolle, Verspätung, etc., haben wir zumindest mal für den Moment ein Viertel der Flüge bestätigt.

Mal sehen wann die nächste e-mail hier eintrudelt.

Welche Art von e-mails bringen euch denn so ins Schleudern. Können ja mal eine Sammlung aufmachen hier 😉

341) Flügelschlag eines Schmetterlings

Da sitze ich gerade in Korsikas Süden auf einem Liegestuhl und fotografiere einen anderen Liegestuhl direkt vor mir. Ich nenne ihn ab sofort den „Blogger-Genuss-Stuhl“. Und auf einmal kommt ein Schmetterling angeflattert und macht sich da breit. Auf „meinem“ Stuhl.

Er wird sogar richtig zudringlich, setzt sich auf meine blanken Zehen (den Anblick erspare ich euch nach 4 Stunden Autofahrt) und dann landet der auf dem blassen Männerbein seines Inhabers und macht einen kurzen Schlag mit den Flügeln. Ach du Scheiße. Was jetzt wohl am anderen Ende der Welt geschieht? Ein Tornado? Ein Tsunami? Ein Vulkanausbruch? Das wollte ich nicht, wirklich nicht. Glaubt mir! 

Ich wollte hier nur eine Pulle „1664 Bière Blonde“ auf die fachgerechte Entsorgung im Altglascontainer vorbereiten und dann so etwas. Also das ist mir jetzt echt unangenehm.

Aber wer sagt denn eigentlich, dass so ein Flügelschlag eines Schmetterlings woanders immer gleich eine Katastrophe ausrichten muss? Vielleicht bewässert ja ein Regen zu trockene Felder, dreht sich ein Windrad schneller und möglicherweise sorgt ein Sturm dafür, dass Jagdflieger am Boden bleiben.

Das wäre doch gut … irgendwie … oder?

PS: Jetzt nachträglich sehe ich, dass der Hersteller meines „Badelatsches“, neudeutsch „Flip-Flops“ im Bild zu sehen ist. Das war nicht beabsichtigt, normalerweise neutralisiere ich jegliche Marken auf dem Blog hier.

Sorry. Ihr müsst den nicht kaufen. Könnt ihr aber natürlich. Ich kriege kein Geld von denen.