557) Camper

In den Straßen unseres Kiezes fallen mir immer mehr geparkte Camper auf. Nicht nur, dass sie ordentlich Stellfläche verbrauchen, frage ich mich natürlich auch, was die hier auf einmal alle machen?

Also wat is da los?

  • Sitzt da ein Geheimdienst unten vor der Tür, zieht mir irgendwann einen Sack über den Kopf und zerrt mich in den Bus?
  • Gehört es zum Einmaleins der Prepper-Szene, immer ein gepacktes Wohnmobil vor der Tür zu haben, mit dem man dann flüchten kann, wenn das Böse vor den Toren der Stadt steht?
  • Vielleicht wohnt da jemand drin? Ist es das Geheimrezept, dem knappen Wohnraum zu begegnen?
  • Oder ist es das neue Konzept für gescheiterte Ehen? Muddi schläft oben bei den Kindern, Vaddi geht mit Schlappen, Kulturbeutel und Handtuch über der Schulter für die Nacht in den Camper?
  • Oder ganz anders, das Personal pennt da im Bus. Ja, so ist das. All die Logopäden, Osteopathen, Psychotherapeuten und Coaches, die sich um die Kinder kümmern, müssen ja 24/7 in der Nähe sein. Nur für den Fall.

Wer weiß, wer weiß. Aber eigentlich find ich so‘n Ding ja schon sehr schnittig und es macht auch was mit mir. Eine dicke Mobil-Funk-Antenne aufs Dach, ein Solar-Panel dazu und dann geht‘s ab. Einfach losfahren. Da wo es schön ist anhalten, bisschen was arbeiten und dann die Handbremse lösen und weiterfahren.  

552) Datenstriptease beim Wohnungsgesuch

Kaum geht man hier durch den Kiez, kommt man schnell an Wohnungsgesuchen an Laternenmasten vorbei. Liebevoll gestalte Abrisszettel, mittlerweile auch mit stolzen Prämien garniert. Aber mit Geld winken, reicht da wohl auch nicht mehr, so scheint es. Am Wochenende fand ich ein Wohnungsgesuch mit Familienfotos. Glückliches Paar mit Kind, in drei verschiedenen Posen, Beschreibung des Begehrs, ergänzt um diverse QR-Codes mit Kontaktmöglichkeiten. So weit ist es schon gekommen, vorbei die Zeit wo drei Gehaltsnachweise und ein Kasten Industrie-Konfekt ausreichten. Heute, da muss man schon mehr auffahren.

Wo das wohl noch hinführt?:

  • Polizeiliches Führungszeugnis, Bürgschaft des Brötchengebers
  • Laborbericht plus Haarlocke, HIV-Test versteht sich von selbst
  • Letter of Intent, Lebenslauf, Schriftprobe mit links und rechts
  • Familienstammbaum bis ins Jahr 1924, gern auch Ahnenpass
  • Zugriff auf die Schritte-und Stop-Smoking-App
  • Gewicht, Bauch-und Brustumfang je nach Geschlecht
  • Keine Erdnüsse im Schrank, keine Cannabis-Pflanzen auf dem Balkon
  • Partyveranstaltungsverzichtserklärung, Schweigegelübde für den Hausflur
  • Standpunkt zu Ukraine, Palestina, Europa, … Syrien  … Kashmir, Tibet, Taiwan etc

Sonst noch was?

Frühere Beiträge zum Thema:

548) Wohntraum in HD

In einem Kommentarwechsel mit Anuschka https://annuschkasnorthernstar.blog/2024/05/21/kleine-umfrage/ kamen wir doch recht schnell zur Sache, dass dieser Tage doch eher zum Neukauf angeregt wird (z.B. Auto, Fernseher), statt weniger zu konsumieren oder die Dinge bestenfalls länger zu nutzen.

Eine Milchjungenrechnung macht das Problem schnell klar. Einen Fernseher aus Fernost kriegt man für 400,00 €, eine Mietwohnung kostet monatlich schnell das dreifache. Wenn man überhaupt eine Wohnung bekommt. Ein Jahr Warmmiete für eine Bude, hat also ungefähr den Gegenwert von 36 Fernsehern.

36 Fernseher haben ungefähr eine Fläche von sagen wir mal 20 Quadratmetern, nicht gerade üppig, aber eine Parkbank für die Nacht hat noch weniger Fläche.

Dann braucht man noch 4 Seitenwände …  a 2,50 m hoch … macht ungefähr 72 weitere Fernseher … also kann man sich mit ca. 100 Fernsehern ein schicke Hütte bauen. Baut man Reihenhäuser aus Fernsehern spart man Seitenwände, bei Hochhäusern spart man Zimmerdecken. Das sollte auch recht flott gehen, die Chinesen liefern so schnell, da hat das deutsche Planfeststellungsverfahren noch nicht mal begonnen. Man muss eigentlich nur den Suez-Kanal offen halten. Fernseher produzieren genug Abwärme und wenn man jeden 5 Fernseher durch eine Solar-Fläche ersetzt, kann man noch Strom erzeugen. Liefern auch die Chinesen. Man hat immer (zugegeben schlechte …) Unterhaltung, aber der Mietmarkt ist halt auch kein Pony-Hof. Man sollte nur auf abgeschirmte Fernbedienungen achten, sonst gibts schnell ein großes Chaos. Oder man delegiert die Programmwahl einfach an den Vermieter oder die nächstliegende Populisten-Partei, dann muss man sich da nicht drum kümmern.

Schöne neue Welt.
Ihr wisst ja, „Sun always shines on TV“ … (h)a-ha

PS 1: Wer wissen will, wo das mal enden kann … dem sei Black Mirror Staffel 1, Folge 2 ans Herz gelegt. Auch mehrfach sehenswert.

PS 2: Der Text ist von mir, aber der Titel ist von ChatGPT. Hier noch weitere Vorschläge, falls ihr was dazu schreiben wollt.

  1. „Glotzbauten: Die Zukunft des Wohnens“
  2. „Fernsehtürme: Ein Baukonzept der Extraklasse“
  3. „Bildschirme statt Backsteine“
  4. „Wohntraum in HD“
  5. „Pixelpaläste: Wo Wohnen zum Erlebnis wird“
  6. „Flachbildfassaden: Die Revolution des Bauens“
  7. „Von der Mattscheibe zum Mauerwerk“
  8. „Wohnzimmer 2.0: Fernseher als Ziegel“
  9. „Die Baukunst der Zukunft: Fernsehen, nicht Beton“
  10. „High-Tech-Heime: Wohnhäuser aus Fernsehern“

410) Wohnopoly

Na, was bin ich froh, dass ich aktuell keine Wohnung suchen muss. Beim neugierigen Blick in die Angebote auf dem Immobilienmarkt kann einem ja schon mal schwummrig werden. Aber auch bei den Gesuchen habe ich das Gefühl, dass die mehrheitlich von einem anderen Stern stammen.

Ein Unternehmer aus Zürich sucht `ne Hütte in Berlin und Umgebung. Aber für maximal 5 Mio.
Geizhals … also so wird das nichts mein Freund.

Eine Familie aus Wannsee oder Zehlendorf … sie scheinen zu pendeln, hat noch Kohle unterm Kissen und sucht ein „Anlage-Objekt“. Anzahlung bis 500.000 möglich.
Alter! Mein Online-Banking erlaubt mir 2.000 EUR pro Tag zu überweisen, da müsste ich also 250 Tage lang 2.000 EUR schieben, nur um die Anzahlung zu begleichen. Oder mit einem Koffer vorbeikommen.

4B074CC4-9174-412F-B63B-4157B4ED8DC8

Innendesignerin und Journalist suchen Dachwohnung für 1,5 Milliönchen. 
Na dann. Viel Spaß im Dach, bei 48°C.

Vormittags ist er Manager eines amerikanischen Startup’s, nachmittags leitet er was in einem US-Automobilkonzern. Er sucht `ne Bude im Berliner Süd-Osten und zahlt gern 300.000 an. 
Ist das etwa der Elon?

Aber auch beim Auswärtigen Amt verdient man recht stattlich. 1,5 Mio kann er locker machen und ´ne halbe Mille ganz schnell anzahlen.
Komisch, der hat ja fast die gleiche Telefonnummer wie der Elon. Nachbarn vielleicht?

55BFAB74-45AD-43AD-8C6A-11418886137F

Eine Woche später hat der Unternehmer aus Zürich nur noch 3 Mio in der Tasche. 
Hat der in einer Woche etwa 2 Mio verbrannt? Schlechter Unternehmer.

49933B2E-3A44-4CE6-B0C8-FEE43883365B

Ein Familie aus München mag gerne 2 Mio auf den Tisch legen. Vati ist wohl Unternehmensberater, Mutti eine Stewardess. Also eigentlich eh nie da.
Wozu? Für die Tochter?

Eine Fooddesignerin … oder Spitzenköchin …,  sie weiß es noch nicht, oder sie sind ein Paar. Man … Frau … sucht ein Häuschen bis 1 Mio.
Ich werde auch noch mal umschulen … zur Fooddesignerin.

3A09B853-2624-4F8F-85AB-A4124A63DEA3

Quellen: Berliner Morgenpost 14.01.23 und 21.01.23

 

Mhm. Ich überlege. Raumhöhe hier ist 2,71m, ich bin gute 1,80, da könnte ich ja noch eine Zwischendecke einziehen und den Raum über uns als „Energiesparende Wohnung im Berliner Szene-Viertel“ anbieten. 

409) Tiny Room

Die Wohnungssituation in Berlin wird angespannter. Die Annoncen, Gesuche und Gebote werden immer aberwitziger. Mehr dazu demnächst hier auf dem Kanal. Und was nun?

Tja, dagegen kann man eigentlich nur …

  • Neue Häuser bauen …dauert aber nun mal
  • Bestandsbauten umwidmen … nicht unbedingt schneller
  • Enger zusammenrücken … 😉

Einen Vorgeschmack darauf bekam ich Anfang der Woche in München. Mein Hotel-Zimmer war so winzig, so ähnlich muss sich wohl Einzelhaft anfühlen oder ein Urlaub im Wohnmobil. Und es war sogar noch als Doppelzimmer verkauft worden. 

Trotz durchschnittlichem BMI musste ich echt überlegen, wie ich mich durchs Zimmer bewege, was ich wo abstelle, um nicht permanent drüber zu stolpern. Die Inneneinrichter … Einrichterinnen … (was für ein grandioses Wortspiel) … hatten sich auch entsprechende Gedanken gemacht. Einen Spiegel gab es nur an der Innenseite der Schranktür. Ein wirklich flacher Flat-TV hing an der Wand … mit üblem Plastiksound allerdings. Der TV hatte auch eine Fernbedienung, die brauchte man aber eigentlich nicht, ich hätte das Gerät aus dem Bett heraus mit dem großen Zeh einschalten können. 

Zum Bad ging es durch eine Schiebetür, die aber versperrt war, wenn man sich mal im Spiegel der Schranktür betrachten wollte. Am Waschbecken gab’s keinen Seifenspender, aber immerhin war einen Spender in der Duschkabine hinter (!) der nach innen öffnenden Flügeltüre. Das Klo stand quasi am Waschbecken, man konnte Klo-Besuch und Zähneputzen in einer Arbeitsgang erledigen, Effizienz-Junkies würde es erfreuen.

Also Leute klagt nicht, rutscht enger zusammen, das können die in Dharavi (Mumbai) schließlich auch!

So ich muss jetzt mal weiter, die Kinder suchen … wo sind die nur? Hatte ich die heute Morgen im West-Flügel gesehen? Oder in der Empfangshalle? Im Salon? Weiß nicht mehr. Vielleicht im Schwimmbad oder in der Bibliothek … nee. Im Gartenhaus, am Bootssteg? Bei den Ställen? Bei den Garagen?

Ach man, das kann sich ja keiner merken 😉